Schlagwort-Archive: Tee im Europa

Gongfu Cha, wie?

Wir üben fleißig Gongfu Cha für die Freidenstee Konzerte am 19.03.

Anna gestaltete gerade ihren Teetisch, fühlte sich aber unsicher. Sie wollte ihren Friedenstee mit einem Bild von blühenden Pflaumenblüten im Nebel gestalten. Der Winter ist ein Sinnbild von schwieriger Zeit wie zum Beispiel Krieg. Nur Pflaumen blühen mitten im Winter. Diese mutigen treuen Blumen vermitteln uns die Kraft zu uns selbst zu stehen. Um wahren Frieden zu schliessen, muss man lernen, den harten Winter zu widerstehen. Auch wenn es im Moment neblig ist, die Blüten sind vage zu sehen, lassen wir uns nicht irreführen und glauben ganz fest, dass der Nebel sich löst.

Anna wollte den blühenden Pflaumengarten wie eine Einladung an die Gäste gestalten. Wie sollte sie die Tassen denn platzieren? Ganz brav in einer Reihe? Oder so chaotisch unregelmässig „entstehen“ lassen? Es sind die Überlegung eines Gastgebers, wie er seine Idee und seine Gedanke ausdruckt. Es sind kreative Momente, spannende Frage und Versuche, die ungeheuer Spass machen!

Die Lernende ahmen nicht nach, wie ich Tee zubereite. Umgekehrt, ihnen wird eine Struktur vermittelt, wie ein Bild als Ausdruck des innen Leben zur Sprache gebracht werden kann. Die Logik der Bewegung, die unsere Wahrnehmung beeinflusst und Atmosphäre kreiert, wird studiert. Struktur des Ausdrucks und Logik der Bewegung sind Fundament des Gongfu Chas.

Lebendig und natürlich. Geradlinig und dynamisch. Elegant und anmutig. Tanzende Pflaumenblütenblätter in der Luft werden durch die Tassen symbolisiert. Unsere Gästen sind die Blütenblätter, die mit der Tee-Musik und dem Ton des Tees anfangen zu schwingen! Für den Frieden.

Anfang des Teetischs
Ende. Wind Stillstand im Garten.

桑扁壺 Sang-Bian Hu

Sangbian Hu von Yin MIn 尹旻

Original Yixing Zhuni. 110 ml.

Yin Min Sang-Bian Hu

陌上柔桑破嫩芽,東鄰蠶種已生些。平岡細草鳴黃犢,斜日寒林點暮鴉。
山遠近,路橫斜,青旗沽酒有人家。城中桃李愁風雨,春在溪頭薺菜花。

辛棄疾 1181

Der Maulbeerbaum am Strassenrand bekommt bereits jungen Blätter. Manche Seidenraupen sind bereits ausgebrütet und geschlüpft. Die Abendsonne strahlt auf den Wald und zwischen den Bäumen pausiert ein Raben.

Manche Bergen liegen näher, mache ferner. Manche Wege sind gerade, während manche schräger. Wir können aber von der Weinstube eine Flasche Wein holen. Die Pfirsichblüte und Aprikoseblüte betrachten das Gewitter in der wechselhaften Jahreszeit als Qual, aber der entzückende Frühling entfaltet sich gerade in den wilden Kräuter am Bachufern. Gedicht von Xin, Qiji (1181)

Das Gedicht von Xin Qiji beschreibt das bäuerliche Leben im Frühling. Ein Ideal des chinesischen Intellektuellen. Das, was hier beschrieben wird, will die Yixing Kannemeister mit Sangbian Hu darstellen.

Sangbian Hu ist eine traditionelle Kanne-Form. Aus Ende Ming-Dynastie ist diese Form entstanden und seitdem bekannt. Eine traditionelle Form kann die Zeit überdauern, weil sie auf der praktischen Ebene funktioniert und sich auf der ästhetische Ebene stets erneuert, bewährt und weiter entwickelt werden kann. Am 21.12.2018 wurde die Sangbian Hu von Meister Gu, Jingzhou (Grossmeister von Wu, Dongyuan – Meister von Künstler Sun, Chao) in Jiangsu HeXin Herbst Auktion 江蘇和信秋季拍賣 für 6200000 Rmb (809602 €) verkauft.

Was bedeutet Sangbian?

Sang – heisst Maulbeerbaum. Ein Pflanzen für eine sehr wichtige Aktivität im Bauern-Leben Chinas – Seidenraupen-Zucht! Die Form von Bianhu – flache Kanne, ist entstanden aus dem Nomadenvolk Nordchinas. Ursprünglich war es ein Gefäß aus Leder, um Wasser oder Alkohol zu transportieren und lagern. Mansheng, ein Intellektuell aus der Qing Dynastie, hat 18 verschiedene Forme von Teekannen entworfen. Für Bian-Hu ließ er gerne das Gedicht auf der Kanne eingravieren: „Halte das fließende Wasser auf, um das Herz zu erfrischen“. Die andere bekannte Form von Bian-Hu ist Xubian-Hu. Ich finde leider keine genaue Erklärung von Sang-Bian. Möglicherweise bedeutet es eine Bian-Hu (flache Kanne Form) für ein Symbol für das ideale Bauern-Leben.

„Mit einer Schale Tee holt man die Luft aus der Natur, in einer Sangbian Hu entdeckt man die Landschaft!“ Dieses Gedicht beschreibt man oft über die Beziehung von Teeliebhaber zu Sangbian Hu. Diese Form ist ein Ausdruck von Liebe zum bäuerlichen Leben, das sich an den natürlichen Rhythmus richtet, darstellt. Ein Gefühl der chinesischen Intellektuellen, die nach dem Zugang zur Harmonie zwischen Menschen und Universum suchen.

Sangbian Hu, eine traditionellen Kannen-Form aus der Ming Dynastie. Bekannt für seine eher maskulinen Linien, die eine Harmonie von Kraft und Spannung ausdruckt. Yin Min gestaltet ihre Sangbian Hu allerdings mit einer Prise Humor und femininen Geschmeidigkeit, so dass ihre Kanne trotz der kraftvollen Linien ein Hauch von Anmut und Dynamik ausstrahlt. Durch die gerade Schnabel und ein breiter Körper von vorderen Teil wirkt sie spontan, vorwärts orientierend und geradelinig. Ein Nicht-Mitläufer und zugleich ein Optimist.

Somit hat die Sangbian Hu von Yin Min ein neues Gesicht von einer sehr traditionellen Form. Ihre Gestaltung verleiht dem alten Ausdruck neues Leben und Modernität.

Yixing Kannenmeister suchen stets einen Weg zwischen der Tradition und der Modernität. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Yixing Kunst bis heute allen Teeliebhaber begeistert! Yin Min gehört zur traditionellen Yixing Kannenmeister Schule „Wu Dongyuan“, die Tradition als Chance und Vorbild versteht, um die Yixing Kunst im modernen Leben Wurzel zu schlagen. Die Schüler müssen die Formen beherrschen und sie mit Herzen zu interpretieren.

Friedenstee-Konzert

Seit paar Wochen üben wir fleißig Gongfu Cha für das Konzert am 19.03.2023!

Viele kreative ästhetische Teetische sind bereits zu sehen!

Leo sagte, Frieden sei wie in dunklem Ozean, das Herz wird gesteuert an eine Funken, die fest an Frieden glaubt. Man muss durch Wellen und Winde durch… wie ein Schiff.
Von Sabines Teetisch sehe ich ein Reichtum von Diversität! Dieses Reichtum in dem schönen Teegarten sichert den Frieden, auch wenn die Wahrheiten oder Fakten überlappen und Teilnehmer unterschiedlich sind. Klares ruhiges Atmosphäre versetzt uns zum wahren Glück.
Javorkas Angebot für den Frieden. Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Ansichten werden eingeladen zwischen Himmel und Erde. Am Berg und am See trinken wir eine Schale Tee, nur für den Tee. Ohne Kalkül ohne Fokussierung kehrt der Frieden von sich alleine zurück!

https://www.shuitang.ch/products/die-klaenge-der-tanzenden-teeblaetter-friedenstee-konzert-am-19-03-2023-um-11-uhr

Ich freue mich auf Euch!

Youhua Oolong

Im Mai sagte Atong mir dass er einen seltenen guten Youhua Oolong in Hualien gefunden hat!

Was ist denn eigentlich ein Youhua Oolong? Warum ist er rar?
In Taiwan wachsen viele Pamelo Bäumen. Im frühen Frühling blühen die Pflanzen für ca. zwei Wochen. Damit die Bäumen gute Früchte tragen, werden die Blüten selektiert. Die angenommenen Blüten sind das beste Material, Tee zu verfeinern.
Eine Lebensphilosophie, der alle Güter nicht als Abfall betrachtet und den Sinn des Seins erkennt. Einen Kreislauf zu fördern, der aus dem Nutzlosen zur Kostbarkeit verwandelt.


In der traditionellen chinesischen Medizin wurde Pameloblüte (Youhua柚花)beschrieben als ein ausgezeichnetes Mittel, um gestaute Lebensenergie zu bewegen, Schleim im Hals zu lösen und Blockade im Mitte zu befreien. Er wirkt schmerzlindernd und harmonisierend. Von Pamelo-Blüte bedufteter Tee ist eine geschätzte kulinarische Köstlichkeit und ein Kulturgut alter Tradition.
Hualien liegt südöstlich Taiwans. Dort sind die Teepflanzen im März pflückreif. Frische Pameloblüte werden mit frisch hergestellten Oolong, der in Hualien meistens aus beliebten Cultivar Jinxuan ist, zusammen im niedrigen Temperatur schonend getrocknet. Die Blüten müssen um die Mittagszeit gepflückt werden. Eins zu eins, Schicht zu Schicht im 75 grade acht Stunde lange fertiggestellt. Am Ende des Prozesses werden die Blüten rausgenommen. Nur der von Duft gewickelte Tee bleibt.

Pamelo Blüten

Man könnte diesen Tee im warmen Tage im kalten Wasser zubereiten. 4g zu 600 ml kaltem Wasser. Drei Stunde im Kühlschrank stehenlassen. Die Teeblätter rausnehmen. Der duftende kalte Tee ist genussbereit.
Oder 4g im sprudelnden heißen 500ml Wasser fünf Minuten stehenlassen.
Oder mit traditionellen chinesischen Gaiwan oder Gongfucha stilecht genießen.

Ich bin unter Pamelo Bäumen aufgewachsen. Die Zitrusfrüchte haben weiße kleinen Blüten. Sie duften nach Zitrus, süß und langhaltend. In der Nacht schmeckt man ihn besonders stark. Youhua Oolong Jinxuan schmeckt harmonisch, Tee und Blüten haben den „gleichen“ Geschmack.

Youhua Oolong Jinxuan ist einmalig. Er ist rar, weil die Pamelo Bäumen nur einmal im Jahr blühen. Es gibt nur begrenzte Menge von Blüten, weil sie nicht aus der Züchtung kommen. Nur wenn das Universum mitmacht, gibt es die Blüten, die man Tee verfeinern können.

Felsen, Felsentee und Teemenschen

Wie würde ein Teetisch aussehen von Menschen, die sich durch Felsentee verbunden werden?

Markus probierte es! Ein Felsentee in Sun Chaos Yixing Kanne war voller Harmonie! Samtig wie Samt im Gaumen und prächtige Felsen ohne streng und kantig zu wirken!

Wir tranken Felsentee „Dahongpao Yünüfeng 2022“ ( Yünüfeng kann man auch – Jungfrau – Yünü; Feng – Joch – also Jungfraujoch übersetzen)

Sommer, Garten und Tee

Der blaue Himmel an der Spiegelgasse
Wir trinken hier Lishan Qingxin Oolong 2015!
Der Garten in den Teeraum hinein zu bringen
Wir trinken hier Huangjingui Guifei 2010 aus Atongs Garten!
Wir trinken hier Felsentee Rougui Matouyan 2022!

Wie findest Du es?

Porzellan Gaiwan

Simon fragte mich, wie ich das Gaiwan finde. Ich sehe ein Gaiwan mit einem eher westlichen Design und voll bemalt auf der Oberfläche.

Die Form finde ich schön. Auch das Emblem ist okay. Trotzdem zeigt die Art wie die Oberfläche voll bemalt wird, ein triviales Bild von „westlichen“ Geschmack. Man trinkt Tee, man benutzt die Teekanne und Teatoys – man vereinnahmt die Kultur des Tees als Lifestyle, anstatt die Teekultur so wie sie ist, zu verstehen und zu leben.

Heute kam auch eine Kundin, die zu ihrer Begleiterin sagte, dass sie die chinesische Teezeremonie macht. Zu mir sagte sie, dass sie keine Ahnung hat, fragte allerdings keine Details zur Haltung von Gongfucha, sondern eher funktionale Hinweise von Gewicht und wie oft man einen Lishan aufgießen kann. Sie wollte für ein Hochzeitspaar Gongfucha zelebrieren.

Nach ihrem Besuch, fragte ich Simon und mich selbst, ob und wie oft wir das Gefühl haben, an eine Schwelle zu sein, weiter zu gehen, aber doch einen Rückzieher unternehmen.

Selbstverständlich kann jeder in einer demokratischen Gesellschaft Tee so machen, wie er es will. Das ist sein Recht.

Es ist Schade, dass man einen Gongfucha macht, um sich zu kokettieren. Gongfucha kann Dir mehr schenken, wenn Du Dich auf ihn einlässt.

Einmal zeigte ich Lijiao von einer Gongfucha Kanne aus Europa. Sie lachte und sagte, „oh, wie süß.“ Sie meinte eigentlich komisch. Warum sieht eine Gongfucha Teekanne von einem europäischen Handwerker „süß oder komisch“ aus? Weil die Form zwar ähnlich aussieht, aber der Geist einer Gongfucha Kanne nicht verstanden wird. Der Handwerker im Europa ahmt nach, so wie das Gaiwan. Die Form ist richtig. Aber der Geist stimmt nicht. So wirkt das Gaiwan als eine Einheit komisch. Die Ästhetik des Tees ist nicht voll bemalt auf der Oberfläche, sondern die meiste Oberfläche ist leer. (Darum wirkt ein Teetier merkwürdig auf dem Teetisch.)

Umgekehrt würde das Design in einem Mug vollkommen einstimmig. Und ein Teetier bei einem Show in YouTube vollkommen in Ordnung. Nur nicht an einem Teetisch, wo der Tee im Vordergrund steht.

Gegen Ende des Tages besuchte Shui Tang ein Engländer, der mitteilte, dass er den Laden erstmal allein schauen will. Nach paar Minuten stand er hilflos vor unserem Schrank, wo Buddha sitzt. Er sagte mir, er habe die Tasse vor Buddha bewegte und wusste nicht, dass die Tasse vom Wasser gefüllt war. Das Wasser lief auf dem Schrank über. Ich sagte ihm, „You Should Not do that! You should not touch everything in Front of Buddha,“ Ich holte Haushaltspapier und gab ihm. Er sollte das putzen. Er nahm das Papier, putzte sorgfältig und entschuldigte sich. „Now you lern really about tea.“

Buddha sitzt immer im Hintergrund und beobachtet… so wie unsere Buddha-Natur. Immer präsent.

Degustation von außergewöhnlichen Hongcha ( Schwarzer Tee)

Durch eine langjährige Beziehung zu meinen Lieferanten entsteht langsam ein Verständnis über gegenseitige „Teeliebhaberei“. Sie wissen, was ich schätze. Ich schätze nicht den teuersten Tee, sondern Tee von Nachhaltigkeit. Am besten kommt der Tee aus einem Ort, wo er schon „immer“ war. Ausgesät, aufgewachsen und in Ruhe gelassen, ohne unnötiges Tun von Menschen. Ohne Bewässerung, ohne Zugabe von Dünnen und nur 1-2 male im Jahr gepflückt. Ein gesundes Kreislauf, in dem Pflanzen, Erde und Menschen im Einklang stehen.

Simon wollte mehr lernen. An diesen heißen Tag ist der Shui Tang ein kühler, friedlicher und gelassener Ort. So degustieren wir unglaubliche Schätze, die meine „Spionen“ mir jetzt zusammengesucht haben, sagenhafter Felsentee, der nur große Augen und Aufruf erzeugen – ich Berichte später. Auch die Hongcha Sammlungen sind beeindruckend! Ein Hongcha mit 岩韻 Yan-Yun, Felsen Geschmack! Aus Passhöhe 桐木關Tongmuguan, allein gelassen für mehrere Jahrzehnte – der Bauer sagte, über 100 Jahre!

„Atemberaubende“ Hongcha Degustation!

Ich roch elegante Orchideen in diesem Hongcha! Blumig duftend, langhaltend im Mind. 岩韻 Felsen-Note markiert die Stärke, gibt den Würz und beflügelt den aromatischen fruchtigen Aufguss! Ein Muss!

Auch der seltener Shuixian Hongcha aus Süd-Fujian, von einem verwilderten Teegarten, dessen Bauer zu alt, Kinder arbeiten in der Stadt und kümmern sich nur bei der Ernte. Man erntet so viel wie es gibt. So ein zarter fruchtiger Tee, der nach weißen Pfrisich duftet und einen aromatischen Aufguss schmeckt. Man fühlt sich danach federleicht wie ein Schmetterling, der in einem Pfrisichblüte- Trank angezogen wird und Walzer tanzt.

Und ein wilder noch Unbekannter Hongcha, der nach reifen gelben Pfirsichen duftet, beeindruckt einen auch wenn der Tee kalt ist. Fruchtig süß, nicht so feenhaft wie der Shuixian Hongcha, sondern voller femininen Power und Charme, wie ein südländische Schönheit. Unverwechselbar.

Und der Zijuan 紫娟 Hongcha, aus Zijuan Cultivar. Bis heute habe ich keinen interessanten Zijuan Hongcha getrunken. Dieser überzeugt mit dezenten Zitrus Note und seinem Duft von Schale eines Buddhas Hand!

Cultivar Zijuan 紫娟 (Purpur)

Liufang Hu – Yixing Kanne im europäischen Alltag II

Aus dem Film von The History of Tea in Britain sehen wir diese Yixing Kanne im europäischen Alltag. Wie heisst diese Kanne?

Der Name von dieser Kanne heisst 六方宮燈壺 Liufang Gongdeng Hu. Liufang, sechseckig, oder sechsseitig. Gongdeng ist eine bestimme Lampion aus dem Kaiserhof. Es wurde erzählt, dass der 光武帝 Kaiser Guangwu die dunkle kriegerische Zeit von 漢 Han Dynastie (ca. 27 nach Christus) beendete. Er liess spezielle Lampion produzieren, die Lichter in den dunklen Nächten bringen sollten. Somit hat solche Kannenform eine verborgene spirituelle Bedeutung. Weshalb sechseckig?

Liufang, 六 Liu – sechs. 方 Fang – Himmelsrichtung. 6 Himmelsrichtungen? Ja, das heisst, Nord, West, Süd, Ost, Himmel (oben) und Erde (unten). Tatsächlich wird der Raum mit diesem Begriff dreidimensional anstatt nur zweidimensional. Ein Gefäss, das den Raum von Universum ganzheitlich beinhaltet, bringt den von Krieg geplagten verzweifelten Menschen Licht!

Diese Form lebt seit tausenden Jahren im Bewusstsein von chinesischen Volk und irgendwann wurde es als Motiv von einem Gefäss des Tees aufgegriffen. Zufall oder eine logische Entwicklung.

Und das Gefäss, das sowohl Licht bringt als auch einen Getränk trägt, was Menschen in einem fremden Kontinent und Insel klärt, verzaubert und verwöhnt, führt uns auf die Spuren von Begegnung der Kulturen. Es bringt die Vergangenheit ins Licht. Es lässt uns ins Licht blicken, dass der Tee weiter zwischen uns lebt!

方 Fang – eckig, Richtung aufweisend, Symbol von dem Raum auf der Erde. Ein Werkzeug, Menschen zu helfen sich zu verorten. 圓 Yuan (Kries, rund) – Symbol von Charakter des Himmels und Universums. Eine Brille (Teleskop), die Menschen zu helfen, die Zeit durch die Beziehung zwischen bewegenden Sternen und ab- und zunehmenden Mond zu beobachten. Die beiden Begriff bilden die Grundformen der Teekannen und verraten uns die chinesische Vorstellung von Gefässen, wie sie in der chinesischen Kultur verstanden werden. Ein Gefäss, um Raum des Universum darzustellen und gleichzeitig den Charakter des Kosmos zu vermitteln. So ein Gefäss zu „besitzen“, ist eine Möglichkeit, das Wissen zwischen Raum und Zeit zu erforschen – durch das, was das Gefäss trägt – Tee.

Dank Yixing-Kanne bekam ich eine kleine Tür-Spalte, die alte Seele und alte Kultur chinesischer Tradition zu „ahnen“ und zu lernen. Lichtvolle Stütze in einer rasch verändernden Welt, in der das Leben oft seinen Pfad verliert. Durch Tee wird diese Spalte hoffentlich immer breiter.

Manlin Gushu – wie der herbstliche Sonnenschein

Selten reise ich nach Stans.

Regnerisch und kühl. Ich wollte mir das Projekt Culinarium Alpinum anschauen. Man hat mir von einem sehr beeindruckenden Gartenprojekt „essbare Landschaft“ erzählt. Das auf dem Menü präsentierte essbare Herbst hat mich enorm begeistert und sofort plante ich die Reise ins Mekka.

Als wir dort ankamen, war der Garten noch im Werden, aber man konnte bereits reife Himbeeren pflückten. Das Essen war hübsch repräsentiert. Die in Quark gesteckten Blüten schmeckten wie die Sonne, die hinter den Wolken versteckte. Das Fleisch war geschmackvoll, Kürsbispüree ist wie es sein kann. Nach dem Essen wollten wir einkaufen und das Projekt unterstützen. Man musste selbst die eingekaufte Waren zusammenzählen und twinten – wie in einem Hofladen.

Wie viel darf man verlangen und wie viel gibt man als Service. Es ist ein immer schwieriges Thema in einem sehr teuren Land, wo Menschen immer mehr zum Kostenfaktor werden. Wie viel darf man sich an das Lokale orientieren, bevor man sich unbewusst eingeengte Denkstruktur aneignet? Dass sich als authentisch und regional angibt, ist eine Versprechung verwurzelt und geerdet zu handeln?

Ich nahm viele Eindrucke und Gedanke nach Hause. Der Regen begleitete uns ununterbrochen. Bevor wir in den Zug sprangen, sassen wir uns kurz in Rosenburg, wo wir beide als schön und heimlich schweizerisch bezeichnen würden.

Als die Sonne wieder aufging, lief ich zu Shui Tang. Mit Franco packte ich die frischen eingetroffenen Stapel aus und tranken gemeinsam den Manlin. Es wird nicht der letzte Tee sein, den wir miteinander teilen. Es wird nicht der letzte Sonnenschein sein, der über Shui Tang strahlt. Aber der herbstliche Stimmung verbreitet sich in der Atmosphäre. Das warme Licht scheint besonders tröstend.

Aus der erste Tasse duftete es nach zarten Blumen, die gerade frisch öffneten. Es waren noch Heu und Grass. Im Mund breitet sich eine warme Hülle, Heu, Holz und Orangenschale. Es wärmte mich so, dass ich schwitzte. Wie fühlte ich mich? Ein Lächeln aus dem Herzen entspannte meine Schulter. Die herbstliche Sonne scheint auf meine Schulter, erfreulich und aufmunternd. Die alten Teebäume stehen Hunderten Jahren dort, wo sie die Sonne mit vielen Lebewesen teilen und verwandeln die Sonne in die Energie, damit sie uns die frischen kraftvollen Blätter liefern – wenn die Sonne auf meine Schulter scheinen, was gebe ich zurück? Wie könnte ich diesen natürlichen Kreislauf durch das Tee-Trinken ohne Dogmen und Versprechung weitergeben?

Manlin Gushu in Manzhuan Yunnan China