Archiv für den Monat Januar 2008

Teeseminar München Kugelpanorama

Teeseminar München Kugelpanorama

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Hallo Meng-Lin,

noch am Sontagmorgen hatte ich den Geschmack der Qingxin Tees aus der 7.
Runde auf der Zuge. Das ein Geschmack so lange hält, kannte ich bisher
nur von kalt aufgegossenen japanischen Schattentees und vom Lagavulin
Double Matured (Scotisch Single Malt, wie ich finde, noch eine Idee
rauchiger als der Laphroaig 🙂

Du fragst, wann es die Biler der „Profi-Kammera“ gibt? Oh, diese
Vorschußlorbeeren machen mich mächtig nervös …

Das zweite Kugelpanorama habe ich nicht richtig zusammensetzten können.
Die Bilder werden ja aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt und dabei
macht es immer Probleme, wenn bewegte Objekte über mehrere Aufnahmen
verteilt sind. Es blieb zu letzt eine „schwebende Teekanne“ übrig, die
niemand festhielt 🙂

Aber das erste Kugelpanorama ist zusammen. Bei den Kugelpanoramen
handelt es sich allerdings nicht um einfache Fotos, sondern z.B. um ein
Quicktime-Movie. Und ich fürchte, dass es nicht so einfach ist, so etwas
auf einem Blog zu posten.

Diese Mail enthält als Attachment eine Datei mit der Endung *.mov. Das
ist das Kugelpanorama. Darüberhinaus gibts ein *_thumb.jpg. Das ist ein
einfaches Bild, das aber nur als Vorschaubild gedacht ist. Es ist sehr
verzerrt 🙂 Als Beispiel für die Einbindung in eine Webseite gibts ein
*.html.

Zu kompliziert? Geht nicht? Nun gut. Gibts auch unter
Hier
(ohne www!). Dieser Srever ist allerdings extrem l_a_n_g_s_a_m …

Viel Spass
till

Hightech-ManPorträit von unserem Hightech-Man in Münchener Seminar Till, Foto von Christian.

Dieses Panorama-Fotos ist wirklich eine Spielerei, die ich noch nie erlebt habe! Die fliegende Hand, die Esra die Kanne zum schmecken reichte, ist eine echte Zauberei. (siehe Foto zwei auf der Homepage von Tillmann) Also viel Spass für die Technik-Begeisterten!

Heute fragte ich mich selbst, wozu Teeseminar? Wozu überhaupt Tee? Wozu überhaupt solche schöne Spielzeuge, die ich mit mir bei jedem Umzug herum schleppe und mich ärgern? Die Frage „Wozu“ spiegelt wohl meiner Kondition und meiner Erziehung wider. Etwas Unnötiges und Unnützliches zu pflegen, spricht eigentlich gegen die Vernunft. Die Vernunft sagt mir, dass es Zeit Verschwendung sei, eine Tasse Tee zu machen, nur um Lärm der Welt zu vergessen. Das System packt uns an, indem wir keine Zeit mehr finden und wir nur vernunftig denken müssen. Eine Tasse Tee ist deplaziert in einer verplanten Welt, in der Menschen entfremdet werden, anstatt selbst zu werden. Die Schwere des Lebens lässt uns nicht mehr zu atmen, wenn wir nicht mehr unseres Ich leben könnten. Aber wie denn? Wie könnten wir überhaupt noch uns selbst leben, wenn wir in der Erwartung des Anderen und Zwänge des Systems leben. Insofern ist wohl eine Tasse Tee etwas Rebellisches, etwas Unangepasstes und etwas Utopisches.

Eine Teezusammenkunft enthält wohl bereits einen Protest-Charakter gegen das System, das noch mehr aus uns aussaugt und uns mit Anerkennung und Bestätigung fordert.

My blueberry night

München ist eine schöne lebendige Stadt. Voll, laut und lustig. Vor dem Kino stand eine riesen Schlange. Wir zitterten um jede mögliche Karte. Gemeinsame Plätze für fünf Personen waren nicht möglich in einem überfüllten Kino. Ich sah eine höfliche Leerstelle zwischen zwei Paaren und sprang sofort auf den Stuhl. Als ich im Dunkel versuchte, ein SMS zu tippen, grüßte mich der vornehmene Herr nebenan. „Guten Abend! Wo kommen Sie her?“ “ Aus der Schweiz, wo Bergen quer liegen.“ „Nur um ins Kino zu gehen kommen Sie nach München?“ “ Ja, nur um hier zu sitzen!“ wir lachten zusammen. „Ich vermisse das Lebensgefühl in Deutschland. Vor allem im Kino. Wie ein Film im Film.“ – wenn die Ereignisse Bilder wurden, die Erinnerung als Geschichte erzählt werden kann.

My Blueberry Night.

Ein herzgebrochenes Mädchen Namens Elisabeth kam jede Nacht in ein Cafe und ass trostlos den Blueberry Pie, der nicht beliebt war und immer übrig blieb. Der englische Cafe-Besitzer versuchte sie zu trösten und zu besänftigen. Eines Tages verschwand das Mädchen und er erhielt nur Postkarte von ihr ohne Absender. Das Mädchen nahm den weitesten Weg, um wieder zurückzukehren. Auf ihrer Reise lernte sie ihre Schmerzen zu vergessen, indem sie die Schmerzen der Geschichte des Anderen begleitete. Im Spiegelbild des Anderen begegnete sie sich selbst und nahm den weitesten Weg wieder zurück nach New York. Der Engländer hütete die Postkarte, bewahrte die Erinnerung auf und wartete bis die Tür eines Tages VIELLEICHT wieder geöffnet wird, anstatt sie zu suchen. Ein Jahr später kam Elisabeth unerwartet und wie erwartet wurde Blueberry Pie serviert. Blueberry Pie und Vanilleneis verschmelzten ineinander und ein seltenes Happy End von Wong Kar Wai fand überraschend statt.

Daiyu sagte, dass Wong „fetisch“ sei. „Fetisch“ insofern, dass er auf Dinge fixiert ist und Geschichte durch die Dinge erzählt. (Fred van der Kooij behauptet Wongs Film sei Melodram der Dinge). Die Lampe, der Schlüssel, die Polizeifugur wiederholen sich immer wieder in seinen Werke. Sie konnte fast nicht weinen, weil sie Wong Kar Wei wieder richtig erlebte. Das ist genau die Szene, das Lebensgefühl und die Sentimentalität, was sie genau von ihm erwarte. Die Dinge erzählten die Geschichte, die Menschen berühren und das Leben füllen. Wir pflegen die Dingen, weil wir selbst die Geschichte sind. Florian fragte mich, was für einen Tee mich an Wongs Film erinnern würde. Naja, was soll ich dazu sagen… ein Dianhong zu dem Blueberry-Cake von Hotz in Witikon?

Cenk behauptete, dass er mich im Kino schlafen sah. Wir verabschiedeten uns noch vor der U-Bahn. „Warum kommst Du nicht wieder nach Deutschland? Ziehe doch nach München!“ Ein Wanderer ist eine Ansammelung von verschiedenen Strömungen. Richtig zu einer gehört er nicht. “ Hoffentlich bis bald!“

“ Die Straße zu überqueren war nicht schwer. Es kommt immer drauf an, wer auf der andere Seite auf Dich wartet.

My Blueberry Night. Wong Kar Wai“

Teeliste von Teeseminar in München

Wie versprochen poste ich nun eine Teeliste von den 8 Teerunde im Seminar am Samstag .

1. Runde – Einblick in die chinesische Teelandschaft

Yinzhen Baihao (Fuding), Guzhang Maojian (Hunan), Junshan Yinzhen (Hunan), Wuyi Formosa (Nantou Taiwan), Dianhong (Yünan), Blumentee (Fujian)

2. Runde – Den Unterschied zwischen einem OEM Produkt und einer Originalität zu erkennen

Dianhong 3 Beispiele; Yinzhen 3 Beispiele

3. Runde – Einflüsse wie Herstellungsmethode, Anbaugebiet und Erntezeit auf Tee

Oolongteebaum Qingxin Ganzhong in Sanxia, Taiwan. Dieser Baum wird zum Bi Luochun, Fancy Oolong und Mixiang Hong Cha verarbeitet

Shuixian Dan Cong: aus Nantou 2005, aus Guangdong 2006 Phönix Berg und 2005 Phönix Berg

4. Runde – Fehler der Produktion erkennen

Zwei Beispiele von Tie Guanyin Anxi und zwei Beispiele von Gyokuro Uji 2007

5. Runde – Wie spielt das Faktor Lagerung bei einem Tee

Beispiel: Dongding 2007 und 1981; Pu Er 1990, 2003 und 2006

6. Runde – wie manifestieren die Faktoren Welken, Fermentation und Röstung bei einem Tee

Tie Gunaiyn Muzha 2006, Anxi 2006, und Muzha 2002

7. Runde – wie erkennen wir das Faktor Höhelage eines Teegartens bei einem Tee

Qingxin Oolongbaum in Pinglin (Paochung), Mingjian, Dongding Berg (800 M. ä. M.), Lishan Dayuling (2600 M. ü. M)

8. Runde – wie beeinflussen klimatische Faktoren und Einflüsse von Schädlingen einen Tee

Huang Jin Gui: aus Nantou, befallen von Insekten; aus Nantou, Ernte im Januar 2007 und chinesische Produktion Fujian 2007

Oriental Beauty: aus dem Baum „Bai Maohou“ Pinglin – wenig befallen, aus dem Baum „Qingxin Dapang“ Xinzhu – stark befallen, aus Blend Mischung.

Two Leaves and one bud

Mit Hilfe von Esras Hand konnte ich erklären, wie die wirklich reifen Oolongblätter aussehen sollen. Anstatt two leaves and one bud sollen die pflückreifen Blätter offen sein – ohne bud. Jedoch nicht mehr als 4 Blätter zu pflücken.

Tee Seminar in Munchen

Tee Seminar in Munchen

Tee wiegen

dear XX,
> > 謝謝你的茶課
> 雖然我只上了半天
> 還是學到一些東西…
> 謝謝你的電影
> 讓我經歷了好久都沒有的感動
> > 這是昨天的照片
> > 有機會我們還會在地球的某一點碰面的
> > 保重!!
> > XX :-*

Danke für Daiyus Fotos. Kaum erreichte ich die Stadt an Limat, erreichten mich die wunderbaren Fotos von dem schönem Seminar in München!

Eine kleine Panne hatten wir in München. Die elektronische Briefwaage funktionierte nicht, wie es sein sollte. Dank dem Profi, Chef von Teehaus München hatten wir eine Ersatzwaage, die allerdings eine ruhige Hand bräuchte, um Tee zu wiegen.

Ich möchte mich hier noch einmal an allen Teilhnehmer bedanken, die den Weg traute, auf eine Teereise zu gehen, die vielleicht keine Rückflugticket bedeutet! Ohne Florian wäre die schönen Stunden mit den Teefreunden in München ummöglich. Ohne die Unterstützung vom Teehaus München, das mit dem gesamten Mannschaft und seinem besten Kunde Tillmann kam, wären die Stunden wie eine Blume ohne Duft. Dass Christian zum dritten Mal zu dem Seminar kam und seine Weinfachfrau Freundin mit zum Tee verführte, berühte mich innig.

Das Wiedersehen mit Cenk und seiner charmanten temperamentvollen Frau Esra war etwas besonders. Obwohl die Zeit verging, war der Abstand kaum zu merken. Mir kam es vor, als ob ich sie seit Ewigkeit kennen würde. Esra sagte, dass sie ein unbeschriebenes Blatt sein. Aber sie machte jede Runde mit einer Begeisterung und Konzentration mit, als ob sie es schon immer wollte.

Wir machten innerhalb 5 Stunde 8 Teerunde. Insgesamt wurde mehr als 30 Teesorte verkostet. Anhand der Beispielen werden verschiedene Faktoren bei der Teeverarbeitung erklärt, meistens durch die Fehler, die im Aufguss manisfestierten. Die chinesischen Namen, vielfältigen Teelandschaft und die Gewöhnheit, die man in Deutschland als einen guten Tee versteht brachten den Teilnehmer aus dem Konzept. Das haltlose Gefühl bringt entweder einem erfahrenen Teetrinker zu zweifeln und sich zu verschliessen, oder ermöglicht einen mutigen Abenteuergeist sich auf die fremden jedoch faszinierende Teewelt einzulassen und seine eigene Teegeschichte zu schreiben. Ich danke allen erfahrenden Teetrinker, die meine Direktheit und schonungslose Kommentare tolerieren und verzeihen.

Zum Schluss bereitete ich für allen Anwesenden eine Tasse Tee vor. Mit vielen Stilbruch wie z. B. das elektronsichen Wasserkocher genossen wir gemeinsam eine Tasse Tee von Alishan und Buddha Hand.

Den ersten Aufguss Alishan habe ich sehr bewusst, einen leichten Aufguss zubereitet. Als ein Brücke zwischen einer organisierten Teedegustation und einem gemeinsamen Teegenuß in der Ruhe sollte er dienen. Eine leichte, jedoch aromatische Tasse für mich war allerdings für die meisten zu „blaß“. Von der Leichtigkeit langsam zu dem aromatischen Abgang wäre ein Rhythmus wie der Gang zum Abschied. „Wann wäre das nächste Seminar?“ fragte man mich zum Schluss. In München oder in Zürich? Wo auch immer. Tee führt uns bestimmt wieder zusammen!

Mit Cenk, Esra und Daiyu ging ich mit hungrigem Bauch in die lebendige Stadt. „Was willst Du essen?“ Tandoori oder Sauerkraut? Mir ist es eigentlich egal, aber unbedingt einen blueberry Pie nach dem Essen!

ps. Tillmann, wann schickst Du uns die schönen Fotos mit Deinem Profi-Kamera??!!

Fotoaufnahme von Cenk zu runter laden.

Fotoaufnahme von Christian: http://www.flickr.com/photos/czp/sets/72157603810884854/

Fotoaufnahme von Tillmann zu runter laden.

Zhutong cha – Operation Arnos

Zhutong cha - Operation Arnos

Liebe Meng-Lin,

heute ging es dem Zhutong Cha an den Kragen… Du meintest, ich solle
berichten, wie ich den »Pu Er aus dem Bambusrohr erfolgreich operiere«.
Also:
Mit einer kleinen Säge zwei Ritze oben in den Bambus gesägt, danach mit
Hammer und Meißel ein paar Mal eingeschlagen, und schon war der Tee
befreit. Daher gibt es auch nur 3 Photos, da die Sache sehr schnell und
unspektakulär ging 😉
Freue mich schon sehr, den Tee zu probieren; hast du noch eine
Empfehlung für die Ziehzeit?

Schönen Gruß

Arno

Gratulation zur gelungenen Operation! Vielen herzlichen Dank, lieber Arno!

Darf ich jetzt nun auf deinen Degustationsbericht warten?

ps. die Ziehzeit… In diesem Fall würde ich 3 g in 150 ml Wasser, 95 Grad, 3 – 5 Minuten warten.

Welchen Tee zu lagern 藏茶

Ohne Roger und Miriam wäre dieses Blog nicht geboren. Bevor ich die beiden kannte, war Blog ein Fremdwort. (Eigentlich bin ich ein total unkommunikativer Mensch, der nicht gerne telefoniert, SMS tippen zu lästig emfindet. Dass das Blog Tee Erleben entstanden ist und produktiv bleibt, ist mir echt ein Wunder.) Für die Familie Fischer dachte ich an ein spezielles Geschenk, um meine Dankbarkeit auszudrücken. Ich brachte zwei Pu Er, dessen Jahrgang mit dem Jahrgang ihrer zwei lebhaften Kinder identisch ist.

Einen Tee zu schenken hat für mich immer einen symbolischen Wert. Entweder schenkt man den Tee, weil der Beschenkte ihn gerne trinkt oder braucht, oder man symbolisiert eine Verbindung ohne auszusprechen. Ebenfalls passiert es genau bei einem Tee zu lagern. Was für einen Tee möchten wir lagern? Einen besonderen Tee, zu lagern, den man zu einem besonderen Anlass bekommt. Einen besonderen Tee, der bald ausstirbt (z. B. Wuyi oder Tie Guanyin in Yünan, der bereits abgeholzt wurde). Einen besonderen Tee aus einem besonderen Jahrgang und unter einer besonderen klimatischen Bedingung (z.B. Schneeflocken Oolong, der bald nicht mehr zum Verkauft angeboten wird). Oder einfach einen schönen Tee, den man gerne lagert.

Das Wichtigste vor der Lagerung ist, das Datum, die Machart, die Originalität, der Hersteller, der Röster, das Motiv und der zulagernde Zustand. Entweder speichert der Körper diese Information oder sollte es der Computer tun.

Welcher Tee wäre geeignet für eine Lagerung?

1. Aus der Perspektive von Fermentation: Ein leichter fermentierter Tee (aber ausreichend fermentiert für seine Machart) sei nicht besonders geeignet für eine Lagerung. Diese Meinung wird oft zitiert in Taiwan. Das stimmt teilweise. Teilweise stimmt wieder nicht. Je nach dem, was man erwartet von einem Tee. Ich hatte das Glück noch eine kleine Packung von Alishan 1980 bei meinem Lehrer zu ergattern. Dieser Tee ist nicht nach geröstet – ein Prozess, um den Fremdgeruch nach der Lagerung zu behandeln. Dieser Tee schmeckt so authetisch, dass ich sofort die Bergluft einatmen kann. Was für einen unglaublichen Tee, dachte ich. Dass Tee nie lügt, wurde mir sofort wieder klar. Mein Lehrer arbeitet oft gegen die so genannte Meinungen. Er kann es, weil er aus Teebauer-Familie stammt und sich unglaublich mit Tee auskennt. Er sagt mir immer wieder, probiere es und Tee sagt es Dir schon, ob es stimmt oder nicht. Höre nicht auf die so genannten Meinungen.

2. Röstungsaspekt: Ein leichter fermentierter zu rösten, ist wie einen jungen schönen Menschen zu schminken. Viel zu Schade! Einen Tee kann man nur rösten, wenn er eine bestimmte Fermentation erreicht – das sieht man nicht immer mit den Augen, sondern mit dem Zunge! Ein ausreichend fermentierter Tee vibriert auf der Zunge und kann durch eine Röstung einen individuellen Charakter erhalten und für die Lagerung vorbereiten. Manche Teefreunde können es nicht unterscheiden, was eine erfolgreiche Röstung bedeutet. Die Teeblätter werden fast verkohlt und schmeckt für mich nur nach Feuer…

3. Teesorten: Das ist auch oft ein persönlicher Geschmack. Ich schätzte bei dem Formosa Oolong am liebsten: Qingxin Oolong, Buddha Hand und Tie Guanyin. Für mich sind die drei hervorragenden Oolongsorte durch ihre besondere Machtart (oft mittelere Fermentation, lange aufwendige Röstung), besonders geeignet zu lagern. Der Teebaum Wuyi ist auch ein sehr interessante Sorte zu lagern, denn dieser Baum wird bald nicht mehr im Formosa Teegarten gesehen.

4. Jahreszeit: Es wird erzählt, dass der Frühlingstee besonders gut für die Lagerung ist. Persönlich habe ich keine bestimmte Vorliebe.

5. Teeblattgut: Zarte Teeblätter vermittelt eine Vorstellung von Frischheit und Zartheit. Bei einem guten Oolong entspricht diese Vorstellung oft einer Enttäuschung – ausser der Teebauer ist ein richtiger Meister. Einen Tee zu lagern, sollte die Blattgut eine bestimmte Reife erreichen, ansonsten schmeckt der Aufguss zu „dünn“. Ähnlich wie bei einer Freundschaft, die mit der Zeit reift.

Wie bewahren wir einen gelagerten Tee auf? Fortsetzung kommt.

 

Ein gelagerter Tee, ein Zufallstee

Am Teetisch im Altstadthaus bereitete ich den letzten Tee zu. Das Thema war Grüntee und die Teilnehmer hatten genug von der rationalen Degustation und einem fremden chinsischen Weltbild. Als Schluss für den Abend dachte ich an einem 3 jährigen Bai Mudan.

Bai Mudan war nie mein Favorit. Ich finde ihn zu einfach, zu wenig komplex. Ein gelagerter Bai Mudan, der nie für eine Lagerung gedacht war, überraschte mich bereits vor 6 Wochen, als ich ihn wieder entdeckte. Dieser Bai Mudan war eine gewöhnliche Organic Qualität, die nie herrausragend war – was könnte ein Organic Tee uns überhaupt überraschen? Als ich ihn aufgoss, nur weil ich Durst hatte, bemerkte ich meinen eigenen Irrtum. Der Aufguss war seidig, der Aroma intensiv. Tief, überzeugend und geschmeidig verschmelzt dieser Tee in meinem Mund. Ach, so etwas, nur weil er gelagert war? Nur weil ich ihn vergass. Nun fand ich einen richtigen Grund für mein Chaos. Das Chaos ist eine Alchemie.

Mich überraschte nicht die Reaktion der Teilnehmer. Sie waren total begeistert. Der beste Tee von ganzem Abend! Plötzlich merkt man, was die Zeit für einen Tee bedeutet. Dieser Tee von Organic, der das „Leben“ noch enthält, entfaltet sich richtig und verbessert seinen Charakter durch die Zeit.

Mir gefällt es schon immer, wie mein Lehrer seinen Tee aufbewahrt – in einem grossen chaotischen Raum, voller Teesäcke und Teegefäss. Ich habe das Privileg, in diesen Raum zu spazieren und etwas zu schnuppern, weil ich selten da bin. Immer wieder entdecke ich Tee in verstecktem Ecke, z. B. der Goldene Drachen, der fast aus seinem Gedächtnis vertrieben wurde. Er bewahrt oft extra Tees, die ihm etwas bedeuten. Auf dem Sack schreibt er Datum, Name und Notizen. Irgendwann besucht ihn jemand und wird dieser Sack aufgemacht. Es sind immer spannende Momente, wenn er einen gelagerten Tee vor unseren Augen aufmacht. Einmal machte er einen Oriental Beauty 1987 auf. Einmal machte er einen Phönix Dancong 1997. Und einmal machte er einen Dianhong 1987. Oft tat er das, weil ich ihn nicht in Ruhe liess. Aber Enttäuschung, Überraschung und Begeisterung mischen sich oft bei solchen Aktionen. Das ist wie das Lotto-Spiel, von dem Du nie weiss, was geschieht! Ich habe bei solchen alten Tee gelernt, keine Erwartung zu pflegen, ihn so zu akzeptieren, so wie er ist. Die blendenden Aromen und Düfte von jungen Jahren treten oft im Hintergrund, was in meinem Mund bleibt, ist oft ein Hauch des Nichts. Dieses Nichts zu verstehen fordert meine Reife mit Tee heraus. 

Ich selber habe auch solche Exemplare. Leider traue ich mir zu wenig mit anderen es zu teilen. Denn mein Ego verweigert, die Enttäuschung in anderen Gesichter zu sehen. Ein lang lang gereifter und gelagerter Tee bereichern uns nicht mehr mit dem flüchtigen und berauschenden Duft, sondern ein reifes mildes tiefgrundiges Gesicht, das man vorher nicht kannte. Ein bisschen Abenteur-Geist muss man haben, einen guten oft teueren Tee zu lagern. Eine Abmachung, die ich gerne mit Freunde abschließt, einen Tee zu lagern und dann bei einem bestimmten Tag aufzumachen, ist eine besondere schöne aber nutzlose Dinge des Lebens.

Acht Jahren sind vergangen, als wir in Taiwan den ersten taiwanesischen Präsident wählen durften. An jener Nacht als es geschah, wurde es abgemacht, einen guten Lishan zu lagern und in späterer Zeit aufzumachen, wenn dieser Traum fortgesetzt wird. Vor vier Jahren tranken wir wieder einmal. Nun ist die Zeit wieder gekommen. Ob ich in diesem März diesen guten Lishan wieder trinken könnte, bete ich nun, dass der Traum erfüllt wird.

Teeküche in Beijing (Peking) – ein Essay von Zhou Zuoren

Auf dem Dong-An Markt kaufte ich ein Buch „我的书翰“ von dem japanischen Schriftsteller 五十岚力. Er erzählte, dass die Teeküche in Tokyo nicht mehr schmeckt. Nur noch selten findet man gutes Dessert, das Frucht, Zucker und Füllung harmonisch ineinander verschmelzt werden, so dass die Zunge den einzelnen Geschmack der einzelnen Zutaten nicht mehr schmeckt. Die zweihundertjährigen gloreichen Edo-Zeit hinterlässt uns noch Spuren der genussvollen sinnlichen Tradition. Obwohl diese Tradition Kyotos noch besser gelebt wird. Die Hauptstadt Bejing besitzt auch mehr als 500jährige Geschichte. Theoretisch würde man meinen, dass die Grundsteine von Mode, Wohnkultur und dem Kulinarischen bereits gelegt wurden. In der Wirklichkeit ist es enttäuschend. In Bezug auf die Teeküche könnte ich keine Spezialitäten empfehlen. Obwohl wir uns in Bejing nicht gut auskennen, könnten wir den Zufall selten überlassen. Wir lernen keine gute Teeküche kennen, auch nicht per Zufall. Haben wir hier wirklich nichts anzubieten? Oder wissen wir einfach nichts davon? Es geht eigentlich nicht bloss um das Gier zu befriedigen, sondern um etwas anders. Dass man in einer alten Hauptsadt keine von Geschichte geprägte und dekadente Speise geniessen kann, ist richtig Schade.

Ich mag nicht die Made-in-China Waren im 20. Jh. Grobe Nachahmungen, die vom Patriotismus als „Unsere“ Ware verherrlicht werden, werden teurer als impotierte Ware verkauft. Waren im neuen Häuser erwecken in mir immer Skepsis. Diese Denkweise ist wohl altmodisch, aber die Qualität von Genuss und Schönheit für mich ist in der Tradition begründet. Wenn ich in Bejing nach Süden laufe, sehe ich die große Plakat von Yi Fu Zhai异馥斋. Das erweckt in mir immer Freude und Phantasie. Nicht nur, weil Yi Fu Zhai ein traditionreiches Geschäft, das bereits vor dem Boxeraufstand existiert, sondern auch dass Yi Fu Zhai eine Illusion verkörpert, dass der Alltag mit Räuchern und Meditieren von Muße und Überfluß gefüllt werden könnte. Ich räuchere nie, interessiere mich allerdings sehr dafür. Aber ich traue mich nicht in den Laden zu gehen, weil ich fürchte, dass man auf dem Räuchergefäss Seife und Parfüm aufbewahren, um uns Duft vorzutäuschen.

Das Leben kann nur schön sein, wenn man ausser dem alltäglichen Gründbedürfnissen ein bisschen nutzloses Spiel und Genuss noch Raum zulassen kann. Z. B. über den Sonneuntergang zu seufzen, dem Fluss im Herbst entlang zu spazieren, Blumen bewundern, Regen anhören, Räuchern und den Duft geniessen, Wein nicht aus dem Durst zu trinken, etwas zu essen, weil man nicht satt werden will. Das ist notwendig fürs Leben, obwohl sie nutzlichlos sind. Je raffiniert, desto besser. Schade, dass unser Leben in China gefüllt von Grobheit und vulgärem Geschmack ist. Seit 10 Jahren finde ich hier nichts gescheite gute Teeküche.

Zhou Zuoren, 1924 Februar.

He Cha 喝茶 Teetrinken II – Tee-Essay von Zhou Zuoren

In China wird oft Melonensamen 瓜子 (ähnlich wie Kürbissamen) zum Tee geknabbert. Diese Gewöhnheit finde ich unpassend. Zum Tee passt eigentlich nur leichte Teespeise. In China ist diese Teespeise die Snack von chinesisierten Manchu-Snack. Dagegen finde ich die japanische Teespeise aus Reis oder Hüselfrüchte sehr stilvoll: elegante Form und Farbe, schlichte Ausstrahlung harmonisieren sich sehr mit dem Tee. Die Yokans (Asuki-Bohne-Paste, ein sehr edeles Dessert zum Koicha) sollte aus Dang-Dynastie stammen. Dieses Dessert hat charaktervolle Aromen.

In Süden von Yangzijiang (der Zangzi Fluss) bieten die Teehäuser eine besondere Teegerichte an: Gansi 甘丝, in Streifen geschnittene geräucherte Tofu, mit Ingwer streifen und Sojasoße gewürzt, in einer Kraftbrühe gekocht, zum Schluss einen Schuss richtig heisse Sesamöl darüber gegossen. Diese Gericht wird jedenfalls zum Tee serviert. Das Trinkgeld, das Teetrinker ausgeben, gehört zum Serviceteam.

(… er beschreibt hier verschiedene Restauranten mit den Tofu-Gerichten)

Tofu ist ein wunderbares Lebensmittel und könnte in reichliche Variationen zubereitet werden. Leider wird Tofu im Westen nicht richtig verstanden, ebenfalls wie der Tee.

In Japan ißt man den Reis im Tee. Dieser Tee-Reis wird begleitet von eingelegtem fermentierten Gemüse (Pickels). Dieses Gericht finde ich leicht, schlicht und aromatisch. In China ißt man den Reis auch im Tee, aber nur weil man sparen will oder wenig Mittel zur Verfügung steht. Selten ißt man freiwillig den blasen Reis im leichten Tee, um die wahren Geschmäcke zu finden. Es ist wirklich Schade.

Zhou Zuoren, 1924, Dezember