Die meisten Freunde wissen, dass ich den Tie Guanyin der modernen Art nicht besonders mag. Ich schrieb bereits zu viel Negatives über diesen Tee und berichte häufig wie oberflächlich dieser Tee sein kann.
Aber, wenn ich einen schönen Tie Guanyin in der modernen Machart begegne, wechsele ich auch meine Meinung, nicht wahr?
Was gibt es denn einen guten Tee für einen Herbst? Kühl, wechselhaft und distanziert? Ist das Wetter distanziert – oder ich? Distanziert – weil es zu heiß war und es kalt wird? Dieser Tee vermittelt mir das Gefühl des Abstands zur Dinge um mich. Irgendwie ist dieser Tie Guanyin Anxi 2010 Frühling für mich im Moment der Herbsttee.
Balthasar war zu Beusch. Wie Immer bereite ich ihn seinen Tee zu. Dann kam ein schönes Paar, aber verwirrt. Ich sah sie. Er, begeistert, bezaubert von der Schönheit von Shui Tang. Er wollte unbedingt hinein, unbedingt Tee. Sie lächelte, hübsch und freundlich, ein bisschen unsicher. Tee! „What would you prefer?“ Er wußte nicht. Sie lächelte. Also, ich hatte zwei Ideen und machte eine Tasse Buddhas Augen und eine Tasse – den Anxi Tie Guanyin 2010. Sie war zufrieden. Er nicht. Er guckte, suchte. Seine Beine zitterten, ruhlos. Balthasar war so freundlich und wechslete paar Worte mit Ihnen. Er war neugierig, wie die zwei fremden Gäste auf den Tee in Shui Tang reagieren konnten. Die Gäste hatten ihre Vorstellung. Sie wollten weiter bestellen. Balthasar ging.
Er stellte mir viele Fragen. Mein schlechtes Englisch konnte all seine Frage nicht beantworten. Er schickte mir dort hin, um diese Teedose zu bringen, verlangte mir die anderen Teedosen zu zeigen. Er sagte und die anderen machten. Ich blieb dort und sagte zu ihm in einfachen englischen Worte, dass ich nichts tun muss, wenn man mir gegenüber kein richtiges Respekt zeigt.
Meine Gäste waren erstaunt. Respekt? Was ist Respekt?
Die junge Dame versuchte die Situation zu vermitteln. Sie wollte gerne den Hongyu probieren. Ich lächelte und bewegte nicht. Er fragte, weshalb meinte ich, dass er mir gegenüber keinen Respekt zeigte?
„You do what you want. But it does not work here.“ Ich mache nicht alles, was die anderen wollen. In dieser Welt kannst Du nicht einfach das machen, was Du willst. Es gibt noch andere Menschen, mit den Du zusammen leben muss. Ansonsten gibt es nur eine Kommunikation zwischen Geld und Macht. Eine Kommunikation zwischen Schmerzen und Verletzung.
Aber nicht mit mir.
Er sagte, ich habe ihn nicht so gut behandelt wie Balthasar. Er sah meine Zuneigung und meine liebvollen Umgang zu einem Teefreund. Vertraut und harmonisch. Es berührte ihn. Aber ich behandelte ihn anders! Ich lachte. Natürlich! “ It is the first time for you to come here! My friend!“ Zuneigung und Liebe kann man halt nicht mit Geld kaufen! Es sind Zuneigung zur Zuneigung, Liebe gegen Liebe. Menschen begegnen sich mit Herzen, nicht wegen Geld! Und es braucht Zeit. Es braucht Pflege! Es braucht Demut…
Ihre Augen waren riesig gross, als ich es aussprach. Waren meine Worte zu fremd, zu komisch? Weiß Du, wenn Du Geld hast, bist Du nicht besser! Wenn Du arm bist, bist du einfach arm, aber nicht elend!
Ich lud sie an den Tisch ein, wo Balthasar sass. Ich goss den Tee. Plötzlich schlief er ein. Seine Beine zitterten nicht mehr, sein Geist verlor Kontrolle. Ich lachte und sprach zu ihm: „Ja, Du bist jetzt angekommen. Hier ist das Zuhause. Du muss nichts mehr kontrollieren. Gehe dort hin, dort kannst Du schlafen.“ Er stand auf und schlief tatsächlich in Shui Tang ein. Ich unterhielt mit dieser schönen Person vor mir. Sie erzählte mir Bruchteile ihrer Geschichte. Ich sah ihr Gesicht. Ich spürte ein tiefes Mitgefühl. Vertrauen schenkte sie mir, einem Fremden.
Als Er wieder wach wurde, sagte ich zu ihm, weshalb ich für ihn einen Anxi Tieguanyin brachte. „Ein Tee, der auf den Punkt bringt.“ Er war verwirrt, als er kam. Dennnoch spürte ich seine Stärke und seine Person. Ein orientierungsloser Samurai, der viel Kraft hat, aber kein Schwert. Tie Guanyin aus Anxi, in kühlem Temperatur langsam die Feuchtigkeit entzogen wird, langsam langwierig fermentiert, zeigt uns schöne blumige Note, die jedem gefällt. Aber er hat nicht nur diese Freundlichkeit. Er hat eine Klarheit, die einen erfrischt, wach rüttelt und einem hilft vor Phänomenen zu distanzieren. Er schaute mich an. Sie nickte. Es ist ein schmaler Weg, wenn Menschen sich begegnen. Man braucht kein Gepäck, keine Attribute und keine Schmuck. Es ist ein schmaler Weg zu unserem wahren Selbst. Denn wir an nichts mehr festhalten können, weder ans Geld, oder an Macht oder an Status. (Mein Gott, meine Worte hören sich wie ein Priester an!)
Jedenfalls waren meine Gäste begeistert von Tee. Er kaufte viele schöne Tees gegen paar Hundertenfranken – wie kann man für Tee so viel Geld ausgeben? Sie wollte mir unbedingt ihre Karte mit handgeschriebenen Adresse geben. Ja, ich kann sicher googlen gehen und schauen, was für Menschen sie waren, weshalb sie so viel im Rücksack tragen.
Gute Dinge können sich zum Schlechten entwickeln. Schlechte Dinge können sich zum Guten wenden. Was machst Du, wenn Du bereits alles hast? Wie ein toter Fisch, der sich von Strom treiben lässt?