Archiv für den Monat November 2011

The Piano has been drinking

The piano has been drinking, my necktie is asleep
And the combo went back to New York, the jukebox has to take a leak
And the carpet needs a haircut, and the spotlight looks like a prison break
And the telephone’s out of cigarettes, and the balcony is on the make
And the piano has been drinking, the piano has been drinking…

And the menus are all freezing, and the light man’s blind in one eye
And he can’t see out of the other
And the piano-tuner’s got a hearing aid, and he showed up with his mother
And the piano has been drinking, the piano has been drinking
As the bouncer is a Sumo wrestler cream-puff casper milktoast
And the owner is a mental midget with the I.Q. of a fence post
‚Cause the piano has been drinking, the piano has been drinking…

And you can’t find your waitress with a Geiger counter
And she hates you and your friends and you just can’t get served without her
And the box-office is drooling, and the bar stools are on fire
And the newspapers were fooling, and the ash-trays have retired
‚Cause the piano has been drinking, the piano has been drinking
The piano has been drinking, not me, not me, not me, not me, not me

Es muss ein schlechter Ruf sein, wenn eine Teehändlerin immer Champange, Whisky und Kaffee geschenkt bekommt!
Ich geniesse meinen schlechten Ruf.
Roger brachte mir eine Flasche Swiss Whisky aus Elfingen. Ich roch an der feinen klaren Flüssigkeit und an dem sauberen Korken. Sauer, klar und typisch, ich roch Malz, Holz und es ist scharf.
Scharf und sauber – ich gab unverschämt meine Kommentare, dass es mich an die Jungfrau Königin Elisabeth I erinnert. Der saubere Geschmack gefielt den Runde sehr gut. Für mich ist er jedoch einfach zu sauer, zu schweizerisch und zu — Ach, eben Jungfrau Königin.
Gerne packte ich die Flasche aus, die Björn mir schickte: Ardbeg, The Ultimate. Ein Reichtum von Gerüche und Intensivität an Geschmack versetzten mich in eine andere Welt. Es ist nicht sauber, nicht nachvollziehbar und unklar. Es ist vielschichtig, verwinkelt und voller Rauch. Der Rauch kann selbst der Rausch sein! Wer will denn schon immer nachvollziehbare Geschichte hören? Ich will doch nicht ein sauberes erkennbares Gesicht haben. Was stört einen, wenn Mehrdeutigkeit mehr Raum und Spannung verschafft? Unsere Welt ist bereit so wie sie ist mehrdeutig, inkohärent und voller Brüche. Weshalb träumen wir noch von einer Schweiz, die nur „die Schweizer“ gibt – ausser SVP?
Ich hörte in jenem Moment sofort das Blues von Ravel. In einem verrauchten Pianobar kehrte ein Mann zurück. Was hat er hinter sich gebracht? Er war erschöpft und sein Herz schien verletzt zu sein. Ist dieser Ort der Ort seiner Sehnsucht? Findet er seinen Frieden? Was kann noch alles passieren? Ich sehe es nicht genau, weil es verraucht war, weil ich selbst wahrscheinlich im Spiel war.
Roger konnte diesen Ardberg nicht vertragen. Er würde den Whisky aus Elfingen bevorzugen. Charlotte nickte ihren Kopf. Er packte sein Handy aus und zeigte mir ein Lied von Tom Waits – The Piano Has Been Drinking.
Roger klagte Schmerzen wegen Whisky. Ich bereite ihn den wertvollen 1980 Huangyin zu. Der geschmeidige Aufguss wirkten wie heilsame Tropfen. Sie flossen wie Seide in die Kehle und beruhigte sofort die klagende Zellen. Ich weiss, weshalb manche Wanderer süchtig sind nach Pu Er, vor allem nach dem alt gelagerten Pu Er. In diesen rubinroten Tropfen begegnen wir eine Welt von absoluter Zeitlosigkeit – Wir sind angekommen – auf dieser absoluten Ebene – egal wo wir uns tatsächlich befinden.
Wer ist denn wirklich im Rausch? Der Heimkehrer, das Piano oder ich?
Wer ist denn wirklich der Gast? Der Tee oder ich?
The Piano has been drinking, not me.

Lichterfest: Taiwan-Reise Fotoabend 24.11.2011

Taiwan 2011 Fotos für 20111124 -4.pdf

Damit ich die Nicht-Mitreisenden ganz neidisch machen kann, poste ich hier, was Hans uns präsentierte. Hans, vielen Dank!

Man sieht ganz gut, was ich dabei gemacht habe – nichts.

Paul kam nach der Reise zu mir, „Menglin, ich bin kein Herdentier.“ Er wollte mir damit sagen, dass er eigentlich ein Individualist ist und niemals auf eine Gruppenreise gehen würde – eigentlich. Meine Antwort war ganz einfach: „Ich auch nicht! Meinst Du, ich sei Alpha-Tier?“

Nein, ich bin ein Omega-Tier. Aber für Tee nahmen wir uns als Omega-Tier zusammen und gaben uns Mühe für Frieden auf dem Alp. Nur für Tee.
Es war nicht ganz einfach…

Unsere Gruppe auf der Teereise

Unsere Gruppe auf der Teereise

Mit diesen neugierigen und weltoffenen 24 Menschen war ich auf der Reise.
Gestern bei Lichterfest hat Hans uns ein grosses Geschenk gemacht, indem er uns an die Spuren unserer Schritten erinnerte! Es war ein sehr schöner Abend. Mit Stefft, Jiri und Romeo waren wir noch bei mir und haben gemeinsam auf das Sofa ein schönes Glas Whisky von Björn auf TEE angestossen! Björn, Schade, dass Du nicht da warst!

Tee richtig zubereiten

Fast jeden Tag fragt man mich, wie man den Tee richtig zubereitet. Viele wollen unbedingt zu meinem Kurs kommen.
Ich gebe keinen solchen Kurs.
Meine Standardantwort lautet: „Gehen Sie doch einfach zu You Tube. Dort gibt es ja viele Experten, die es Ihnen gerne zeigen.“
Eigentlich halte ich nicht sehr viel von solchen Selbstdarstellung der Experten.
Mit Chragi und Roger haben wir nun endlich schöne Seite geschaffen, wo man zuschauen kann, wie die Schritte sein können. Es sind auch nur Vorschläge und bieten KEINE Grundlage für ein Bibel!

http://www.shuitang.ch/preparation
Euch wünsche ich viel Spass.
Natürlich möchte ich mich hier auch bei Tashi bedanken! Er hat wunderbare Fotos gemacht!!
Bald wird ein richtiges Shop von Shui Tang online gehen. Ich werde es hier berichten!

Abraxas

On the way.
Auf den Weg treffen Menschen, die ein Zeichen an Stirn tragen. Es mag sein, dass die anderen diese Menschen als komisch oder verrückt halten. Vielleicht haben die anderen Recht, denn sie wollen ihre Energie dort einsetzen, um ihre Ueberzeugungen durchzusetzen. Aber die Menschen, die das Zeichen tragen, möchten eine Klarheit für selbst finden und die höhere Wille manifestieren lassen anstatt die eigene. So formuliert Herman Hesse in Demian über „das Zeichen“.
Und Abraxas ist der Gott, der zugleich Engel und Satan ist. Er vereint alles – gut und böse. Er verlässt Menschen, die zu „sauber“ sind…
Viele Leute bezeichnen Shui Tang als ein Oase. Ich mag diese Bezeichnung nicht. Es hört sich so an, als ob es eine Welt und eine Gegenwelt gibt.
Ist es draussen zu laut – dann sucht man die Ruhe. Gehören nicht Lärm und Ruhe zusammen?
Im Moment tauchen ich ganz tief in die Welt der alten chinesischen Kalligraphie. Kalligrahpie ist für viele Menschen heute eine Gegenwelt. Sie lernen es sehr fleissig und machen Ausstellung. Ich schreibe meine Briefe immer noch mit Pinsel. Nicht weil ich es gut kann, sondern weil es für mich eine Lebenshaltung ist anstatt eine Kunst.
In den hoch verehrten und überlieferten Texten von alten Chinesen lese ich Briefwechsel zwischen Freunde. In jenem kriegerischen Zeit des 5. Jahrhunderten war ein Gruss mehr als ein Gruss im Facebook, ein Besuch anders als ein Besuch per Auto. In diesen Texten schrieben die Menschen, wie sie aneinander denken. „Ich wollte Dich besuchen gehen. Kurz bevor ich Dein Dorf erreichte, erreichte mein Freude auf dem höhen Punkt. Ich kehrte um…“ „Als Du kamst, war ich nicht da. Ich schicke Dir nun ein Lächeln.“
Ich lese Menschen, Menschlichkeit. Ich spüre Freude und Schmerzen durch die Striche und Kurven. Weil wir alle Menschen sind, können wir nur mit Turbelenz der Welt mit einer inneren Haltung umgehen – Menschlichkeit leben.

Der Weg nach Hause führt uns zum unseren eigentlichen Geburt des Mensch-Seins. Unsere Mütter haben uns einmal geboren, aber uns selbst zu gebären müssen wir selbst tun.
Mich interessieren viele Dinge zum Glück nicht mehr. Nur der Weg nach Hause, der Abraxas nicht verdammt, der mich nicht mehr von mir trennt, bleibt.
Und auf diesen Weg treffe ich Menschen, die dieses Zeichen an Stirn tragen. Möglicherweise lieben wir ein Getränk Namens Tee!
Im Moment führt mich der Weg in den tiefen Wald von alten Teebäume in Yunnan. In dem intensiven, harzigen und vielschichtigen Geschmack von den alten Bäume (Gushu 古樹) begegne ich Abraxas. Er sitzt zwischen den Blätter und Zweigen und singt.
Kennst Du die Komposition „Bilder der Ausstellung“? Ich höre BABA-YAGA!

Erinnerung des Körpers

Erinnerung des Körpers

Samstag morgen, nebelfrei. Ein Vater mit einem sehr jungen Sohn kamen zu Shui Tang. Sie sprachen Spanisch, diskret und ruhig. Das Kind wollte den kostbaren Lackbecher von Meister Liao Shengwen anschauen. Ich liess es ihn bewundern, dachte aber dabei, dass es nicht verkauft wird – wer würde solche Kostbarkeit für ein kleines Kind ausgeben? Zur meinen Überraschung ging der Becher mit dem jungen Liebhaber nach Hause. Sein Vater erklärte mir, dass sie eine Teekultur zu Hause pflegen und es ist nun so weit, dass das Kind mit seiner anfängt. Ich war in jenem Moment gerührt von der Liebe des Vaters. Mit Freude zeigte ich dem Kind, wie man mit einem Anfängergeit, den Becher anfasst und pflegt. Das Geld spielt dabei keine Rolle, aber das Herz. Das Geld kann manchmal einen behindern, einen Becher nicht als ein Becher zu sehen, sondern als ein Freund. Dieser junge kleine Teeliebhaber fasste nach meiner Anweisung den ersten Teebecher seines Lebens. Wird er sich immer daran erinnern? An dieses Moment?

You erzählte mir von einem Wald in der Nähe von Jingmai. Die Fläche so gross wie endlos. Ein Wald voller alten und sehr alten Teebäumen. Zwischen diesen Teebäumen wachsen Orchideen und Farn. „Kommst Du einmal mit, zu sehen, wie klein wir sind.“ Eine Körpererinnerung, die wir als Kind haben, wie wir diese Welt anschauen, die wir während reich und berühmt werden verlieren. Ich will nicht dahin gehen, sagte ich. Ich will diese Bäume so alt werden können wie sie sein sollen. 2007 – ein Superjahr für die Pu Er Tee-Spekulanten! Die Preise von Pu Er wurden getrieben zur einen zerstörerischen Höhe. Damals wurden viele, sehr viele, alte – sehr alte Teebäume gefällt, nur um die Blätter bequemer und schneller zu pflücken! Und die zwei tausendjährigen Teebäume, die einst iauf der Erde in Jingmai-Berg standen, wurden nach Kunming zur Schau gestellt. Sie staben an Verlust der Körpererinnerung! Sie starben mitten des grössten Shows ihres Lebens!
Als ich Jingmai 1999 trank, erinnerte es mich an Bunnahabhain (peated). Das Gefühl mitten in einem sehr alten Tempel zu sein – der harzige Wind in einem vermoosten und schattigen Garten. Eine Erinnerung, die mich an Respekt und Einklang mit allen erinnert. Egal wie turbulent und irreführend unsere Zeit wird, glaube ich an die Liebe zu unserem wahren Selbst. Es ist möglich, es so zu leben, wie wir es sind. Es ist eine Körpererinnerung vielleicht auf die Kindheit zurückzuführen, wie wir unbeschwert den ersten Anblick zur Welt blickten.
Anja und ihre Familie waren zu Besuch. Das Kind tanzte, lachte und drehte in dem Raum. Als sie müde wurde, lag sie neben ihrem Vater und streichelte seine Haare. Beim Zuschauen wußte ich, dass Anja es irgendwann vergessen wird. Aber ihr Körper vergisst es nicht. Die Erinnerung wird gespeichert und irgendwann wach gerufen, wenn es so weit ist.

Bunnahabhain (peated), 13 Jahre alt, Circle

Bunnahabhain (peated), 13 Jahre alt, Circle

Als ich zum ersten Mal Bunnahabhain (peated) zur Nase bekam, lief ein Strom durch meinen Körper. Nur zur Nase, nicht einmal zum Mund. Steffi reichte mir auch noch dazu Springbank 1997. Meine Nase roch den leicht rauchigen Springbank und mein Herz war bereits bei dem Bunnahabhain.
Wie kann ich denn diese Begegnung mit Bunnahabhain beschreiben?
Es war eine regnerische Nacht in dem Bergen voller Kiefer und Hinoki. Das Tropfen wärmte mich und sein Echo – leicht rauchig, harzig, weich, samtig – versetzte mich nach Sanzenin 三千院 bei Kyoto. Im Garten vom diesen alten Tempel stand ein prächtiger Kiefer. Seine Farbe bleibt immer treu grün. In jenem Moment glaubte ich wieder in diesem Garten zu stehen und hörte den Wind, der zwischen den Kiefernadel wehte. Meine Füsse spazierten auf Moos, weich samtig und geborgen. Das Räucherwerk wurde von Wind in die Nase gebracht, rauchig, alt und ruhig. Ich bekam Respekt. Respekt vor dem alten Baum, vor dem alten Tempel und vor diesen alten Tropfen. Auf einmal fand ich glücklich, aich auch ALT fühlen zu können!
Wie fühlt sich denn eigentlich ein alter Baum? Ein Baum, der sich nicht bewegen kann, der immer nur als Zuschauer ist und der nur Wasser einnehmen und atmen kann, kann uns gar nicht mitteilen.
Wie wäre es, wenn ein Wald gibt, so gross wie Uetliberg um Zürich, das nur solchen uralten Tee-Bäume hat? Wie wird dieses Wald riechen? Wie fühle ich mich denn darin? Wie riecht dann so einer Tee aus diesem Wald?
Jingmai Gushu 1999 – ein alt gelagerter Fladen aus dem Wald von alten Bäumen.
Ich roch an dem Fladen. Alt und frisch zugleich. Das Süsse und das harzige zugleich. Der erste Aufguss – ich habe im Moment Lust den Tee sanft zuzubereiten, auch wenn er in meiner Erinnerung anders sein konnte. Er war sanft und weich. Der zweite Aufguss süss und weckend. Der dritte Aufguss tiefer und breiter. Der vierte Aufguss – ich schmeckte das Innen des Baums und die Rinde von rauhen Haut. Ich seufzte.
Ja, ich will ihn immer an einem Tag trinken, wenn es draussen schneit und der Schnee die Strasse beruhigt und wenn ich, von der Kälte getrennt, und mit mir in eins bin.
Dann schaue ich auch wie ein alter Baum die verschneiten Strasse zu. Dann kann ich mich auch wie ein alter Baum fühlen:
Wie viele habe ich bereits gesehen?
Höhe und Tiefe, Auf und Ab… was kann mich denn noch bewegen?
Was bleibt an meinem Stamm, wenn der Winter kommt und der Schnee verschmelzt?
Es ist schön, wenn man / Baum so alt ist.
Aber meine Leidenschaft, Liebe und meine Lebenskraft bleiben in mir erhalten.
Jedes Jahr, wenn der Frühling kommt, treiben die neuen Knospe und schreien die Zweige nach Sonne, nach Leben!
Es ist ein Glück, wie ein alter Baum, das Leben zu betrachten und zu leben!