Archiv der Kategorie: Teereise April 2013 Yunnan und Taiwan

停雲 Wenn Wolken stehenbleiben…

Wenn Wolken stehenbleiben, regnet es.

Manchmal regnet es so stark, dass Dich der Weg zu mir behindert.

Wenn der Weg Dich behindert, wird der stehenbleibende Wolke der Ort der Sehnsüchte.

Der Dichter 陶淵明 Tao, Yuanming (364-427) gehört zu den inspirierenden Persönlichkeiten der chinesischen Geschichte. Sein Stil zu dichten prägt die chinesische Ästhetik seit 10. Jahrhundert. „Ping 平 – alltäglich und zufrieden, Dan 淡 – schlicht und einfach“. Seine Person und sein Werk zeigt ein archetypischen Sehnsucht der chinesischen Kultur, zurück zur Natur und Zufriedenheit in gewollter Armut. Das materielle Mangel ist zu ertragen, während die geistige Entbehrung und Demütigung für ihn nicht zu akzeptieren sind!

Er schrieb im Jahr 391 an einem Frühlingstag, als die Wolken den Himmel seit Tagen bedeckten und der Regen nicht aufhörte.

„Ich sass allein im Osten, trank allein. Mein guter Freund, Du bist weit weg. Ich wartete und wartete. Niemand kam. In meinem Garten kamen bereits zarte Blumen, dessen Duft mich erfrischt. Die Vögel zwischten im östlichen Garten und sie tanzten anmutig. Es gäbe schon Gesellschaft – aber es wäre schön, mit jemandem, der es versteht, gemeinsam den Frühlingstag zu verbringen. Vom Herzen zu Herzen. Vom Geist zu Geist.

Ach, so wie ich mich fühle – traurig. Unerträglich!“

靄靄停雲,濛濛時雨。八表同昏,平路伊阻。靜寄東軒,春醪獨撫。良朋悠邈,搔首延佇。

停雲靄靄,時雨濛濛。八表同昏,平陸成江。有酒有酒,閒飲東窗。願言懷人,舟車靡從。

東園之樹,枝條再榮。競用新好,以怡餘情。人亦有言,日月於征。安得促席,說彼平生。

翩翩飛鳥,息我庭柯。歛翮閒止,好聲缸和。豈無他人,念子實多。願言不獲,抱恨如何。

Der Frühlingsregen befeuchtet die Erde und bringt alles zum Wachsen! Die Natur ist reich. Auf seinen inneren Garten wächst die Fülle. Der Regen begünstigt alles, nur sein Herzen nicht. Trotz des sinnlichen Reichtums ist er allein gelassen!

Tao zog sich zurück aus dem politischen Geschehen und lebte auf dem Land. Oft hatte er nicht genug zu essen. Oft litt er unter körperlichen Schwäche. Trotz der Armut übersah er nicht die Erneuerung der Natur im Frühling. Die Kräfte der Natur erweckte ihn und sein Lebensfreude will geteilt werden! Aber mit wem?

Mit wem teilen wir unser Freude? Mit wem teilen wir die Dinge, die uns berühren?

Die Sehnsüchte des Dichters und seine Frage Beschäftigten nicht nur ihn in China vor 1800 Jahren, sondern auch Menschen in einer anderen Kultur der Moderne. Solange wir Menschen sind, möchten wir verstanden und geliebt werden. Das Nicht-Verstanden-Werden ist an sich ein Schmerz und für meisten Menschen eine Verletzung. Eine Verletzung die wir uns selbst hinzufügen, weil wir Sehnsucht in uns tragen, unseren Gleichen zu begegnen und mit ihm zu teilen. Wenn die Wolken stehenbleiben, begegnen wir im Tiefen den ewigen Schmerzen, wie der Dichter im 4. Jahrhundert, allein in der Schönheit zu zelebrier! Allein zu trinken. Allein die Blumen zu bewundern. Allein mit Vogel zu schwingen.

陸嘉瑤 Lu, Jiayao, geboren 1995, greift das archetypischen Motiv und verwandelt den Schmerz zu einem Werk. Sie gestaltet die Kanne mit viel Anmut, verzichtet schwere Emotion auszudehnen. Aus gelagerten Duani Ton gab sie die Kanne der stehenden Wolken eher dunkele Färbung um ein Hauch der Gefühle aus der Vergangenheit zu vermitteln. Die Wolken und Regen fliessen ineinander. Ist es eher Tropfen aus dem Himmel, oder aus den Augen? Zieht der Wolke dann weiter oder bliebt er?

Manchmal sind bestimmte Menschen ungünstig zu bestimmten Zeiten. Oder die Zeit ungünstig für Manchen. Oft fühlen sich solche Menschen überflüssig in der Welt. Trotzdem können wir nicht aufhören zu atmen, die Schönheit der Natur zu übersehen oder den duftenden Tee nicht zu trinken! Wir müssen trotzdem weiter ausatmen, weiter Tee spielen und weiter gehen – auch wenn die Wolken hier stehenblieben!

Die Kanne hat 200 ml Fassungsvermögen. Schön, allein zu trinken. Auch gut, wenn jemand mittrinkt, den die Wolken nicht behindern können!

老段泥 Duanni Ton, 100% Yixing Original. Künstler Kanne. Von Lu, Jiayao, national Kunsthandwerker in China.

Eine Inspiration durch ein Geschenk 

Gestern bekam ich ein Geschenk, eine Überraschung! Jiri bracht es aus Köln. Helmut hat ein Fotobuch mit schönen Texten zu seiner Reise mit mir im Jahr 2013 nach Yunnan gemacht. Ich schicke sofort die Fotos von dem Buch nach Taiwan zu You. Innert Sekunden schrieb er mir zurück mit einem grossen Freude.

Das Buch ist einfach ein Buch. Aber es fliesst so viel Liebe durch! Ich spüre die Dankbarkeit von Helmut, dass er etwas ganz Wertvolles erhalten hat. Eine grosse Anerkennung an meiner harten Arbeit. Ein Augenzeuge für die wunderbare Verbindung und Vertrauen, was Jiri geschaffen hat!  Ich spürte wie Freude und Kraft in mir steigen!

Heute rief ich Helmut an. Er war in anderer Seite von Telefon. Ich wollte mich bedanken. Er sagte, dieses Buch sei von Toms Fotobuch inspiriert worden. Er hat zu danken! In diesem Jahr würde er wieder, nachdem er so eine einmalige Reise mit mir gemacht hat, ein Buch der Reise widmen!

Ich sagte, ja. Ich habe auch Kraft und Ideen bekommen. Seit ich wieder in Zürich bin, lebe ich eigentlich auf halbem Flammern, als ob ich zu viel gegeben hätte, als ob ich nicht genügend erholt hätte.  Ich bekomme nun so ein schönes Geschenk voller Liebe, die mich wiederum inspiriert etwas zu unternehmen!

Es ist wirklich ein Geschenk!

Ich habe wieder Ideen und spüre Kraft. Ich bin so dankbar.

Es ist tatsächlich so schwierig mit den Geschenken. Ich gebe meistens die Geschenke, die ich erhalte, weiter. Es liegt daran, dass ich zu chinesisch bin. Ich kann nicht äussern, was ich mir wünsche. Es ist in der Schweiz unanständig, wenn man klar ausdrückt, was man sich gerne wünscht oder was man nicht gefällt. Aber ich kann lernen. Dieses schöne Geschenk hat mir viele Ideen gegeben und wird mein Verhalten auch etwas ändern. Ich lerne Wünsche zu äussern und den anderen zu sagen, bitte schenke mir es nicht wieder.  Es ist mir eine Last, Geschenke zu bekommen und nicht essen oder etwas anfangen zu können.  Es sind Geschenke an falschem Ort und es hat nichts mit den Leute zu tun, die mir Freude machen wollen.

Geschenke können Last werden. Es kann aber anders sein!  Durch das gemeinsame ReiseBuch von Helmut bin ich inspiriert etwas zu zaubern!

   
   

Habe ich einen Stil?

Shui Tang ist ein Ort wo Tee getrunken wurde und auch geklatscht wird. Manchmal ist das Klatsch mit Persönlichkeiten ganz spannend!
Der Artikel über den Stil des Modernen Ich stand im Zentrum des Gesprächs und gerne teile das Link mit Teefreunde und meine Gedanke folgen dann, wenn sie gereift und geformt sind! Ich verspreche – sehr bald!
Link zum Artikel:http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/aeusserlichkeit-statt-charakterbildung-1.18226840

Von meinem iPhone gesendet

Bangwei Gushu in Schnee

Bangwei Gushu in Schnee

In diesen stressigen kalten Tagen vor den so genannten Festtage ist der Bangwei Gushu Dan Cong meine Rettung!
Uralter Baum ( Gushu), allein in der Langschaft ( Dan Cong), steht in Schnee!
In Yunnan schneit es. Hier in Zürich sind wir in Einkauffieber und lichtfieber!
Ich vermisse eine stile dunkle Nacht bei einer Schale Bangwei in Schnee!

Ein Schock von Preis des Tees

Ein Schock von Preis des Tees

Vor zwei Wochen bekam ich einen Auftrag einen PuEr einzukaufen.
Ich dachte an die Fladen den ich vor 10 Jahren einmal kaufte. Damals kaufte ich ihn fuer knapp 80 CHF / 70 Euros. Nach 10 Jahren dachte ich fuer 120 Euros kaufen zu koennen.
Da rief ich dem Verkaeufer an und wollte wissen ob ich welchen nach kaufen kann.
Der Preis den er mir nun angab, machte meinen Mund nicht mehr zu…
600 euros sagte er… 26000 Taiwan Dollars. Ich schaute meinen Fladen und wurde sprachlos…
Heute machte ich ihn als Holger zu Besuch kam… Wie ist der Tee?
Holger sagte er würde nicht 600 Euros ausgeben.
Ja, klar. Er ist ja kein Investmentbanket!

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Reise nach Anxi – 3 Bilder

Reise nach Anxi - 3 Bilder

Nach einem mühesamen Aufstieg gelangen wir endlich das kleine Manufaktur, wo wir unseren Tie Guan Yin produzierten.
Die wunderschönen Teegarten sehen sehr ähnlich aus wie in Alishan. Nur die Strassen sind so eng wie in den Bergen von Yunnan. Der Wind war stark und die Sonne strahlte.
Als wir unseren Tee verarbeitete, hing der Besitzer sein Schinken an der Trockenungsmaschine. Atong schaute es mit Schmunzeln zu.
Insgesamt verarbeiteten wir 100 Kgs. Die starke Männer unserer Gruppe schliefen auf den Boden um unseren Tee zu bewachen. Es war sehr hart. Atong sagte er habe nicht geschlafen, weil der Wind ganzer Nacht heulte.
Ich war mit den meisten – schlief ganz gut trotz dem Lärm von Karaoke in meinem Bett des Hotels!
Also, ich bin nicht ein hardcore Teemaker, dafür bin ich nicht bestimmt, sondern ein Verkäufer, der mit Zunge arbeitet…

Nan Nuo Shan Shi Tou Zhai 南糯山石頭寨

Nan Nuo Shan Shi Tou Zhai 南糯山石頭寨

朔風如解意 Wenn der Nordwind mich (die Pflaumenblüte) verstehen würde,
容易莫摧殘 würde er nicht so heftig und wütend wehen.

唐-崔道融《梅花》Dang-Dynastie, Cui Daorong „Pflaumenblüte“

Als ich den Deckenrand roch, roch ich Spuren von Poren. Poren versunken im Kräuterzucker. In einem Tee aus Yunnan Poren zu riechen? Ich dachte es sei wegen meinem „Geschmackslosigkeit“.
In diesem Dschungel ist der Mensch so klein. Umgebend von grossen üppigen Bäumen – dazwischen Teebäume, die Spuren von Menschen verschwinden in der dunklen Schattierung des anderen Lebewesen. Vögel lästern, Insekten summen und Tiere lauschen… Nach dem typischen tropischen Nachmittagsschauer duftet der Wald nach Kampfer, nach Jasmin oder nach Maiglöckchen oder nach… mir fällt kein Begriff, um diesen umfassenden Spektrum diese Düfte zusammenzufassen. Nan Nuo Shan – bekannt nach dem Legende von Kong Ming, der intelligenteste Mann der chinesishen Geschichte, berühmt durch die Erzählungen von drei Königsreichen 三國. Es wurde erzählt, dass Kong Ming in Yunnan Kriege fuhr um die politische Macht von Shu zu stabilisieren. Als er mit seinen Soldaten durch Nan Nuo Shan reitete, wurden die Augen seiner Männer krank. Aber die Teeblätter in diesem Wald heilte die Augen seiner Soldaten und die Teebäume wurden seitdem verehrt. Und Nan Nuo Shan wurde zu einem Pilgerort des Tees.
Meine Augen waren heil – tatsächlich. Seit ich wieder in Zürich bin, stehen sie wieder unter stetigem Reiz und Rötung.
Ich weiss nicht ob diese Geschichte mit Kong Ming wahr ist, oder nicht. Wahrheit gehört zur Geschichte, die beliebig und oft willkürlich von Hegemonie interpretiert werden kann. Aber die Poesie gehört mir – für immer.
Nachdem ich in diesem Wald fast vier Stunde gewandert bin, wollte ich unbedingt auch einen Tee von dem Shitou-Dorf, wo Kong Ming verweilte (angeblich) HABEN. Haben, nicht nur ein Schluck zu erleben. Ich will meine Erinnerung wahr haben!
Über Umwege bekam ich endlich diesen Tee. Meine Nase riecht inzwischen wieder und mein Geschmack kehrt bedingt zurück. Mit Freude brach ich Stückchen von diesem Fladen, Nan Nuo Shan Shi Tou Zhai 2010, von You produziert, goss ich mit dem Wasser von Zürich auf. Plötzlich ist der Wald in meiner Tasse und ich bin auf einem Teebaum, der einfach dort auf dem Hang steht, allein und glücklich. Der Mond und sein Schatten sind seine bester Freund. Wie lang steht er da schon? Spielt die Zeit wirklich eine Rolle?
Ich will diese Verbundenheit mit diesen Teebäumen hier haben. Sorgfältig falte ich das Papier des Fladens und Aufguss für Aufguss trank den Tee.
Wenn der Mensch weiss, wie alt diese Bäume sind – vielleicht werden sie vorsichtig sein mit ihren Spuren… Wenn der Mensch weiss, wie hart es ist, eine Fladen noch wie in der Song-Zeit zu erzeugen, vielleicht gibt es Dankbarkeit bei jedem Schluck…
Plötzlich entdeckte ich bei zweiter Degustation die Ursache für die Spuren der Poren. Eine winzige Camelia-Blüte wurde in dem Fladen mitgepresst! Ein bisschen stolz auf meiner sensorischen Fähigkeit, vermischt mit einer starken Traurigkeit.
Teeblüte im Frühling – ein Phänomen gegen das Naturgesetz. Wenn der Baum nicht gestresst wäre, würde er nicht im Frühling blühen… Wer stresst den Baum?
In der chinesischen Kultur werden Pflaumenblüte gerne von Poeten verewigt. Nicht weil sie schön sind, sondern weil sie in den kalten Winter blühen. Eine Schönheit, die trotz der schwierigen Zeit zu sich selbst steht und Mut hat, selbst zu entfalten, wird in dieser Kultur als Ideal gefeiert. Pflaumenblüte bietet den Nordwin, nicht zu bitter und zörgerlich zu toben. Wenn der Nordwind wissen würde, wie schwer sie haben trotz der Kälte treu zu sich selbst zu sein! Vielleicht wenn die Menschen es wissen würden, wie schwer ein Teebaum in dem Dschungel zwischen den Schatten des anderen zu stehen, und wie viel Freude ein gesunder Teebaum den Menschen bereichern kann, würden die Menschen sanfter mit dem Ausbeuten seiner Blätter umgehen…