Archiv der Kategorie: Shui Tang

Teegespräch über die tanzenden Teeblätter

https://www.shuitang.ch/blogs/pu-er-und-gelagerter-tee

Euch wünsche ich viel Freude beim Zuhören!

Teekonzerte zum 10jährigen Jubiläum in Shui Tang

Die Teekonzerte von Shui Tang erfreuen sich von Jahr zu Jahr wachsender Resonanz. In diesem Jahr feiert Shui Tang sein 10-jähriges Jubiläum und lädt aus diesem Anlass zu zwei aussergewöhnlichen Konzerten ein, die eine Brücke schlagen zwischen Ton und Geschmack.

Kaffeehausmusik kennt man im Europa. Sie dient eher als atmosphärische Hintergrundmusik, damit es nicht einfach still ist. Die Einsamkeit oder das Unbehagen der Kaffeehausbesucherinnen und -besucher sollen damit im Hintergrund verschwinden. Wie ist das nun mit der Teehausmusik? Wie klingt Tee? Oder wie schmeckt die Musik?

Fabian Müller wagt sich in dieses unbekannte Terrain vor und möchte den Duft und Charakter des Tees in einen Dialog zweier Celli transzendieren. Die Musik wird wie ein Ferment wirken, um den Geschmack des Tees in uns aufgehen zu lassen. Was macht der Geschmack mit uns? Was bewegt er in uns? Der Tee wird auf unserer Zunge tanzen wie die erweiterte Farbe und der Klang der Musik. Unser Geschmackssinn begleitet uns so auf der Reise in eine unbekannte Musik-Landschaft.

So brechen wir auf zu neuen Ufern. Zehn Jahre an der Spiegelgasse beinhaltet Neuanfang, Entwicklung, Ernte und Erneuerung. Wenn sich ein Zyklus seinem Ende nähert, fängt ein neuer Zyklus an. Mit diesen beiden Konzerten möchte Shui Tang das Bestehende feiern und gleichzeitig das Neue empfangen.

Wir freuen uns auf Eure Teilnahme an der Reise in die Zukunft!

Anmeldung hier.

Probe hören.

Tianmenshan Gushu Pu Er -III

https://www.thepaper.cn/newsDetail_forward_3450995

Die Teebäume in Tianmenshan sind für mich die Bäume, die den Mond anstösst! Prächtig und würdevoll.

Gestern fand ich zufällig heraus, dass es ein Waldbrand in Tianmenshan vor einem Monat stattfand! Das chinesische Medien behaupte, dass das Feuer aus Laos mit dem Wind kam und die alten starken Bäume verschont geblieben sind. Ich fand sogar ein Video heraus – möchte hier aber nicht zeigen, weil ich die Quelle auch nicht sicher kenne.

Die Vorstellungskraft der Menschheit entscheidet die Zukunft unseres Tee, unseres Planeten und unseres Spezies. Wohin wollen wir?

In dieser Online Tageszeitung lass ich auch, dass es verschiedene Waldbrände in Yunnan im Moment stattfinden. Es ist zu trocken und zu warm. Es wird zugleich gewarnt, dass der Preis des Tees spekuliert wird, gerade durch die Naturkatastrophe!

In diesem Jahr entschied sich Yu keinen Tee aus Guafengzhai und Daheishan bei Yibang zu produzieren, weil es fast keine Ernte gibt in dieser Trockenheit, weil der Preis irrational gestiegen ist. Wer letztes Jahr und früher viele gute Pu Er eingekauft hat, hat Glück. Und es ist wirklich die Zeit, kurz stehenzubleiben, um sich zu fragen, wohin wollen wir?

Tianmen Shan Gushu Pu Er -II

Normalerweise sollte es im April reich an Regen geben. Der Regen in Pflaumen-Zeit ist ein Thema der chinesischen Poesie. Anders als Monsun Regen ist der Pflaumen-Regen-Zeit fein und langatmig. Er ist fein, weil es nicht laut und nicht aggressiv regnet. Er ist langatmig, weil es weitschweifig regnet und irgendwann auf unser Gemüt einschlägt. Der Frühlingsregen gleicht fallende Blütenwolke und Nebel von Feuerwerk, welche ein besonderes Gefühl in uns erweckt. Wenn die Wolke weiter zieht und der Nebel verschwindet, öffnet sich wohl eine Tür zum Himmel?

Tianmen Shan, der Berg von himmlischem Tor, hat lange auf diesen Regen im Frühling gewartet. In Yunnan ist der Klima-Wandel immer präsenter, vor allem in Xishuang Banna. Vielen Teebergen fehlt der Pflaumen-Regen. In diesen Regen bekommen die Teepflanzen Kraft und Nahrung, was uns wiederum seit Generationen mit wertvollen Tee und Tradition schenkt. Wie wird es weitergehen? Wie sollen wir damit umgehen? Ist der Pu Er Tee-Genuss ein Ego-Projekt?

Warum ist der Pu Er von Yu so kostbar? Wenn man den Preis von seinem Tee mit den anderen auf den Markt vergleicht, fragt man sich weshalb? Weshalb? Die Antwort ist recht einfach, weil es nur mit grösstem Sorgfalt und Aufwand gemacht wurde. Nur mit erfahrenden Pflücker – um die Lebensdauer des Teebaums zu sichern, gekonnten Teemaker – damit das gute Material auch zu einem guten Tee verarbeitet werden kann und nur aus Wildnis – damit die Natur einen eigenen Kreis behalten kann. Nur um Teepflanzen zu beschützen und die Qualität zu bewahren wird nur die erste Ernte genommen, keine andere. Und treu nach der Tradition den Tee zu verarbeiten, damit der wahre Geschmack des Pu Er von Zunge zu Zunge weiter vermittelt werden kann! kein Experiment, keine eigene Vorstellung – das heisst kein Kompromiss. Tee hat nicht nur das materiale Aspekt, sondern auch die geistige Seite, die uns auf einen Brücke bringt, um die Grenze zu Zeit und zu Raum zu überschreiten!

Wie ist das Gefühl von Dekadenz? Was heisst Dekadent? Der Erfolg in äußerlicher Welt kann unsere innere Zweifeln und Dilemma nicht lösen. Die Einsicht von Vergänglichkeit und Zerfall bewegt uns die Frage von Unzulänglichkeit des Lebens nachzugehen. Das kann geschehen durch eine Tasse Tee. Ein Tee aus sehr alten Bäumen, die alleine in der Natur weitläufig und langwierig leben, kann manchmal wie ein Faden wirken – durch seine Kraft, seine Aromen und seine Geschichte – uns aus dem Labyrinth des Lebens führen. Der Faden von Adriane ist das Symbol von Liebe. Die Liebe fuhr Theseus seine Aufgabe zu erfüllen und zu siegen. Der Faden von Tianmenshan kann vielleicht das Symbol einer Prüfung sein – Prüfung von Universum: wie weise sind Menschen, die die Natur und Tee lieben? Ausser über Tee zu reden und reden, können wir unsere Teebäume und unser Planet schützen? Ausser sie zu Schützen verstehen wir wirklich den Tee?

Teebäume in Tianmenshan hüten nicht nur die Erde in Yiwu, sondern auch eine Jahrtausend alte Kultur. Das Tor zum Himmel hat doppelte Bedeutung. Eine öffnet uns das ganzheitliche Aspekt des Tees, geistig und genüsslich. Die andere lädt uns ein nachzudenken, wo wir stehen. Ich freue mich Euch den Tianmenshan Gushu 2019 als der Jubiläumstee von 10jährigem Shui Tang vorzustellen!

Jedesmal. Jedesmal wenn ich einen Gushu Pu Er trinke, fühle ich mich wie ein kleines Kind. Ein Kind, das auf seine Abenteuer in einem Wald eintritt, hat Ehrfurcht und Freude. Es fühlt sich gestärkt, es fühlt seine Wurzel und es will den Wald nicht stören. Der helle Aufguss des Tianmenshan strahlt wie der Sonnenschein. Die Sonne fielt auf die Teeblätter und wirft Schatten wie der Regen. Das Bild ist vergänglich, bleibt aber ewig in meinem Herzen. Ich fühle mich überwältigt und wach gerüttelt!

Teegespräch bei Shui Tang

https://www.shuitang.ch/blogs/news/teegesprach-nr-11-mit-meng-lin-chou-teereise-nach-taiwan

Ich wünsche Euch viel Freude beim Zuhören über die Teereise.

Der Tee, der Hirsch und Zürich

Für Leute, die das Code nicht einscannen können:

https://www.shuitang.ch/pages/der-hirsch-der-tee-und-zurich

Gukeng Oolong und Vivaldi – I

Ich gebe zu, ich habe Vorurteile. Vorurteile gegenüber Musik von Barock (natürlich habe ich noch viele andere Vorurteile). Warum? Die Zeit in Barock war eine krieg-reiche und von Pest verseuchte Zeit. Eine Zeit, in der Menschen starben und verrecken am Ecke der Strasse. Während das Leid der Menschheit herrschte, begleitete die Musik das Tanz im Hof. Das bekannte Stück von Vivaldi „Vier Jahreszeiten“ hatte ich kategorisch vergessen – bis zum Sonntagabend.

So viel Lebenskraft und menschliche Gefühle sprudeln aus den Noten. Sie versetzten mich nach Venedig. Venedig war für mich ein besonderer Ort – ein Ort mit einem Fuß im Okzident und ein anderer Fuß im Orient. Anmutig und prächtig. Harmonisch und zugleich widersprüchlich. Der Duft der Blumen gemischt mit den Geruch aus der Erde roch ich in der Musik. Und die Lebensbejahung begleitet von Ehrfurcht vor der Natur (Gott) klopfte mein Herz.

Nachdem ich wieder allein war, wirkte die Musik noch sehr lang nach. Der Nachklang holte mich wieder nach, als ich den 古坑 Gukeng Oolong vom Frühling 2019 in Shui Tang degustierte. In meiner Tasse war er noch zurückhaltend, nachdem er eine lange Reise nach Zürich eintraf. Trotzdem duftet er nach leisen Orchidee, Maiglöckchen und Zitrusblüte. Reife Banana und Longgan drängen sich rasch im Vordergrund. Das, was man nicht übersehen kann, ist der starke Ausdruck con mineralischen Spuren in den innersten Schichten des Tees. Ist es ein Felsentee? Ein Felsentee aus Taiwan? Die anmutigen floralen Töne schmücken den fruchtigen Körper, dessen Kern von essentiellen Stein-noten besteht. Geschmeidig und aufrichtig. Entzückend und charakterstark. Ich hörte wieder den Tanz von La Primavera. Ich ahnte den Donnern und den Wind. Und den unausweichlichen Rückkehr zur Rhythmus der Natur. Zurück zur Erde.

Shui Tang wird im Herbst zehn Jahre alt. Atong, mein Lehrer suchte diesen Tee für Shui Tang als der Jubiläumstee. Und dieser Tee wächst in einem steilen Hang, wo viele zersetzten Steinen und Felsen zu finden ist. Warum dieser Tee? Was kann dieser Tee diesen Prozess von Erwachen und Beginn, Verwandeln und Reifen, Rückbesinnung und Neubeginn präsentieren?

流雲 Ziehende Wolke II

Ziehende Wolken wandern.

Wandernde Menschen ziehen.

Wolken ist ein kulturelles Symbol, das man in verschiedenen Kultur immer wieder begegnet. In der chinesischen Kultur hat das Symbol ein geistiges Aspekt, das die spirituelle Entwicklung bedeutet. Andererseits ist die Wolke zugleich ein Zeichen von Unbeständigkeit. Man kann auch sagen, dass die Wolke das Zeichen als das Beständige in der Unbeständigkeit des Lebens ist. Die Wolke schwebt, zieht und verwandelt. Wolkig kann als Unklarheit gedeutet werden. Bewölkt bedeutet möglicherweise getrübt. Anderseits symbolisiert die Wolke das Ungebunden-Sein und wird als Synonym von buddhistischen Mönchen und Nonnen 雲水 bezeichnet.

Im Leben gibt es oft unklares Gefühl oder getrübte Momente, in dem man nicht versteht, woher man kommt und wohin man geht. Manchmal manifestiert es in einer Traurigkeit, manchmal wie ein Verloren-Sein. Auch wenn das Leben aussieht, als ob man es unter Kontrolle hätte, ahnt man es im Unbewussten, dass es sich ändert. Zwischen Leben und Tod wird als eine Wanderung in der Song-Dynastie in China verstanden. Man konnte den Fluss vom Leben nicht unter Kontrolle halten. Ziehende Wolken wurden zu einem Symbol für die Literaten verwendet, um das Ausgeliefert-Sein gegenüber der Zeit und die Vergänglichkeit des Jugend auszudrücken. 馮延己 Feng, Yanji (903-960) fragte in seinem Gedicht, „Wohin bist Du gewandert? Wie die ziehende Wolken vergisst Du den Rückweg. Der Frühling vergeht und wo ist Deine Spuren geblieben? Ich fragte die Schwaben, ob sie Dich begegnen sind, als die wieder zurückkehren. Die schwebenden Weidenblüte bedecken mein Herz. Im Traum finde ich Deine Spuren auch nicht. “ Die schönen guten Zeiten vergehen. Man beginnt sich an sie zu erinnern. Die Zeit spielt keine Rolle, wenn es schön ist. Die starke Dynastie Tang zerfiel und der Krieg herrschte den Alltag. Die Unsicherheit des Lebens beschäfte Menschen. Die Sehnsucht nach einem friedlichen Leben zu führen ohne Auf und Ab 平淡 wurde ein Ziel. Das war, was Menschen in der Song-Dynastie suchten. Aus diesem Hintergrund entsteht die spezielle Ästhetik von 水墨山水畫 schwarz-weiß Malerei, in der Menschen nicht im Vordergrund steht, die Zeit der Herr des Universum ist und die Natur gelobt wird. Die Sehnsucht nach der Zeit von Ewigkeit, unberührt von Auf und Ab der Strömungen dringt tief in die Dichtung und Kunst.

Ziehende Wolke wurde ein Symbol von Unbeständigkeit des Seins. Sie ist frei und ungebunden. Sie wartet auf unerwartete Begegnung und freut sich auf einen funkelnde Zusammenstoß. Sie ist zugleich unbeständig und fließend. Die erfreuliche Begegnung endet und die Einsamkeit kehrt wahrscheinlich zurück. Das Leben gleicht die ziehende Wolke. Woher komme ich und wohin gehe ich? Was wird es wohl aus mir? Es ist schwer und zugleich hoffnungsvoll. Das ist das immer wiederkehrende Motiv in der chinesischen Kunst.

Teekannen-Meister Ding, Jie 丁傑 (Schüler von Akademischer Schule und von Meister Zhang, Zhengzhong)  versucht verschiedene Aspekt der ziehenden Wolken darzustellen. Manchmal betonnt er die Spuren der Unbeständigkeit ( 閒雲 Wolke von Musse- Bild 1), manchmal hebt er die Früchte des Wandels (Bild 2, er nennt die Kanne Kürbis unter den ziehenden Wolken 流雲 瓜式)im Leben hervor.

Hier in dieser Kanne „Ziehende Wolke, Liu Yun“ (Bild 3) bringt er die Frage nach Woher und Wohin zum Ausdruck. Die Kanne ist rund und bauchig, um den Kreis der Bewegung zu zeichnen. Der Knopf und Körper der Kanne erinnern uns an das Wassertropfen. Aus Wolken wird es zum Regen… Das fließende Muster auf der Deckel erzählt uns einerseits das Wandernde, andererseits auch den Zustand von Woher und Wohin. Die Leichtigkeit des Seins kann nur zelebriert werden, wenn der Geist geschmeidig und frei bleibt.

Er schrieb in seinem Notiz, „Es gibt eine Art von Freiheit, die persönlich ist, zum Beispiel zwischen Wolken und Wasser zu flanieren in einer Kanne Tee. Es gibt eine Art vom Austausch, der aus rationalem Zusammenstoß entstanden ist, wie bei einem Teegespräch. Berühre die Spuren der Wolken auf der Kanne und fühle Dich wie die Wolke von freien Geist.“

 

流雲 Ziehende Wolke I

Ziehende Wolken – 流雲 壺 Liu Yun Hu

Von Ding, Jie 丁傑

Duanni Kanne, 250 ml.

Original 100% per Hand geklopfte Yixing Kanne.