Der kleine Prinz suchte Freunde und begegnete einem Fuchs. Er bat den Fuchs mit ihm zu spielen. Der Fuchs antwortet, „ich kann nicht mit dir spielen. Ich bin noch nicht gezähmt.“ „Was ist zähmen?“ „Das ist eine in Vergessenheit geratene Sache. Das bedeutet: sich vertraut machen.“
Tom möchte gerne eine Empfehlung von einem Oolong, der häufige und intensive Aufgüsse gibt. Zu einem gewöhnlichen Einsteiger zählt Tom bestimmt nicht. Er hat sich bereits ein wenig vertraut gemacht mit Tee. Theoretisch kann jeder guter Tee eine intensive Aroma und mehrere Aufgüsse geben. Die Frage liegt nicht an dem Tee selbst, sondern, wie Tom zu solchen Tee findet?
er weinte im gras
Als der kleine Prinz bemerkte, dass seine Rose in der Realität allen anderen Rosen gleicht, war er zutiefst enttäuscht. Er warf sich ins Gras und weinte. Dann traf er einen Fuchs, der ihm bat, ihn zu zähmen. „Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchse gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für Dich einzig sein in der Welt…“
„Mein Leben ist eintönig. … Ich langweile mich also ein wenig. Aber wenn Du mich zähmst, wird mein Leben wie durchsonnt sein. Ich werde den Klang Deines Schritts kennen, der sich von allen anderen unterscheidet…. Du siehst da drüber die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Der Weizenfelder erinnern mich an nichts. es wird wunderbar sein, wenn Du mich einmal gezähmt hast! Das Gold der Weizenfelder wird mich an dich erinnern. Und ich werde das Rauschen des Windes im Getreide lieb gewinnen…“
Tee ist wunderbar. Wunderbar sind alle Tees! Wie unterscheidet ein Tee von einem anderen? Nichts, außer deiner eigenen Entdeckungsreise durch die Teelandschaft. Ein langer fermentierter gerösteter Oolong entfaltet sich außer blumig, auch fruchtig. Ihr Abgang ist unvergesslich. Ein leicht richtig fermentierter Oolong wie Hochland Formosa oder ein wunderbarer Tie Guanyin aus Anxi schenkt uns blumige süße Stunde. Wenn Du Dich einmal mit dem Tee vertraut machst, ist der Tee nicht mehr ein Tee, sondern der Tee, der Dein stressiges Dasein begleitet, der Deine festliche Stunde verzaubert, oder der Dir Trost spendet. Wie beginnt denn der Prozess des Zähmens?
Der kleine Prinz sagte dem Fuchs, dass er wohl ihn zähmen wollte, aber er hatte keine Zeit. „ich muss Freunde finden und viele Dinge kennen lernen.“ „Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alle fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn Du einen Freund willst, so zähme mich!“ Der Fuchs lehrte ihn: „Du muss sehr geduldig sein, Du setzt dich zuerst einwenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel, anschauen und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse. Aber jeden Tag wirst Du Dich ein bisschen näher setzen können….“
Die Zeit und die kontinuierliche Annährung entscheiden das Vertrau-Machen. Da die Zeit ein Luxus ist, ist es fast unmöglich sich mit Tee vertraut zu machen. Da die Zeit Luxus ist, ist es fast unmöglich eine tiefe Beziehung zu pflegen. Geben wir es somit auf? Ich könnte es nicht. Der Fuchs hätte eine gute Idee für uns über das Zähmen.
„Es muss feste Bräuche geben.“ sagte der Fuchs. Der kleine Prinz versteht es nicht. „Auch etwas in Vergessenheit Geratenes.“ erklärte der Fuchs. „Es ist das, was einen Tag vom andern unterscheidet, eine Stunde von den andern Stunden. (…) Wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien.“
Eine Abmachung mit uns selbst, eine klare Priorität setzen und eine Entscheidung treffen, was nun geschehen sollte, könnte uns helfen ein Tee-Ritual zu entwickeln. Nur das und nicht anders. Jeder von uns ist gefangen von jeweiligen Zwänge und Denkmuster, es ist fast unmöglich, Zeit zu nehmen, den gewöhnten Ablauf abzubrechen. Das liegt in der Entscheidung des einzelnen. Ist es tatsächlich besser im Hamsterrad zu rennen oder eine „Aus-Zeit“ für sich zu nehmen? Ich könnte es nur für mich selbst beantworten, nicht für andere. Die Antwort liegt jenseits der Moral. Jeder könnte für sich selbst beantworten. Das Wesentliche ist nicht mit Augen zu sehen, somit ist es nicht mit dem gewöhnlichen Denkmuster zu verstehen.
Menschen haben immer Verlustangst. Aus Verlustangst bleibt man lieber bei alter Struktur und bei gewöhnlichem Verhaltensmuster. Meine Teesüchtige Klienten jammern oft in ausverkauften Momenten. 2008 kaufte ich 120 Kgs Bi Luochun ein – von zwei hervorragenden Teebauern aus Sanxia. Heute sind nur noch knapp zwei Kilos verfügbar. Es war eigentlich ausreichend, dachte ich. Vor zwei Wochen rief mich Andy an und wollte zwei Kilos bei sich lagern. Seine Frau möchte ihren Tag nicht ohne den Bi Luochun aufwachen. Bis zur nächsten Ernte sind noch mindestens 7 Monaten. Wie gehen wir mit dem Verlustsgefühl nach dem Sich-Vertaut-Machen?
„Ach! Ich werde weinen.“ Sagte der Fuchs im Moment des Abschieds. „Das ist deine Schuld…“ meinte der kleine Prinz. „So hast Du also nichts gewonnen!“
„Ich habe die Farbe des Weizens gewonnen.“ Der Fuchs schickte ihn noch einmal zu Rosengarten, wo er so traurig war, weil er dachte, seine Rose nichts anders sei als alle anderen. Der Fuchs hatte ein Geheimnis für den kleinen Prinz, wenn er zuerst die Rosen anschauen ging.
Der Prinz ging Rosen anschauen und bemerkte: „Ihr seid schön, aber ihr seid leer. Man kann für euch nicht sterben.“
Man kann ein Verlustgefühl erleben, vielleicht begleitet mit Trauer und Schmerzen, wenn man sich tatsächlich auf etwas einlässt. Um sich vor dem Verlust zu schützen, schreit man oft von der Unabhängigkeit, die zwangsläufig zum Verlust führt. Die Farbe, die Liebe und die schönen Momenten werden oft im Verlustgefühl vergessen. Nicht jeder Schmerz ist entstanden durch eine Verletzung. Es ist einfach ein Verlust, ein Nicht-erfüllen. Man kann sich entscheiden, es nicht so sein zu lassen, oder sich damit abzufinden, so wie es ist. Für mich ist das Wichtigste, zu wissen, was ich will. Was andere wollen, ist ihre eigene Entscheidung. Das Problem löst von sich dann allein. Entweder muss man den Wünsch aufgeben oder es klappt. Zu mindest habe ich es versucht. Das schafft Klarheit anstatt spätere Reue. Zumindest gehört mir die Erinnerung an den Rausch des Windes…
Vor paar Stunden rief mich jemand am Hauptbahnhof. Es war Claudia, die eine kurze Auszeit für sich und für ihre Beziehung nahm. Auf einer einsamen irischen Insel verbrachte sie ihre Ferien, die frische irische Meeresluft erfrischte sie. Auch der Just-Do-It-Wind weht bis zu Zürich. Sie erzählte mir von dem Oolong, den sie als Halt aus ihrem Leben in Zürich nach Irland mitnahm und dachte, wenn es ihr tatsächlich schlecht gegangen wäre, hätte sie noch meinen Oolong Schneeflocken gehabt. Mit diesem Oolong verführte sie die Iren von dem Whisky und Bier weg. Sie waren so begeistert von dem Oolong. Sie ist so dankbar. Wir umarmten uns.
Eigentlich war es die Claudia, die den Schneeflocken zähmt, eigentlich war es die Claudia, die anderen Menschen mit ihrer Begeisterung ansteckte. Eigentlich war es die Claudia, die den Schneeflocken einzigartig macht. Schneeflocken tat nichts.
„Die Zeit, die Du für Deine Rosen verloren hast, sie macht die Rosen so wichtig. (…) Die Menschen haben die Wahrheit vergessen. Aber Du darf sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast. Du bist für Deine Rose verantwortlich…“ sagte Fuchs zu dem kleinen Prinz.
Alle Menschen sind interessant, aber wir machen manche für uns einzig (nicht umgekehrt) und dann unentbehrbar. Alle gut gemachten Tees sind gut, aber wir verwandeln manchen mit Liebe und Aufwand zu unserem Tee.
Lieber Tom, entschuldige für viele unwesentliche Sätze, die eigentlich nicht direkt mit Deiner Frage zu tun hat. Eigentlich hätte ich Dir paar Sätze schreiben können, was Du kaufen und trinken sollst. Wenn ich tatsächlich eine Ahnung vom Tee hätte, würde ich immer weniger wagen, einfach so zu beantworten. Deine Zeit, die Du für Deine Auswahl verlierst, macht Deinen ausgewählten Tee so wichtig und einzigartig. Im Pinrzip könnten alle gute Oolongs intensiven Aromen und mehrere Aufgüsse anbieten. Und wenn Du keine Zeit hast, wäre Darjeeling, oder Formosa Oolong Dong Ding (oder Tung Ti) oder Tie Guanyin, den man überall in Deutschland problemlos kaufen kann, auch nicht schlecht.
„Adieu“, sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“