Archiv der Kategorie: Yi-Xing Kanne 宜興紫砂壺

Jiangpo Ni, wie schmeckt der Ton?

Wu, Licheng 吳利成 macht seine neue Kanne 巨輪 Julun aus dem Ton 降坡泥 Jiangpo Ni.

Seit 2005 wurde der Tonabbau in Yixing verboten. Anfang der 90er Jahren wurde Jiangpo Ni entdeckt, bei einer Reparatur von einer ansteigenden Strasse, darum Jiangpo – absteigender Hang.

Damals wollte man die Verbindung zwischen HuanglongShan (berühmt für den besten Ton in Yixing) und QinglongShan (ein Bekannter Ort für Baden und ist ein Park) verbessern und bei der Reparatur entdeckt man diese besondere Tonart, die zwischen Duanni und Hongni liegt. Eine Art von Symbiosen. Duanni, Hongni und Zini wachsen zusammen. Nach dem Brennen zeigt der Ton leicht orangefarbene Oberfläche, die feine körnige Textur hat.

Dieser Ton eignet sich für Formen, die nicht feine zarte Gefühle des Betrachters und Liebhabers erwecken sollte, sondern das Gefühl von Spuren der Geschichte. Etwas was uns an Sinn erweckt als das häusliche und private Empfindung.

Als Jae mich fragte, warum Wu bei der Form Julun Zhu 巨輪珠 solche körnige Oberfläche gestalten möchte, konnte ich nicht mehr sagen, als das, „weil man damals in Japan diese Eigenschaft geschätzt hat“. Schliesslich war Julun Zhu die Projektionsfläche der Japaner, die chinesische Teekultur als zeitlos und grenzüberschreitend empfand und übers Meer auf die Insel bringen wollte, um den Horizont der Inseln zu erweitern. In diesen Sinne eignet sich Jiangpo Ni wunderbar Julun Zhu wieder in die Erinnerung des Teeliebhabers zu erwecken.

Jiangpo Ni wird in 1180 Grad gebrannt. Die Schrumpfung während des Brennens beträgt 12%.

Er schenkt den Tee feine Strukturen, besonders duftende Aspekte. Die Textur des Tees wird sehr viel geschmeidiger und seidiger.

Müßige Wolken 閑雲- 2

Als ich diese Kanne sah, dachte ich sofort an den Bahnhof im südlichsten Zipfel von Japan, にしおおやまえき, Nishi Oyama Eki.

Ich begleite meinen Vater auf einer Kyushu Reise. Dieser Bahnhof ist zwar heute nicht mehr mit Personal bedient, trotzdem sehr bekannt für den Tourismus. Dank der hervorragenden PR genießt der JR Bahnhof Zulauf und alle wollen eine Postkarte schreiben in die legendäre gelbe Briefkasten abschicken, weil es Glück bringt.

Außer dem tollen Bauernmarkt im Bahnhofsgebäude und der Blick auf den blauen Horizont weit und breit kann ich solche Attraktion nicht gut finden. Aber ein Herr mit einem Hut und einem Rucksack in meinem Alter hat meinen Blick angesprochen. Wohl ein Japaner. Woher und wohin? Was?

Mit einem Rucksack in einfachen Outfit geht jemand auf die Reise. Man bliebt kurz stehend wie ein Müßige Wolke 閑雲in einem Bahnhof am südlichsten Zipfel am Pazifik. Wohin? Wohin weht der Wind?

Yin Min 尹旻 erzählte mir heute, wie diese Kanne entstanden ist. Während des Lock Downs konnte sie körperlich nirgendwohin. Aber der Geist wird von Wind aus dem Universum begleitet. Sie malt und malt. Irgendwann entschied sich aus diesen Stapeln von gemalten Kannen, tatsächlich umzusetzen! Sie nennt die Kanne „Müßige Wolken“. Sie schrieb mir, dass sie nur aus dem Fenster den Himmel sehen konnte. Und der Wolke ist das Einzige, der sich frei bewegt.

Frei bewegende Wolken hat eine Künstlerin getröstet und inspiriert. Die Kanne „müßige Wolken“ hat meine Erinnerung erweckt und vielleicht einen Wünsch geboren, mit einem Rucksack am einem Bahnhof stehenzubleiben und fragt dem Wind, „Na, wohin.“

Yin Min. Duanni Kanne 180 ml.

(Im Alpenland ist der Himmel schmal. Die Wolken sind dominant. Der Wind wirkt um so mächtiger. Ich schliesse meinen Mantel und lief gegen den Wind, „Du, kalter Wind, du hast alles abgeblättert. Was ist demnächst?“ – Zürich in Winter, wieder kurz vor Lock Down.)

Dem Wind lauschen 聽風

聽風 Ich höre den Wind rauschen, ist eine Kanne von einer Lust- Serie eines Künstlers in Yixing. Er entwerfe die Kanne und gestalte es. Diese Serie widmet er den Teekannen Liebhaber und Sammler die in unterschiedlichen Momenten Tee trinken möchte.

Hier möchte er dem Moment der EINSAMKEIT ( das Wort ist hier nicht negativ gemeint, beschreibt nur den Zustand des Seins) widmen. Allein im Wald, allein am Fenster, oder allein im Traum. Mit Herzen möchte er jeden Klang im Wind einfangen, zuhören und lauschen. Genau so jeden gelagerten Tee in der Kanne zuhören. Gerösteter Oolong tönt anders. Gereifter Pu Er singt tiefer. Die Blätter sind gesprächig im Wind. Die Pflaumenblütenblatt tanzen im Wind. Meine Stimme sind hörbar in ruhigem Herzen.

Wohin, woher und wieso? Wenn die Seele zugehört wird, kehrt die Ruhe zurück. Der Wind rauscht – der Stille lauschen.

Die Ruhe weilt auf meinem Kieferbaum.

聽風 „Dem Wind lauschen“ Ting Feng, Zini Yixing Original, Künstler Jing Yuan, 120 ml

Müßige Wolken 閑雲-1。 Duanni Kanne von Yin Min

Duanni Kanne, 180 ml Fassung, Original Zisha Yixing. Künstlerin Yin Min

Frage dem Wind – Zur Teekanne von Wu Licheng

Frage den wehenden Wind – 那吹著的風

Welches Blatt 問問它,下次

Sollte bei nächsten Sturm runterfallen? 那一片葉子該離去

Jie fragte mich was ich auf dieser Jiangpo-Ni-Kanne 降坡泥 (in nächsten Beitrag möchte ich über diese Tonart schreiben) von Wu Licheng 吳利成 geschrieben haben möchte. Ich dachte an einem Gedicht.

Als Simon mich mit Begeisterung nach dieser Kanne fragte, fragte ich ihm, ob ich ein Gedicht für ihn aussuchen darf. Ein Gedicht, das in meinem Auge zu ihm passen würde. Spontan dachte ich an dieses Haiku. Ein Hauch von Zen. Eine Handvoll Schönheit. Im Herbst.

Was uns als Betrachter zuerst anspricht, ist meistens die Formsprache eines Objektes. Wu Licheng ist ein junger Kunstler, auch wenn er nicht mehr so jung ist, der zuerst die Tradition als Vorbild für seine Werke nimmt. Diese Kanne ist inspiriert von der berühmten Form aus späten Qing Dynastie. Ursprünglich war diese Form von denen geschätzten Kanne aus späten Ming Dynastie. Wie kommen Teekannen aus Ming nach Japan? Einerseits war die Kultur von Ming ( Dynastie in China) als die hohe Kultur betrachtet wurde und eine sehr hohe Stellung in Japan genießt. Andererseits kamen die Kannen nach Japan als die Gelehrten und Mönche vor dem Einmarsch des Qing Herrschaft nach Japan flohen und mitbrachten.

Die Ming-Kult galt in Japan als schlicht, elegant und ursprünglich. Schlicht deutet auf die einfache Form. Die Eleganz entsteht aus Ehrlichkeit anstatt gewollte Perfektion. Ursprünglichkeit erinnert uns stets an den Anfängergeist. In der Meiji Zeit suchten die Menschen neben dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem ästhetischen geistigen Leben. Es kam zu einer ImportWelle von JuLun Zhu Kanne aus Yixing.

JuLun Zhu sei eigentlich die Form von Gorinto, eine Art wie Gartenlampion neben dem Grabstelle oder Tempeln. Es sollte Erde, Wasser, Feuer, Wind und Leerheit symbolisieren. Die häufig runde Form von JuLun kommt wohl aus diesen Symbolen. Der runde Körper bedeutet Wasser, der Deckel das Feuer, der Knopf sollte Wind und Leerheit andeuten. Das Wichtigste ist hier bei dem Gongfucha Spiel das Stück Teeschiff aus Holz unter der Kanne zu stellen. Es sollte die Erde darstellen. Warum Holz? Warum nicht Keramik? Wegen Ästhetik! Keramik auf Keramik klingt es zu hart, wenn wir Tee spielen.

Die Form von diesem Schnabel heißt „Pao Guan Form“, übersetzt bedeutet Kanonen. Dieser Kanonen-Schnabel hilft dem Aufguss fließend und nicht zögerlich zu geschehen, das sollte der Ausdruck von Schlichtheit darstellen. JuLun Zhu Kannen sind eher klein als großzügig.

Die Betonung von Anfängergeist druckt sich dadurch aus, dass JuLun Zhu Kannen „Ent-Künstlichkeit“ hervorhebt. Der Künstler spart die Korrektur. Er muss jede Handlung so konzentrieren, dass die Kanne aus einem Zug – wie der Wind weht, fertig gestellt werden muss anstatt ständiger Korrektur. Ich hoffe, ich kann es verständlich erklären. Diese Einstellung ist essentiell in der chinesischen Ästhetik. Auch wenn es manchmal „unvollständig“, „unvollendet“ oder „unperfekt“ aussehen. Darum liebe ich die Keramik von dem Cousin von Atong, die Werke von ihm sind Ausdruck dieser Ästhetik!

Die gewollte Perfektion wird in der chinesischen Ästhetik als „Jiangqi- künstlich unnatürlich“ bezeichnet. Die Natürlichkeit steht stets in der chinesischen Ästhetik im Vordergrund! Eine gelungene Kopie lässt man nicht ahnen, dass es eine Kopie ist. Ein gelungenes Werk nach der traditionellen Vorbild lässt den Betrachter forschen, wo betont der Künstler als Stütze der Tradition; wo zeigt der Künstler seine Ambition seine Individualität zu offenbaren. Das basiert auf das Respekt vor der Tradition! Nicht nachahmen, sondern respektieren. Beliebige Nachahmungen sind respektlos.

„Schnee im Teich“ Celadon von Holzofen. Chen Xuanheng, Taiwan.

Japanischer Ästhet Genpo Oku 奧玄寶 (1836-1897) war ein berühmter Sammler von Yixing Kannen, Chinesischen Kalligraphie und Malerei. Er wurde reich durch Reishandel, Stockfischen und Speiseöl. Er hinterließ der Welt eine wichtige Abhandlung über die Form der Yixing Zisha Kannen. In dieser Abhandlung beschrieb er die Form JuLun Zhu als „ein unentbehrliches Gut. Man kann mit Menschen nicht über Teetrinken reden, wenn sie diese Kanne nicht kennen.“

„Die JuLun Zhu hat verschiedene Ton, Zhuni, Zini, Lipi(Birnenhaut), klein und konzentriert, schlicht und ursprünglich, nicht gestylt und elegant, der Aufguss fließend und rhythmisch. Alle wollen sie!“ Genpo Oku.

具輪一式 Ju Lun I

Ju Lun I

Jun Lun I von Wu Licheng

Aus Jiangpo Ton, Original Yixing 160ml. Gravur von Wang Yaowei 王耀偉

Entfalten „綻放 Zhan Fang“ Zisha Kanne

綻放 „Zhan Fang“ – Entfalten/Blühen Yixing Kanne von Künstlerin An Demin 安德敏

Qinghui Duanni Zisha 青灰鍛泥紫砂茶壺

Pflaumen Kanne von Zhang Feng III

Wenn man nicht genügend lang gelebt hat, kann man praktisch nicht eine Pflaumen-Kanne in diesem ewigen Widerspruch „Alt-Scharf“ und „Kalt-Geschmackvoll“gestalten. Junge Künstler müssen mit Nachahmung anfangen und mit Leben lernen.

Die Kunst ist für einen Yixing-Kannekünstler zu leben. Im Leben sammeln sie die Wahrnehmungen und Empfindungen. Wenn das Wahrgenommene und das Empfundene ineinander fließen können, entsteht das Erkenntnis. Mit diesem Erkenntnis praktiziert Zhang Feng wie die meisten Pionier seiner Kunst. 

Alt, krank und trocken sind die Beschreibung über den Pflaumen-Baumstamm. Sie deuten auf das Unangepasste. Das alte, kranke und vertrocknete sind zugleich dazu da, um die blühende zarten Blüten neben dem Stamm zu erzählen. Der blühende Zweig kommt aus der Luft neben dem rauen Rinde. Ätherisch und entzückend. Er markiert den Widerspruch des Seins. 

Auch der Widerspruch geht vorüber. Zhang Feng lässt den Widerspruch nicht unversöhnlich stehen. Er verbindet das Alte und das Zarte, das Verwelkte und das Wachsende und das Leben und den Tod mit einer Zeitlosigkeit. Eine Kanne Tee getrunken um die Zeit zu vergessen. In dieser Zeitlosigkeit betrachtet der Teemensch, die Blumen blühen und verwelken; die Wolken zusammenziehen oder vorbeiziehen; die Höhe des Lebens und ebenfalls die Krise in der Ungewissheit.

Möge jeder Teeliebhaber seine Pflaumen-Kanne begegnen kann.

Zhang Feng, 1979.

Pflaumenkanne, Mei Hu aus Qinghui Duanni. Original Yixing Zisha.

梅壺 Pflaumen Kanne II

Wozu hat Zhang Feng eine Teekanne mit Pflaumenmuster gestaltet?

Ueber Pflaumen als ein kulturelles ästhetisches Symbol in der chinesischen Kultur habe ich bereits vieles geschrieben. Heute möchte ich gerne mehr über die künstlerische Details erzählen.

In der Zisha-Kannenkunst gibt es drei Kategorien: Hua-Qi, Guang-Qi oder Jinwen-Qi. Qi bedeutet hier das Objekt oder das Ding. Jinwen Qi offenbart die Aesthetik der Linien. Guang-Qi. Guang-Qi schätzt man die Proportion des Körpers und Geschmeidigkeit der Oberfläche auf den Hände. Und Hua-Qi, Ein Objekt mit Muster. Warum findet man ein Objekt mit Muster schön?

Diese Frage werde ich sehr oft in Shui Tang gestellt. Viele Klienten mögen Muster auf der Kanne nicht, weil sie angeblich Minimalisten sind.

Wenn man sehr von sich überzeugt, ist es vergebens mit ihnen zu sprechen. Ueber Glauben kann man nicht reden. Man kann höchstens eine Frage höflich zurückstellen, „Sind Sie sicher, dass ein Minimalist Symbole verpönt?“ Wie kann man heute ohne Symbole miteinander kommunizieren? Auch ein Kreis ist ein Symbol.

Der heutige Mensch hat oft eine hohe Meinung von sich selbst. Wenn man einmal in Yunnan war, ist man bereits ein Puer Expert.

Die Linien und die Formen sind zugänglicher im Vergleich mit Symbolen für Menschen aus einer anderen Kultur, zu verstehen. Obwohl wir stets mit Symbolen kommunizieren, verstehen wir oft nicht, was einzelne Symbole in jeweiligem Kontext bedeutet. Weil es schwer zugänglicher ist, ist es einfacher zu ignorieren. Ich gebe zu, ich finde auch nicht immer Zugang zu allen symbolischen Sprache von China und Europa. Aber es fasziniert mich sehr, vor allem unser Psycho kennt keine Grenze und keinen Raum. Im Traum und in der Meditation offenbaren Symbole von der Lebenswelt und leben so in ihren eigenen Rhythmus. Und wenn ich den inneren Weg gehe, das Geschehen um mich und in mir verstehen will, komme ich an der Auseinandersetzung mit Symbolen nicht vorbei.

Pflaumenbaum wurde gerne in der chinesischen Kunst mit „Alt-Scharf“ und „Kalt-Geschmackvoll“ dargestellt. Der von chinesischer Malerei geprägten japanische Maler Rosetsu 長沢芦雪 hat ein ausdrucksstarkes Bild von einem Pflaumenbaum gemalt. Alt, der Stamm fast zerfressen von Insekten, scharf gebogen wächst der Zweig Richtung Himmel. Kalt, farblos wirkt der Baum aufrichtig treu auf der Erde. Ein Geschmack von einem aufrichtigen Menschen!

Das ist die Sprache von einem chinesischen Pflaumenbaum. Ein alter Baum gewinnt durch das lange Leben die Distanz zur phänomenalen Welt. Mit dieser Distanz beobachtet der Baum die Vergänglichkeit und Sentimentalität. So werden die Augen scharfsinnig und kalt mit Geschmack. Unberührt nimmt der Baum Anteil an unser Leben in der Stille. Dieser Widerspruch macht einen Pflaumenbaum liebenswürdig, einem Menschen menschlich und eine Kunst lebendig.

Diese Ästhetik ist gegründet in alter chinesischen Kultur. Alt, das Alte bedeutet nicht das Vergangene oder das Sterbende, sondern das Zeitgefühl über die Zeit. Eine Zeit, die nicht vergänglich ist, die einfach Zeit ist. Dort unterscheidet sich die chinesische Ästhetik zur japanischen Wabi-Sabi. Alles Vergängliche, das bedeutet das Schöne, das Reiche, das Einsame oder das Freie kehren immer wieder zurück zum Null-Punkt – Zeitlosigkeit. Das ist ein Ausdruck zu Ping-Dan – reines Sein.