Archiv für den Monat Mai 2010

Zwei provokative Fragen

Schon lange wollte ich eine sehr provokative Frage an Kaffee-Trinker – nicht Kaffeeliebhaber stellen:

Warum lassen wir uns von der schicken Werbung und Gruppenzwang (fast jede bürgerliche schweizer Familie besitzt so eine Maschine) verführen, sich auf so etwas wie Nestle-Kafffee einzulassen? Warum wollen wir nicht selbt unsere Kaffeebohne entscheiden? Warum lassen wir uns diktieren und gleich von so einer No.1 Konzern?

Die zweite Frage an Teetrinker – vielleicht Teeliebhaber:

Warum sind wir nicht wütend, dass die Anbieter von Easy-Going Tee nur an das Äußere denkt anstatt an den zu verbessernden Inhalt? Sind wir so oberflächlich?

Eine Antwort habe ich nicht.

Warum möchten die Anbieter den Weg des Teetrinkers bequemer machen und mit einem System die Menschen an sich binden?

Der Weg des Tees nicht nicht nur bequem, er kann sehr steinreich sein…

Tee in Kapseln

Teefreund Tom aus Tübingen schickte mir einen Link über die „spannende“ Entwicklung des Tees!

Nestle will seinen Erfolg mit dem Kaffee-Kapseln fortsetzen und mit Tee Kasse machen.

http://www.welt.de/wirtschaft/article7718695/Nestle-packt-jetzt-auch-Tee-in-Kapseln.html

Warum nicht?

Nestle bereichert unseren Teegenuss mit einer neuen Zubereitungsmethode, nicht wahr?

Everything goes.

Tee im Weinbrand

Tee im Weinbrand

Die Päoniefest wurde aus dem Garten in den Shui Tang verlagert. Prächtige herrliche Päonie wurden geschnitten und paarweise am verschiedenen Orten in Shui Tang ausgestellt. Es regnet zwar draussen, aber die Blumen blühen in uns und zwischen uns.

Zu diesem Fest hat Hannes und Felix sich sehr viel Mühe gegeben, nicht nur fürs Auge etwas anzubieten, sondern auch das Kulinarische.

Shui Tang, Liquid Delicacies, bot seinen Gäste nicht nur feine schöne Tees an, sondern auch Tee im Wein!

Wir tranken den frischen Alishan Hochland 2009 zum feinen Gebäck. Später tranken wir den Alishan 2004 im Weinbrand!

Diese Liquid Delicacies wurde im Kristalglas serviert… 

Foto: 

links Weinbrand natur

rechts Weinbrand inkl. Alishan 2004

Die Farbe ist sichtbar von Tee verfärbt. Und der Geschmack?

Mein Nachbar udo runfte seine Nase – „viel zu stark…“

Herr Suter von Felchlin, „schwer zu identifizieren…“

Zu fremd?

Unsere Gäste tranken den feinen fruchtigen faccettenreichen Tee-Wein fast leer… Wer weiss, was man alles bei Liquid Delicacies erleben kann!

 

Ziehzeit, ach!

Habe ich richtig verstanden, dass man Pu Er – so wie Grüntee – mehrere Male aufgiesst? Welche erst-Ziehzeit würden Sie für diese beiden Pu Ers (1990, 2003) empfehlen? Macht man da einen Unterschied zwischen einem jungen und einem alten Pu Er, auch bezüglich der Aufgusstemperatur? Zerbröselt man die Teeblätter ein wenig vor dem 1. Aufguss, oder überlässt man das vollkommen dem Wasser? Dosierung ist etwas schwierig, benutzt man eigentlich für genaue Teedosierung eine spezielle Waage?

Teefreundin Winnie möchte sehr gerne wissen über die Ziehzeit. Eigentlich habe ich diese Frage bereits mehrmals beantwortet und beantworte diese Frage täglich in Shui Tang.

Liebe Winnie, möchtest Du ein standarisiertes Wissen hier hören oder etwas anders, was Deine Vorstellung von Tee vielleicht „revolutionieren“ kann?

Standardmässig und energiesparend würde ich sagen:

alle Tees MUSS in kleiner Menge zubereitet werden! Also nicht mehr als 150 ml.

Grüntee mit leicht abgekühltem Wasser, Oolong und roter Tee mit ganz heißem Wasser; Pu Er nur mit ganz heißem Wasser aufgiessen. Nur in Porzellan für Grüntee und nur in Yi-Xing-Kanne für Oolong und Pu Er! Alle Tees nicht länger als 1 Minuten ziehen lassen!

Bist Du mit dieser Aussage nun zufrieden?

Diese Antwort ist eine Antwort für Menschen, die Tee trinken als eine biologische Akt verstehen.

Bist Du so einer, der nicht viel denken will? Oder Bist Du, wie die meisten Menschen im Europa behaupten, ein INDIVIDUALIST?

Die größte Ironie, die ich im Europa erlebe, ist der Witz mit dem Individualismus! Wo sind die Individualisten? Ich sehe die ähnliche Mode auf der Strasse, die ähnliche Telefons am Ohr, die ähnliche Argumenten bei Tee trinken – gesund, fett brennen und wellness!

Wo sind die Individualisten im Europa? Im Twitter oder in Xing? Wo findet man einen Individualist? Ist er vielleicht nicht im Facebook?

Meine Vorgehensweise ist so:

Verstehst Du Dich selbst? Trinkst Du gerne voll aromatisch oder eher mild? Ist Dein Tee-Spielfreund neben Dir eine junge Damen, die gerne leicht florale Note bevorzugt oder ein Hardcore-Typ, der kräftige Nuance will?

Dann was für ein Teegefäss hast Du? Groß oder klein? Porzellan oder Glas?

Alles spielen zusammen eine Rolle. Porzellan ist generall gut für jeden Tee, während Glas in meinem Auge nur für den weißen Tee geeignet ist. Ton-Kanne ist für einen Teeliebhaber, der gerne pflegt, nicht geeignet für Menschen wie mich, der schlampig ist.

Bei dem Pu Er Tee würde ich die gerpessten Teile leicht auseinander lösen, so vorsichtig, dass die Blätter noch vollständig bleiben – dies garantiert die Qualität und Stabilität des Aufgusses. Ich benötige beim Genuss des Tees nie eine Waage, während eine Briefwaage für eine Profi-Degustation notwendig ist! Allgemein nehme ich so viel Teeblätter, die den Boden des Teegefäss leicht bedecken – diese Menge gilt für 4-6 Aufgusses.

Den Unterschied bei Zieh-Zeit macht man nicht bei verschiedenen Jahrgang des Tees, sondern für den richtigen Geschmack zu treffen. Ich trinke gerne einen Tee in seiner vollaromatischen Form, darum lass ich je nach dem bis zum 1 Minuten ziehen – wenn ich mit Teegefäss arbeite, die nicht größer ist als 150 ml. Wenn der Geschmack des Tees richtig zum Ausdruck gebracht wird, freut es mich unglaublich. Es gibt Tees, wie z. B. Buddhas Hand, den ich nicht gut zubereiten kann. Und jedesmal, wenn es mir gelingt, bereitet mir große Freude!

Du siehst, auch ich, kann Dir keine Garantie liefern, eine gute Tasse zu machen. Ich probiere, experimentiere und spreche noch ständig mit dem Tee! 

Das heißt nicht, everything goes. Es würde so gehen, wenn man Tee und Teatoys tatsächlich versteht. Man kann es nur verstehen, wenn man wirklich „spielt“. Und bevor man etwas weiß, weiß man den Mund zu halten – dies ist das schwerigste für mich und für Menschen im Europa!

Letztes Mal, als ich meine Tee-Eltern in Bodman wieder besuchte, war es mir bewußt wie stark wir an Form anhaften. Es war der ersten Maitag und der Frühling ist schon längst im Garten. Meine Tee-Eltern sind nun im fortgeschrittenen Alter, der Körper ist hinfällig und die Kraft dem Umstände entsprechend. Aber wir wollten noch zusammen spielen und freuten uns sehr darauf. Im Teeraum war noch Ro im Einsatz. Normalerweise wäre nun Fu-Ro für die Sommerstellung bereit. Wir spielten die Temae für Ro miteinander. Glücklich und erfüllt. Detlef sagte mir, „Weiß Du, der Rikyu (DER TEEMEISTER des Chados) guckt nicht nach Bodman.“ Wem müssen wir denn überhaupt rechtfertigen? Die versteckte Zeigefinger, der auf uns selbst richtet, der uns selbst ständig mit dem Dualismus plagt und uns von unserem wahren Selbst trennt, kann wirklich aufhören – vor allem beim Tee! Wenn wir aufhören können, dualistisch zu denken, dann kann das wahre Mitgefühl entstehen. Unsere Welt wird einfacher mit Tee.

Danke für Deine Aufmerksamkeit.

Tee-Zeitung „Ziehzeit“

Teefreund Bert alias Frieder aus dem hohen Norden schickte mir heute seine Liebeserklärung zum Tee – Tee-Zeitung Ziehzeit. Wer sich dafür interessiert, könnte man sich direkt an ihn wenden.

Liebe Teefreunde

im Anhang finden sie die Erstausgabe meiner kleinen kostenlosen Tee-Zeitung „Ziehzeit“ als PDF. Als Geschäftsfreund oder Teilnehmer einer meiner Tee-Veranstaltungen möchte ich Ihnen nun gerne die Erstaugabe vorstellen. Die Zeitung soll künftig ein informativer und unterhaltsamer Wegbegleiter für Teefreunde sein.
Sollte sie Ihnen gefallen, erzählen Sie es bitte weiter oder senden das PDF gerne auch an Interessierte weiter.

Die Zeitung kann man auch abonnieren. Einfach eine Mail senden an:
info@ziehzeit.de Stichwort: Tee-Zeitung

Über Anregungen, Kritik oder Themen-Vorschläge freue ich mich jederzeit.

Viele Grüße aus dem Norden.
Ihr
Bert Frieder Boege

Ziehzeit – Zeit für Tee …
Osterladekop 26
21635 Jork

Tel.: 04162 / 900 792
Mobil: 0151 / 170 869 19
http://www.ziehzeit.de

ps. Winnie, Du kannst das Problem mit der Ziehzeit dort informieren.

Der feine gelbe Staub von Dianhong und Longjing

Was mich mit Nadia Bécaud tatsächlich verbindet, ist das Verständnis von Originalität des Tees. Als sie das in ihrem Vortrag thematisierte, wußte ich, dass es jemand ist, der Tee versteht. Tee als Tradition und als ein Organismus zu verstehen anstatt als Ware und eine beliebige Projektionsfläche – everything goes.

Viele Teehändler betrachten Tee als Mittel zum Geld. Diese Ansicht ist vollkommen in Ordnung. Deswegen gibt es so gennanten weißen Tee und Oolong aus Indien, aus Sri Lanka etc. Das Shui Tang Crew wußte von Besuch einer Inhaberin eines Teegarten in Sri Lanka, die mich bat, ihr bei ihrem weißen Teeproduktion zu helfen und zu verbessern.  Sie dachte, es sei ein einfaches Spiel mit Tee zu produzieren. Wenn der Tee biologisch ist, muss der Tee gut sein, dachte sie. Bis sie merkte, dass es falsch sei. Tee ist ein Ergebnis eines kulturelles Verständnis und eine Manifestation einer Ästhetik. Was ist ein weißer Tee? Was muss ein guter weißer Tee schmecken? Reicht das nicht für einen weissen Tee, dass die Blätter weiß aussehen?

Leider nicht.

Es geht bei einem schönen weissen Tee häufig noch um die Originalität… Zum Beispiel, dass ein schöner Bai Mudan oder Yinzhen Baihao aus Fuding Da Baicha (Name von diesem orginalen Baum) stammen sollten und aus dem Anbaugebiet von Fuding /Fujian sein sollte. Ein schöner Longjing sollte aus Xihu-Gegend stammen und aus einem bestimmten Baum… So ein traditionreicher Tee wie Longjing muss nicht aus dem neu geklonten Baum stammen, damit er trendy und fashion aussieht. Wahrscheinlich ist er sogar besser aus dem alten originalen Baum…

Wie sieht ein originaler Longjing aus? Liebe Winnie, ein schöner orginaler Longjing hat wunderschöne Behaarung, die häufig als pünktchen am Blatt haftet. Ein richtiger Longjing ist nicht grün… sondern leicht gelblich wegen dem Behaarung der Blätter! Je zärter, desto stärker wird der Tee behaart! Und diese Behaarung macht den Geschmack richtig aus!

Das gleiche gilt auch bei dem guten Dianhong! Viele europäische Teeliebhaber behaupten, dass der Dianhong rauchig sei. Das so genannte rauchige Note von Dianhong ist nicht wegen Rauch, sondern wegen der Behaarung. Durch die Art der Behaarung kann man die Originalität eines Tee sehr schnell feststellen. Ob ein Tee aus einem orginalen Baum kommt, ob er gut verarbeitet wurde, zeigt uns die Art des Staubs, wie er fliegt!

Ich hoffe, ich habe diese kleine Frage beantwortet.

ps. das heisst nicht, dass man in Indien und Sri Lanka keinen weissen Tee oder Oolong herstellen kann. Doch, das kann man! Es ist nur nicht einfach… Denn es geht nicht um einen Tee zu produzieren, um zu zeigen, dass MAN es KANN. Sondern, es geht um einen guten Tee in die Welt zu bringen. Dies braucht Verständnis und Auseinandersetzung mit einem Pflanzen aus einem kulturellen Kontext!

Frage von Ziehdauer

Liebe Menglin, die Tees, die Verena mitgebracht hat aus Zürich, sind alle wirklich wundervoll. Wir hatten schon viele gemeinsame Verkostungen. Es ist wie im Schlaraffenland! Langsam finde ich auch heraus, wie jeder Tee behandelt werden will, wieviel Teeblätter, wielange ziehen lassen, um eine schöne runde Tasse herauszubekommen. Natürlich habe ich noch viele Fragen…

Also der Pu Er fasziniert mich fast am meisten, dieser honigsüsse Duft, der in der Tasse zurückbleibt, ist etwas ganz besonderes. Es stimmt, dass der 1990iger mit seiner erdigen, waldgeladenen Note etwas zutiefst ausgleichendes hat, auch mir hat er sehr gut getan in stressigen Momenten letzte Woche.
Habe ich richtig verstanden, dass man Pu Er – so wie Grüntee – mehrere Male aufgiesst? Welche erst-Ziehzeit würden Sie für diese beiden Pu Ers (1990, 2003) empfehlen? Macht man da einen Unterschied zwischen einem jungen und einem alten Pu Er, auch bezüglich der Aufgusstemperatur? Zerbröselt man die Teeblätter ein wenig vor dem 1. Aufguss, oder überlässt man das vollkommen dem Wasser? Dosierung ist etwas schwierig, benutzt man eigentlich für genaue Teedosierung eine spezielle Waage?

Woher kommt bei dem Dianhong und bei dem Longjing der feine gelbe Staub, der an den Blättern haftet? Von der zarten Behaarung?

Auch für die anderen Tees – Jasmin, Longjing, Fancy Oolong Nostalgie, Dianghong, Hongyu Hongcha – hätte ich gern eine Empfehlung für die Ziehdauer, obwohl ich natürlich weiss, dass das auch Geschmackssache ist.
Der Jasmintee ist wirlich traumhaft, ganz duftig und leicht. Sieht auch soooo schön aus, wie die Blätter behandelt sind. Inzwischen verstehe ich den Longjing auch viel besser, er kommt mir nicht mehr hart vor. Der einzige Tee, den ich noch nicht gut hinbekommen habe, obwohl ich mich damit am besten auskennen sollte, ist der Fancy Oolong. Entweder er wird mir zu schwach, oder gleich bitter. da wäre ich für eine Dosierungsempfehlung sehr dankbar…

Vielen Dank schon mal im voraus für Ihre Zeit und Mühe und ganz viele Grüsse aus Valencia
w.

 

Ich werde diese Frage wohl erst heute Nacht beantworten können. Bis zum nächsten Blogbeitrag!

Besuch von Nadia Bécaud

Ich sah sie aus dem Fenster und sie eröffnete die Tür zu Shui Tang.

Bei einer Tasse Tee, unter vier Augen sagte ich ihr, dass ich von gestrigem Vortrag recht enttäuscht war. Denn es keine Neuigkeiten und Anregungen für mich war. Sie sagte, es lag an dem Rahmen.

Bei zweiter Tasse gestand ich ihr, dass viele meine Ansichten zum Tee sich von Ihren unterscheiden. Sie sei chinesischer als ich. Ja, sie seufzte, sie fühlte sich wohler in der chinesischen Welt. „Als ob mein früheres Leben dort gewesen wäre…“ Ich weiss. Wahrscheinlich war meins umgekehrt.

Tee verbindet Menschen, die aus verschiedenen Naturen und aus verschiedenen Grenzen kommen. Ich spüre in der ruhigem Oberfläche rodernedem Feuer, das für Tee brennt. Sehr einfühlensam höre ich ihr zu, wie sie die Teelandschaft in Frankreich als schwierig und aggresiv beschrieb: „Everybody says, that they have the BEST tea!“ In Jungel dieser Landschaft ist gewisse Aufrichtigkeit und Gelassenheit sehr erforderlich. In der Schweiz haben wir das Glück, dass die Teegeschäfte, die sich für hochwertigen Tees interessieren, sehr eng miteinander an dem gleichen Strang ziehen. Das Teeclub bemüht sich sehr alle Interessen zusammen zu bringen und die Erfahrungen dem hiesigen Teeliehbaer zu bereichern.

Wir können sehr viel über die Differenzen sprechen. Die Differenzen schaffen viel Klarheit. Manchmal kann man Tee zum Leben eins zu eins übertragen. „Life is never easy.“ sagte sie.

Aber die Differenzen verbinden Menschen nur bedingt. Was uns verbindet, sind das Herz und die Sensucht nach der Schönheit des Lebens. Tee ist schön. Tee macht das Leben schön.

Wir tauschten sehr viel aus. Ich versprach ihr einmal sie zu besuchen. Dann werde ich mit sehr vielen kritischen Fragen kommen. Ich kann bestimmt von ihr lernen. Und sie möchte einmal mit mir nach Taiwan gehen. Sie gab mir viele Ratschläger, wie ich viele Dinge (wie Reise nach Taiwan zu organisieren) einfach loslassen sollte und nur auf die Dinge konzentriere, was wesentlich ist. „Life is never easy“, betonte sie immer wieder.

Michel, mein verstorbener Zen-Lehrer, machte mir immer wieder klar, dass Zazen kein perfekten Menschen macht. Aber wahrhaftig. Tee wohl auch. Tee-Weg führt einen zu sich selbst. Ihre Erscheinung und ihre Haltung machen Nadias Wesen zum Vorschein. Eine Seele, die in einem falschen Land geboren ist. Das ist aber die beste Vorraussetzung, lachte sie, dass sie die Aufgabe der Teekultur im Westen wahrnehmen kann und ausführen kann. Die Seele ist vielleicht eine chinesische, aber die Form (Haltung) ist eine durch und durch Europäische – Fokus stets auf das Richtige und nur das Richtige ist das Wahre… Sie wunderte sich leicht, dass ich Schwarztee in die Sortiment aufnehme – ich gestand, „I love black tea so much! And I drink it every morning!“ Beim Abschied wollte ich ihr ein schönes Cafe im Neumakrt empfehlen, „I never trink Coffee!“ Ich musste mich schmunzeln – „I love coffee so much!“

Im Tee vereint und verstanden verabschieden wir uns. Wir wissen, wir wollen und werden uns wieder begegnen.

Gedanke nach dem Vortrag von Nadia Bécaud

Ich war noch vor 30 Minuten in einem Vortrag von “Ambassador of Tea” Nadia Bécaud.

Eigentlich ist es mein Problem, dass ich Mühe habe mit Propaganda. Eigentlich ist es mein Problem, gerne Abstand zum jeglichen System zu pflegen. Ich bin nicht ein kritischer Mensch, der an alles zweifelt. Ich bin nur zu faul, um Geschwätz von jeglichen System ernst zu nehmen. Deswegen bin ich ein Fremde in einem fremden Land.

Wenn man mir von den so genannten „Top Ten“ des chinesischen Grüntee erzählt, lache ich meistens. Wer wählt denn die Top-Ten? Ich vergleiche es mit der Frage von „Wer wählt die Miss Schweiz?“ Hat Miss Schweiz etwa mit mir zu tun? Nichts.

Genau so wie mit dem Tee. Was hat die Top Ten mir überhaupt zu bedeuten? Mein Lehrer Atong hat mich überzeugt nicht, weil er im Forschungsinsitut von Taiwan tätig ist, sondern weil er Tee versteht und die Sprache des Tees zur Sprache kommen lässt. Das Ironische von Atong ist, dass er NICHT mit dem Tearesaerch-Insitut zu tun haben will und ist einer von zwei, die den höchsten Zertifikat von Tee-Taster Taiwans hat! Wenn mich ein Tee überzeugt, überzeugt er nicht wegen seinem Anbaugebiet, wegen seiner vermeintlichen Berühmtheit, sondern weil er für sich selbst spricht.

Gute Dinge sprechen für sich selbst. Das ist die Botschaft dieses Blogs und meine Überzeugung. Ich spreche nicht für Tee, sondern als ein Vermittler zwischen Tee und Menschen. Ich vermittele nicht die Top Ten, sondern „wie die Dinge für sich selbst sprechen“.

Schlußendlich sind die so genannten „Top“ von anderen bedeutungslos, wenn der Teeliebhaber nur an das „Top“ glaubt. Das Bedeutungsvolle ist das, was wir für uns als Top entdecken können und entdeckt haben! Das ist die Botschaft dieses Blogs.

Frau Bécaud spricht Chinesisch, hat einen chinesischen Mann und trägt Ehrentitel von chinesischen Teeinstitut. Sie sagt uns, was Top Ten in China ist und macht uns vor, wie man chinesische Grüntee machen „MUSS“ – „YOU MUST…“ Das macht sie sehr gut und spricht wie die offziellen Pressemitteilung von chinesischen Insituten, indem sie uns stets sagt, wo die besten Teepflanzen in China zu finden sind, wie rar die Top-Ten sind und wann man unbedingt nach dem Lehrbücher Tee pflücken muss! Als Teebotschaftlerin versteht sie sich selbst und war sehr erstaunt, dass man in der Schweiz von lange von Anji Baicha erfuhr und trank. Sie zeigte uns wie man richtig Grüntee zubereitet – in Glas. 

Ich bin ein Anfänger von Grüntee und kann gar nicht beurteilen, wie gut der Tee war, den sie mitbrachte. Ihr stellte ich eine Frage: „wenn man bei Oolong bereits eine Veränderung der Herstellung feststellen kann, ob man bei Grüntee-Produktion von China auch eine Veränderung zu beobachten haben, nachdem China sich ökonomisch stark entwickelt?“  Ihre Antwort war briliant und kurzgebunden: „Nein. Die besten Tees, die sie hat und kennt, sind immer von Teemeister sehr sorgfältig produziert. Solche Modeerscheinung interessieren die Teemeister nicht.“ Wie schön! Wie traurig für Atong! Ich weiß, wie mein Lehrer in Taiwan immer gegen den Wind zu kämpfen hat. Tradition treu zu bleiben ist nicht mit leeren Worte! „Gut,“ ich wurde ungeduldig, „Was meinen Sie dann mit Da Hongpao?“ Da Hongpao, ein Felsentee, dessen Originalität eine Illusion ist. Offziell in China darf man alle Baumsorte blenden und als „Da Hongpao“ verkauft werden! Das ist ähnlich so wie Champagne, der auch aus der Schweiz kommen darf! Sie sagte, dieser Tee wird immer noch traditiongemäss produziert. Ich schwieg.

Die Tees, die zur Verkostung kamen, waren frisch und interessant. Ich kann jetzt noch nicht laut sagen, was ich darüber sagen kann. Ich kaufte die sehr „kostbaren“ Tees und werde in Shui Tang mit dem Crew in der Ruhe degustieren. Es ist für uns ein sehr guter Lernprozess, verschiedene Muster zu sammeln und zu vergleichen. Tee spricht für sich selbst und ich muss nicht etwas dazu tun. Michel sagte mir immer wieder, „Menglin, die Welt ist perfekt. Das Kosmos ist perfekt. Nur die Menschen, die wollen immer ihren eigenen Senf dazu geben.“

Trotzdem finde ich Frau Bécaud großartig. Sie lernt eine Kultur mit einer großen Ernsthaftigkeit und bemühe sehr aus dem Perspektive des Fremden zu denken. Vielleicht ist es zu weit gegangen, das Fremde mit einer großen Anstrengung zum eigenen zu machen. Wir brauchen im Europa nicht eine chinesische Sicht des Tees, oder eine japanische! Wir brauchen eine Reflektion zwischen den Kulturen, ein gegenseitiges Dialoge zwischen Osten und Westen. Die Wurzel des Tees muss in den Boden Europas eingeschlagen werden, anstatt nur zu adaptieren!

Das ist meine Botschaft, Tee macht uns frei, anstatt neue Korsett – sei es chinesisch oder japanisch anzueignen. Darum bezeichne ich die Teegeschirr als Teatoys und Teefreunde als Spielfreunde. Wir sind ernst, wenn wir spielen, weil wir gut spielen wollen. Weil es ein Spiel ist, muss man das Ergenis nicht ernst nehmen und ruhig experimentieren.

Auch wenn ich das Gefühl während des Vortrags bekam, dass ich eigentlich zu euopäisch bin und sie zu chinesisch sei (das Gefühl habe ich sehr häufig bei vielen Menschen im Europa, die etwas mit asiatischen Künste zu tun haben), ist es wunderbar, was Teeclub Schweiz uns ermöglicht, Tee aus verschiedenen Perspektive zu erleben! Ich möchte hier mich richtig bei Teeclub Schweiz bedanken für Ihre Mühe, die Vielfalt des Tees in der Schweiz zu pflegen!

Ich habe großes Respekt vor so jemandem, der wie Frau Bécaud sich bemüht, mit Tee auseinanderzusetzen und Tee als Lebensaufgabe betrachtet. Solche Menschen möchte ich noch mehr in Teewelt zu begegnen!

Bleibe Natürlich

Vor einer Kreuzung steht Dein Auto. In welcher Richtung würdest Du weiter fahren? Kommt es auf das Ziel an, nicht wahr?

Wenn man klar ist, ein Ziel zu haben.

Am Freitag ist Carola in Shui Tang und neulich ist Christoph auch dabei. Sie möchten beide in Shui Tang Tee lernen. Allein am vergangen Freitag bekam ich drei Anfrage, wann ich endlich wieder Kurse gebe und vielleicht eine wöchentliche, eine Antwort gab es nicht. Ich habe keine Kapazität.

Das Freitagsteam passt gut zu Shui Tang. Sie machen die Dinge sorgfältig ohne aufzufallen und sind wissenshungrig. Wir lernen am Freitag die Frühlingsernte zu degustieren, um die neue Teeernte für Shui Tang auszusuchen. Ich mache es absichtlich mit dem Team zusammen, denn lerning by doing.

Degustiert wurde war zwei Yinzhen Baihao, zwei Emei Maofeng, zwei Nanyue Maofeng und ein Bai Mudan.

Als der erste frische Rauch aus den heißen Tassen stieg, wurden die Schalen sofort gerührt. Die beiden neuen Nasen konnten es nicht warten und schnupperten stets an die Tassen! Duftend und herrlich. Sie waren bereits entführt, entführt zu einem Reich der Sinne. Ich sah in ihnen mich, der eingefangen war von duftenden Phänomenen, die mir keine Klarheit schafften, klar zu riechen!

„Welchen kaufen wir?“ fragte ich. Sehr schwierig zu beantworten. Denn sie rochen so gut. Weil sie gut rochen, musste man einen Abstand halten, sie nicht zu rühren, zu schnuppern, bis die Tasse ruhig werden und kalt sind – und wir auch. Die beiden Yinzhen Baihao, schön und frisch. Carola lernt bereits lang Tee und zeigte mir sofort diese Tasse, die klarer, eleganter und ruhiger duftet. Auch Christoph, ein Chanoyu-Schüler von Yumi, versteht die unaufdringliche Eleganz des edlen Tees. In den geübten Augen sind die unsorgfältigen Welck-Flecken und unregelmässige Trochnung unübersehbar. All diese Fehler führen zu dem groben Geschmack eines Yinzhen Baihao… Ich seufzte, „Weiß Du, die meisten Leute würden den anderen kaufen, weil er eindeutig ausdrucksstark schmeckt. Das Mainstream würde diesen Yinzhen Baihao bevorzugen.“ „Heißt das, dass wir diesen dominanten Tee kaufen sollen, um Überleben von Shui Tang zu sichern?“ „Nein. Der Geschmack ist nie demokratisch. Nicht der gefällige Geschmack ist unser Geschmack. Wir kaufen nur das, was uns überzeugt!“ Das andere kommt von sich alleine, wenn wir das tun, was mit uns innig einstimmig ist…

Bleibe natürlich. Was ist natürlich für mich?

Zwei Emei Maofeng, einer subtil, floral und federleicht; der andere klar, richtungweisend und charaktervoll. Christoph würde den federleichten bevorzugen. Ich nickte meinen Kopf. Ja, ich hätte es auch getan, wenn ich keine Geduld hätte, auf die beiden Tasse abzuwarten. Ich wartete ab am Donnerstagabend, bis die beiden Tassen kalt wurden. Dann merkte ich, dass der klare und ungefällige immer noch selbst treu bleibt, während der subtile weiche schöne bereits trüb und verändert. Schon wieder ein Seufz. „Für einen Teehändler müssen wir diesen Tee kaufen, der klar, stabil und solide ist.“ Dieser Tee muss die Witterung und Lagerung in Shui Tang (kontrollierbar) und in dem privaten Haus (unberechenbar) überstehen, muss die Zeit und Raum überwinden. Nur ein in sich geruhter Tee kann unseren Ruf als ein Fachgeschäft wahren.

Wenn die Strasse nur nach links kurvt, aber Du willst und planst nach rechts. Was passiert?

Eine Katastrophe.

Seit 2001 arbeite ich als Teehändler, zuerst als Hobby, nun als eine Profession. Wie oft muss ich meine frühere „Fehler“ sehen und gestehen, wenn ich meine Lager aufräume und anschaue. Inzwischen habe ich einen Tee-Weg gefunden, mich weiter entwickelt. War ich früher falsch und heute richtig? Bin ich heute richtig und dann morgen?

Gestern war ich tief beeindruckt von dem Film Guru über Osho. Ein wunderbarer Film, der mir klar macht, wie die Dynamik der Gruppe einen verwirrt und selbst darin verlieren kann, wie Menschen in der Masse manipulierbar werden und wie das dualistische Denken von Richtig und Falsch, von Gestern und heute und von Dir und mir uns verhindert, natürlich zu bleiben. Wenn die Strasse nur nach links kurvt, dann gehe ich mit. Was ich plante, war weder richtig noch falsch, was ich wollte, war weder gut noch schlecht, was nun geschieht, ist weder schön noch hässlich. Was geschah, ist geschehen. Wenn der Weg kurvt – ich gehe einfach die Kurve entlang.