Archiv für den Monat September 2014

Die Wärme der Erde trinken

Dank Joseph kann ich hier mit Euch den wunderbaren Artikel über den Besuch von Yu in Zürich teilen.

IN ZÜRICH GETROFFEN
Die Wärme der Erde trinken
Der taiwanische Teemeister Jinsong Yu lüftet das Geheimnis des Pu-Erh-Tees
Pu Erh gilt im Westen als Heilmittel oder Schlankmacher. Was es mit dem traditionellen Tee aus Yunnan auf sich hat und warum er in China und Taiwan geschätzt wird wie bei uns Jahrgangsweine, erklärt bei einem Treffen in Zürich der Meister Jinsong Yu.

Philipp Meier

Jingsong Yu ist kein Mann der vielen Worte. Er ist, was man in China einen «Cha Ren» nennt: ein richtiger und aufrichtiger Teemensch. Am liebsten lässt er den Tee für sich sprechen. Zur Einstimmung für unser Gespräch im Teeladen Shui Tang an der Zürcher Spiegelgasse bereitet er einen Pu-Erh-Tee zu, der aus einem Dorf in den Bergen der Provinz Yunnan stammt, das nur über einen vierstündigen Fussmarsch vom Nachbarort aus erreichbar ist. Die Teeblätter stammen von Bäumen, die gut 400 bis 500 Jahre alt sind. Der Duft ist belebend, der Geschmack hat eine etwas ungewohnte Note, die an feuchte Erde erinnert. Wir trinken nun Tee in einer Art, wie sie in China schon im 11. Jahrhundert gepflegt wurde. Die Tradition des Pu Erh ist uralt.

Zürcher Wasser
Wie sich der kostbare Tee mit dem Zürcher Wasser vertrage, möchten wir als Erstes wissen. Der Mittvierziger meint dazu, es sei etwas mineralhaltiger als jenes in seiner Heimat in Taiwan, was den Tee gehaltvoller mache. Ob es denn nicht zu hart sei für einen so edlen Tee, haken wir nach, und Meister Yu bestätigt, dass weiches Wasser das Geschmacksspektrum am besten unterstütze, das Zürcher Wasser aber keinesfalls zu hart sei dafür.

Seit Anfang der neunziger Jahre erforscht Yu den Pu-Erh-Tee an seinem Ursprungsort in Yunnan, wohin er jedes Jahr zur Ernte und Verarbeitung jener Tees anreist, die er selber in Taiwan weitervermittelt. In den Bann des Tees geschlagen wurde der Quereinsteiger, der klassische chinesische Künste wie Kalligrafie und Malerei studiert hat, als er zum ersten Mal ein altes Teekännchen aus den berühmten Werkstätten von Yixing in die Hände bekommen hatte. Auf seiner Reise an den Entstehungsort dieser feinen chinesischen Teekeramik hatte er während eines Zwischenhalts in Hongkong ein zweites Schlüsselerlebnis, als ihm eine Tasse sechzig Jahre alten Pu-Erh-Tees gereicht wurde. Er war, wie er sich erinnert, berauscht von diesem Tee und reiste bald auch nach Yunnan.

Staatlich definierter Tee
Yu ist heute nicht nur ein Kenner der Teezubereitung und der dafür verwendeten Utensilien, sondern er weiss dem Laien auch genauestens zu erläutern, was es mit dem Kult um den Pu-Erh-Tee auf sich hat. Genauer gesagt: Er lässt es den «Novizen» selber ein Stück weit erfahren – Schluck für Schluck. Während er in kleinen Keramikgefässen immer wieder Tee aufgiesst, hält er ein paar Fakten fest. Pu Erh ist heute so populär geworden, dass eine staatliche Verordnung dessen Definition festlegte: Erstens muss er aus der Provinz Yunnan und zweitens von der grossblättrigen Varietät des Teebaums stammen.

Für Yu kommen indes noch drei weitere Kriterien hinzu, die einen guten Pu Erh ausmachen. Der meiste Pu Erh auf dem Markt, den man als Tourist von einer Chinareise als «Heilmittel» oder «Schlankmacher» nach Hause bringt, kommt von Plantagen (Taidi). Ob in traditionell gepresster oder in loser Form, für Yu muss ein guter Pu Erh aber von alten Bäumen in einer noch intakten Biosphäre stammen (Gushu). Hinzu kommt traditionelles Handwerk, das auf all die heute verbreiteten Prozesse der Ertragssteigerung und Beschleunigung der Verarbeitung verzichtet. Und ein guter Pu Erh muss, sofern er gelagert wird, einer langsamen Trockenlagerung unterzogen werden und nicht dem schnelleren feuchten Verfahren.

Trinkbare Antiquität
Denn Pu-Erh-Tee kann gut gelagert werden, zum Teil über Jahrzehnte. Das ist das Besondere an diesem Tee. Und hier beginnen die Halbwahrheiten und Missverständnisse, die Spekulationen, die auch Jahrgangs-Pu-Erh längst zum Spekulationsobjekt gemacht haben. Warum man diesen Tee altern lasse, ist die Schlüsselfrage. Und die Antwort kommt von Herrn Yu direkt und unverblümt: Geld und Profit – ein Pu Erh wird mit dem Alter wertvoller.

Ob er durch die Lagerung aber auch besser werde, wollen wir wissen, während wir nun einen 80 Jahre alten Tee zu trinken bekommen, der dunkel ist wie Cognac und einen kräftigen Geschmack nach Erde hat. Besser nur insofern, erklärt Yu, als die Chinesen dies mögen. In China hegt man nun einmal eine Vorliebe für alte Dinge. Ein junger Tee mit seiner floralen Note sei zwar reizvoll. Trete die Frische aber in den Hintergrund durch den Alterungsprozess, erhalte der Tee eine Geschmacksrichtung, die von Chinesen wie ein nachhaltiges Echo auf ferne Zeiten empfunden werde. Bei einem alten Pu Erh handelt es sich gewissermassen um eine trinkbare Antiquität, um einen Tee mit Patina gleichsam, führt Yu aus und sieht darin durchaus Parallelen zum Jahrgangwein, um welchen ja ebenfalls ein regelrechter Kult betrieben werde.

Beim Trinken eines alten Pu Erh schmecke man den Zerfall des Tees, schildert nun Yu fast schon schwärmerisch. Der Zerfall werde in China zelebriert wie das Leben selber, das ja im Grunde nichts anderes sei. Fühle er sich im Innern unruhig und instabil, verlange ihn nach einem gereiften Pu Erh. Der Geruch von Erde gebe ihm Halt und trage ihn, tröste ihn, sagt Yu. Es sei dieser irgendwie medizinische Geruch, der ihm Heilung bringe.

Daher also all die Missverständnisse im Westen, wonach Pu Erh wie Medizin wirken soll. Gesundheitsinstitute konnten dafür zwar keinen wissenschaftlichen Nachweis erbringen. Wir verstehen nun aber, während das Trinken eine zunehmend beruhigende und zugleich anregende Wirkung auf uns ausübt: Die Wahrheit des Pu Erh liegt auf einer symbolischen Ebene. Der Tee erdet einen, denken wir. Zum Schluss erläutert uns Yu den Namen seines Teegeschäfts in Taiwan: «Klause unter Kiefern und Wolken» – dort bedürfe es bei einer Tasse Tee keiner Worte mehr. Wir erwidern dieses schöne Bild mit einem aus der abendländischen Kultur: Aus Erde sind wir genommen, zu Erde sollen wir wieder werden. Yu gefällt dieses Sinnbild, und er gibt uns das Gefühl, durchaus etwas von der wahren Essenz des Pu Erh erfasst zu haben.

Tee Anrichte

Tee Anrichte

Ein Bild mit Notiz von Dani,

“ Liebe Menglin,
Da hat sich über die Jahre schon was angesammelt …… :-)“

Egal wie alt bist Du, woher kommst Du oder was bist Du! Die Anziehungskraft des Tees ist unglaublich.
Am vergangenen Samstag kam der 12 jährige Serafino. Er sagte mir, dass sein Lieblingstee der Dongpian – der Tee, der nicht weiss, was Frühling ist. Und er kann sich gar nicht mehr vorstellen, ohne Tee und seine Teekanne zu Leben!
Was für wahre Wörter!
Ohne Tee und meine Teekanne? Mein Leben wird einiges farbloser!
Ein Spielzeugladen, eine Spielzeugsammlung um Tee zu zelebrieren – ist ein Weg ohne Zurück.

Ein unvergessliches Seminar, ein unvergleichbarer Geschmack

Ein unvergessliches Seminar, ein unvergleichbarer Geschmack

Ich habe gestern sehr viel gelernt!
Yu hat uns systematisch und logisch ins Pu Er Land eingeführt!
Das macht so viel Spass über Tee zu lernen!
Die Welt des Pu Ers ist erlebnisreich und grenzlos. Was bedeutet schon die Zeit oder die Grenze der Kultur?
Als der über 110 Jahre alte Tong Qing Hao auf meine Zunge tanzt und in meine Kehle fliesst, waren all meiner Zellen in Schrei! Schreien nach Freude am Leben zu sein!
Danke dem Teehaus Schnorr für die tolle Organisation und Gastfreundschaft! Danke all den Teefreunde für die unkäufliche Teefreundschaft!
Nach dem lehrreichen Tag waren wir bei einem typischen deutschen Gasthof gelandet. Yu hat natürlich Schweinshaxe und ich Scheufele bestellt!
Und der Apfelwein war der Exot des Tages!

Der unterbrochene Weg

Mir gefällt eine Reise, dessen Weg unterbrochen wird. Manchmal.
Durch den Bruch entstehen viele neue Möglichkeiten inklusiv viel Raum für die Phantasie und manchmal Keimen für die Zukunft.
Wegen meiner Trägheit und Ungeduld wurde mein Check-in aufgrund fehlenden 10 Minuten in Zürich verweigert. Mein Flug nach Hause wurde unterbrochen. Das erste was ich wieder in Zürich machte, war ins Bett und zu schlafen. Als ich aufwachte, war mir bewusst: nun wurde mir zwei Tage geschenkt.
Zwei Tage auf das nächste Heimflug. Geschenkt? Oder geklaut?
Wegen Flugverspätung strandete ich in Wien. Das Ziel wurde nicht erreicht.
Plötzlich waren drei Stunde geschenkt. Oder drei Stunde fehlen.
Vielleicht war das Kosmos beabsichtigt, mein Plan zu zerstören. Weil ich zu schnell bin, weil mein Plan keine Luft hat oder weil etwas Gutes Zeit braucht um zu entstehen oder weil gewisse Geschichte unbedingt geschehen müssen!
Geschenkte Zeit!
Kaffee trinken, Schlafen oder Schreiben.
Menschen beobachten, Tiere anschauen oder selbst betrachten.
Denke an Heimat, an die Zahlen im Geschäft oder an das Zauber der Imaginären.
Der unterbrochene Weg, herrlicher Weg.

Eine Veranstaltung von Schweizer Teeclub von You

Eine Veranstaltung von dem Schweizer Teeclub
Nach zwei Veranstaltungen letztes Jahr zu diesem Thema folgt nun der dritte Streich. Pu-Erh ist so faszinierend wie unerschöpflich, und es freut uns sehr, den Taiwanesischen Teemeister You für einen Abend begrüssen zu dürfen. Möglich hat dies Menglin Chou gemacht, die uns bereits auf unserer Reise 2009 in das Ladengeschäft des Meisters brachte. Daneben verbringt Meister You etliche Monate pro Jahr in der Provinz Yunnan, um dort direkt mit den Teebauern zu arbeiten und so die Qualität der Tees unter Kontrolle zu haben.

Meister You wird uns eine Einführung in diese ursprünglichste aller Teearten geben, deren Handel minstends bis ins 8. Jh. zurückverfolgt werden kann. Wir werden hören, wie die hauptsächlich in Fladenform angeboteten Pu-Erh erkannt, klassifiziert und qualitativ bewertet werden können. Selbstverständlich werden wir auch degustieren, und wir können gespannt sein, welche Sorten der Meister präsentiert und wie er sie kommentiert. Die Uebersetzung des Vortrages erfolgt durch Menglin.

Dieser Anlass ist ein Muss für jeden Liebhaber chinesischer Tees; wer letztes Jahr schon einen Pu-Erh-Anlass besuchte, bekommt hier eine Auffrischung und Vertiefung, alle Anderen eine Einführung aus äusserst kompetentem Munde.

Bitte wie immer anmelden über das Intranet, den Web oder per eMail an info@teeclub.ch.

Herzlich lädt ein,
der Vorstand

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Datum: Do, 25. September, 19 Uhr
Ort: Hotel Ascot, Tessinerplatz 9, 8002 Zürich, beim Bahnhof Enge Lageplan

Mitglieder kostenlos, Gäste Mitglieder Fr. 25.-, Nicht-Mitglieder Fr. 25.-

Alter Fancy Oolong

Alter Fancy Oolong

Der wirkliche Fancy Oolong sieht so aus.
Wie schmeckt er wenn er 20 Jahre als ist?
Weniger brillant wie ein gut fermentierter Oolong aus reifen Blätter. Die meisten Fancy oder Oriental Beauty werden aus zarten Pflücktgut hergestellt. Deswegen sind sie nach der Reifung durch die Zeit nicht so spannend.

Durchgang

Lager von Atong
Wo bin ich? Auf den Dongding Berg in Natou oder in Anxi Xiping?
in welcher Zeit bewege ich mich? 1986? Oder 2000?
Ich war verwirrt.
Ab und zu kam ich an – im Hier und Jetzt. Hier in Taipei bei Atongs Büro und im Jetzt am 04.09.2014.
Angefangen haben wir mit Anxi Tie Guanyin 1994! Schön pflaumig, süss und sauer, leicht duftet nach Steinfrucht. Dann kam ein Tei Gaunyin aus 70er. Jahren ebenfalls aus Anxi! Obwohl die Zeit den Tee gut gezähmt hat, vermittelt uns den Tee einen charaktervollen Eindruck von vergorenen Pflaumenbaum!
Atong sagt, dass für ihn Tie Guanyin und Qingxin Oolong die besten Sorten für die Lagerung sind.
Er liess die Lager aufräumen. Zwei Schüler von ihm räumen, dokumentieren und archivieren. Wir degustieren einen nach einem anderen. Er sagt, es sei harte Arbeit, all die Schatz zu degustieren.
Der Duft von den gelagerten Tees sind nicht ein gewöhnlicher Duft. Es ist wie ein Ruf aus dem Zeittunnel. Ein Duft, der gewisse Atmosphäre ausstrahlt, ein Gedächtnis speichert und jedem an etwas erinnert, was jedem wichtig ist.
Dann kam der Mao Xie aus Anxi, eine selten gewordene Teevariet in heutigem Teegarten. Sanft, unaufdringlich und anmutig. Er passt gar nicht zu dieser Zeit. Er ist wie Wolken im Frühlingshimmel, wenn Brise die Wolken leicht weht…
Ab und zu kam ich an – im Hier und Jetzt. Oder besser ausgedruckt im realen marktwirtschaftlichen Strömung. Atong schüttelt sofort die Tasse ins Teeboot.so ein Tee, auch wenn die Zeit ihn verwandelt, bleibt er seinem marktwirtschaftlichen Kern treu – kernlos und flach.
Nur der Dongding aus jetzigen Frühling holt mich richtig auf den Boden im jetzt ab. Der Ruf aus dem Berg, voller mineralischen Klänge und wilde Nuance von Insekten leicht befallenen Blätter erzählt mir die Geschichte aus meinem Heimat. Gealterter Teebauer, verhornte Hände und einsame Schatten im Frühlingsmorgen, warten auf den Tee bis er richtig fermentiert und zum Drachen verwandelt wird!
Wie wird dieser Tee in zwanzig Jahren?
Mache die Augen zu und der Duft wird uns vielleicht erzählen?
Ach! Es ist wie in einem Durchgang, nach Gestern oder in die Zukunft!
Der Tee wird einem Teekanne gefüllt, auf einem Teeboot getragen, flaniert im Fluss der Zeit zwischen zwei Ufer hin und her. Wir dürfen mit.