Archiv der Kategorie: Pu Er und gelagerter Tee

Königs-Teebaum aus Yibang -II

Neifei von Taishanghuang und die Blätter nach dem 10. Aufguss

Für mich dient dieser Tee, Taishanghuang aus Yibang eine Chance zu lernen. Ich rief Yu an und fragte ihn, weshalb roch ich diese grasige Note? Er hat ja auch diesen Tee getrunken.

Er sagte, dieser Tee sei zu wertvoll. Man habe Angst, ihn zu verkochen. Darum ist das Kochen zu kurz und die grasige Note wurde nicht genügend präpariert. Diese zu grüne Note könnte man mit einer guten Lagerung kompensieren.

Aber ich konnte ihn nicht lagern. Er löst sich in meiner Kanne auf und bildet einen Teil meiner Teeerfahrung und einen Teil meines Blutes. Der Tee ist nicht verschwunden, nur verwandelt.

Hoffentlich gibt es 2023 wieder solches Glück! Vielleicht kommt Yu wieder nach Deutschland und in die Schweiz und bringt seinen Schatz mit.

Königs-Teebaum aus Yibang-I

Neifei von dem Kugel Yibang Taishanghuang
Der 10. Aufguss
Yibang Taishanghuang

Dieser Baum heisst nicht Chawangshu, sondern Taishanghuang. Was bedeutet es? Chawangshu bedeutet, der Königsbaum, wahrscheinlich der älteste stärkeste Baum von dem Wald. Aber dieser Baum ist ca. 1700 Jahre alt. Er ist wohl der Vater des Königsbaums – so denken Menschen im chinesischen Kulturkreis. Also, man nennt ihn, den Baum des Vaters von König, Taishanghuang!

In letzem Frühling, am 21.03 wurde das Recht, den Baum zu pflücken online für drei Minuten ersteigert. Mindest Preis 1000000 RMB. Innerhalb drei Minuten ist das Recht für 2020000 von einem Mann aus Shanghai erhalten. Ca. 275990 Sfr.)

Am Ende war die Ernte für paar Hunderten Grams.

Da der Besitzer keinen Käufer fand, liess er den Tee zum Kugel rollen und verschenkt Teefreunde. Yu erhielt sechs Kugel. Er schenkte mir einen, ca. 7-8 Grams.

Ich wartete und wollte wissen, wer die Nase für so einen aussergewöhnlichen Tee hat. Wen rief der Tee zu Shui Tang? Am Ende war eine spezielle Zusammensetzung von Teefreunde. Der Teetisch war sehr voll. Alle waren berührt und beeindruckt von diesem Tee.

Ich bereite ihn zuerst mit Sun Chaos Yun-Jin Kanne. Qinghui-Duanni Kanne. Der Kugel löste sich erst ab den zweiten Aufguss auf. Der Tee war voller Frischen. Ich roch frischen Kräuter wie Thymian und Petersilie, Gemüse wie Senfgemüse und Pakchoi, und Heublumen. Solche reiche wilde kräuterische Gerüche war für mich sehr neu. Dazwischen doch ich Gräser. Aber es könnte auch ein leichter Fehler sein von zu kurzem Kochen. Trotzdem beeindruckte mich diese wilde energetische Geschmäcke, die ich zum ersten Mal richtig entdeckte. Neben dieser Wildheit spüre ich eine aussergewöhnliche Eleganz und Leichtigkeit. Der Aufguss ist so zart und frisch wie ein Kind, das mit seinen zarten Hände die Erde berühte. Andererseits spüre ich, wie meine Augen hell wurden und der Geist erweckt wurde. Mein Körper bekam einen „Dusche“ und steht aufrichtig.

Was für eine vielschichtige Erlebnisse?

Nach drei Aufgüsse bereitete ich ihn mit Sun Chaos Zini Kanne. Ich möchte wissen, wie er sich dort entfaltet. Die Zini Kanne verleiht den Tee eine Geschmeidigkeit und bodenständige Nuance. Der Tee erreichte seinen Höhepunkt in sechste und siebste Aufgüssen. Er verlor seine vegitare Note nicht, bekam aber mehr Breite und Tiefe. Seine kräftige Aromen gleitete stets sanft und unbeschwert in die Kehle.

Puer aus Yibang ist kennzeichnend für deine zarte anmutige Süße. Auch dieser Tee offenbart diese Seite. Und vieles MEHR!

Immer wieder fingen wir an zu schweigen. Paar Sekunde langes Schweigen kehrten immer wieder zurück. Ich dachte, man habe bestimmt vieles gutes getan, so dass man das Karma hat, diesen Tee zu trinken.

Nach dem Tee wollten wir nicht aufhören. Ich öffnete eine Fladen Mansong Gushu 2018. Der Mansong wirkt so zart und anmutig wie der Wind im Frühling meine Wange küssen würde. Er hat uns „beruhigt“ und den „elektrizierten“ Körper harmonisiert. Trotzdem konnte ich den Mansong nicht richtig widmen. Das Echo von Taishanghuang jodelte noch in mir. Nachdem die Freunde den Raum verlissen, liess ich mich“ ins Echo“ versinken. Die Stille kehrte zurück. Der Baum blieb.

(Hoffentlich gibt es 2023 wieder solche nicht verkaufsfähige Überraschung aus Yunnan!)

Manzhi Gushu Puer 莽枝古樹普洱茶

Es wurde erzählt, dass der beühmte Zhuge Kongming (181–234) im Jahr 225 in Yunnan Krieg führte und sich dabei in Mangzhi und Gedeng aufhielt. In Gedeng soll er seinen Steigbügel vergraben haben, in Manzhuan habe er Ziegel aus Eisen vergraben, und in Mangzhi habe er Kupfer in der Erde versteckt. Darum heißt die Region Mangzhi (Mang bedeutet Kupfer). Zhuge wird im Gebiet von Mengla von vielen ethnischen Gruppen verehrt und als Vater des Tees bezeichnet. Von ihm heisst es, er habe die Samen von Teepflanzen nach Yunnan gebracht und den Menschen dort das Wissen über Tee vermittelt. Darum gibt es einen Kongming-Shan.

Während der Yuan- und Qing-Dynastie herrschte hier Frieden und Üppigkeit. Die Pferde der Händler trampelten einen richtiggehenden Tee-Weg in die Berge, die man heute noch sehen kann. Zu der Zeit gab es hier so etwas eine Völkerwanderung, und die Interreligiosität gehörte zum Alltag. Dieser Schmelztiegel der Völker erblühte in Reichtum, was auch Konflikte mit sich brachte. Im 19. Jahrhundert brachen ethnische Unruhen aus, und es kam zu militärischen Auseinandersetzungen. Die Moschee, die Strassen und der Tempel verschwanden aus der Erinnerung. In den 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts war der Tee von Mangzhi schlicht vergessen. Erst in den 80er Jahren fingen die Nachkommen wieder an, in den verlassenen Wäldern nach alten Teepflanzen zu suchen und deren Blätter zu pflücken. Heute wachsen Teepflanzen vermischt mit anderen Pflanzen, Assamica und Sinensis stehen nebeneinander. Niemand kümmert sich um sie, sie haben Raum und Zeit, sich zu entfalten.

Als ich diesen Tee in der Ruhe trank, als ich in diesen Tagen während dieser Krieg auf dem Boden Europas tobt, habe ich das Gefühl, dass dieser Tee mir Geschichte von seinem Heimat erzählt. Er ist so schön wie die Alprosen zwischen den Felsen zwischen dem Wanderweg im Hochalpin. Schön, aber rau zugleich. Ich umarme seine Härte und bewundere die Schönheit, die zwischen den Felsen in der Kälte blühen will!

Oder ein einsamer Orchidee, der am Felsenran neben dem Pinie wachsen, wird begleitet von der Sonne und dem Mond.

Simon hat den Tee bildlich wunderbar wiedergeben.

Wie ein Blumenstrauß

Fladen von Teeblüten. Ich sah es zum ersten Mal als ich zur Eröffnungsfeier von Yu geschenkt bekam. Sie waren wunderschön und schmeckte mild, nach Pollen und zarten Blüten.

Dann vergaß ich die im Schrank. Sabine und Rolando lieben diesen Tee. Sie fragten mich immer wieder ob ich ihn noch vorrätig habe. Nach 12 Jahren sahen sie tatsächlich immer noch unverändert aus. Aus dem Papier sah ich noch Blüten-Nektar Spuren!

Da Kaspar mich wieder danach angefragt habe, versuchte ich wieder welche zu erwerben. Sie sind ganz frisch aus dem Wald. Die Teebäumen blühen nur einmal im Jahr und zwar gemeinsam im Oktober, wenn sie nicht gestresst sind. Falls Du in einem Teegarten Teeblüte rund ums Jahr blühen, dann weiß Du dass es Hilfsruf des Pflanzens ist.

Schöne Fladen voller Blüten. Jede Blüte wie ein Ruf aus dem Wald. Meine Laune und mein Gemüt werden auf einmal fröhlich! Wie eine Biene tauche ich in die Tasse – hoffe gestärkt anstatt besoffen zu sein!

Einen Baum in einer Schachtel einzuschlagen

Unsere Arbeit an Pu’er Buch Projekt ist nun in sehr intensiven Phase. Manchmal denke ich, dass man mein deutsches Sprachvermögen überschätzt. Allein die Korrektur von „ss“ zu „ß“ machte mich total verrückt. Kurz vor Weinen.

Heute Nacht habe ich gleich einen Traum mit einer schweren Aufgabe. Ich musste einen hochstämmigen Gushu in einer Schachtel mit Sichtfenster einschlagen. Ich versuchte und versuchte.

Der Baum lebt zu meinem Staunen in dieser Schachtel weiter! und er spricht…

Genau diesen Baum! Er wächst in Yibang Guoyoulin!

Sparziergang durch die Wälder Yibangs

Wenn die Sonne im Herbst noch scheint, leuchten die farbigen Blätter besonders gold-gelb. Im Moment blühen die Teebäume in Yibang bestimmt ganz lebendig im Wald.

Mansong Gushu ist eine Orientierung des Pu Ers für mich. Blumig, zart, süss und holzig im Mund. Kraftvoll wirkt er im Körper. Ein Raum von breiten und Tiefen entsteht irgendwo im Brustkorb. Ich begegne selten so eine Schönheit, die aromatisch facettenreich schmeckt und Tiefe und Charakter gleichzeitig besitzt. Dieser Tee ist aufgrund von seiner raren Hintergrund schwer zu erwerben.

Yibangs blühende Teebäume. Herbst 2013

2021 bekomme ich aber vier sehr spannende Yibang. Die jeweils einen Teil von Yibang Mansong präsentieren.

Yibang im Jahr 2013 Herbst

Dahei Senlin (der grosse dunkler Wald) lerne ich zum ersten Mal kennen. Der Wald liegt neben Mansong. Einst war er auch kaisierlicher Tribut-Tee und aus Camelia Sinensis. Ich stelle mir weite Wälder mit dunklen Bäume vor. Der Tee ist keineswegs dunkel. Ich rieche zarte Knospe und blühende Blumen. Der dynamische Geschmack tanzte auf der Zunge, während das Licht, das von den Blätter gespeichert wurden, sich durch den Körper strömt. Lebendig und energetisierend. Das ist der obere Teil von dem Tee des Manson-Gushus.

Dahei Senlin (Dahei Shulin)

Wenn wir weiter gehen, kommen wir bei dem Yibang GuoyouLin an. Natürlich weiss ich nicht, ob es graphisch nah aneinander liegen, aber ihre Geschmäcke sind miteinander verbunden. In Yibang Guoyoulin wachsen die hochstämmigen Teebäume, die stets über den Tellerrand hinaus schauen und den Weitblick behalten können. Schmecken Sie so prächtig wie ein Chawangshu? Für mich schmecken sie wie ein See – ein mystischer See – wie in hochalpinen Bergseen. Oft werden sie verschleiert. Wenn die Sonne durchscheint, offenbart die Schönheit einer Perle. Ein weiter Raum, der auf dem Gipfel steht, weitet sich in mir aus. Leise zwarte Knope klingelt auf der Zunge. Liebliche feine Tasse. Für mich verkörpert er den unteren Teil von Mansong Gushu. Friedlich, weit und in sich ruhend. Emotionale Qualität.

Yibang GuoyouLin

Wenn man eine Weile am See gesessen hat, erhält man Kraft weiter auf den Weg zu gehen. Bergauf und Bergrunter kommt man bei einem anmutigen Weiler. Dort müssen die Teepflanzen wegen dem steilen Hang den grossen Unterschied von Wärme und Kälte aushalten, wachsen die Blätter schmal und länglich. Man nennt es „Weiden-Augenbraun“. So nennt man auch schöne Augen einer Schönheit in der alten Literatur. Die entzückenden Blätter eines Yibang Gushu liefert keinen weichen Tee. Der Tee voller Dynamik verführte mich, Anna und Fabio am vergangenen Samstag zu einer heiteren Welt. Er tanzte, mit uns oder solo. Er macht keine kunstvolle Sprünge oder Pirouette, sondern ganz auf den Boden fliessend wie ein archaischer Tänzer, der Anwesende „nach Hause“ begleitet.

Wenn man bald wieder „ans Tal“ ankommt, begegnet man die vor kürzen angepflanzten Xiaoshu (junge Bäume, ca. 10-20 Jahre alt). Sie sind jung, zugänglich und frisch. Unkompliziert und einladend. Ein bekömmlicher Tee, der nicht sehr viel von einem verlangt, aber viel Freude an Trinken schenkt.

Ein visueller Spaziergang. Eine Reise durch den Geschmack des Tees. Äusserlich und innerlich. Kulinarisch und Emotional. Yibang mit vier Gesichtern.

Welchen Jahrgang von Gaoshan Zhai in Yiwu findet Yu am besten?

Gerade habe ich Yu diese Frage gestellt.

Er sagte, dass er auch Fortschritte macht… er findet, die letzten zwei Jahrgänge 2020 und 2021 wegen gewonnenen Erfahrungen und Beobachtungen die besten seien.

Jahrgang 2018 und 2019 sind spezieller Jahrgang, weil während beiden Jahren gab es Dürre dort. 2019 starben viele Teebäume. Der Gaoshan Tee schmeckt in diesen zwei Jahrgängen anders als sonst – genau wie der Daxueshan vom 2019 und 2020!

Ich habe gewundert dass viele Teefreunde explizit den Jahrgang 2017 wollten, als ob Yus Verständnis des Tees in diesem Jahr geblieben wäre.

Auf den Teeweg möchten wir alle weitergehen.

Ich freue mich dass wir uns auf diesen Weg begegnen, auch wenn Corona unsere Begegnungen beeinflusst. Wir können Dank der Not kreativ werden.

Gaoshan Teewald in Yiwu Berg

Manlin Gushu – wie der herbstliche Sonnenschein

Selten reise ich nach Stans.

Regnerisch und kühl. Ich wollte mir das Projekt Culinarium Alpinum anschauen. Man hat mir von einem sehr beeindruckenden Gartenprojekt „essbare Landschaft“ erzählt. Das auf dem Menü präsentierte essbare Herbst hat mich enorm begeistert und sofort plante ich die Reise ins Mekka.

Als wir dort ankamen, war der Garten noch im Werden, aber man konnte bereits reife Himbeeren pflückten. Das Essen war hübsch repräsentiert. Die in Quark gesteckten Blüten schmeckten wie die Sonne, die hinter den Wolken versteckte. Das Fleisch war geschmackvoll, Kürsbispüree ist wie es sein kann. Nach dem Essen wollten wir einkaufen und das Projekt unterstützen. Man musste selbst die eingekaufte Waren zusammenzählen und twinten – wie in einem Hofladen.

Wie viel darf man verlangen und wie viel gibt man als Service. Es ist ein immer schwieriges Thema in einem sehr teuren Land, wo Menschen immer mehr zum Kostenfaktor werden. Wie viel darf man sich an das Lokale orientieren, bevor man sich unbewusst eingeengte Denkstruktur aneignet? Dass sich als authentisch und regional angibt, ist eine Versprechung verwurzelt und geerdet zu handeln?

Ich nahm viele Eindrucke und Gedanke nach Hause. Der Regen begleitete uns ununterbrochen. Bevor wir in den Zug sprangen, sassen wir uns kurz in Rosenburg, wo wir beide als schön und heimlich schweizerisch bezeichnen würden.

Als die Sonne wieder aufging, lief ich zu Shui Tang. Mit Franco packte ich die frischen eingetroffenen Stapel aus und tranken gemeinsam den Manlin. Es wird nicht der letzte Tee sein, den wir miteinander teilen. Es wird nicht der letzte Sonnenschein sein, der über Shui Tang strahlt. Aber der herbstliche Stimmung verbreitet sich in der Atmosphäre. Das warme Licht scheint besonders tröstend.

Aus der erste Tasse duftete es nach zarten Blumen, die gerade frisch öffneten. Es waren noch Heu und Grass. Im Mund breitet sich eine warme Hülle, Heu, Holz und Orangenschale. Es wärmte mich so, dass ich schwitzte. Wie fühlte ich mich? Ein Lächeln aus dem Herzen entspannte meine Schulter. Die herbstliche Sonne scheint auf meine Schulter, erfreulich und aufmunternd. Die alten Teebäume stehen Hunderten Jahren dort, wo sie die Sonne mit vielen Lebewesen teilen und verwandeln die Sonne in die Energie, damit sie uns die frischen kraftvollen Blätter liefern – wenn die Sonne auf meine Schulter scheinen, was gebe ich zurück? Wie könnte ich diesen natürlichen Kreislauf durch das Tee-Trinken ohne Dogmen und Versprechung weitergeben?

Manlin Gushu in Manzhuan Yunnan China

Walong, der Drachen aus der Tasse

Endlich sind neue PuEr Stapeln eingetroffen.

Der Walong aus Manzhuan, der wie ein Drachen aus einer Tasse emporsteigt, offenbart sich noch einmal in meiner Tasse!

Walong aus einer Tasse der aus feinsten Porzellen gedreht und mit Fichten Aschen Glasur gebrannt ist, vermittelt mir das beflügelte Gefühl auf dem Baumkronen eines Kiefers zu sitzen.

Der Drachen bringt Botschaft aus der anderen Seite! Die Welt hinter den Wolken. (Darum gibt es oft Abbildungen in fernöstlichen Kultur über Wolken Drachen)

Erfrischt, zentriert und weitsichtig geht man danach wieder ins „Tal“. Und ich in die arbeitsintensive Tage.