Archiv für den Monat Januar 2010

Gedanke in der ersten Vollmondnacht im Neujahr

Die erste Veranstaltung von Shui Tang im Neujahr ist erfolgreich gelaufen! Erika hat die Tees für Winter und Sommer auf wunderbarer Weise erklärt und wir haben die folgenden Tees degustiert und probiert.

Longjing Meijiawu, Qilan Oolong Mingjian, Da Hongpao Premium, Dianhong Premium und Pu Er Grenztee 1990. Natürlich waren viele Therapeuten und Ärtzte dabei, die sich für das Thema Yin und Yang im Tee interessieren.

Rückblickend war ich recht froh, das so genannte Januar Loch anders zu erleben. Viele fragen mich, „Und?“ Ich dankend glücklich bei dem Kosmos für das angenehme und gute Start ins 2010. Alles ist neu für Shui Tang. Ich bin dankbar.

Obwohl diese Woche recht ruhig war, gab es paar lehrreiche Erlebnisse für mich. Ein Klient kam zu mir und wollte sich über Grüntee informieren. Ich zeigte ihm drei Grüntees von drei verschiedenen Richtungen. Anji Baicha – subtil und verbindlich; Emei Maofeng – klärend und erfrischend; Bai Maohou – schön und geschmedig. Dann fragte er mich, „Haben Sie keine Rarität?“ „Wie bitte?“ Ich war erstaunt über seine Aussage. Er sagte, „ich will Rarität!“ Rarität… Ist Anji Baicha keine Rarität? Ist Emei Maofeng in dieser Qualität keine Rarität? Für ihn gilt die Rarität nicht als Rarität, er wollte Sensation… Wie kann ich jemandem Rarität zeigen, der die Rarität nicht erkennt? Ich dufte ihn nicht belehren und auch nichts Negatives äussern. Höflich bat ich ihm um Verständnis, dass ich ihm Raritäten zeigte. Er fragte nach dem Preis. Der Preis des Tees hörte sich wie Rarität an und er kaufte die „Rarität“. Dieser Herr hatte kaum Zeit und war in Eile. Dann wollte er von mir wissen, wie ich das berühmte Nachbargeschäft kommentiere. Er beschwerte sich über die unkompetente Beratung. Ich sagte ihm, Raritäten können nicht in paar Minuten beraten werden und für den schnellen Einkauf ist die Beratung von dort gut genug. Wie könnte ich denn über das Geschäft von anderen äussern? Jeder macht sein gutes Job und jeder hat seinen Platz. Zürich ist gross genug! Ich sagte dem Herrn, dass sich die wirkliche Raritäten nicht einfach „manifestieren“. Dafür könnte der Klient auch Zeit nehmen…

Ich machte mir nach diesem Erlebnis richtig Gedanke. Was Menschen unter Raritäten verstehen und wie ich mich hätte anders verhalten können.

Christoph sagte mir, dass man gewisse Mut braucht, die Tür von Shui Tang zu eröffnen. Dann wird man glücklich dabei, am Tisch zu sitzen. Mut haben, um die Schwelle zu überwinden… Manche sagen mir, „Wow, was für ein exklusives Geschäft?“ Ich fragte zurück, was ist an Shui Tang exklusiv? Schöne Aufmachung? Schöne Interio, schöne Design und schöne Waren?

Das Exklusive an Shui Tang ist:

Time is not Money!!

und

jeder, der die Tür öffnet, wird als Mensch so wie er ist, angenommen, anstatt als „Kunde“ gehandelt!

Lishan Hochlandsoolong – Eine Alchemie

Meine Schwester und ich streiten immer auf der Reise, vor allem in Japan. Ich muss bei jedem Lackwaren und Keramik Geschäft rein schauen, wärhend sie bei jedem Kosmetik und Mode-Geschäft gestolpert ist. Sie belächert meine Zuneigung für „Hobby von reicher Tochter“, weil Teatoys für sie eben Freizeitsgeschäftigung für reiche Kinder sind. Ich verteildige mich damit, dass ich selten Geld für Kosmetik ausgebe, eben nur für Teatoys.

Ich habe nichts gegen Kosmetik, nur etwas gegen die verkaufte Vorstellung, wie eine Frau sein muss. Ich glaube nicht an die Illusion von weissen jungen Haut, sondern an eine andere. Ich kaufe Kosmetik von Alchemie. Ich glaube an Zauberstab und geerntete Blüte nach Sonne- und Mondphase. Eine treue Kundin bin ich von Lunasol. Zu Weihnachten habe ich mir Blütecremen von dem neuen Zauber gekauft. Eigentlich war ich ein wenig enttäuscht von den leisen Töne der Duft im Cremen. Ich liebe Rosen über alles, aber dieses Rosencremen duftet nur „latent“. Ganz anders als Weleda – ich rieche sofort ein Hauch von Rosenmeer…

Trotzdem trage ich ganz fleißig das Creme ein, denn es eine Konsistenz ist, die einfach für sich selbst spricht! Ob das Creme der Alchemie tatsächlich besser ist, war ich recht unsicher.

Genau so verstehe ich nicht, warum man auf Lishan Hochlandsoolong abfährt. Der Hochland aus Alishan ist für mich gut genug und rate stets meine Klienten diesen zu bevorzugen. Wozu Lishan? So teuer und nicht wesentlich viel besser als der Alishan! Bis vor zwei Tagen war ich fest der Meinung.

Walter kam mit seinem guten Kumpel ins Shuitang. Der unbekannte Mann war schwer zu knacken. Walter warnte mir davor – er sei ein Fall für Menglin. Er war mit Alishan Hochland nicht zufrieden, denn dieser Oolong mit ihm sprechen wolle. Er will aber keinen Tee, der ihn stört! Dann kritisierte er an Fancy Nostalgie, „Was für einen schweren Tee! Ich will etwas Leichtes!“ Ich bewegte mich nicht von all seinen Kommentaren. Ein Tee zum Bücherlesen, mehr nicht, sagte er. Einfache Formulierung verbirgt einen Anspruch auf Absolutheit – der Tee muss das machen, was ich will. Naja, so ein Typ wird nicht einen Tee begegnen, der genau so „einfach“ ist wie er.  

Ich packte den Lishan aus – nun sind wir bei Top-Ende gelandet. Langsam stieg der Duft in unsere Nase und errecihte unser Herzen. Sie seufzten. „Wie schön, schön elegant und voller Bergblütehonig!“ sagte der vorhin klagende Mund. Ich roch noch keine Blütenhonig, ich befand mich noch im Blütenmeer. Blumenwiesen an einem Berghang, waren es Birnenblüte oder Apfelblüten? Mein Vater hebt bis heute ein altes Foto von mir auf. Es war vor 32 Jahren, ich lächelte herzig unter einem Birnenbaum auf Lishan (Berg der Birne) neben dem Villa von Jiang Jieshi. Mein Vater eröffnete gerade sein eigenes Büro und lud alle Angestellte ein, eine gemeinsame Reise zu machen. Meine Schwester erbrach während der ganzen Autofahrt und mein Bruder schlief immer wie ein Angel im Muttersarm… Leicht, unbeschwert und entspannend wurden die Augen wieder geöffnet, blumige Süsse hüllte den Mund und die florale Frische klärte die Nase. Ich sass in Shui Tang, aber mein Herz bekam Flügel und war dort, wo es sein wollte…

Der Gast war glücklich, so glücklich zu wissen, dass sein Geschmack eben so teuer ist! Das ist auch eine Bestätigung für ein Ego, nicht wahr? Als ich wieder allein war, roch ich noch an die kalt gewordene Tasse. Ich hing immer noch an den Bergduft, an die Bergblumen und an die zarte Erinnerung der unbeschwerten Zeit. Plötzlich erinnerte mich der leise präsente Duft an den Duft auf meine Haut. Das leise Creme, gewonnen aus der ständigen Rühren zwischen Sonne, Mond und Blüten, durch die so genannte Alchemie wird es zu einem Vermittler zwischen Menschen und der Natur. Ich weiss nicht, ob die Alchemie wirksam ist. Mir ist es eigentlich egal. Es ist eine schöne Illusion zu glauben, ich sei auch in Blumen und Blumen in mir. Es ist ein wunderbares Moment den Lishan Hochland zu verstehen, dass dieser Tee auch wie ein Zauber wie Alchemie sein kann, Raum und Zeit zu versetzen. Ich bin in Zürich, in Shuitang und gleichzeitig mit meiner Familie in meiner Kindheit!

Meine Literaturliste

Peter möchte meine deutsche Literaturliste haben. Gerne. Ich denke allerdings, dass diese Liste nicht der Vorstellung entspricht. Ich bin nun Mal so wie ich bin – eine Soziologin und mein Bild vom Tee ist sehr gesprägt durch diese Wissenschaft. Es ist mein Zugang, wie ich sehe, was Tee ist – nicht nur aus Blätter aus China, sondern ein Projektionsfläche der menschen Wünsche und Begierde und das Resultat von ihrer Handlungen und Wechselbeziehungen.

Adrian, Hans G.; Temming, Rolf L.; Vollers, Arend: Das Teebuch. München 1983.

Barlösius, Eva 1999. Soziologie des Essens. Weinheim und München: Juventa.

Berger, Willy R.: China-Bild und China-Mode im Europa der Aufklärung. Köln 1990.

Brand-Lederer, Ruth: Der Tee kommt nach England. In: Tee. Völkerkundemuseum der Universität Zürich (Hrg.). Zürich, 1990, 27-48.

Forrest, Deny: Tee und die Engländer. Braunschweig 1980.

Grösser, Helmut: Tee für Wissensdurstige. Das Fachbuch vom deutschen Teebüro. München 1999.

Jarry, Madeleine: China und Europa. Stuttgart 1981.
 

Kaufmann, Gerhard: Zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte des Tees. In: Tee. Zur Kulturgeschichte eines Getränks. Altonaer Museum in Hamburg (Hrg.). Hamburg, 1977, 7-26.

Küster, Christian L.: Teegeschirr und Teegeräte. In: Tee. Zur Kulturgeschichte eines Getränks. Altonaer Museum in Hamburg (Hrg.). Hamburg, 1977, 28-36.

Reimertz, Stephan: Vom Genuss des Tees. Eine Kulturgeschicht. Leipzig 1998.

Okakura. Das Buch von Tee. Inselverlag.

Schivelbusch, Wolfgang 1980. Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft. Wien und München: Karl Hanser.
 

Storey, John 1999. Cultural Consumption and Everyday Life. London: Arnold.

Literaturliste vom Tee in München

Das ist eine chinesische Litaratur-Liste von Teebücher, die mich beeinflusst hat. Nach dem Tee in München wurde ich aufgefordert diese Liste zu schreiben. Gerne teile ich mit allen Teefreunde mit den Bücher.

台灣茶的第一課. 陳煥堂, 林世煜. 如果出版社, 2009. 這是我的恩師的書, 大概是最重要吧.

茶的世界史, 角山榮.玉山社 2004

茶置闡微, 王新俊. 明窗出版社.1998.  此系列共有4冊.

緑色黃金, 商周出版社 2005

安溪茶葉大觀.王文禮.國際華文出版社 2002

茶書.岡倉天心. 我査不到出版社.但此書有中文版. 我看的是德文版.

慢食, 謝忠道, 果實出版社 2005, 此書, 並非茶書, 但是可以幫助我們了解, 隱藏在廚師專業背後的, 不為人知的故事, 這和茶和作茶的人的內心深處是一樣的 – 我並不指泡茶的人. 但是, 作者對法國料理和台灣小吃的比較方法, 我很不同意.

並行與弔詭, 麥田出版社 2006. 這本書, 告訴我們, 從另一個角度來看音樂. 對我來對茶的了解, 有很大的啟示.

Atemwende

Atemwende von Paul Celan

IN DEN FLÜSSEN nördlich der Zukunft werf ich das Netz aus,

das du zögernd beschwerst mit

von Steinen geschriebenen

Schatten

.

In der Begegnung mit dem Fremden werden wir uns immer näher. In dem zögernden Sich-herantasten sah ich seine Angst in Augen vor möglcher Bindung. Eine fremde Nähe war zu spüren ohne auszusprechen…

In dieser gepflegten fremden Nähe vergessen wir, dass Du mich zur mir führst und ich Dich zu Dir… an einem Ort in Worte, in Tee oder im Schmerz.

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Peijen, tüchtig lebenslusitg und intelligent, wollte in ihrem Leben endlich für sich selbst etwas schönes tun. Für sich selbst einen Raum zu ermöglichen, um das Ich einen Raum zu geben. So einen Raum wäre ein Haus plus Tee mit vielen vielen Schnick Schnack – sagt sie. Sie kam für zwei Wochen nach Shui Tang um Erfahrungen zu sammeln. Heute sagte sie, sie fühlt sich so als ob sie bereits ein Jahr hier wäre. Wenn Ihr Mann sie nicht jeden Tag angerufen hätte, hätte sie ihn samt ihren lieben Hund vergessen…

Sie hat viele Begegnungen in Shui Tang erlebt und trugt eine Liste von ihren Lieblingsliste. Ba. ist No. 1 auf diese Liste, also er wurde eingeladen für den Abschiedstee.

Er hatte es schön, er bekam ein Hocker. Da er ein Hocker bekam, bestand er auf den Tatami noch eine zweite Tasse zu trinken, während wir auf unser Knie und Füssen schmerzhaft sassen. Bei seiner zweiten Tasse zitierte er ein Gedicht – „Atemwende“.

Atemwende ist auch eine Atempause. Eben so wichtig wie das Wort ist das Schweigen. Eben so wichtig wie das Atem ist die Atempause. Eine Wende führt irgendwo zur Heimkehr, während die Heimkehr irgendwann zur Wende wird…

Peijen geht morgen nach Hause, zu ihrem Nest, zu ihrem geliebten Mann. Ich wünsche ihr hier ihr glückliches Heimkehr. Eine Wende für ihr neues Leben, eine Wende, die zur ihrem Traum, ihrem Teehaus führt! Ein Traum Teehaus mit Schnick-Schnack in München!

Ein unsichtbarer Faden

Ein unsichtbarer Faden

Man muss irgendwie interessant sein. So interessant, dass jemand seinen Laden in der Hauptstadt Schweiz ihn frei zur Verfügung steht. Er muss einfach dort etwas machen, was ihm gefällt und dann die Öffentlichkeit zeigen. Nichts muss er für den Raum der Möglichkeit bezahlen, er muss nur etwas tun.

Ba. erzählte uns, dass er einen Raum so bekommt und seine „Kunstwerke“ dort ausstellt – ausstellen muss. Quitten gehören einfach auch Mal dazu. Peijen und ich machten unsere Augen riesig und wollten unbedingt diese Quitten sehen! Wie kann ein Quitten ein Kunstwerk sein! Und Ba. behauptet, dass es eine Affinität zwischen Pu Er und seinem Quitten besteht….

Er kam tatsächlich wieder und war sehr nervös, behauptete er. Er sei nervös, weil er nicht weiss, ob es uns gefällt, diese Quitten anzuschauen. Darum brachte er zuerst Quitten-Speck, die nicht mit Zucker betäubt waren. Ich kenne diese Dessert gut und schnappte mir gleich eins. Peijen wirkte wie ein unbeschriebenes Blatt und probierte naiv mit ihren Augen. Es schmeckt richtig gut. Sauer, süss, feucht und glatt. Wir waren begeistert.

Dann packte er ganz vorsichtig ein Schachtel aus. Gold bemalt! „WOW!“ wir riefen! Ba. erklärte, dass er extra dafür ein Schachtel kaufte und ihn bemalt. Gold plus nachtblau… Dann ein Phönix-Sticker auf dem Schachtel. Wir, zwei Frauen, fühlten uns richtig ernst genommen! Dann deckte er ab, noch ein Schicht Alu-Flolie. Die Folie abgedeckt, sahen wir die Quitten!

Der dunklen Körper, geschrumft, trocken und hässlich. Ich roch an den Körper des einstigen Quittens, ich roh Tod. Sie sagten, es sei muffig. Muffig ist eine Bezeichnung von fremden Gerüche, unsauberer stagnierte Luft – alt… Aber hier roch ich toten Körper. In dem Moment tranken wir gerade ein Pu Er 1950! Ba. sagte, „Siehst Du das Parallele?“ Ich schüttelte meinen Kopf. Die Quitten sind vergangen, aber der Pu Er nicht. Er ist immer noch präsent, nur alt, aber verwandelbar…

„Meine Lebensgefährte kann nicht glauben, dass ich hier mit Euch 3 Stunden lang Tee trinke!“ er grinste. „Drei Stunde!? Ist das überhaupt ein Geschäft???“ sie schrie, sagte er.

Ja, wie kann man in einem Geschäft drei Stunde lang Tee trinken? Wie kann ein Geschäft die Menschen drei Stunde lang Tee trinken lassen? Ist das überhaupt ein Geschäft in einem Geschäft? Was für ein Geschäft ist es denn überhaupt?

Ist Shui Tang ein Geschäft? JA! Ich freue mich auf die klingende Kasse und Besucher!

Was assozieren wir mit einem Geschäft? Ein Geschäft möchte seine Kunde binden, nicht wahr? Was bindet Shui Tang denn all die Menschen? Mit Comulus-Karte wird es hier nicht funktionieren… Es ist ein unsichtbarer Faden, der uns mit Shui Tang bindet.

Wann ist der Tee tot?

Wann ist der Tee tot?

Ich brachte einige Pu Er nach Shui Tang zurück. Ein Tee, der nicht in seinem jungen Jahren getrunken wird, sondern in seinem Alter, Reife.

Ba. ist einer der festen Bestandteil des Shuitangs Liebhabers, die fast jede Woche kommt, die ich vermisse, wenn sie nicht erscheinen. Einst trank er gerne Oolong, der inzwischen zu lieblich versöhnlich wurde, seit er das Unfassbare und Unberechenbare des Pu Ers entdeckt. Ein unglaublich geistreicher und eloquenter Mann, den ich in seiner Reife treffe. Ende des 2009 sagte er zu mir bei dem Abschied, dass er sich ohne Shuitang nicht mehr vorstellen könnte.

Wie kann man denn einen Tee berechnen, wie lange er bereits lebt und wie lang er noch leben kann? Wir berechnen unser Leben mit Jahrgang und anschliessend alles anderen mit Minuten und Stunden, aber Tee… Wann ist der Tee tot? Wann ist der Mensch tot??

Jiri kam zum Besuch, auch ein Pu Er Teefan. Wir tranken zu viert glücklich am Tisch. Ich bereitete die Quelle des Frühlings 1989. Ba fragte, was der Frühling wohl sein wollte? Ich erinnerte mich an die ersten Stunde, als meine Mutter mir erklärt, wie das Zeichen „Wind“, „Donner“ entstanden ist. Sie versuchte mir zu sagen, dass alle Phänomenen manisfestieren viel früher als das vermeintliche Zeichen vor unserem Auge wahrgenommen wird. Der wirkliche Frühling war schon da, als der erste Donner unsere Erde schüttelt und alle Wurzel und Lebewesen in der Erde erweckte!! Nur der Mensch merkt noch nicht, er wartet vergeblich noch auf SEINEN FRÜHLING…. Sei wach, meine kleine, wollte sie ihren 5jährigen und 3 jährigen Töchtern erklären.

„Spürst Du das unruhige dieses Tees“ sagte Jiri und Ba. nickte seinen Kopf. Reichhaltig und tiefgrundig. Er jubelte. Dann bereitete ich noch einen Tuocha vermutlich 1982. So einen zarten habe ich noch nie begegnet!

Vereint von einer unbeschwerten Zartheit und einem reichhaltigen Körper zeigte uns der Tuocha von You eine neuartige Erfahrung mit einem Pu Er. Ich sehe leichte Feder mit Flügel und festen Waldboden voller leichten Laub… wie die Sonne den dichten Wald gelegentlich durchflutet… „Was ist das?“ Ich erinnere mich an einem Roman von Jin Yong. An eine Szene, als ein Schwerttanze von zwei Liebenden ausgeführt wurde. Zwei scharfe tödliche Schwerten treffen sich an den Spitzen und werden zu einem romantischen Bogen gespannt wie ein Tor. Ein Tor zu einer anderen Zeit! Wann ist ein Tee tot? Ich fragte plötzlich. Ba. wurde geschockt.

„Wann ist ein Tee tot?“ Wenn er nichts mehr geben will! Er erzählte von seinem Taihe, den er drei Tage lang den gleichen Aufguss trank. Er wurde nie tot, aber er musste ihn trotzdem wegkippen, weil er dachte, er sei zu geizig!

Dann brachte ich noch einen Tee, versteckt im Schrank. Ich verrate nichts. Dunkel, dickflüssig und voll. Die Augen wurden immer gross. Wann ist ein Tee tot?

Warum fragst Du denn andauernd diese Frage? Weil der Tee so alt ist! 40 Jahre alt! Wann ist er dann tot? Wie lang kann er noch leben? Ich will wissen! Ich will verstehen, was man mit Tod und Leben verbindet, was man meint, Tod oder Leben!

„Er lebt!“ Ba. schrie, „er lebt!“ Der Alishan 1967 lebte! Ja, er lebt. Warum? Weil wir ihn spüren, hören und riechen! „Kennst Du hörbaren Duft?“ fragte Ba. Ach, wie schön! Ein Duft, der zu hören ist! Musik ist sein Metier, natürlich gibt es! Er hört immer bei Pu Er summende Gesang. Bei Oolong? Er schüttelte seinen Kopf, „ich will überhaupt keine Versöhnung!“ Was für einen versöhnlichen Charakter hat ein Oolong für diesen Mann mit Reife und Alter!

Beim Abschied versprach er Peijen seine Musik noch dieser Woche mitzubringen, die summende Pu Er Musik.

„Menglin! Ein Tee ist tot, wenn sein Liebhaber stirbt.“

Ja, das ahnte ich langsam mit meinem Alter. In Panaroma verlor der König Alobar auch seine Lebensmut in seiner Unsterblichkeit als seine Kurda verschwand. Liebe macht etwas zum Leben und auch zum Tod. Oder, was meinst Du?

Chun Yuan, Pu Er 1989

Ein Schnee Chaos hat meinen Rückkehr erschwert. Lange Wartezeit in Tokyo, lange Wartezeit in München. Mit Taxi fuhr ich nach der Ankunft direkt zu Shui Tang, um den schönen schweren Last abzuladen. Knapp 50 Kilos – es war mir noch nie ein Problem, aber nun – ich konnte es nicht mehr.

Nicht die Winkel des Faltens meines Altwerden verraten. Nicht einmal die verschwindende Glanz der Haut. Es ist primär das Schweigen und Verweigern des Körpers. Ich werde alt, bin alt. Der Körper will nicht mehr immer jetten, er will nicht mehr herum hüpfen. Er will Ruhe. Er will nicht mehr komplizierte Geschichte. Er will nicht mehr Experimente. Er will irgendwie und irgendwo ankommen.

Auch war es kalt in Taipei. Es war immer kalt! Keine Heizung, keine Kaminfeuer. Meistens jammerte ich durch die ganze Stadt… 

Ich wärmte mich mit einer Tasse Tee, um auf Zhou Yu zu warten. Er kommt auch gerne zu spät. Während des wartens sollte ich den Tee selbst degustieren, Chun Yuan – Quelle im Frühling, 1989. Er kam und seufzte, „ich bin alt.“ Alte Menschen können nur solchen Tee trinken, scherzte er. Er (Chuna Yuan) habe guten Körper, noch voller Lebendigkeit, sagte ich. „Ja.“ er stimmte zu, „für manche ist er bereits zu alt, für manche ist er noch zu jung, zu frisch und zu prickelnd.“ Ich nickte. Und warum Chun Yuan? Ich fragte nach der Geschichte der Name. Er lachte ohne zu erklären. Er sagte mir, „Name eines Tees ist immer eine Reflexion über die Wechselbeziehung zwischen den zwei Subjekten – Tee und ich, nicht wahr?“

Zhou Yu war höchst begeistert von meinem Spass mit Musik, Literatur und Tee. Er hat gerne denselben Spass. Mit großen Freude zeigte er mir ein nicht veröffentlichten Essay von seine Reflexion über die Kunst und Tee. Seine knappe literarische Art des Schreibens war orientiert an dem alten chinesischen Vorbild. Während er mir vorlass, musste ich mich höchst konzentrieren! Dieser knappen Text kann man als moderne Menschen nicht mehr so nebenbei verstehen. Und wenn es übersetzt werden sollte, wird es auf Deutsch mindest zweifach länger werden! Es würde mir nicht leicht fallen, ihn zu übersetzen. Ohne fundiertes Wissen von traditioneller chinesischen Ästhetik und Verständnis für chinesische Philosophie wäre ich stumm und taub neben ihm zuzuhören. Ich verstehe, warum seine Angestellte mich manchmal so nerven, wenn sie mir von seinem Tee vorstellen wollten. Sie wirkten für mich wie Papagai, Papagei von einem alten Chinese, der stets sich hinterfragt, was ist der Tee, was bin ich, und dann?

Zhou Yu ist wirklich nicht mehr jung. Ich bin auch nicht mehr so frisch. Aber neben ihm zu sitzen, ihm zuzuhören, mit ihm zu plaudern, fühle ich mich jung. Er wollte mich nicht gehen lassen, obwohl das Telefon ständig klingelte. Er fragte mich, wie ich die Entwicklung des Westens betrachte. Er erzählte, wie er den Westen sieht. Er sagte mir, „schaue Mal, auch Nietsche wurde am Ende seines Lebens verrückt. Was hat ein Weltbild, das auf ständige Suche und auf die ständige Innovation gegründet ist, uns als Menschen gebracht? Was können wir denn noch überschreiten?“ Er fragte mich noch weiter, „Was können wir uns denn noch überschreiten?“ – ich bin alt, seufzte er; ich bin alt – dachte ich.

Wir trankten den Chun Yuan. Auf den Boden wächst ein Baum. Der Boden, sehr fruchtig. Der Baum, sehr kräftig. Manche Leute finden ihn noch zu spritzig, sagte Zhou Yu. Ich finde ihn erfrischend… wie kann man einen gelagerten Tee als erfrischend bezeichnen? Wir lachten zusammen. Wie denn? Er ist eben nicht ruhig. Da er unter dem typischen Anschein eines gute gelagerten Pu Ers noch eine unruhige Elemente innehat – als ob er zu Dir flüstern würde, „Wenn Du Freude daran hast, kehrt die Kraft immer zu Dir zurück; wenn Du Freude an mir hast, beschere ich Dir noch mehr Gesichter – ich kann anders werden, besser oder schlechter. Ich bin nicht tot…“ Deswegen nennst Du ihn als Chun Yuan – Quelle im Frühling?“ fragte ich ihn. „Es ist Deine Beziehung zu diesem Tee, oder? Es ist euer Dialog.“

Tee hat an sich nichts zu erzählen. Es sind bloss Blätter, die Wasser brauchen, um etwas anders zu werden. All das, was ich hier für Schwachsinn erzähle, ist meine Illusion und Phantasie. Es sind immer Menschen, die etwas dichten, manchmal reflektiert, manchmal einfach eingebildet. Und der Frühling kommt immer, auch wenn der Mensch daran denkt. Quelle im Frühling! Der immer zurückkehrende Frühling ist in jedem Herzen, das nicht stil steht….