Liebe Meng-Lin Chou,
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Mir brennen zwei Fragen auf den Lippen, die ich selbst nicht so recht beantworten kann. Ich bin mir sicher, Sie können mir bestimmt helfen. Sie schreiben, im Frühling ist es sinnvoll Blütentee, wie Jasmin und Osmanthus Oolong zu trinken, um das Yin, also die Kälte vom Winter rauszulassen und das Yang zu stärken.
Was verstehe ich genau unter Jasmintee und Osmanthus Oolong?
Oft wird als Jasmintee grüner Tee verkauft, welcher Jasminblüten für den Aromatisierungsprozess gesehen hat, aber keine Jasminblüten mehr aufweist. Versteht man daher richtigen Jasmintee nur als reinen Blütentee?
Wie ist das mit Osmanthus Oolong? Was ist der Unterschied zwischen einem Osmanthus Oolong und einem „normalen“ Oolong, der für den Herbst empfohlen wird?
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Welche Tee sind noch sehr gute Frühlingstees?
Viele liebe Grüße aus London.
J.
Spätesten ab der Ming-Dynastie (1368-1644) wurde die Herstellung und das Mischen zwischen Blüten und Tee (Camelia Sinesiss) dokumentiert. Tee nimmt gerne fremden Geruch an und der fremde blumige Geruch verleiht den Tee eine andere interessante Nuance. Energetisch wird es häufig in der chinesischen Medizin erklärt, dass Blumentee oft anti-depressive, beruhigend und harmonisierend wirkt. Natürlich wirken jede Sorte anders:
Jasminblüte:
Geschmack: scharf, wärmend, lieblich und leicht bitter – chinesische Medizin spricht immer zuerst über den Geschmack des Kräuters und dann aus diesem Standpunkt seine Wirkung. Geschmäcke wirken heilend.
Wirkung: Leber-Feuer sedierend (wer häufig Wut-Anfall hat…), Qi-bewegend (emotionale Blockade) und Schmerzlindern, Schlaffördernd and Gemüt-ausgleichend. – den Tee könnten alle gebrauchen.
Osmanthusblüte
Geschmack: lieblich, wärmend, leicht scharf.
Wirkung: wärmend und schleimlösend. Die Wirkung zieht gezielt auf Lunge Bereich – im Herbst besonders günstig. Im trockenen Klima wirkt ein Tee mit Osmanthusblüte befeuchtend im Atemweg.
Natürlich könnte man einen reinen Aufguss nur mit Blüten machen – das wird ja im Europa bereits seit Jahrhunderten praktiziert. Eine Mischung zwischen Tee und Blüte sollte außer der eigenen Wirkung der Blüten noch verstärkend wirken. Eine Mischung zwischen grünen Tee und Jasminblüte hat eine harmonisierende Effekt, weil der grüne Tee (Yin) und der Jasminblüte (Yang) ziemlich gut ausgleicht. Es wirkt auf das Gemüt entspannend, aber geistig klärend. Es gibt verschiedene Sorte von grünem Tee. Wichtig dabei ist, dass der Tee richtig hergestellt ist und von einer guten Qualität.
Ein Osmanthus-Oolong ist ein Oolong mit Osmanthusblüte, dessen Produktion eigentlich erst im Herbst erhältlich ist. Aber heute wird dieser Oolong mit Parfüm gemacht – darüber habe ich bereits viel mit meinen Klienten heftig diskutiert. Ein natürlich hergestellter Oolong ist im Westen gar nicht bekannt und lässt sich wohl kaum verkaufen… So ein Osmanthus-Oolong wird gerne in Taiwan im Herbst getrunken. Er befeuchtet die Lunge (wer ist Kettenraucher oder leidet unter Asthma?) und stärkt Milz (Verdauung). Das ist ein schöner Herbsttee. Selbstverständlich ist er nicht der einzige Oolong, der im Herbst zu emfpehlen ist.
Ein guter Frühlingstee? Im Moment bin ich verliebt in Anji Baipian. Alle Besucher von mir werden mit Anji Baipian bombadiert. Ob sie alle diesen Tee so gerne haben, weiss ich nicht so genau. Aber seine leicht Neroli und Zitrus-Duft und seinen feinen geschmeidigen Aufguss vertreibt meine Frühlingsmüdigkeit. Diesen Tee trinke ich gerne nachmittags. Morgen starte ich wie gewöhnt mit meinem Dianhong oder Hongyu (Schwarztee – wärmend und aufbauernd). Das Frühlingsgefühl lerne ich erst hier im Europa kenne, auch das wechselhafte am Wetter und an Gemüt. In einem Sub-Tropischen Insel ist der Frühling selten aufzuspüren.