Archiv für den Monat September 2011

Regenbogen

Es war immer ambivalent, den Schritt nach Hause zu gehen. Nach Hause, zu meinen Eltern. Ambivalent, weil die Geborgenheit und Verlangen an diesem Ort selten auseinander zu trennen sind.
Ich habe einen Vater, der Liebe zeigen kann und auch seine Macht. Ich habe eine Mutter, die ihre Liebe mit Liebesentzug manchmal verwechselt. Ueber die Liebe wusste ich nicht zu viel und hatte kaum ein gutes Vorbild. Mühsam lerne ich im Lebensweg meine verschiedene Lektionen.
Meine Liebe zu Tee ist nicht ein Hobby oder eine so genannte Leidenschaft. Meine Liebe zu Tee ist möglicherweise eine Erfahrung von Raum. Tee bietet mir einen Raum. Er ist ein Ort, wo ich immer wieder zurückkehre, um zu vergewissern, wo ich stehe. Ein Ort, der mir hilft, mich selbst zu verorten, bevor ich weiter wandere.
Daniel kam gersten nach einer langen Zeit wieder zu Besuch. Seine Tochter Natascha ist die jüngste von Shui Tang und lernt Tee hier. Am jenen Runde habe ich viele alten Teefreunde bei sich und unüberlegt, fing ich mit Buddhas Hand an. Dany sagte, dass der Buddhas Hand bei ihm niemals so gut ist wie bei mir. Ich lachte, „Du meinst, Du brauchst meine Hand?“ Oder ist es wegen Wasser?
Oder ist es wirklich wegen mir?
Ich kann niemals versprechen, wenn ich diesen Tee aufgiesse. Wie wird er diesmal? Ich erinnere mich an jenem Moment, wie dieser Tee mich verführt, von der Universität abzukommen. Goldene Farbe und herbe Echo beim Abgang. Intensiv und charaktervoll. Der Duft auf der Gaiwandeckel ist warm und süss, wie karamelisierte Zuckerroh aus Süden Taiwans. Oder ist es Marzipan aus den Süden Europas? Der Duft wandelt, wird verwandelt zu einem Regenbogen, er bleibt unfassbar. Genau dieses Unfassbares hat den Intellektuellen-Ich aus dem Konzept gebracht. Es war der Null-Punkt für mich, zu lernen, Demut zu üben.
Wie oft mache ich diesen Buddhas Hand? Wie oft frage ich mich, wo ich gerade stehe?
Gerade jetzt gehe ich wieder nach Hause. Meine Mutter ist gerade in Nepal. Mein Vater schrieb mir drei Emails pro Tag, weil er sich Sorgen macht, weil ich allein einen Tag in Bangkok verbringe, weil er ein Tag länger warten muss.
Buddhas Hand wurde kalt. Der Regenbogen bleibt in Tasse, in mir und wird zu einem Raum. Ich bin dort zu Hause.
Ich möchte meinem Vater einen Regenbogen mitbringen.

Tee und Jodel

Mein lieber Nachbar Toni bezeichnet sich immer als Teebaby von Shui Tang. Seit er mich kennt, nährt er sich an Tee an. Offen bekennt er zu seinem Unwissenheit und sich für Teewissen interessiert er auch nicht wirklich. Er interessiert vor allen für Menschen, die er in Shui Tang am runden Tisch trifft und das inpirierende Gespräch. Ein Teebaby hat es nicht nötig, das Wissen anzuhäufen. Das Baby wollte nur Tee schnuppern und geniessen.
Er bracht häufig ein anderes Teebaby. Diesmal ist sein Freund Reto, ein Bildhauer und Hobby-Sänger. Er singt gerne die urtümliche schweizer Musik aus den tiefen Täler zwischen Bergen.
Am diesen runden Teetisch, ob er quatratisch ist, sassen wir und tranken Tee. Für die Teebabys bereitete ich leichtes Kost – Wenshen Baozhong. Der Tee schwang so schön zwischen uns, unbeschwert und integrierend.
Wir sprachen über die unmutigen und mutigen Schweizer, über die SVP und Masseneinwanderung, und über den Konservatismus und Globalisierung. Plötzlich landeten wir bei Musik.
Reto sagte, der Konservatismus sei eigentlich nicht schlimm, weil diese Haltung hilft der urtümlichen schweizer Gesang zu überleben. „Wir Schweizer, haben so schöne Musik und Lieder. Aber sie werden vergessen! Sie werden häufig in den Orten kultiviert, wo die Globalisierung nicht so weit erreicht und wo der Konservatismus noch gelebt wird.“ Ist der Konservatismus der Retter des „Urschweizerischen“?
Ich zögerte.
Ich drehte mich zu dem Regal von den vielen vielen Teedosen.
„Es ist schon komisch, nicht wahr? Ausgerechnet an einem fremden Ort versuche ich die ganz traditionellen Teesorten aus tiefen Taiwans wieder zu beleben.“ Viele von diesen Teedosen bewahren viele Teesorten, die nach traditionellen Verständnis des Tees erzeugt wurden, viele dieser Teedosen bewahren eine alte Tradition, die in ihrer Herkunftsland fast keinen Platz fand.
Ist es ein Zufall, dass diese Teetradition mitten in Zürich versucht, ein neues Leben zu finden?
Was hat der Musiker Bach mit dem alten chinesischen Dichter Li Bo im 8. Jahrhundert gemeinsam?“ fragte ich die Teebabys und mich. „Ich denke, weil wir Menschen sind, sind wir immer mit dem gleichen Thema konfrontiert: egal woher Du kommst, wollen wir nur lieben und geliebt werden, verstehen und verstanden werden!“
Weil Tee kein Konzept darstellt und kein Wissen erfordert, Tee kann und will zugehört, verstanden und geliebt werden. Weil es so einfach ist, kann ein unbekannter Schweizer wie ein Baby hier am Teetisch Tee schnuppern, geniessen und verstehen lernen. Das ist etwas, was menschlich und grenzüberschreitend!
Auch Du, kannst einfach nur Tee trinken und lieben lernen, wenn Du es willst.
Und die Töne aus den tiefen Tälern zwischen den sieben Bergen stellen für mich etwas Urmenschliches dar. Es sind die Geschreie aus den tiefen Herzen eines Menschen, der direkte Ausdruck des Herzen! Warum sollte man ihn in den Tälern mit Konservatismus konservieren? Ich sagte Reto, auch ich, als eine einfache Taiwanerin würde berüht werden – weil ich in diesen Töne mich selbst begegne!
Der Gesang ist der natürliche und direkte Ausdruck eines Menschen. Er berüht Menschen, die sich berühren lassen. Er gehört nicht nur in den Tälern und den Schweizern. Er gehört uns allen und beglückt uns mit seinem SEIN.
So betrachte ich die Tees, die in den Teedosen Shui Tangs aufbewahrt sind. Diese Tees gehören nicht nur den Menschen in fernen Osten, sondern allen, die sich berühren lassen!
Ich bat Reto mich nächtest Mal zu solchen Konzert mitzunehmen.

Ein Teeweg

Ich hatte zwei schlaflosen Nächte.
Durch das vergangene Geschehniss habe ich mich ein Stück näher kennen gelernt. Es war mir selbst nicht so bewusst, dass die Aberkennung des anderen über meine Arbeit durch meine Nationalität mich so stark betrifft. Und dass meine Herkunft mir sehr viel bedeutet, als ich es bis jetzt angenommen habe. Ich hätte nicht gedacht, dass man mich aufgrund meiner Herkunft annimmt oder ablehnt!
Und wenn meine Herkunft die einzige Kriterien ist, wie man mich behandelt, dann fürchte ich mich um meine Existenz an einem fremden Ort.
In Grunde genommen handelten sich um verschiedene Interesse. Für eine Seite geht es um „Nett-Mit-Einander-Sein“, für eine handelt es sich um „reibungslose Zusammenarbeit“, für eine steht Tee im Vordergrund. Jeder handelnder Akteur verfolgt seine Interesse. Diese Interesse und die Art wie man diese Interesse verfolgt, entscheiden, wie die Dinge sich verlaufen.
Ehrlich zugegeben, war ich zuerst recht feige. Ich wollte diese Geschichte in mir rein drücken. „Warum nicht, schwamm darüber?“ sagte ich zu mir. Ich wollte schlucken und ich wollte scheinhaft darüber stehen.
Es hat sehr viel Mut gebraucht, zu meinem Gefühl zu stehen und diese angenehme Dinge auch öffentlich anzusprechen.
Ich habe Angst.
Es wurde allerdings klar, dass ich noch mehr Kraft aufwenden würde, die unterdrückten Schmerzen und Unverständnis vom meinen Körper und meinem Inneren zu heilen und zu befreien.
Ich danke viele Menschen, die zu mir kamen, mich anriefen und mir schrieben. Ich danke viele Ratschläge und Ermutigung, zu mir selbst zu stehen.
Hier habe ich die Möglichkeit zu lernen, zu mir zu stehen, es anzusprechen und dann einen Punkt zu finden, loszulassen.
Wang, Xizhi 王羲之(303-365) initiierte im Jahr 353 an einem Frühlingstag ein Party an einem kleinen Bachufer. Die Teilnehmenden Freunden sassen an den beiden Uferseite. Sie liess frisch aufgewärmte Sacke und frisch aufgegossene Teetasse im Wasser schwimmen. Wenn eine Tasse vor einem stand und sich dort schwamm, sollte diese Person ein Gedicht singen. Nach so einem Tag und Spass entstand eine Gedichtsammlung. Er wurde im Rausch des Sakes aufgefordert, ein Vorwort zu schreiben. Im Rausch kalligrahpierte er ein verewigten Text Lan Ting Xue 蘭亭序, den ich als Schülerin für die Prüfung lernen musste. Wang Xizhi hat viel getrunken, aber sein Geist war glasklar. Er schrieb, dass der Mensch ein kleines Würmchen ist im Vergleich zu Weite des Kosmos. Das Leben ist kurz und kann unbedeutend sein. Obwohl die Menschen verschieden sind, obwohl Zeit und Raum uns trennen. Aber wir sind mit den gleichen Themen von Leben und Tod konfrontiert. Wir können es nicht anders als die gleiche Frage stellen, wie wir mit uns selbst umgehen.
Diese Frage wird besonders dringlich, wenn der Teeweg der Weg für einen ist.

Der Tod des Teemeisters

Roger sagte mir vor eienr Woche, „Irgendwie hat Tee doch recht viel mit Politik zu tun, nciht wahr? Rykyu ist auch wegen Politik von Hideyoshi ermordet.“
Was hat Tee mit Politik zu tun? Gar nichts.
Was hat Tee mit Politik gemeinsam?
Die Macht.
Es handelt sich um die Macht. Die Macht über Tee zu sprechen, die Macht über die Leute zu beurteilen und die Macht, die Menschen zu manipulieren.
Darum gibt es so viele Buchautoren – ich bin einer von diesen; darum gibt es so viele Blogger – ich bin einer von vielen; darum gibt es solche Vorstellung, wer ist der beste Teemeister? Oder, wer ist ein Teemeister?
Rykyu hat das Wissen um Tee, darum besitzt er die Macht. Er war im Auge von Shonggun so mächtig, dass er sterben musste.
Hat Rykyu Angst gehabt, zu sterben? Wahrscheinlich schon. Aber er hat die Mut, mit befohlenem Tod umzugehen. Darum verehren wir ihn. Darum ist er DER TEEMEISTER. Also, Teemeister hat nichts zu tun mit Verlinken, Abstimmung im Netz oder Visitenkarten austauschen. Ein Teemeister HAT Mut. Mut zu haben, zu sich selbst zu stehen.

Ich bekomme viele Anfrage wegen Austausch von Verlinken oder gegen Geld, zu verlinken. Um besser im Google zu plazieren ist Verlinken von grosser Bedeutung. Ist es wichtig oben im Google plaziert zu sein?
Ich sagte Roger, „Weiss Du, es war mir gar nicht bewusst, dass ich oben sein sollte! Ich wollte nur die Dinge machen, was mir Freude macht und was für mich stimmt!“ Ich hatte Freude zu schreiben und tat es.
Oben im Google zu sein bedeutet nicht, dass man viel über Tee versteht. Dass man viel über Tee schreibt, ist eine andere Sache, als das Wissen zu haben. Diese scheinbare Macht über Tee zu sprechen ist nicht zeitüberdauernd! Diese scheinbare Position hat keine Substanz.
In diesen Tagen passieren viele Gedanke in meinem Inneren. Ich fühle mich wie verraten an einem fremeden Ort, wo ich gar nicht sein darf. Wenn es wirklich so weit geht, dass Zürich mich als Taiwanerin nicht haben will, weil die Chinesen sich möglicherweise ärgern könnten. Dann gehe ich nach Hause. Ich lasse die Schweizer mit den Schweizer alleine hier. Sie sollen ihre Teaparty in ihrer politischen Neutralität und Korrektheit selbst zelebrieren!

Der hässliche Tee

Wer will denn schon hässlich sein? Und was bedeutet überhaupt die Hässlichkeit?
Die Vorbilder der chinesischen Kalligraphie habe ich einmal erwähnt, dass sie eigentlich nicht perfekte Exemplare sind, sondern Notizen. Notizen, die im Rausch von Sake oder in höchster Emotion geschrieben wurde, sind voller mit Tinten korrigierten Sätze und asymetrischen Strichen. Wie kann man so etwas überhaupt verehren? Sie sind – mit den perfekten Augen – eigentlich hässlich!

Vor paar Jahren, es ist noch nicht so lange her. Es war 2005, als Atong, mein Teelehrer mit seinen Shuixian Dancong aus dem eigenen Garten mit Stolz zeigte. Ich, als Schülerin, wollte ihn nicht enttäuschen, sparte meine Kommentare und kaufte diesen Tee. Als Jürg mir dann sehr ehrlich zu diesem Tee äusserte: „was für einen Tee mit Elefantenohren!“, war ich nicht überrascht. Ja, er ist schon hässlich, nicht wahr?

Wie kann man Notizen als Vorbild nehmen? Wir wollen doch alle das Beste tun! Wir wollen doch perfekt SEIN – vor allen in Anwesenheit des Anderen.
Su, Dongpo, 蘇東坡 (1037-1101), ein hervorragender Persönlichkeit mit künstlerischen Fähigkeiten, hinterliess uns nicht nur ein Vorbild der Kalligrahpie und zahlreichen Gedichten. Er vermittelt uns auch eine Lebenshaltung. Er verehrte hässliche Steinen. Er sammelte gerne hässliche Steinen, denn sie etwas besonders aufweisen. Für ihn liegt diese Besonderheit eines hässlichen Stein an seine Offenbarung – die Wahrheit des Lebens und die Wirklichkeit des Daseins – Zufall, Transformation und das einfache Sein. Während alle nach Schönheit begehren, ist die Pflege der hässlichen Dinge eine ungewöhnte Lebenshaltung.
Wir verehren Notizen, weil man in einer Notiz einen natürlichen Menschen sehen kann!
Dann ist es doch zu fragen, warum haben wir Mühe die unperfekte Seite von uns preiszugeben? Warum haben wir Mühe mit der Hässlichkeit wie Schmerzen und Druck von Aussen?
Hässlichkeit ist manchmal die Möglichkeit einer einfachen Existenz. Wer will aber überhaupt nur EINFACH-SEIN?
Der Elefanten-Ohren- Shuixian verwandelte sich zu einer unglaublichen Schönheit. Nach paar Jahren, nach der Reifung des Tee und von mir, ist dieser Tee nicht mehr einfach hässlich, sondern auch wirklich einzigartig: reife Früchte und karamelisierten Süsse versetzen mich in einer unbekannten Landschaft. Mein Körper ist nicht mehr begrenzt von dem Raum, sondern er ist beflügelt in der Nacht.
Plötzlich verstand ich, dass das perfekte Sein nichts gemeinsam mit dem perfekten Tun hat. Mein Dasein ist seit meinem Geburt einfach und zugleich perfekt.

Wegkreuzung

Ein Alptraum – es muss wohl alles eine Illusion gewesen sein;
Nicht einmal einen Teil dessen, was ich sah,
kann ich treffend erklären…
Ryokan, Japanischer Zen-Dichter 1758 – 1831

Ein Alptraum. Aber wahr.
Am vergangenen Donnerstag erzählte mir der Teeclub Präsident über einen kleinen Vorfall in der Organisation. Er sagte, dass die Gesellschaft Schweiz-China mit Teeclub eine gemeinsame Veranstaltung plant und einen Vortrag über den chinesischen Tee im Gespräch war. Mich habe er als den Referent zuerst vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde von dieser edelen Gesellschaft, dessen Schirmherr Thomas Wagner, der ehemalige Stadtspräsident von Zürich war, abgelehnt. Der Grund war, dass Menglin Chou aus Taiwan stamme.
Um die genau so edelen Gästen aus China nicht zu ärgern, darf die Taiwanerin Menglin Chou über Tee nicht vortragen.
Deswegen wurde eine andere kompetente Person, ein neutraler Schweizer vorgeschlagen. Eine neutrale Politik. Es geht um „lieb miteinander sein.“ Nicht um „TEE“.

Meine Hände zittern, während ich hier die Zeilen tippen.
In dem ersten Moment konnte ich nicht glauben, dass die Hände der Politik bereits in die Teelandschaft eindringt. Diese Selbstzensur der Schweizer bracht mich zur Spachlosigkeit und dann zum Nachdenken.
Ich erinnere mich noch Anfang Februar. Die weltweite aggierende Konzern Huawei beauftragte mich in einer wichtigen Veranstaltung, als die hohen politischen Persönlichkeiten und Wirtschaftseliten aus China und Schweiz anwesend waren.
Eine chinesische Firma hat kein Problem, eine kompetente Taiwanerin zu arrangieren. Aber eine schweizer Verein schon.
Und meine FREUNDE verstehen es und akzeptieren es.
Für meine FREUNDE ist es eine Kleinigkeit, für Menglin leider nicht.

Ich werfe hier niemandem vor. Jeder hat seine eigene Position. Ich kann die Position des anderen verstehen. Ich will aber meine vertreten – was denn sonst? Würdest Du meine Position vertreten?

Ich muss keinen Vortrag halten vor so einer Gesellschaft. Es ist mir egal. Politik gehört in der Welt des Tees einfach nicht – dies ist meine Auffassung und meine Vision. Tee hilft uns die Grenze der Kulturen und Nationen zu überschreiten! Was sonst?
Was macht Ihr als Deutschsprechende hier mit Tee? Könnte ein AUSLÄNDER jemals Tee verstehen?
Oh, doch. Sehr viel sogar! Weil Tee unser Herzen ohne Verstand anspricht!
Was kann ich tun, damit Tee als Tee bleibt?
Der alte Grossmeister Urasenkes hat einmal es gesagt, Tee ist Botschafter des Friedens.
Es kann auch so bleiben, wenn wir daran glauben und bewusst pflegen.

Nach tagelangen Nachdenken und Selbstreflexion wurde es mir sehr klar, dass ich Konsequenz ziehen möchte.
Ich, als ein gewöhnlicher Mensch, habe nur sehr begrenzte Energie und Inspirationen. Ich möchte diese Kraft dort einzusetzen, wo Tee für sich selbst spricht. Wenn Menschen glauben, dass Tee ein soziales Auftiegsmittel ist und so funktionieren sollte, sollen sie es so weiter pflegen. Ich habe an solchen Orten nichts zu suchen.

Liebe Teefreunde, Ihr lest meine Beiträge, nicht weil ich Menglin bin und aus Taiwan stamme, sondern weil der Tee hier einen zentralen Platz HAT. Ihr seid wegen Tee hier, nicht wegen meiner Person.
Ich möchte auch so, dass es weiter so bleibt. Darauf konzentriere ich mich.

Die Schönheit des Hässlichen

In dem Moment als ich realisiere, wie wenig ich leisten kann, frage ich mich, was ich eigentlich mache und was möchte ich weiter machen?

Ich bin ein heimlicher Fan von dem türkischen Pianist Fazil Say. Am vergangenen Freitag fuhr ich extra nach Schaffhausen, nur um seine Präsenz zu geniessen. Seine Musik wurde einerseits von bestimmten Medien als „neue Musik“ gefeiert, andererseits wird von anderen als lächerlich gekennzeichnet. Ob seine Musik DIE neue Musik ist, kann ich nicht beurteilen. Aber wer und was kann beweisen, ob diese Musik eine Zukunftsmusik hat?

Als Balthasar mir von seinem neuen Projekt mit Liszt erzählte, tauchte in mir eine dringende Frage auf: was ist das, was die Musik von Liszt verewigt?
Nehmen wir doch die Revalität zwischen Liszt und Thalberg als Beispiel. Thalberg? Wer weiß noch von dieser hervorragenden Persönlichkeit als Pianist und Komponist? Er verdiente als Pianist viel mehr als Liszt und hatte immer bessere Kritik als Liszt geerntet. Sein Ruhm war kaum zu übertreffen. Aber heute?
Was ist das Entscheidende dabei? – ich fragte den weisen Balthasar und er wunderte sich über mein Fragezeichen.

Mein Großvater trank vor 20 Jahren in dem dunklen Ecke ganz einsam seinen alten Tie Guanyin. Heute berüht mich dieser Tee immer noch. Und in 20 Jahren – was wird noch getrunken? Rooibusch mit Vanile?
In diesen Tagen schwam ich bewußt in der Welt meiner Vorfahren – zwischen alten Schriften und alten Zeichen. Die drei als höchst ästhetisch verehrten Kalligraphie-Schriften sind einfache Notizen. Einfache Notizen entstanden fast ausschliesslich unter Rausch von Alkohol. Voller Fehler und purer Inspirationscharakter! Solche Schriften würden wir heute in dem Zeitalter vom Computer kaum vorstellen! Wie könnte man diese fehlerhafte Version veröffentlichen – man kann doch mit Photoshop einiges erreichen – bzw. Retuschieren!
Aber, wiewo, verehren die Chinesen solche improviesierte Schriften? Sie sind jenseits der Perfektion, nicht wahr?
Was bringt einem die Obsession zur Perfektion? Ausser Panik und Angst vor Entblösst-werden und Quälerie für die anderen Mitmenschen? Ich weiss es nicht.
Was verewigt denn eigentlich diese „hässlichen“ Schriften? Die Hässlichkeit? Oder die Schönheit des Hässlichen, was die Zeit überdauert, weil sie ehrlich und nicht schön sind?

Lantingxu
Das Vorbild aller Kalligraphen der chinesischen Geschichte. Es wurde von Wang Xizhi 王羲之 im 4. Jahrhundert geschrieben bei einem Treffen mit vielen Literaturfreunden. Diese Kalligraphie wurde im 21 Jahrhundert zu Rap gedichtet:
http://www.youtube.com/watch?v=Kyw_y_DJ_Dg
Sehr amüsant! Aber das MTV ist schrecklich…