Archiv der Kategorie: Blätter vom Teeweg

Ein Tag im Leben – mit Shui Tang

Ein Tag im Leben ist ein Kolumne von Tagesanzeiger Magazin. Das Interview wurde im Februar gemacht. Das Gespräch war eigentlich recht lange. Der Journalist Behrisch musste viel Mühe geben, um das Essentielle heraus zu kristallisieren.

Tim schickte mir bereits das online veröffentlichte Link. Joseph sagte mir, bevor ich den Artikel lass, „Tolles Portrait! So bist du 😊😉👍🏽😃“

Ich hoffe, Menschen die mich kennen, stimmen auch seine Meinung zu.

Mit Buddha Tee trinken

Jeong Kwan ist in Zürich.

https://www.gaultmillau.ch/starchefs/netflix-nonne-kocht-meditiert-zurich

Bekannt durch ihre Tempelküche und Netflix. Ich habe noch keine Sendung von ihr angeschaut. Ursula war beim Schaufenster gestalten und plötzlich war sie so aufgeregt. Sie sei ihr Fan!

Sie kam mit einer Gefolgschaft! Plötzlich fühlte ich mich wie vor einer „Invasion“! Ich lief in dem hinteren Raum und arbeitete. Ich dachte, also Schau, Schau, Schaulustige!

Auf einmal geschieht etwas. Ich spüre einen Fluss durch Shui Tang! Sie fing an, nach Tee zu fragen, zu kaufen und zu sprechen. Die Übersetzerin war beschäftigt. Wir lächelten uns an. Auf einmal glaubte ich, dass Worte überflüssig sind.

Ich beobachte dass es eine Qulle sprudelnd in Shui Tang lebt. Alles ist in Bewegung, in Entwicklung und im Werden! Ich habe selten so etwas erlebt!

Sie liebt Puer! Sie liebt Alishan Oolong! Sie sagte, Koreanische Mönche und Nonnen schätzen Tee! Vor allem Sheng Puer! Wir verabredeten uns gestern um heute zusammen Tee zu trinken.

Heute kamen sie und nur die Übersetzerin. Sie liebt Daxueshan Yesheng Gushu Puer. Sie war sichtlich berührt. wir tranken noch den Puer aus 70er Jahren – Brücke zur Vergangenheit. Plötzlich war es nur Stille und Frieden.

Man begegnet sich an einer Kreuzung. Nach dieser Kreuzung wird man wohl nie wiedersehen. Ich schenkte ihr eine große Fladen Daxueshan Yesheng Gushu Puer vom 2022, Corona Edition II – Verwandlung. Die Menschen gehen wieder auseinander, der Tee verbindet und der Geschmack bleibt.

Jeong Kwan mit ihrer Übersetzerin

Morgensonne

Die Morgensonne ist schön und hoffnungsvoll.
Selten bin ich so früh schon im Sonnenbad und „verpasse“ meistens das Zeichen von Hoffnung.
Seit paar Monaten plagt mich eine schlimme Allergie in doppelter Formen: Hautausschlag und geschwollene Augen. Sie kommen und gehen, kommen und gehen, kommen und gehen?
Es ist wie ein Foltern.
Die Haut ist das größte Organ des Körpers. Sie sollte uns schützen. Sie grenzt uns zur Außenwelt. Sie macht eine Hülle und eine Form von uns. Das Hautbild ist oft ein Seelenbild.
Ich kann diese Krankheit heilen, aber was möchte diese Krankheit mich mitteilen? Der Impuls der Krankheit ist stärker als das Symptom, die von ihm getrieben wird.
Wir leben in vielen ungesunden Beziehungen, in der Wertschätzung nur intellektuelle Vorstellungen ist. In einer Welt, wo Menschen wie Atome schwimmen. In dem Schreien von Eigen-Verantwortung, Selbstbestimmung und Freiheit ist das Ego zutiefst gekränkt im Unbewussten. Der Gemeinschaftssinn und die atomare Unabhängigkeit sind so unvereinbar?


Wie kann ich die zwischenmenschliche Beziehung mehr fördern, indem sie in einem gesunden Kreislauf läuft anstatt wie ein Raubbau, was wir oft mit Teepflanzen und der Erde tun?
Meine Sommerferien sind ein Reflexionsprozess. Die Freude an eigene Arbeit wiederzufinden, die Hoffnung, gesund werden zu pflegen und das Leben neu zu gestalten.

10 Jahre Shui Tang

Der Hirsch, der Tee und Zürich

Der Legende nach folgte Karl der Grösse einem starken Hirschen von Köln nach Zürich. Aus einer einfachen Jagd wurde ein mystischer Ritt. Der Hirsch führte den aussergewöhnlichen König über Berg und Tal und zeigte sich ihm hie und da.

Der König wollte den Hirsch unbedingt erlegen. Als der Hirsch den Hügel des Schlosses Turicum erreichte, fiel der Hirsch auf die Knie wie auch Karls Hunde und Pferde. Der König verstand, dass der Hirsch eine göttliche Botschaft war.

Wo der Hirsch kniete, war der Ort, wo zwei Märtyrer begraben worden waren. Er nahm die Stadt und das Schloss Turicum und ließ die Felix und Regula heilig sprechen. Auf der besagten Stelle ließ er einige Jahre später eine Kirche, das Grossmünster, errichten. Dies ist einer von Zürichs Gründungsmythen. 

Der Hirsch fand mit dieser Sage indessen in das Wappen des Frauenmünsters und die Besucher der Kirche können heute noch die Geschichte des Gründungsmythos bewundern.

Wenn der Hirsch die göttliche Botschaft war, die Karl den Grossen nach Zürich geführt hatte, dann hat auch jeder Fremde seinen eigenen Hirsch. Für Shui Tang war der Tee der Hirsch, der es hierher führte, unweit des Grossmünsters, in eine Heimat an der Spiegelgasse, wo eine neue Geschichte 2009 ihren Anfang nahm. In diesem Jahr wurde Shui Tang zwischen Hirschengraben und Limmat gegründet. Zehn Jahre später ist Shui Tang ein junger Baum des Tees auf dem Zürcher Boden geworden.

Teebaum und Hirsch

Im Hirschen als Zürcher Symbol, der sich einem Teebaum nähert und von den Teeblättern als Elixier kostet, sehe ich das Bild des Anfangs. Heute, zehn Jahre später, haben der Tee und der Hirsch gemeinsam eine Wandlung vollzogen, und es entsteht das neue Bild, auf dem der Tee am leuchtenden Geweih des Hirschen wächst. Tee ist kein exotisches Gut, in welches man Beliebigkeiten hineinprojiziert, Tee ist ein eigenständiger Baum, der hier Wurzeln geschlagen hat. Tee und Hirsch wurden eins.

Hirsch mit Teegeweih

Dank Simon Trüb und seinem Arrangement entstehen die zwei aussagekräftige und ästhetische Bilder! Sie sprechen für sich selbst.

Dank den vielen Helfern und Mitarbeitern hat Shui Tang die Chance erhalten, sich zu entwickeln, zu wachsen und zu erneuern!

Wenn man Teebäume im tiefen Taiwan und China besucht und unter den riesigen Baumkronen steht, hat man einen anderen Blickwickel auf das Universum. Der Mensch ist ein Provisorium, demütig gegenüber der Natur und der Zeit. Die Zeit ist der wahre Herr. Weil wir wissen, dass wir in einem Provisorium leben, haben wir einen guten Grund, das zehnjährige Bestehen Shui Tangs zu feiern!

In diesem Sinn möchte ich an allen Teefreunden, die mit Shui Tang durch den Tee verbunden sind, meine Dankbarkeit ausdrücken!

Alle Teefreunde, die sich mit Shui Tang verbunden fühlen, sind ganz herzlich eingeladen:

05.10. Degustation mit Jubiläumstee 14-16 Uhr

Teekonzert mit Fabian Müller und Pichin Chieh um 17 Uhr. (Anmeldung erforderlich wegen Vorbereitung von Plätzen: info@shuitang.ch)

Gukeng Oolong und Vivaldi – I

Ich gebe zu, ich habe Vorurteile. Vorurteile gegenüber Musik von Barock (natürlich habe ich noch viele andere Vorurteile). Warum? Die Zeit in Barock war eine krieg-reiche und von Pest verseuchte Zeit. Eine Zeit, in der Menschen starben und verrecken am Ecke der Strasse. Während das Leid der Menschheit herrschte, begleitete die Musik das Tanz im Hof. Das bekannte Stück von Vivaldi „Vier Jahreszeiten“ hatte ich kategorisch vergessen – bis zum Sonntagabend.

So viel Lebenskraft und menschliche Gefühle sprudeln aus den Noten. Sie versetzten mich nach Venedig. Venedig war für mich ein besonderer Ort – ein Ort mit einem Fuß im Okzident und ein anderer Fuß im Orient. Anmutig und prächtig. Harmonisch und zugleich widersprüchlich. Der Duft der Blumen gemischt mit den Geruch aus der Erde roch ich in der Musik. Und die Lebensbejahung begleitet von Ehrfurcht vor der Natur (Gott) klopfte mein Herz.

Nachdem ich wieder allein war, wirkte die Musik noch sehr lang nach. Der Nachklang holte mich wieder nach, als ich den 古坑 Gukeng Oolong vom Frühling 2019 in Shui Tang degustierte. In meiner Tasse war er noch zurückhaltend, nachdem er eine lange Reise nach Zürich eintraf. Trotzdem duftet er nach leisen Orchidee, Maiglöckchen und Zitrusblüte. Reife Banana und Longgan drängen sich rasch im Vordergrund. Das, was man nicht übersehen kann, ist der starke Ausdruck con mineralischen Spuren in den innersten Schichten des Tees. Ist es ein Felsentee? Ein Felsentee aus Taiwan? Die anmutigen floralen Töne schmücken den fruchtigen Körper, dessen Kern von essentiellen Stein-noten besteht. Geschmeidig und aufrichtig. Entzückend und charakterstark. Ich hörte wieder den Tanz von La Primavera. Ich ahnte den Donnern und den Wind. Und den unausweichlichen Rückkehr zur Rhythmus der Natur. Zurück zur Erde.

Shui Tang wird im Herbst zehn Jahre alt. Atong, mein Lehrer suchte diesen Tee für Shui Tang als der Jubiläumstee. Und dieser Tee wächst in einem steilen Hang, wo viele zersetzten Steinen und Felsen zu finden ist. Warum dieser Tee? Was kann dieser Tee diesen Prozess von Erwachen und Beginn, Verwandeln und Reifen, Rückbesinnung und Neubeginn präsentieren?

Der schwere Körper und dessen Flügel II

An Sonntag fragte mich Tim, was macht man, wenn man „gefangen“ ist? Er meint mit der Situation mit Prüfungen und Prüfungen. Meine Antwort war, Aushalten. Aushalten bis die Zukunft uns Funken schickt.

Aushalten und Ausharren. Wenn die Fenster von Turm von sich öffnen, werden wir ausfliegen. Warum glaubt man, dass die Fenster von sich allein öffnen? Die Fenster da draußen sind korreliert auf den Fenster meines Innern. Wenn mein Herz wie klares Wasser gepflegt wird, wird das innere Sehen klar und scharf – denn das Sehen auch riechen, hören und tasten bedeuten kann. Wenn die Seele leichter wird, wird man auch fliegen können, weil man träumen kann – wie Chagall. Der Mann, der zwei Träume ins Exil mitnahm: ein Traum von seiner geliebten Frau und ein Traum von seinem geliebten Heimat. So kann er zu seiner Frau an seinem Geburtstag und über sein Heimatsdorf fliegen. Was machen wir, wenn die Fenster eines Turms eines Tages geöffnet werden und wir immer noch nicht bereit sind, zu fliegen?

Der Körper ist schwer, aber er kann meine Seele nicht einengen. Was kann ich gegen die Unzulänglichkeit des Lebens tun? So schreien wie Picasso? Oder weiter träumen wie Chagall?

In vielen alten chinesischen Malerei wurden Menschen unauffällig und klein dargestellt. Als junges Mädchen war es für mich ein Beweis genug, sich von dieser Kultur abwenden zu müssen. Das Individuum wird nicht beachtet – dachte ich. Hingegen strahlt und glänzt die griechische Darstellung des Körpers in dem Bilderbuch, stark und anziehend.

Nun bin ich nicht mehr ein junges Mädchen und realisiere, dass die Statue von Aphrodite und Apollon zwischen 18 bis zum 21 Jahre alt geblieben sind. Was und welches Vorbild kann für eine alternde Frau sein? Was bleibt, wenn alles vorbei ist?

Was bliebt, wenn alles vergangen wird? Es bleibt nur der Geschmack. Gestern regnete es fast ununterbrochen in Zürich. Ich lief genervt und wurde auf einmal klar. Es riecht hier anders, anders als Taipei. Es ist oft sehr heiß dort. Und wenn es richtig heiß wird, regnet es mit Donner und Blitz. Danach scheint es wieder die Sonne und der Geruch in der Luft ist erdig, grasig und oft gemischt mit irgendeinem Essstand. Oder im Pflaumen-Regen-Periode, so heißt es bei uns im April, regnet es ununterbrochen. Die Luft ist immer feucht, so feucht wie eine feuchte unbeachtete Teekanne bei meinem Großvater neben dem Schaukelstuhl.

Als der Großvater starb, als sein Sarg ins Feuer geschoben wurde, wurde ich aufgefordert laut zu rufen, „Gehe schnell, beeile Dich! Beeile Dich!“ Beeile Dich, Großvater, es geht uns gut. Gehe bitte. Sein Körper ist tot, aber wir glauben, dass seine Seele an die Familie haftet. Wenn er die Klarheit nicht bekommt, an die Liebe haftet, kehrt er zurück und bekommt wieder einen Körper. Somit kehrt er wieder zurück in die leidvolle Welt der Phänomenen. Wenn er sich einmal von seinem Körper befreit, wird er weg fliegen wollen? Oder vermisst er den Geschmack seines Tie Guanyins? Nur wegen dem Duft des wunderbaren Oolongs aus Taipei nimmt er wieder einen schweren Körper auf sich, um zurückzukehren?

Ich schaue gerne den Himmel aus einer engen Gasse, zum Beispiel aus der Spiegelgasse. Ich weiß, dass der Himmel breit und weit ist. Aber der Himmel aus der Spiegelgasse ist ein Ausschnitt. Es hat einen Anfang und ein Ende. Ich kann ihn stundenlang anschauen in verschiedenen Jahreszeiten und Witterungen. Er ist so begrenzt wie ich. Es hat einen Anfang und ein Ende.

 

回紋 Hui-Muster und 饕餮 Tao-Tie

Diese Reise entstanden aus einer Meditation am vergangenen Mittwoch. Ich bildete mir ein, ein merkwürdiges Symbol vor mir wahrzunehmen, das scheinbar aus Antik-Griechenland oder China stammt.

Ich verstehe die menschliche Seelenreise wie die Darstellung von christlichen Labyrinth, das uns zurück zum Gott führt. Man geht auf einem Kreis, der sich in ersten Moment an das Zentrum nährt und dem Herz erfreut. In nächsten Moment entfernt man sich wieder kreisend von Zentrum und das Herz schmerzt. So kreisen wir paar Male hin und her bis wir tatsächlich das Zentrum nähren und doch müssen wir es verlassen. Ein Labyrinth behält den Angekommenden nie. Es führt einem wieder hinaus in die Welt!

Diese endlosen Kreisen erlebe ich selbst in meinem Leben mit Tee.

Man sucht Lösung für das Leben und zieht sich zurück ins Innenschau. Man transformiert es in einem Akt von Umkehrung, wie wir im Gongfu Cha „Füllhorn“ üben. Die äußerlichen Schmerzen und Aggression werden zu inneren Kräfte und Erkenntnisse. Mit diesen Erkenntnisse kehrt man wieder zurück zum Leben.

Es war ein sonniger Morgen. Tim hat seine Matura bestanden und feierte. Ich kam aus dieser fröhlichen Gesellschaft und bekam eine Idee, Rietberg-Museum zu besuchen. Ungestört von vielen Besucher an so einem schönen Sonntag lief ich ahnungslos zur Meiyintang Ausstellung.

Genau beim Eingang stach ein Gefäß in meinen Augen.

Es war Gefäße aus Bronzen von heiligen Bedeutung vor 5 Jahrtausenden.

Es sind rituelle Gerätschaft 禮器, um Opfergabe zuzubereiten. Auf den uralten Gerätschaften vor paar Tausendjahren fand ich das Muster von der Endlosigkeit, was Donner und das Herz von Wellen symbolisieren sollen. Sie zeigen alle auf das Zentrum und sind endlos dargestellt. Dieses Donnermuster 雷紋 heißt ebenfalls 回 Hui-Muster. Hui bedeutet auf Chinesisch zurück, ursprünglich bedeutete das Zentrum von Wasserwellen.

Zurück. Wohin zurück?

Dieses Muster begleiten einem magischen Tierkopf, dessen Hörner genauso aussehen wie das Symbol in meiner Vision. In diesem Tier «饕餮 Tao Tie» sollte ein mythisches Wesen 神農 dargestellt werden, der Tee angeblich entdeckte. Es wurde beschrieben, dass er unter einem Baum Wasser kochte und in jenem Moment fielen paar Teeblätter hinein. So wurde Tee entdeckt.

Man kann sich so vorstellen: Vor paar Tausendjahren wurde ein heiliges Gefäss, dessen mystische Kraft durch den Kopf von Tao Tie ausgedruckt wird, über Feuer gekocht. In jenem Moment donnerte es, so wie das Ritual für Fruchtbarkeit im Frühling wünscht. Der Ostwind wehte unabsichtlich, während paar Blätter aus einem Busch fielen. Sie fielen absichtlich in das kochende heilige (schöne) Wasser.

Das war wohl, der erste Gongfu Cha in der Menschheit.

Tao Tie und Hui Wen

 

Diese Jahre als Teehändler

Familie Chou hat Händler Tradition. Obwohl unser letzter Vorfahren sehr wahrscheinlich Teebauer oder Teehändler war. Wir kommen aus Hu Qiu, wo üppige Tie Guan Yins wachsen und viele Chous heute noch leben!

Ich habe keine kaufmännische Ausbildung absolviert, sondern Soziologie und Germanistik. Oft frage ich mich ob ich ähnliche Geschichte erzählen würde wenn ich Dozent geblieben wäre? Ich bin sicher. Denn die Erfahrung von Verständnis und Missverständnis, Freundschaft und Verrat, Egoismus und kosmische Liebe überall zu erleben sind!

Als Anfänger von Handel pflegte ich einen Idealismus, der sehr schnell zum Schmerz brachte. Es war ein toller Intellektueller Teemeister, der versuchte hinter meinem Rücken mit meinem Klienten zu handeln. Meine Illusion war zerbrochen. Meister oder Scharlatan zu unterscheiden gehört zu Lektion des Lebens! Was bedeutet Teilen? Mit wem teilen wir? Wie gehen wir mit Menschen um, die sich ausgeschlossen fühlen weil sie es nicht respektieren, dass das Teil meine Freiheit ist?

Für mich hat das Wissen kein Patent und gehört zur Menschheit! Aber Shui Tang kann bis heute leben und viele Menschen die sich mit Tee beschäftigen können von Shui Tang profitieren, weil die wirtschaftliche Entwicklung stimmt. Es ist keine einfache Aufgabe! Mein Vater, ein erfolgreicher Kaufmann und Boss warf mir vor dass ich mit Leute meine Ressourcen teile. Tatsächlich brachte ich Leute zu Orten wo ich einkaufe und zusammenarbeite. Natürlich kostet eine Steinkanne mehr in Shui Tang als direkt bei Produzent. Genau diese Differnz ermöglicht mich, Menschen näher zum Tee zu bringen! Diese Bemühung geht oft im Auge der Menschen verloren, wenn das Geld im Vordergrund spielt. Es ist vielen Menschen nicht bewusst, dass man Respekt braucht um zusammenzuleben: Respekt vor Vermittler und Respekt vor Konsequenz der eigenen Handlung. Man erntet das, was man tut!

Wenn mein Klient wissen will, wer diesen Tee produziert, schweigt Atong meistens. Ich frage einmal und respektiere sein Schweigen. Das ist sein Geheimnis. Er will nicht teilen. Ich will auch nicht, dass Verrat hinter meinem Rücken geschieht. Also respektiere ich es und folge der Ethik! In dieser “ Nahrungskette“ wie Helmut und Jiri scherzten, hat eine Wahrheit! Wir haben alle genug zu essen, wenn wir zusammenarbeiten!

Jeder muss mit diesem Punkt umgehen, wenn man Händler ist! Jeder muss es lernen zu respektieren, wenn man in dieser Welt lebt. Es geht um Bewusstsein des eigenen Handels und die Entwicklung des Erfolges und des Zusammenlebens. Wenn du erfolgreich sein willst, muss du Samen säen, anstatt nur zu rauben. Rauben das, was die andere geäet hat und geackert hat, schafft Karma und kommt irgendwann zurück!

Mit der Zeit lerne ich, mit wem man zusammenarbeiten kann, mit wem was man etwas teilen kann. Oft hilft uns alle mehr wenn das Respekt vorhanden ist. Ich merke, was mein Lehrer mit mir teilt, was er sonst nicht gemacht hätte!  Es ist verrückt dass man mehr erhält wegen Verzicht!

Wir können heute an diesen Ort des schönen Wassers Tee widmen und Verbindungen schaffen, weil es stets Samen ausgesät sind! 

Andererseits ist es relativ egal, ob Shui Tang in 10 Jahre existiert oder Menglin da ist. Manche finden Schade, manche freuen sich sehr. So ist das Leben!

Die Lektion einen Teelöffel zu schnitzen

Ich freue mich oft auf Feedback. Das, was ich als selbstverständlich betrachte, kann ein anderes Bild bekommen.

Heute erzählte mir Gabriele, wie es ihr gestern ging, einen Teelöffel zu schnitzen. Der erste Teelöffel ihres Lebens!

„Ich bekam spärliche Anweisung und wusste nicht, wie ich den Messer nehmen sollte und den Bambus schneiden sollte. Du sagtest einfach, Mach Mal!“

„War es schlimm?“ Ich staunte über ihre Sätze. Noch nie habe ich Gedanke darüber gemacht. Ohne viel Anweisung habe ich meinen ersten Teelöffel gemacht. Die Anweisung war, verletze dich nicht… Außerdem merke ich dass die meisten Europäer viel geschickter sind als ich…

„Es ging irgendwie! Ich habe mich so gefreut, einen eigenen Teelöffel ohne Vorschrift zu gestalten!“ Sie sagte mit fröhlicher Stimmung, „Das ist noch nie passiert, dass man einfach etwas macht, ohne Anweisungen.“

Das lernt man ja bei mir in Gongfu Cha, ins kalten Wasser zu springen und zu erkennen, was für Muster wir im Leben tragen.

Es geschah ohne Anweisungen. Es sind 7 wunderbare Teelöffel entstanden. Jeder ein anderer! Ich schaute die Löffel an und sehe verschiedene Gesichter vor mir. Am Ende des Schnitzen sagte ich, dass wir nächste Woche zwei Bücher anschauen können, wie ein Meister den Teelöffel schnitzt.

Für mich geht es nie um das Richtige oder um das Falsche, es geht immer um eine Chance. Eine Chance für uns, Tee als Spiegel zu betrachten, uns zu sehen. Ob es für einen später etwas nutzt, hängt es von Karma ab. Aber eine Chance sollte jeder, der in Shui Tang Tee lernt, erhalten.

Benjamin hat mir am Ende letztem Kurs etwas erzählt, was mich sehr berührte. Er sagte, dass er seit 7 Jahren Shui Tang kennt. Ich bekam vor 7 Jahren einen Lehrauftrag in seiner Schule ein Teeworkshop mit seinem Klasse zu machen. Tee hat ihn so fasziniert, dass er nun ein Teeschüler wurde.

Es sind Samen, die gesetzt wurden ohne Absicht. Die Samen können keimen oder nicht. Das überlässt der Teemensch das Tao/Dao.

Vielleicht ist meine Methode nicht geeignet für viele Menschen, die Anweisungen brauchen. Vielleicht ist es gerade interessant in unser Gesellschaft, wo alles geregelt wird. Ich weiß nicht. Ich kümmere mich nur um eins, genügend Energie haben, nicht abgelenkt zu werden, und weiter gehen.

Vielen Dank, Gabriele, für Deine Ehrliche Worte!

Weitere Blätter auf den Teeweg

Ach, Menglin, wenn ich das lese und andere deiner Blogs, dann entsteht in mir der Eindruck, da wären Geschichten, Texte, Erfahrungen beisammen für ein neues Buch – eines mindestens!

Dass Martin ein weiteres Buch mit mir machen möchte, streichelt wirklich mein Ego. Das Buch Blätter vom Teeweg ist für mich eine Kaffeehaus-Literatur, nicht wirklich ein Teelektür.
Was ich jetzt mit Mathias plane und mache ist eher etwas was der Teewelt gut tut – ein Teealtlas! Ein Nachschlagwerk für Oolongtees. Sehr wahrscheinlich müssen wir in einem bestimmten Rahmen eineschränken, weil ich mich nicht allen Oolongsorten kenne und verstehe. Aber es ist ein erster Schritt im Europa so etwas zu wagen. Ich bin Mathias sehr dankbar. Also er ist eigentlich der Autor, der schreibt und ich plappere einfach nebenbei.
Weil er der wirkliche Autor ist, hat das Buch ein Format, was man nicht mit Menglin gleich assoziert – das ist gut so. Dann kann ich weiterhin Kaffeehausliteratur schreiben.
Ich habe tatsächlich vieles erlebt und habe viele Leben von anderen Menschen mit erlebt und mit beobachtet. Wenn ich ein Filmmacher wäre, hätte ich sehr viele Stoffe Geschichte zu visualisieren und etwas Buntes in die Welt zu bringen.
Die heftigste Geschichte findet nicht auf dem Leinwand statt, sondern neben uns und bei uns selbst. Die meisten Menschen wissen nur nicht, was gerade bei ihnen und mit ihnen geschieht. Somit verpassen sie die beste Story ihres Lebens zu schreiben!
Andere Menschen füllen mein Leben, während ich selbst ein Teil von dem Leben des anderen werde. Wie wäre ein Kamera an der Spiegelgasse zu stellen? Köstlich!
Ich liebe Romanen von Kawabata und liebe Kore-eda und Kurosawa. Sie schaffen in einer Distanz und Wertungslosigkeit die grausamste Geschichte zu erzählen.
Es gibt immer weitere Blätter auf den Teeweg. Wie meine Grossmutter sagte, „Wenn es Licht brennt, dann wird jemand den Weg finden…“ es wird weiter gehen und weiter geben…
Aber Martin – seien wir doch ehrlich – macht das Buch „Blätter vom Teeweg“ Dir keinen finanziellen Verlust?