Ich sagte zu You im Telefon, dass es bestimmt viele Menschen im Europa gibt, die ihn kennen lernen wollen. Er sollte doch einmal kommen, wir können etwas veranstalten, damit die Leute direkt mit ihm austauschen können und erfahren, wie er Pu Er produziert. Er sagte anstatt mir zu antworten, er würde einen Platz finden in der Nähe zu Yiwu, wo ich mit Langnase kommen kann und Pu Er selbst vor Ort kennen lerne.
Er weicht aus.
Ich sagte, „Nein! Ich gehe nicht ins Wildnis. Ich habe Angst!“ „Ich komme mit Dir.“ „Nein.“ Wenn ich mit nach Yunnan gehe, dann braucht man mich in einem Senfte zu tragen. Wer mich kennt, kann sich kaum vorstellen, mich in einer wilden Landschaft zu spazieren. Ich mache doch nicht um jeden Preis nur für Tee!
Michi versprach mir ein DVD von der Teestrasse zu bringen. Das reicht vollkommend für mich, sich über Yunnan zu imaginieren. Ich reise gerne per Postkarte.
In diesem Sommer hoffe ich paar Autoritäten nach Zürich holen zu können. Ab April muss ich mit Telefon-Terror beginnen… Vielleicht besucht uns Zhou Yu, vielleicht sogar Atong!
Archiv für den Monat Januar 2011
Pu Er Seminar
In der Unterhaltung erzählte mir Michi, dass er eine Vision hat mit Pu Er. Er kommt Club-Szene in Zürich und beobachtet, wie die Gäste betrunken nach Hause gehen und Pille schlucken, um die Kater am nächsten Tag zu vermeiden. Er sagte, wenn Pu Er doch so gut sein sollte wie in vielen Bücher steht, dann kann er doch etwas tun in seinem Club, damit die Menschen sich gesunder und wohler fühlen! Deswegen will er lernen. Er weiß, dass er lernen kann.
Ich bewundere seine Vision und schätze seine Bereitschaft, als Anfänger etwas zu lernen. Eigentlich ist es einen Erfolg zu haben nicht so schwierig, wenn man selbst richtig einschätzen kann. Anstatt mit Marketing oder PR zu arbeiten, geht er auf den mühsamen „Pu-Er Weg“. Was seine Mühe ihm erwidert, ist wohl nicht mehr nur der so genannte Erfolg, sondern ein neues Horizänt!
Ich beschäftige mich nun mit der Frage, was sich um den legendären Tee Pu Er handelt. Was unterscheidet sich von dem rohen Material zwischen Pu Er und dem Grüntee aus Yunnan? Wie unterscheidet sich ein künstlich fermentierter Pu Er von einem natürlich gelagerten? Was verraten uns die Blätter von Pu Er über seine Produktion? Wie kann das Alter eines gelagerten Pu Er eingeschätzt werden? Viele viel Fragen, die wir im Seminar berschäftigen werden.
Ende Februar werden die neu eingekauften Schatz von gelagerten Pu Er in Shui Tang eintreffen. Wir haben ausreichendes Material eine gemeinsame Entdeckungsreise zu unternehmen! Ich bin sehr gespannt!
Es sind bereits Anmeldungen vorhanden.
Am 27.03.2011 (Sonntag) in Shui Tang!
Teeseminar III am 27.03. 2011
Es war Michi.
Er kam vor Weihnachten und total begeistert von Pu Er. Ich bat ihm für ein vertiefes Gespräch besser im Januar zu kommen. Er wollte ein Teeseminar besuchen. Ich seufzte damals, „ja, ja, wenn ich im Frühling schaffe.“
Er kam tatsächlich und blieb hartknäckig, „Wann machst Du denn eigentlich ein Seminar?“ Ich schaute ihn an. Ja, ich gestehe, es ist schon mein Schwäch. Ich habe Mühe mich zu binden und brauche immer jemanden, der mich auf den Punkt bringt. Ich holte mein Agenda und er hat sich sofort angemeldet…
Am 27.03.2011 findet ein Teeseminar III mit Schwerpunkt Pu Er statt.
10 – 16 Uhr
Ort: Shui Tang, Liquid Delicacies
Spiegelgasse 26
8001 Zürich
044 555 9161
Teilnehmerzahlt: 12 Plätze
140 Sfr. (Ermässigung bitte per Anfrage)
Anmeldung per Telefon: +41-44-555 9161
oder menglin@shuitang.ch
Drei Tees in „The Dolder Grand“
Es war eine Konvention bei dem taiwanesischen Unternehmen, dass die Angestellte einmal im Monat eingeladen wurden. Mein Vater folgte diese Tradition und wir als Kinder häufig mit assen. Zuerst waren wir in kleinem Restaurant mit den Leute von Vaters Büro. Später gingen wir in größeren Häuser. Es war schön, aber nicht so besonders in meiner Erinnerung geblieben. Mein Vater verlangte uns nie eine besondere Manier und Kleidcode – vielleicht war es ihm selbst unbekannt.
Richtig bewußt von der so genannten Exklusivität, wenn man in einem noblen Restaurant geht, lernte ich es in der Schweiz kennen. Ich habe bei den Schweizer gelernt, wie wichtig das Kleidercode ist und dass man anständig benehmen sollte. Ich habe beobachtet, dass es den Schweizer manchmal verlegen ist, wenn er bei einem noblen Restaurant etwas verlangt. Für mich ist es fast „zu“ autorotätsgläubig. Und wenn ich jetzt essen gehe, verlange ich auch etwas für das Geld, was in Zürich relativ großzügig ausgegeben wird. Für mich sind die schweizer Gäste in solchen noblen Restaurant fast zu bescheiden! Sie nehmen vieles einfach hin. Ich habe es allerdings von meinem Vater ganz anders gelernt…
The Dolder Grand ist ein Name und ein Begriff für die so genannte Exklsusivität. Ich ass gerne hier mit meinen asiatischen Gästen, nicht weil es mir preiswert ist. Sondern, weil das Personal relative normal sind, nicht so verkrampft wie in vielen noblen Restaurant. Für mich hat ein Name nicht viel Bedutung. Für mich sprichen die Dinge selbst für sich.
Joseph hatte die Idee für Teescout-Projekt eine Fragebogen auszufüllen – bei The Dolder Grand.
Wir hatten drei Tees bestellt. Zufällig drei Schwarztee: Assam, Darjeeling und English Breakfast.
Wie ist die Teekarte? Spärlich.
Wie ist die Frischheit des Tees? Mein Tee (Assam) hatte den typischen Teeladengeruch in Deutschland – also Fremdgeruch.
Wie war die Zubereitung? Zuviel Tee in einem Plastik-Sieb, zu niedrigerem Temperatur für einen Schwarztee.
Wie war das Personal? Zum Glück waren sie fit. Sie waren fit und aufnahmefähig, obwohl ich nicht ein einfacher Gast war.
Wie war das kulinarische Angebot? Super!
Hannes war zutiefst zufrieden mit seinem Afternoon-Teesnack. Ich war glücklich mit meinem Thunfisch-Sandwich. Ja, zwei Michelin-Stern, das entspricht.
Aber das Teeangebot…
Für ein normales Restaurant ist es wirklich in Ordnung. Für ein Zürich-Spa-Resort vielleicht auch in Ordnung. Aber für den Name „The Dolder Grand“, der uns etwas versprechen will, ist es schon armselig.
Ehrlich gesagt, wenn es nicht mein lieber Joseph wäre, hätte ich so wie so Milchkaffee bestellt!
Warum ist das Tee-Angebot in einem so noblen Hotel enstpechend so enttäuschend? Ist es zu verbessern mit einem besseren Teebeutel oder mit einem besseren Tee?
Das ist bloss ein Spiegel von dem niedrigeren Status des Tees im Europa.
Solange Tee immer mit Wellness und Trend konnotiert wird, wird es immer so bleiben. Solange die Menschen, die Tee verkaufen und sich mit Tee beschäftigen, Amateur sind, wird dieses Only-Nice-to have Status etabliert stehen.
Wie können wir die wirkliche Proffesionalität verstärken und das Bewußtsein verändern? Ich sehe einen langen steinreichen Weg vor mir.
Rosinenpicker
Ich bekam gegen dem Ladenschluss eine Hinweise. Man sagte mir, dass ich heute in der Zeitung war. Ich staunte.
In der Tagesanzeiger stand unter der Rubrik Kultur und Gesellschaft unter dem Titel Rosinenpicker ein kleines Notitz über das Buch Blätter vom Teeweg:
Gedanke aus dem Teehaus
„Tee Erleben“ steht über dem Blog von Menglin Chou, gebürtig aus Taiwan.
Menglin Chou führt in Zürichs Altstadt das Teehaus Shui Tang („Ort des schönen Wassers“). Gedanke zu Tee und zu Teegenuss hat Chou vom Netz in Buchform übertragen – wohltuend wie eine Tasse Oolong.
Menglin Chou: Blätter vom Teeweg – Notizen einer Teeliebhaberin. Edition Spuren, Winterthur 2010. 22 S., ca. 28 Fr.
tee.kaywa.com
Die Zugfahrt
Winter. Kalt, karg und steif. Unerweckte Teeblätter, trocken, zerbrechlich und stumm.
Wenn paar schlafende unerweckte Teeblätter mit ganz heißem Wasser aufgegossen werden? Aus der steigt warme feuchte Luft, Blätter sind aufgeweicht und der Duft des Tees verleiht das Winterliche im Raum eine Stimme. War das, das Marcel Proust uns sagen wollte?
Ein Stückchen muschelförmiges Törchen Namens Petites Madeleine. Aus jenem Muschel wurde Venus geboren. Aus jener Persönlichkeit Madalena ist das Sinnbild der Menschlichkeit Jesus offenbart. Erotisch zugleich subtil. Petite Madeleine eingetaucht in den Lindenblütetee zuckte M.P. zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in ihm vollzog.
So begann Balthasar mit seinem spannenden Vortrag. Ich sah ein Fenster, der mir eine Welt offenbar, etwas Fremdes und Unerwartes stattfinden kann…
Aus dem Fenster schaute ich hinaus. Der Zug fuhr rasch an Olten vorbei. Die schöne Burg dieses Ortes war verdeckt von der Dunkelheit. Ich sah nur eine Bahnhofinsel zwischen dem Flüsse der Gleise. Wo war ich denn? Ich schaute durch Fenster hinaus, traf mich selbst.
Die Menschen, die mich jetzt kennen lernen, lernen mich an einem Punkt kennen. Menschen, die mich und das Blog begleiten, lernen mich aus einem Abschnitt. Menschen, die mich als Kind lernen… sie erkennen mich vielleicht nicht wieder.
Wer bin ich denn? Wie kann ich mich definieren aus einem Zeitpunkt? Ich versuchte mich zu errinnern. Wie war ich denn? Wo war ich, als ich Tee begegnete?
Ich sah meinen Großvater auf seinem Schaukelstuhl vor dem chinesisch sprechenden Fernseher. Dunkel, einsam und vergessen. Er sagte zu mir, „Das ist Tie Guanyin.“ Ich drehte meinen Kopf weg. Ein Geschmack eines alten Mannes!
Ich war in England. Ich war frisch verliebt. Mein Vater trennte mich von meinem Revoluzzer-Freund, ein Medizinstudent. Er schrieb mir fast jeden Tag einen schönen Brief nach London. Ich brachte ihm voller Begeisterung Tetley Earl Gray! Ich liebte den Geschmack des Englands.
Ich erinnerte mich weiter. Der Zug fuhr eilig. Nur dunkle Schatten prägten die Ahnung der Landschaft. Was ist dann noch bei mir geblieben?
Es war im Kloster nahe zu Brüssel. Ich traf zum ersten Mal Chanoyu mit Michiko-Sensei. Ein überwältigendes Glücksgefühlt durchströmte mich. Woher kam es? ich konnte es nicht fassen! Ich wiederholte die Bewegung und glaubte, dass ich sie bereits im Traum oder an einem falschen Ort bereits tausenden Male getätigt hätte!! Endlich bin ich wieder da. Ich lernte die Bewegungen und plötzlich bin ich sie. Ich bin endlich wieder da!
Ich sah die Schatten des Lichtes, das mich traf. Ich hatte eine Ahnung von Freiheit und beschloss nach ihr zu gehen. Ich sah das schmerzhaften Korsett meiner Erziehung, meiner Herkunft und meiner vermeintlichen Sicherheit – und den Mann, den ich nach all diesen Schemata ausgesucht habe. Ich beschloss dem Schatten des Lichtes zu folgen. In diesem Schatten lerne ich mich selbst kennen.
Was war der Geschmack des Tees, der mich zu dem jetzigen ICH bewegte? Ich suchte vergeblich in diesem dunklen Zugfenster. Nur einen herben Geschmack zog meinen Mund zusammen.
Es war ein Samstagsnachmittag. Ich bereitete einen Oolong. Damals spielte der Name des Tees noch gar keine Rolle. Für mich war der Tee Oolong. Ach, es war 1999! Dieser Jinxuan, den ich zubereitete, war bereits leicht alt. Er war herb. Michel rünfte seine Nase. Ich spürte den herben Muskel des Tees, aber auch die Düfte, die auf der Zunge blieben. Es war Osmanthus und Longgan. Ich konnte diese herben und duftende Verschmelzung nicht vergessen und verstehen. Ich glaubte dort jemanden kennen gelernt zu haben, der sehr schöne blauen Augen hatten, die ganzer Zeit fixiert waren auf meine Hände. Diese Augen begleiteten mich Jahren bis ein Punkt kam.
Ich möchte nicht vergessen, wie ich einst vom Tee bewegt wurde. Ich möchte es immer in mir behalten. Ansonsten bin ich tatsächlich nur ein Punkt, anstatt ein Leben.
Der Zug fuhr in Zürich ein. Und er fuhr weiter, weiter an die Grenze, vielleicht hinaus.
Alte Blätter aus Yiwu
Als ein junger Mensch wollte ich immer weg. Weg von meinem Zuhause. Das heißt nicht, dass ich mein Heimat nicht liebe. Ich wollte bloss weg. Das heißt, dass ich mit dem Ich in dem Spiegel sehr unglücklich war.
Später merkte ich, dass ich nicht nur weg von Zuhause rennen wollte. Ich renne auch vor Unangenehmigkeit, vor Problemen und vor mir selbst.
Nun bin ich in Shuitang gelandet. Ich wurde ein Haustier. Weg rennen geht nicht mehr. Ich will nicht mehr vor mir weg rennen.
Das Leben wurde nun einfacher.
Ich besuchte Zhou Yu. Am einen kalten Tag.
Das Haus Wistaria war angenehm besetzt. Ich brachte ihn die Matcha-Praline. Er konnte nicht bis nach Hause warten. Wie ein Kind öffente er das Schachtel und schluckte das ganze Stück. „Ach, schön!“ er seufzte. Wir verabredeten uns zur eine Degustation.
Für mich ist er ein Tee-Philosoph aus der alten Schule – genau vor dieser alten Schule wollte ich nach Europa fliehen.
Wir vergleichen zwei alt gelagerten Tees – einer aus einer Blend von 60er und 70er Jahren und einer aus der 60er Jahren. Er sagte in seinem Haus degustiert man immer 4g in einer kleinen Gaiwan und 6g in einer kleinen Yixing Kanne.
Die Farbe des Tees verraten uns sehr schnell seine Herkunft. Ist er ein Blend!
Der Blend war sanft und intensiv. Die Intensivität des Aufgusses offenbarte mir der Sandelholzduft aus feuchtem und dichtem Wald! das Holz ist noch nicht ganz trocken. Sehr intensiv, aber nicht so rein, so frei, um zu schweben. Die zarten 70er PuEr verleiht ihn Spuren der Leichtigkeit und der reifen Blätter der einfachen 60er Pu Er bildet einen soliden Körper. Ich roh die Lichtung in dichten Laubbäumen. Der Geruch der Sonne nach dem tropischen Regenguss. Ich erinnere mich an meine Kindheitstage auf dem Land. Unter dem Pamelo-Bäume meiner Großmutter sammelte ich die Laubblätter und kleine Holzstücke, um mein Zuhause zu bauen.
Der andere Tee… nur aus alten reifen Blätter. Zhou Yu sagte, „Weiß Du, so einen einfachen Tee machte der Teebauer für sich selbst.“ So alt. Die Blätter waren so alt, dass man sie nicht wollte. So alt, dass die Teebauer selbst trank. Er kaufte diesen Tee damals im Esstrich eines alten Restaurant in Hongkong. Ihn hat seine Einfachheit nicht gestört.
Aber in der Jugend der alten Blätter aus Yiwu hat für ihn etwas gefehlt. So mischte er ihn mit den zarten Blätter von späteren Jahrgang um ihn aufzupeppen. Ist er durch diese Mischung bereichert?
Wir schüttelten unseren Kopf. Dieser reinen Aufguss aus nur reinen alten Blätter von Yiwu-Bauer ist so einfach und rein geblieben. Sein Wesen öffnete sich sofort, aber Schicht für Schicht, ein Wort nach dem anderen. Er hat keine Eile, er hat keine Zeit – nein, er hat kein Zeitgefühl, weil er ein Teebauer ist. Er erzählte beständig, die Aufgüsse sind reich, ein Aufguss nach dem anderen. Die Erzählungen reichen von puren eleganten Sandelholz, zu vegitalen Feinheit und der duftende Erdetöne. „Menglin, er kann so rein und einfach schön, weil er aus einer reinen Natur stammte. Ach, es war eine andere Zeit!“ er fuhr fort, „das ist das, was wir in der chinesischen Kultur von Zeit und Raum sprechen!“ Endlos und undefiniert. Ein Tee in dieser Art kann Dich zu einer anderen Zeit tragen und versetzen. Was bedeutet schon die Zeit und der Raum? Tee selbst ist Zeit und Raum zugleich.
Die Zeit hat die einfachen alten Blätter aus Yiwu zu einer Schönheit verwandelt. Er ist treu zu sich selbst geblieben. Was ist denn das, was die Zeit überdauert?
Vor was bin ich aus dieser Kultur geflohen?
Zhou Yu erzählte mir, dass er wohl im Sommer im Westeuropa sein wird. Ich rate ihn nach Zürich zu kommen. Ich sollte frisch umgezogen sein und er kann so lange aufhalten wie er will. Ich bat ihn einen Vortrag in Shuitang zu halten. Ein Vortrag nicht nur über Pu Er und Tee. Ich werde der Übersetzer sein, auch wenn es bestimmt nicht einfach wird!
Was lernt man von einem Teelehrer?
Ich war sehr nervös. So nervös, dass ich nach diesem Vortrag verschnupft wurde.
Am Montag staunte ich in dem Raum vor der regen Teilnahmer an unserer Tee-Triologie. Ursprünglich sollte doch nur 12 Anwesenden sein. Das Vortragssaal war voll! Kaum Stuhl war frei.
Ach, was machen die Leute bloss hier? Ist Tee tatsächlich trend geworden?
Meine akademische Sprache ist nicht mehr so gut wie vor drei Jahren. Ich bemühte mich, die Kulturgeschichte des Tees so vielschichtig erzählen zu lassen. Aber eigentlich hat es mir der letzte Teil am besten gefallen, als ich mit Frage konfrontiert wurde.
Ich wurde gefragt, was man eigentlich vom einen Teelehrer lernt?
Meine Augen wurden feucht. Ich erinnere, was Atong mir vor meiner Abreise sagte, „Menglin, Du kannst Menschen und Tees nie von einem jetzigen Zeitpunkt beurteilen…“
Was habe ich von einem Teelehrer gelernt? Ich erinnere mich, wie ich anfing, nach einem Lehrer zu suchen. Überhaupt spürte ich in mir ein Drang nach einem Lehrer zu suchen, denn ich wußte, mein Wissen basiert bloss auf Literatur und Geschwätz. Ich brauche einen Spiegel, ich will korrigiert werden. Ich will weiter kommen – mit Tee.
Durch Landschaft der Scharlatanen begegne ich viel Möchte-Gerne-Menschen, die versuchen mich einzubinden. Sie gab mir kein Werkzeugt, weil sie meine Autorität bleiben wollen. Diese Abhängigkeit ist für mich kein Weg. Ich will Freiheit, will nicht manipuliert werden. Ich möchte selbst Tee erfahren, und nicht nur wissen, dass dieser ein guter Tee ist, sondern selbst erfahren, wie ein guter Tee sein kann!
Bis ich Atong gefunden habe. Ich habe ihn zu meinem Lehrer gemacht. Als mein Lehrer zu sein war er nicht scharf.
Was heißt ein Lehrer und was heißt ein Schüler?
Damals sagte er mir, ich sollte diesen und jenen Tee als Referenz-Tee kaufen, um zu lernen. Ich tat es bloss aus Respekt. Ich dachte, es ist schon komisch, dass die Tees von Atong immer süss schmeckt. Ich kaufte damals paar Spezialitäten aus seinem eigenen Garten. Überzeugt war ich nicht wirklich. Weil ich nicht wirklich überzeugt war, lagen sie im Schachtel.
Vor einem Jahr entdeckte ich sie wieder bei der Inventar. Ich entdeckte eine Schönheit voller Überraschung. Die fünf Jahren sprachloser Vergessenheit brachten die beiden schönen Tees zur einer staunenden Sprachlosigkeit. Was für eine Verwandlung, oder Transformation? Der Tee oder ich?
Meine Augen werden feucht, wenn ich diesen Tee heute trinke. Ich sehe meine eigene Entwicklung und meine Entwicklung mit Tee und mit meinem Lehrer.
Ich erzählte Atong als ich diesmal bei ihm war.
Er sagte in dem Moment nichts, aber ich hatte das Gefühl, dass er feuchte Augen bekam.
Ach, auch ein Lehrer kann nicht immer verstanden werden!
All diese kostbaren Tees wurden in kürzesten Zeit in Shuitang verkauft, ohne ich viel dafür sprechen musste. Der Rougui 2005 war so rasch weg, dass ich schmerzhaft vor der leehren Dose stand. Ich hätte gerne welche für mich behalten!
Diese Tees sind nicht nur eine Schönheit zu bewundern, sondern auch eine Dokumentation. Er sagte mir, dass er sich heute häufig fragt, wie der Tee 30 Jahren später werden kann!
„Weiß Du, ich mache, sammele und verkaufe seit 30 Jahren Tees. Ich habe beobachtet, wie ein Tee sich entwicklen und verändern kann! Du kannst nie festlegen, was für einen Menschen oder einen Tee so ist oder so sein wird! Wir können sie nie nur von jetztigen Zeitpunkt beurteilen. Aber wenn Du das Gesetz der Entwicklung verstehst, dann weiß Du wie ein Tee werden kann. Und wenn Du das Tao verstehst, wirst Du ungefähr wissen, wie das Leben sich verläuft.“
Was lerne ich von einem Teelehrer?
Zu Hause sein
Massimo fragte Balthasar, weshalb er zum Tee kam. Er antwortet, dass er sich hier im Alpenland nicht zu Hause fühlt. Er glaubte sein Zuhause in China zu verorten. Er hatte vielleicht keine Mut das Alpenland zu verlassen. So fühlte er sich fremd in seinem eigenen Land. Seit er Shuitang und mich kennen lernte, hatte er das Gefühl, er müsse nicht mehr nach China reisen.
Als ich es hörte, lachte ich ganz laut. Denn es bei mir genau umgekehrt war.
Ich wollte immer weg.
Am besten weit weg von meinem Zuhause.
Das Zuhause meiner Eltern, das Zuhause meiner kulturellen Zugehörigkeit und das Zuhause meiner Kindheit war mir vertraut, aber fremd. Für mich war es ein Korsett.
Später entdeckte ich, dass mein Korsett für die anderen Fremden eine vermeintliche „Rettung“ erscheint – zu meinem Erstaunen!
Ich erzählte von meinem Flucht am den Teetisch in Shui Tang. Ich wollte immer weg und mein Vater fand es zuerst gut. Jeder sollte einmal weg von Zuhause sein und in die weite Ozean fahren – so denken viele Inselbewohner. Ich hatte das Mut und mein Vater gab mir das Geld. Ich floh nach Europa. Zuerst fand ich die Fremden schrecklich barbarisch. Ich fühlte mich oft missverstanden und gedemütigt. Irgendwann fand ich die Freiheit einer maginalen Mensch zu geniessen. Ich werde nie Deutsche und bleibe nicht dieselbe wie im 1992. Eine absolute Freiheit, zu akzeptieren, dass man anders ist! Ich bin anders. Andersdenkend, andersaussehend und andershandelnd.
Ich begriff irgendwann, dass das Zuhause nicht das Haus meiner Eltern ist. Mein Zuhause kann ich nicht materiell verorten. Mein Zuhause ist in mir, in meinem Herzen, im Tee. Also, ich habe bei dem Fremden mein eigenes Zuhause gefunden!
Nach dieser sehr langen Reise, viel Kämpfe und viele Schmerzen habe ich mein Korsett, was meine Eltern, meine Erziehung mitgegeben haben, abgelegt! Ich bin frei.
Ich bin frei, weil ich kein ander Korsett mehr tragen will. Nicht einmal vom Tee!
Nun kommen viele Fremde zu mir. Sie wollen etwas vom Tee lernen, der vermeintlich aus einem festen kulturellen Rahmen stammt. Ach, ich seufze, „möchtet ihr mein früheres Korsett tragen?“ Mitgefühlsvoll verweigere ich es. Weshalb projizieren Menschen die Erlösung auf eine fremde Kultur, auf eine fremde Religion und auf eine fremde Person?
Will ich mit einem Buch, Menschen im Westen „missionieren“? Ist es besser, was ich mache? Ehrlich gesagt, ist es mir doch egal, wie die anderen Leute ihren Tee zubereiten und was sie trinken. Ich trinke meinen und sie ihren! So ist der Geist des Tees! Auch wenn man sich mit Tee beschäftigt, ist man nicht besser! Ach, warum will man sich besser als andere Menschen fühlen?
Zum Glück habe ich Schlitzaugen. Diese Schlitzaugen machen mich glaubwürdig und ich sei ein Expert des Tees… Ansonsten hätte ich komische Kleider aus dem imaginären China tragen und komische Attribute aneignen müssen!
Teegespräch?
Liebe Frau Chou was sagt man dazu? Die smarten Schweizer Tüftler und Erfinder haben da wohl völlig verkannt, worum es beim Teetrinken geht, oder täusche ich mich? Ob ihnen die Chinesen das abkaufen? Vielleicht ist heute ja alles möglich. Herzlich P. M.
Der Artikel hier lesen.
Gestern kamen Massimo und Balthasar zum Besuch. Sie hatten eine dringende Bitte. Unsere Vorlesungsreihe über Tee findet am kommenden Montag statt und sie spüren ihre „Lampenfieber“. „Menglin, bist Du vorbereitet?“ „Nein. Aber ich bin zuversichtlich.“ lächelte ich. Balthasar sei sehr skeptisch. Massimo sehr unruhig. Vor allem bei der letzten Veranstaltung, wenn wir zu Dritt sprechen.
Warum sollte ich kritisch sein? Ein Teegespräch ist eben ein Teegespräch. Man kann es nicht planen. Entweder wird es spannend, oder geht es in die Hose. Es entwickelt sich organisch, wie der Tee.
Was soll man mit menschlichen Kalkül dort manipulieren? Wenn wir nicht über Tee sprechen, sondern über das sprechen, was der Tee mit mir macht. Dann bin ich bei mir selbst, ich habe keine Angst!
Und das ist das, was ich von Teetrinken versteht. Das ist das, was Teetrinken ausmacht!
Es geht nicht nur um dem Akt des „Tee-Zubereitens“, es geht darüber hinaus. Es geht beim Teetrinken mehr als das technische Können – es geht vor allem um „die Wirkung“ des Tees. Was macht der Tee mit Menschen? Was macht der Tee mit Dir, so dass Du jeden Tag freiwillig früher aufsteht, paar Tasse aufgiesst? Was macht der Tee mit mir, so dass ich manchmal fast weinen muss und so dankbar bin, so viel Geld für diese Sud ausgeben darf?
Es lässt sich nicht mit Funktionen und Skills erklären. Es ist eine manchmal schwer auszudrückende Beziehung zwischen Menschen, Teatoys und Tee! Es handelt sich hier nicht um Presitige und um Trend oder Schnelligkeit! Es geht hier primär darum, „Ach, so ist es schön! So ist das Leben schön! Ich muss nicht noch mehr haben!!“
Balthasar hatte etwas dagegen, wenn er wie interviewt an diesen Abend behandelt wird. Massimo dachte, er müsste uns um Wissen fragen, so dass die Zuhörer das Gefühl von Bildung bekämen. Aber das wäre ja kein Teegespräch. Das wäre ja ein Vortrag. Außerdem gibt es überall so viele „Ratgeber“ im Internet und solche Bücher.
Ein Teegspräch ist eben ein Gespräch zwischen Menschen, die sich Gedanke machen, was Tee mit Ihnen macht. Tee spricht für sich selbst. Ich möchte nicht über Tee sprechen. Am kommenden Montag spreche ich überdas, was Tee mit unserer Welt macht! Tee als Ferment in der Weltgeschichte. Und am diesen gemeinsamen Abend sprechen wir über unsere Beziehungen zum Tee und lassen uns vom Tee führen!
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Lieber P.M.
Ja, die smarten Schweizer verstehen die Prinzip von Kapiltalismus und Globalisierung. Es scheint tatsächlich so, als ob everything goes. Aber die Zeit wird uns zeigen, was tatsächlich überdauert.
Ein japanischer Spruch: faule Pflaumen fallen selbst vom Baum ab.
Man muss nichts dagegen kämpfen.
Ist es nicht die schweizer Werte, sich mit dem Innern zu besinnen und immer denken, was in Hundertjahren noch existiert? Vielleicht ist es besser nicht mit den schweizer Werte auseinanderzusetzen. Denn das heutige China ist schnelllebig und oberflächlich – dies sehe ich in der chinesischen Mainstream Teeproduktion. Und diese herrschenden Werte in China passen sehr gut zum „Tpresso“ und dem Geschmack ihrer mittreibenden Teeexperten!