Archiv für den Monat Juni 2015

Mein Stil beim Unterricht von Gong Fu Cha

Ich gebe zu, dass ich nicht ein guter Lehrer bin. 

Eigentlich wollte ich nie einen Lehrer spielen.

Die Leute die Tee lernen wollen, haben mich dazu gemacht. Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann nur weiter lernen, indem ich anderen lehre. Ist es eine gute Vorraussetzung? Ich kann es nicht beantworten. 

Eins kann ich sagen, ich bin mit Herzen dabei und wurd immer bewusster, was für eine symbolische Kommunikation Gong Fu Cha sein kann! Darüber werde ich schreiben – noch nicht jetzt.

Weil ich Cha No Yu gelernt habe, versuche ich ein Experiment zu gestalten. Das heisst nicht, dass Cha No Yu schlecht ist. Umgekehrt! Für mich, es gibt nichts besseres als das! Aber eine andere Art von Teespielen können auch geben! 

In Cha No Yu werden Abläufe genau definiert. Man lernt zuerst die Abfolge, die seit Hundertenjahren praktiziert werden. Es ist alles perfekt! Man muss nur sich aneignen. Irgendwann entdeckt man, dass jeder Mensch unterschiedliche Rhythmus hat und unterschiedene Herzensprache spricht. Somit hat eine Übung unterschiedliche Gesichter! Das ist so wunderbar!

In Gong Fu Cha ist es umgekehrt. Man hat keinen Halt, so wie man geboren ist, so wie wir uns zu einem Individum entwickeln müssen. Wir lernen im Lauf des Lebens durch Fehler und Experiment, um ICH zu verstehen, um ICH zu verorten. Das Ich wird immer wieder neu erfunden und verortet werden – manchmal mit Gaiwan, manchmal mit Porzellen-Teekanne und am liebsten vielleicht mit Jadekanne! 

Ich möchte jeden Menschen bei Gong Fu Cha die Chance geben, zu erleben, was haltlos bedeutet, ins kalten Wasser springen heisst und wie wir mühlsam das Zentrum von ICH gefunden haben! Das Halt muss von jedem selbst gefunden werden. Das macht alles so bewusst und stark! Wir wissen, wo unser Zentrum ist und niemand schafft dann es weg zu ziehen!! Deswegen ist es manchmal so, als ob es keine Faden gibt. Man weiss nicht, was man machen soll. Dies ist eine wichtige Erfahrung, auf das Interllekt zu verzichten und die Intuition einen Raum zu geben.

Ich bin eine sehr schlechte Lehrerin für Leute, die einen klaren Regel brauchen. Die Leute, die eine Vorführung und Definition von Handlungen brauchen, haben eigentlich genug in der Gesellschaft. Im Tee, hoffe ich, etwas anders zu zeigen!

Gong Fu Cha I 2015 August

Immer mehr Menschen interessieren sich für die Zubereitung des Tees. Manche sind von der fernöstlichen Kultur fansziniert. Manche sehen in Gong Fu Cha eine Möglichkeit im beschäftigenden Alltag einen Raum zu schaffen, um die innere Welt des ICHS zu widmen. Joseph campell bezeichen es als einen heilligen Raum! Heillig, weil es eine Verbindung zwischen dem Individuum und dem Kosmos wieder hergestellt wird! Ein Verwurzelung auf der Erde und in der menschlichen Tradition.

In Gong Fu Cha I lernen wir in der ersten Lektion die grundlegenden Griffe, wie wir Tee-Gegenstände anzufassen und zu behandeln. 

In der chinesischen Kultur spricht man nicht über sich. Man kreiiert eine Atmosphäre, die über einen spricht. In dieser ersten Lektion lernen wir durch unsere Handlungen eine Atmosphäre zu gestalten, um sich von alltäglicher Situation zu unterscheiden! Zum Beispiel man bewegt sich anders auf den Teetisch als in der Küche. 

Dann lernen wir Schritt für Schritt den Teetisch zu gestalten. Zuerst mit dem Teeschiff, der das Wasser auffängt und die Teekanne trägt. Schritt für Schritt bewegen wir uns weg von dem konkreten Teeschiff. Der Teeschiff wir immer symbolischer. Wir gestalten unseren Teetisch mit Hilfe von Tücher und anderen Gegenstände. Die Spielart wird immer freier und vielfältiger.  

In diesem Kurs wird vermittelt, bewusst zu bewegen und zu atmen. Teezubereitung wird auf eine reflektierende Art vollgezogen und der Lernende wird bewusst über den Körper und kann sich von unbewusster Bewegungen distanzieren. Die Geschmeidigkeit des Körpers gewinnt im Lauf der Lektionen immer mehr an Bedeutung und wird sichtbar! Die Ästhtik des Tees wird offenbart durch den Teetisch und fliessende Bewegung! In dem langsamen Atmen verschmelzen Ich und Du ineinander. Alles wird eins!

Kursdaten, jeweils Samstags 16.30-19.30 in Shui Tang an der Spiegelgasse 26, 8001 Zürich.

Gebühr: 200 Sfr. Studenten, Schüler, Auszubildene, Erwerblose, Wiederholungstäter und Rentner können nach der Ermässigung anfragen. Anfrage und Anmeldung: www. shuitang.ch oder menglin@shuitang.ch

22.08; 05.09; 19.09; 26.09; 10.10

  

Was lernen wir in Gong Fu Cha?

Ich war jemand, wie jeder von uns, der nicht gut zuhören kann. Nicht zuhören, was andere Menschen sagen. Das Schlimmer noch, ich konnte nicht zuhören, wofür mein Herz Schlägt.

Mit dem Tee bin ich ein bisschen weiter gekommen – mit mir selbst. Das habe ich Cha No Yu und Gongfu cha zu verdanken.

Viele Leute fragen mich, was lernt man beim Gong Fu Cha?

Meine Antwort wäre: man lernt sich besser zu verorten. Das heisst, man über der eigenen Identität bewusst wird.

Auf einem Teetisch wird alles klar, wo Ich bin und wo du bist, wo ich ihn plazieren will und wo ich mich hervorhebe oder zurücknehme. Es ist so deutlich, wie unser innerer Navigation funktioniert. Die erste Schwierigkeit für die meisten Menschen ist, wie soll ich mit dem gestalten von einem Teetisch anfangen? Wo soll ich mich platzieren?

Wo bin ich? Das können meiste Menschen nicht beantworten! Die meisten Lernenden fangen immer mit den Tassen an – das Symbol von Aussen. Wo man die anderen verortet hat, weiss man erst, wo ich bin! Ist es der Grund, warum wir immer Feinbilder brauchen? 

Nachdem der Lernende verstanden hat, zuerst ICH zu verorten weiss, geschieht die Sache recht einfach. Man findet den Ort wo man die Tassen für die Gäste platzieren soll, wo man die Hilfkanne – Aufgusskanne stehen lassen kann. Dann kommen die nächsten Schwierigkeiten, wo man den Teelöffeln, die Wasserschale (Abwasser) und Tuch etc platzieren soll. Genau diese Schwierigkeiten helfen uns die Prioritäten zu begreifen! Was ist das Wichtigst für MICH im Tee? Die Schale für Abwasser? Die Teedose? Der Teelöffel? Wo sollte das Tuch stehen, wenn man stets das Tuch greifen muss?

Zeit für Zeit lernt man durch Fehler Schritt für Schritt ins eigenen Inneren. Der Teetisch ist ein klarer Spiegel von unserem inneren Garten!

Im Unterschied zu Cha No Yu wird Gongfu Cha nach meiner Vorstellung nicht in einem fest gelegten Ablauf unterrichtet. Es ist nicht immer einfach. Denn meiste Menschen mögen eine klare Regelung. Für Menschen, die klare Regelung braucht ist der Gongfu Cha in Shui Tang nicht zu empfehlen. Hingegen für Menschen, die selbst kennen lernen möchten, die Innen- und Aussenraum in uns beobachten, gestalten und bewusst werden wollen, ist es ein aufschlussreicher Versuch auf die Reise mit dem Teeschiff in den Fluss des Tees einzulassen!

   
    
   

Der Regenmacher

Wenn es nicht regnete, rannten Menschen zu dem Regenmacher des Stamms oder im Dorf. Sie baten dem Regenmacher mit seinem Regentanz die Willen der Götter zu beeinflüssen. Solche Rituale gibt es in jeder Kultur. 

Eine befreundete Therapeutin erzählte mir von einem Bericht ihrer fernöstlichen Kollegin. Sie arbeitet mit dem weissen westlichen Menschen und zugleich mit den asiatischen Klienten. Sie berichtete von einem Unterschied zwischen dem West und dem Ost. Im Osten sei das Vertrauen an das, dass es gut ist so wie es ist, da. Die fernöstlichen Klienten betrachten dem Therapeuten wie der Regenmacher, der eine neue Ordnung wieder herstellt, während sie einfach vertrauen. Sie vertrauen in das, dass was geschieht, gut ist.

Es war paar ruhige Tage. Solche Tagen kann man ruhig betrachten oder nervös werden. J-S kam zu Besuch und fragte mich, ob es mich nervt, dass es solche Tage im Sommer immer gibt. Ich antwortete ihm, „Weiss Du, ich verhalte mich wie der Regenmacher.“ Er wurde neugierig. Regenmacher? Kannst Du Goldregen machen? Ja, klar. Wie denn?

„Ich würde mich kein Gedanke machen wie draussen ist, sondern nur auf mich selbst konzentrieren. Ich zentriere mich indem ich mir paar Frage stelle: Kann ich Menschen noch zuhören? Kann ich mein Herz noch zuhören? Bin ich noch einstimmig mit meinem Tun? Wenn ja, dann übergebe ich das Geschehen dem Kosmos – er sollte es entscheiden, wann es regnet. Und das, was geschieht, nehme ich dankend an.“

„Und wenn es nicht regenet?“

„Dann regnet es eben nicht. Warum sollte ich an mir selbst zweifeln?“ Ich lächelte, „aber es regnet meistens wieder, nur mit Verschiebung zwischen unerem Wünschdatum und dem tatsächlichen Tag!“

Mir erzählen viele Menschen über den Stausee ihres Lebens. Meiste von ihnen sind nicht glücklich und voller Zweifel. Das Verknüpfen von materiallem Erfolg und Selbstwertgefühl ist so stark, dass man alles anderen übersieht. Wenn die Anerkennung nicht von aussen kommt, ist es um so wichtiger von innen an sich selbst zu glauben. Dort liegt die Quelle der Kraft. Das Selbstmitleid und Selbstzweifel bringen uns nur auf einem negativen Spiral. Somit ist der Stausee im Leben noch voller. Der Regen oder der materiale Erfolg sollen unser Zentrum nicht ins Schwanken bringen. Umgekehrt ist es die beste Zeit an sich zu arbeiten, wenn der Regen nicht kommt.

Nachdem J-S gegangen ist, erlebte ich paar spannende Tage. Schweirige Kundschaft aus Hongkong, die ich eigentlich lieber rausschmeissen wollte – auch wenn es nicht regnet, belebte die Kasse wie ein Goldregen. Die Kundin sagte, dass ich stolz sein sollte, weil sie so lange in meinem Laden verweilte. Die meisten Teesorten in Shui Tang hat sie in Hongkong und in Shanghai oder in Beking noch nie gehört. Sie wollte unbedingt mit mir ein Selfies machen…

Es ist ein Glück, wenn es regnet. Aber es ist nicht wegen der Arbeit von Regenmacher. Der Regenmacher macht nicht unbedingt Regen, aber Frieden in der Seele. Dieser Frieden ist wertvoller als der Regen. Und jeder ist der eigene Regenmacher.

Degustation von Qilan, gelagert in verschiedenen Gefäß 

Vor zwei Jahren, 2013 Winter hat Tim Qilan 2012 und Wuliangshan 2012 in verschiedenen Gefäss gelagert: Ton, Kirschbaumrinde, Porzellan, Metal und Alu-Tüte von Shui Tang.

2013 April hatten wir etwas degustiert um den Anfang zu notieren. Damals fielen Kirschbaumrinde, Alutüte und Metal recht aus.

Heute trafen wir uns zusammen, um die Veränderung der Lagerung festzustellen.

Wir haben zwei Gruppe mit dem gleichen Tee gemacht. In unserer Gruppe: Tom, Martin und ich, fielt die Schale mit Qilan in Ton-Gefäss am besten auf. Ich notiere meine Reihenfolge: Ton, Kirschbaumrinde, Porzellan, Alutüte und dann zum Schluss Metal-Dose.

Interessanter Weise schmeckt der Tee bei der Gruppe von Tim, Carola und Jürg anders, meine Reihenfolge: Porzellan, Kirschbaumrinde, Ton, Alutüte und wieder erst zum Schluss Metal-Dose.

Porzellan gewann in unserer Runde, obwohl ich den Tee aus Ton-Gefäss von Vulkanerde Taipeis besonders schätze. Der Duft in der Nase gefällt mir sehr gut, eine reife Früchte-Garten – ich roch Reifung!

Bei der Kirschbaumrinde-Dose ist der Geschmack weniger intensiv, aber wie Nektar, süss und klar – lichtvoll!

Bei der Porzellan-Dose ist der Geschmack von Aufguss wie Gelee, fein, sauber und klar, während der Aufguss bei der Metaldose wie Gebäck duftet, aber mit wenigem Körper. 

Das Frische ist bei der Alu-Tüte am besten gekommen. Die Aromen gehen am meisten in Metal-Dose verloren.

Wir schlagen vor, einen guten Oolong in Porzellan, Ton oder Kirschbaumrinde-Dose je nach Grösse des Geldbeutels zu lagern. Am sparsamsten ist in der Alu-Tüte zu lassen!  

 

In Shui Tang, immer wieder anders.

Am Samstag ass ich mit Familie von Cordula zusammen. Wir unterhielten uns über alles – fast.

Auch über das Weltbild der heutigen Zeit – eine Sonne-Anbetung. Es muss immer gut gelaunt, immer effizient und immer berechenbar. Aber eigentlich ist die Realität anders. Wir, als Frauen verstehen es besser. So gut wie Chinese, die den Mond betonnen. Der Mond nimmt zu und ab, so wie das Leben, so wie die Menschen und so wie der Alltag in einem Teehaus.

In Shui Tang ist es immer wieder anders.

Teefreund J. schrieb mir nach seinem Besuch:

„Liebe Menglin, danke, dass ich ein paar Schätze degustieren durfte, immer wieder etwas besonderes im Shui Tang vorbei zukommen.

Die Zeit ist wieder viel zu schnell verflogen, bin gerade noch rechtzeitig (mit 3h Verspätung) in Grenoble angekommen.

Es ist nicht schwierig einen guten von einem schlechten Tee zu unterscheiden, aber dann doch recht schwer es zu beschreiben, gar in Details zu gehen.

Da fehlt mir die Erfahrung und die Erinnerung an verschiedenen Geschmäcker, da gehört sehr viel Übung dazu. Und akademisch mag ich an das Thema nicht angehen und zu Hause die Unterschiede der Tees zu notieren und einzuordnen. 

Ein Tee-Seminar mit direkten Vergleichsmöglichkeiten würde mir mal wieder guttun. Eine richtig exotische Welt bei Dir, Qualität spielt auf eine Rolle, der Preis keine mehr. In meiner Umgebung muss es nur billig sein, muss wohl mein Umfeld wechseln. Manchmal habe ich den Eindruck die Leute würden auch Abfall mit Geschmack kaufen weil es billiger als das echte Produkt, solange es nur irgendwie schmeckt.

Schön wie die Serafino und Tim schöne Dinge zu schätzten und respektieren wissen, die Tee-Reise hat ja richtig beeindruckt. Manche Dinge erlebt man nur wenn man mit den richtigen Leuten an richtigen Ort kommt. Das ist wohl alleine, ohne Sprache und Leute zu kennen nicht möglich.

In Japan habe ich das mit ein paar Tee-Freundinnen erlebt, wir sind in den Teegärten in den noch von Hand gepflückt wird und auch bei Töpfern gewesen, die ich ohne Sprach- und mangels Kontakten nicht erreicht hätte. Es wurde natürlich trotzdem sehr viel japanisch gesprochen, aber für ein für mich einmaliges Erlebnis hat es gereicht.
Bis zum nächsten Mal im Shui Tang.“

Es hat sich so ergeben: wir tranken gute Tees, dann kam Tim mit guten Kaffee. Dann tranken wir noch die guten Kaffees und Serafino ging Piadina kaufen! Es wir jedes Mal anders. Ich kann nicht versprechen, nichts. Auch ich bin immer wieder anders, hoffentlich!

藍鵲茶 Der Tee Namens „Der Dickschnabelkitta“

https://zh-hk.facebook.com/bluemagpietea 

Von diesem Foto sehen wir wie dieser Tee von professioneller Marketing erfolgreich mit Heimat Liebe, kindliche Freude und Originalität geworben wird. Das ist ein erfolgreiches Beispiel von einer Zusammenarbeit zwischen verfallenden Teeanbaugebiet und akademischen Interesse. Ein Name von einem typischen taiwanesischen Vögel erweckt bei Taiwanesen heute von Heimat Liebe.

Alle sind begeistert. Nur mein Lehrer nicht.

Als wir auf der Reise bei ihm war, erzählte er mir von diesem schlimmen Beispiel.

In seinem Augen ist ein guter Tee von einer rechten Haltung. Das heisst: Teepflanzen Ruhe und Schutz geben, warten bis die Teeblätter reifen. Dann die Teeblätter genügend Zeit geben bis sie verwandeln – der Duft wie von Gras zur blühenden Blumen verändern. Nicht diesen Tee mit interlektuellen Wortschatz zu veredeln oder mit Mythos zu verherrlichen. Ein guter Tee hat keine Geheimnisse, sondern voller Transparenz.

Aber dieser schöne Vögel Tee ist von der besten Universität Taiwans. Die Architektur-Wissenschaft möchte gerne Teebauer in Pinglin helfen, die seit der Öffnung der neuen Autobahn zu Yilan leidet. Die Wissenschaftler lernen irgendwo Tee produzieren und dann verpachten ein Land, um ihren Idealismus zu verwirklichen. Ausgerechnet sass einer von diesen Idealisten, die eigentlich von ihrem Erfolg begeistert sind, in dem Klasse von Atong.

Jeder, der Atong kennt, weiss von seiner Temperament und Aufrichtigkeit. Er schimpft über das Projekt und warf den Leute von Unverantwortlichkeit über die Gesundheit des Konsument und Tradition. Ein gesunder Tee für Atong ist nicht ein Bio Tee, sondern ein Tee, der richtig fermentiert und verarbetete Tee!

Atong nannte Beispiele von dem Fehler der Teeproduktion von diesem Projekt. Die Teeblätter seien zu jung gepflückt, nicht reif genug. Zu wenig fermentiert und zu kurz gekocht – so dass der Aufguss zu grün und zu trüb – was man heute in Taiwan als frisch wie der grüne Tee bezeichnet. Solche trübe Aufgüsse verursachen Magenschmerzen und gereizte Nerven. Die Teeblätter sei getrocknet, fast nicht richtig geröstet – ein unstabiler Tee, der schnell Aroma verliert und Fremdgeruch annimmt.

Der anwesende Wissenschaftler verstand auf einmal, was ein guter Tee bedeutet und was seine Verantwortung für Teetradition heisst. Er brachte seinen Dekan und Professoren zu Atong. Atong wurde gebeten an der besten Universität Taiwans Vorlesung zu halten!

Als ich mit den Teefreunde aus Europa zu ihm kam, war das Büro wieder ruhig. Atong strahlte von Glück. Er hat nun Zuhörer bekommen nach über 20 Jahren einsame Arbeit. Er sagte zu mir, sein Lehrer Professor Wu war eben von National Taiwan Universität und er wird nun auch Vorlesung dort halten, wie sein Lehrer war.

Für mich ist er tatsächlich wie ein Vögel, das Freiheit liebt und treu zu seinen Werte bleibt. Nun kann er das Projekt von unserem nationalen Vögel beflügeln.

 

Ein typischer Teegarten von Guifei Oolong 

Auf dem Dong Ding Berg spaziert man oft bei Teegarten vorbei. 

Ab und zu sieht man solche Garten, wo Gras und Teepflanzen gemeinsam „leben“.

Wild?

Nein. Ein Garten, der länger als 6 Monate nicht mehr gepflegt wird, wird keine Ernte mehr geben. Im Bild sehen wir einen Garten, der nur so viel gepflegt wie es braucht.  Mein Lehrer sagte zu mir, „Trete einfach Mal die Erde. Und, was spürst Du?“

„Butterweich!“

Er lächelt. Teegarten erzählen uns viel. Wenn du die Pflanzen anschaust, schaue genau hin, wo die gepflückten Stelle liegen, dann weiss du von der Professionalität der Pflückerinnen. Wenn du die alten und jungen Pflanzen beobachtest, wie sie unterschiedlich treiben, weiss du wie der Garten verwaltet wird und was für Schwierigkeit sie haben.  Solche Logik und solche objektive und unabhängige Beobachtungsweise lernst Du bei Atong.  Er belehrt uns nicht wie gut sein Tee ist, sondern woher ein guter Tee kommt. 
   

Detektiv des Tees

Tee trinken ist wie eine detektive Arbeit. Und das macht Spass.

Viele Leute interessieren sich für Details, während ich Wert auf das Wesentliche legt. Manche beobachten gerne anderen Menschen – ich ebenfalls und die Strasse gleicht ein zoologischer Garten, aber noch lieber beobachte ich mich selbst. Der Wind, der in meinem Herzen weht ist bedeutungsvoller als der Wind, der an der Strasse weht.

Das, was Tee mich fasziniert ist das, was mein Lehrer mir beibringt – der Tee spricht für sich selbst. Er bringt einen auf einen Teegarten, zeigt einem wie Teepflanzen gepflückt werden soll. Anhand wie die Pflanzen gefplückt werden, sieht man wie der Garten gepflegt wird und ob die Teebuschen krank sind oder nicht. Dann will er, dass Du auf den Boden trist, somit weiss Du ob es wirklich organisch angebaut ist, oder nur PR. Ich lerne von ihm, dass alles mit allen zusammenhängt und aus einem Blatt die Geschichte eines Baums zuhören kann.

Zuhören! Das ist das Schwierigste für uns. Wer spricht nicht gerne über sich?

Zuhören, was der Tee flüstert.

An einem sonnigen Nachmittag mit einem Teefreund einen Tee zu teilen, der zugehört wird. Die Kircheglocke läutet zwischen dem Wassersprudeln. Ich schrieb Yu paar Sätze – Iphone macht die Gleichzeitigkeit möglich.

„Ist dieser Yi Bang Gushu aus steinreichen Boden? Ist das Klima dort ausserordentlich feucht? Wachsen sogar an dem Baumstamm bereits Flechten und Moos?“

Nach paar Sekunden.

„Hey, du bist cool. Das stimmt alles. Schüler von Atong ist super.“

„Naja, wenn ich keine Lust mehr Tee zu verkaufen, schreibe ich dann Krimis.“

Ich lachte und war ein bisschen stolz. Das Gefühl von Stolz war flüchtig. Was bleibt ist das Verständnis von Ganzheit.

Der Aufguss von diesem Yibang Gushu, der so genannte Mao Er Duo (Katzenohr) zeigt mir eine Reinheit wie sprundelndes Wasser aus Meeresgrund. Sehr mineralisch. Dickflüssig wie Tau. Kraftvoll und ausdehnend, als ob der Mann aus dem Stein, erheben sich und tanzen würde. So klar wie der Mondschein, der den Bach über den Steinen beleuchtet.

Wie hoch liegt der Wald? Von welchem Dorf kommt er? Wer hat ihn gekocht? Wie lange wurde er gewelkt, wie lange wurde er gekocht und wie lange wurde er gerollt?

Wie uninteressant! Dieser Tee hat mir bereits das Wichtigste erzählt: Der Boden, der mich nährt ist voller Mineralien und Energie. Ich atmet sehr viel Nebel und Wolken. Moos und Flechten beheimaten bei mir. Wir sind in einer intakten Kreis der Natur!

Ich spürte meine feuchte Augen beim Zuhören dieses Yi-Bang Mao E Duo!