Archiv für den Monat Januar 2008

Kulturbanausen, Teebanausen

Bei einer Tasse Tee traf ich dill’icious an der Limat beim Storchen. Ihn lernte ich kenne, als er die Idee hatte, ein Teehaus oder Lokal in Zürich zu eröffnen. Es sind nun Jahre vergangen, inzwischen ist er umgeschult, arbeitet im sozialen Bereich und gründet ein Verrein Kulturbanausen, das Menschen zueinander verbinden sollte.

Als ich im Tram sass, konzentrierte ich mich kurz auf ihn, ein blasses Bild von der Vergangenheit. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr recht an ihn erinnern. Was in meiner Erinnerung bleibt, waren zwei Dinge: das schöne Ofen in seinem geschmacksvollen Essenzimmer, geschmückt mit blauen holländischen Fliessen; die Person zu erinnern ist für mich durch ein Bild von einem rassiger Sencha zu assoziieren. Und das erzählte ich ihm bei unserem Wiedersehen. Erkannt an ihn habe ich tatsächlich diese rassige Sencha-Ausstrahlung: scharfe Augen, klar und konzentriert.

Rassiger Sencha, würzig, stark und scharfsinnig, begleitet mit ein bisschen Samurai-Qualität, die schwerer zu beschreiben ist. Blitzschnell, wehrmutig und zugleich unwiederkehrend. Er lachte über meine Beschreibung und sagte, dass eine Frau seine Wohnung als „weiblich“ kommentierte. Denn er viele kleine Details liebvoll pflegt, was ein Mann eigentlich nicht kann. Ich lachte und widerlegte, dass die Beziehung eines Samurais zu seinem Schwert wohl sehr weiblich ist, denn der Schwert und die Person vereinheitlich werden muss – eine mit Liebe gepflegte Beziehung. Jeder ist zu gänglich zu dieser Qualität und es hat mit dem Geschlecht wohl nichts zu tun. Vielleicht ist die Beziehung zwischen Teeliebhaber und Tee sehr weiblich.

Wir tauschten uns aus, über die Jahren, über das jetzige Leben und über die Vision. Er sagte mir, dass er nun mit 50 endlich das Gefühl bekommt, angekommen zu sein. Er muss nicht mehr etwas verändern, geniesst das Alleinsein richtig und glaubt, reife genug, um zu lieben. Ich sagte, dass ich ihn sehr beneide. Er würde gerne etwas tun für die coole Gesellschaft Zürichs, etwas gestalten, um etwas geschehen zu lassen, um Menschen zueinander zu führen. Aus diesem Wünsch ist das Verein Kulturbanausen entstanden.

Was ist Kulturbanausen? Er lachte. Wer würde sich als Kulturbanausen bezeichnen, ausser wenn man über sich selbst lachen kann. Menschen, die wissen, dass sie keine sind, könnten darüber lachen.

Kulturbanausen

Wir sprachen auch über das Teeblog und die vergangene Teediskussion. Er verstand nicht, weshalb man die harmonische Mischung eines aromatisierten Tees verteufeln muss. Ist es nicht sektierend, wenn man anfängt, einen Authetizitätsanspruch als Teetrinken zu erheben? Er sah rassig aus. Ich nickte meinen Kopf. Wir haben alle Recht, anderen Menschen zu unterstellen und gleichzeitig unterstellt zu werden. Wir wollen stets das Gefühl behalten, sich als etwas Besseres und als Sieger zu fühlen. Es ist beim Teetrinker nicht anders. Warum sollte es anders sein? Die Gesellschaft hat uns keine Alternative angeboten. Anders zu werden, kann man nur, wenn man merkt, dass man mit diesem Konzept nicht mehr weiter kommt und es zur Last wird.

Teebeutel ist in Ordnung, Aromatisierung ist kein Problem. Es gibt kein Problem in unserer Welt, denn jeder ist so wie er ist, in Ordnung. Es ist nur ein winziges Fragezeichen, was Tee wirklich schmeckt. Weiss Du wie ein Tee schmeckt, wenn er nicht mehr in einer organisierten, ausgewählten und abstimmten Mischung auftaucht? Warum müssen wir mit Willen / Konzept etwas dazu tun, wenn der Tee doch allein für sich spricht?

Wir sprachen weiter über die Idee, gute Teebeutel mit seinen Jünger zusammenzustellen. Wir sprachen über mein Chaos, das selbst im Blog sichtbar ist. Er riet mir, Wissen und Beträge besser zu kategorisieren, um den Einsteiger zu erleichtern. Ich nickte und mit leichter Verlegenheit, enthüllte meine Schwäche. Ich habe richtig Schwierigkeit, selbst einen Schere aufzuräumen, so dass ich sie beim nächsten Mal wieder finde. Wenn man nie gelernt hat, Dinge entsorgen und aufräumen zu müssen, ist diese Kleinigkeit eine grosse Sorge. Er lachte und versicherte mir, mich zu coachen.

He Cha 喝茶 Teetrinken I, ein Essay von Zhou Zuoren

Was bedeutet Chado? Einfach gesagt, Chado ist „Mitte in der Hektik ein Moment der Muße klauen, Mitte im Leiden etwas Freude zu erfinden. In der Unvollkommenheit unserer Welt ein bisschen Schönheit und Harmonie zu geniessen, im Hier und Jetzt die Ewigkeit zu erfahren.“ Chado ist in der japanischen Kultur eine präsentative Kunst. In Bezug auf diese Ebene hat Xu Zhimuo (ebenfalls ein sehr bekannter Schriftsteller Chinas im 20er Jahren) bereits in seinem Vortrag erörtert, so dass ich jetzt keine überflüssige Rede halten muss. Was ich jetzt schildern möchte, ist meine ganz banale individuelle Ansicht des Teetrinkens.

Der grüne Tee Genuss ist für mich der klassische Teegenuss. Schwarztee macht kein Spass (no fun). Ausserdem, dazu kommt noch mit Zucker und Milch? George Gissing berichtete in „Private Papers of Henry Ryecroft“ einen amüsanten Afternoon Tea. Das Afternoon Tea in der englischen Familie mit Schwarztee und Butterbrot sei das Hauptfreude des Tages. Obwohl man im Osten den Tee seit Tausendjahren trinken, könnte man diesen Genuss gar nicht richtig nachvollziehen. Ich zum Beispiel. Schwarztee mit Toast kann man schon essen, aber so etwas ist eigentlich ein Futter, um Hunger zu stillen. Das Teetrinken für mich ist der Teegenuss pur: den Duft, den Geschmack und die Farbe des Tees zu verifizieren und geniessen anstatt den Durst zu kompensieren. Hunger spielt so wie so dabei gar keine Rolle. In alten China wurde Sencha und Matcha getrunken, aber heute bereitet man den Tee ganz anders zu. Der Autor Kakuzo Okakura* im „Book of Tea“ (1919) bezeichnet diesen Genuss zutreffend als „Der Tee des Naturalismus“. Was uns bei Teetrinken unentbehrbar erscheint, ist diese Haltung, den magischen Geschmack der Natur zu entdecken.

Chinese gehen ins Teehaus, um eine Schale Tee nach einer anderen zu schlucken und den halben Tag zu verbringen, als ob sie gerade aus der Wüste zurückkehren würden. Das ist das, was ich als Teetrinken verstehen. (Ich habe gehört, dass man in Fujian und Guangdong Gongfu Cha trinkt, diese Menschen verstehen richtig was ich hier meine.) Das Problem dieser Art vom Teegenuss ist, dass sie sich verwestlicht. Sie verliert ihren ursprünglichen Sinn. Das Teetrinken ist nun wie in ein Lokal zu gehen. Nur auf dem Land könnte man noch die ursprüngliche Atmosphäre des Teetrinkens erleben. Die Teehäuser auf dem Land haben leider nur bescheidene Ambiente und Zubehör. Vielleicht könnte man es als Teetrinken bezeichnen, aber nicht unbedingt als Chado.

Was ist denn Teetrinken? Wenn wir Tee trinken, wäre es am besten unter dem einfachen Ziegeldach und vor dem Papierfenstern. Eine klare Quelle zum einem grünen Tee. Mit einfachen und schlichten Keramik oder Porzelan, zwei oder drei Teeliebhaber gemeinsam, sich einen halben Tag Muße zu gönnen, um 10 Jahre Samsara (die phänomenale Welt, ein ewiger Kreislauf zwischen Begehren und Vergänglichkeit) zu vergessen. Nach dem Tee könnte man weiter an seine eigene Karriere arbeiten – für den Ruhm oder für das Geld, das ist gleichgültig. Aber diese Muße im Hier und Jetzt, sei sie nur so kurz ist, ist unentbehrbar in unserem Leben.

TeekanneEin Foto in „Flowers of Shanghai“

….

Fortsetzung folgt. Er schrieb weiter über die Begleitung des Tees – Teesnack.

* Okakura war ein Pendler zwischen den Westen und den Osten, eine unglaublich ambivalente und spannende Persönlichkeit, die sich nicht einfach einordnen lässt. In Japan galt er als umstritten, im Westen ist er der Repräsentant des Osten. Sein Buch „Das Buch von Tee“ ist „mein“ Buch, das ich überall mitnehmen würde – in unzähligen Umzüge meines Lebens.  

Teeliebhaber Zhou Zuoren 周作人 und Eileen Chang 张爱玲

Schriftsteller Zhou Zuoren (1885-1967), Eileen Chang (1920-1995) und mich verbinden drei Dinge: Tee, die Auswirkung des japanischen Kriegs im 20. Jahrhundert (das japanische Karma in der chinesischen Geschichte) und das Fremdsein.

Zhou und Chang redeten gerne über Tee, schrieb über Tee und benutzten Tee als Metapher in ihrem Werke. Beide verliebten sich in jemanden, der eigentlich ein Feind war, eine Japanerin und einen Landesverräter. Beide waren Fremde in ihrer eigenen Land und bleibt als Fremdkörper bis zu ihrem Tod, weil sie anders als andere waren. 

Eillen Chang ist bekannt im Westen durch erfolgreiche Verfilmung vieler taiwanesischen Regiessueren wie Ho Xiaoxian (Flowers of Shanghai) und Lee An (Ang Lee, Lust Caution). Ihre Figuren sind Frauen, unzufriedene, kriegende and an Liebe erkrankte Frauen in jener chinesischen Gesellschaft (vor allen in Shanghai). Für sie lebe eine Frau für die Líebe, die allerdings illusorisch ist. Wahrscheinlich war diese Haltung Augenzeuge ihres eigenen Leibs. Sie verliebte sich in einem brillianten umstrittenen Figur in der japanischen Besatzungszeit – Hu Lancheng, der als Landesverräter galt, verheiratet war und ein Freuenheld spielte. Die Marketingstrategie der Ang Lees Film war, die Geschichte „Lust, Caution“ als Andeutung der Geschichte zwischen Eileen Chang und Hu Lancheng zu verkaufen. In Westen wurde dieser Film als ein Sieg der Liebe und Sexualität gefeiert, die sich keiner Moral unterordnen. Das weibliche Selbstbewusstsein Wangs erwachte aus der Sexualtität und entschied aus dieser Selbstfindung, ihren Liebhaber zu retten und verriet gleichzeitig ihre Freunde. Ich würde hier eine Gegenthese antreten: Eileen Chang wollte uns eins sagen, dass die Liebe eine lächerliche Fiktion ist. Die Liebe von Wang Jiazhi zu ihrem Liebhaber fing aus einer Fiktion an und wurde immer wahrscheinlicher, indem es wahr werden sollte, um real zu sein. Sie hätte sich nicht in diesem Landesverräter verlieben müssen, wenn sie ihn nicht töten sollte. Sie suchte und sehnte Liebe so stark, dass sie ihren Idealismus und ihr eigenes Leben zum Schluss opferte. Es ist kein Sieg der Liebe, sondern eine Offenbarung der Illusion (Dummheit), dass „Frau“(man) geliebt wird.

Eileen Chan beschrieb die Sznerie von Gefühlsausbruch und Situationen zwischen Mann und Frauen gerne durch Tee. Ihre Protagonistinnen sind Teeliebhaber, die durch Tee ihre kontrollierte Gefühle ausdrücken wollten, aber leider nicht immer von Teeliebhaber empfangen und geliebt werden. Eileen Chang starb in ihrer Zurückgezogenheit in einer Wohnung New Yorks, eine Stadt, wo das Fremdsein erträglich ist.

Zhou ZuorenEine moderne Rezeption über Zhou Zuoren „Zhou Zuoren Sheng Ping Yi An“

Zhou Zuoren hatte das Glück nicht. Er lebte im Schatten seines bekannten Bruder Lu Xun und machte den Fehler seines Lebens, an der Regierung Wang Jingweis (von Japaner gestützte Regierung) mitzuarbeiten. Es sei Schuld seiner japanischen Frau, von der er selten erwähnte. Aufgrund dieser Vergangenheit wurde er von Jiang Jieshi verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Später wurde sein Bürgerrecht von der Maos Regierung entbehrt und dufte nur zu Hause, Bücher übersetzen. Zhou konnte Griechisch, Russisch, Japanisch und Englisch. Sein Experiment englische Werke ins Altchinesisch zu übersetzen, scheiterte an schlechten Verkaufszahl. Er starb noch in der Kulturrevolution, in der Verfolgung und bleibt in China als eine umstrittene Intellektuelle.

Ein gerne und mehrfach zitierter Tee-Absatz Zhou Zuorens:

He Cha Dang Yu Wayu Zhichuang Xia

Wenn wir Tee trinken, wäre es am besten unter dem einfachen Ziegeldach und vor dem Papierfenstern.

Xing Quan Lu Cha

Eine klare Quelle zum einem grünen Tee

Yong Su Ya de Taoci Chaju

Mit einfachen und schlichten Keramik oder Porzelan

Tong Liang San Ren Gong Yin,

Zwei oder drei Teeliebhaber gemeinsam,

De Ban Ri Zhi Xian, Ke di Shinian de Chen Meng.

sich einen halben Tag Muße zu gönnen, um 10 Jahre Samsara (die phänomenale Welt, ein ewiger Kreislauf zwischen Begehren und Vergänglichkeit) auszugleichen (vergessen).

Der Essay geht noch weiter. Ich werde versuchen, diesen berühmten Essay im Blog zu übersetzen. Vielleicht könnten wir ein bisschen schnuppern, wie ein chinesischer Teeliebhaber in den 20er Jahren Chinas mit Tee lebte.

Lapsang Souchung und Laphroaig

LaphroaigLaphroaig

Whisky im Teeblog?

Ja, Du siehst es richtig. Ich schreibe nun einen Beitrag über diesen Whisky, der der einzige Single Malt Whistky Hoflieferant von Prinz of Wals ist. Wow!

Ich konnte mich nicht entziehen, nach einem Teaparty noch ein Glässchen mit dem schönen Bankier Hannes am Bar zu trinken. Eigentlich trinke ich selten Alkohl außer einem Glas Champagner. Aber die Pia hat mir ein Glässchen Laphroaig vor drei Stunde zum Schnuppern gegeben und dieser Schluck verführte mich zu einer anderen Welt. Lapsang Souchung in diesem Moment wieder zu erkannen – das machte mich sprachlos.

Gerne bestellte ich ein Glässchen 10jährigen Laphroaig und Hannes ein Glas Champagner. Wir plauderten ein wenig, was die Welt geschah. Das schöne mit ihm ist, obwohl man sich selten trifft, muss man keine Standortbestimmung austauschen oder über das Wetter sprechen. Man kommt gleich zur Sache. Dem schweizer Bankier könnte man eine Menge Geheimnisse anvertrauen und gleichzeitig eine ganze Menge Information ganz diskret abfragen. Der mit selektiver Wahrnehmung gut geschulter Barkeeper wußte immer ganz genau, wann er etwas fragen sollte, und wann er sich unsichbar machen musste. Ich fragte dem deutschen Barkeeper, ob er mit der Ronnenfeldtee zufrieden wäre. Er sagte mit einer Sicherheit, dass er die Auswahl super findet und die Teeliebe dieser Firma bewundert. Er selber war bereits paar Male in Teeseminar von dieser Firma und total begeistert. Ich sagte, „Oh, Sie sind ja ein Teesommelier!“ Er lächelte leicht schüchtern und meinte, dass er noch nicht so weit sei.

Laphroaig 10jährig wird so beschrieben:

Duft: Hölzern. Etwas Birne. Spuren von milder Schokolade.

Geschmack: wie eine „rauhe See“ mit extremem Torf, d.h. torfig, salzig, ölig, teerig – mitunter aber auch als medizinisch bezeichnet.

In meinem Zunge und Nase entdecke ich nicht wie vorgeschriebene Notizen, was es sein sollte. Ich entdeckte Lapsang Souchung! Dunkel, leicht salzig, fruchtig, sogar Vanillen und rauchig! Diese eindeutige rauchige Note von Lapsang glaube ich in der so genannten „medizinisch“ zu finden. Dieser Whisky hat nicht nur das wie etwas Birne- oder Schokolade-Note anzubieten, sondern ein Hauch von reifen Pflaumen und duftender fruchtiger Verführung. Ich schmecke den Gangkou Cha 2002 und den Lapsang Souchung aus Wuyi in diesem Laphroaig! Ich fühlte mich total berührt, irgendwie.

Hannes versuchte mir aufzuklären, wie ein Whisky aus Malt hergestellt wird. Auf einer rauchen Insel sagte er. Dieser Whisky sei eigentlich zu stark für mich, schaute er wie ein Bruder zu mir. Wie ein Seemann fühlt man sich, an einem rauhen Tag auf einer rauhen Insel, gegen Abend am einem Hafen, wo kein Besucher mehr kommt. Dunkel, stark und wehmutig. Die Tropfen bringen viele Dinge wieder hoch. Die Tränen eines Seemannes könnten sehr heilsam sein.

Er wollte mich Heim fahren. Ich lehnte ab. Leicht berauscht – ich trinke ja wirklich selten Alkohol. Ich wollte dem See entlang nach Hause spazieren. Leere Strasse am Ende der Ferientagen hatte wenige Passanten. Sehr bald erreichte ich St. Jacob. Noch vor der Kirche, sah ich eine dunkle Gestalt im Schatten auf der Sihlbrücke, die auf jemanden wartete. Ich grüsste sie. 

Teetheater und ein Tee aus einer Silberkanne!

Teetheater und ein Tee aus einer Silberkanne!

Im Hotel Eden au Lac fand heute ein Teetheater statt, gespielt von Teeliebhaber aus Teeclub Schweiz. Es sollte sich um eine Familie Wolf handeln, dessen Grossvater sich unsterblich in dem roten Käppchen verliebt. Der Grossvater wurde von dem schönen Hannes gespielt, von dem bereits Päonie Teeparty veranstaltet wurde. Jürg, der Präsident, spielt seinen Sohn, der vergeblich versuchte, den Vater wieder zum Vernupft zu bringen.

Ich kam selbstverständlich wieder zu spät und habe nur das Ende mitbekommen, wie Hannes Gesicht rot geküsst wurde und seine Liebeserklärung offenbarte.

Anschliessend fand die Teeparty statt. Auf dem Teetisch stand eine grosse Auswahl von Ronnenfeld und viele schöne Silberkanne. Zum Glück brachte Teefreundin Ursula aus Zug, die einen Teeladen führt, viele schöne offene Teesorten mit. Diese Silber-Teekanne machte mich total neugierig. Da Suzanne und Jörg mir bereits aufmerksam machten, dass die Silberteekanne bei der Zubereitung etwas bewirken könnten. Ich fragte die Personal, ob die Teekanne nur versilbert sei, oder 100%. Die Antwort lautete, selbstverständlich 100%. Ja, ein 5 Sterne-Hotel dufte so etwas anbieten. Ich bereite selber einen Oriental Beauty aus Miaoli zu, obwohl der nette junge Mann von Hotel mir helfen wollte.

Ich kenne diesen Oolong gut und weiss, wie er ungefähr in einer 0,5 Liter Kanne aus Porzellan und Ton ungefähr schmecken könnte. Doch ist ein Unterschied festzustellen.Seine Duftnote ist heller, transparenter, besser gesagt klarer. Man könnte sie sofort feststellen ohne paar Sekunde zu warten. Der Aufguss ist geschmeidiger und aromatischer als gewöhnt. Mit dieser Begeisterung entschied ich mich nach Japan zu fliegen, wenn ich wieder in Asien bin. Eine Silberkanne zu besorgen, nicht nur für den Gongfu Cha, sondern auch für Kinrin-Zeremonie 贵人茶 - ein Tee für VIP. Dann erwarte ich nur noch auf VIP-Besucher in meinem Teeraum…

Das Foto: Elisabeth und Cordula tranken einen Yünan Dianhong aus Silberteekanne. Unglaubliche schöne Teestunde verbrachten wir gemeinsam am unseren Teetisch!

Yixing Kanne pflegen – Yang Hu 养壶

Menglin,

Eine Frage hätte ich aber immer noch: Irgendwo habe ich jetzt ich glaube, von dir, ich habe ein grausames Gedächtnis gelesen, dass das Yixing-Kännchen nach dem Teegenuss mit den gebrauchten Blättern außen(!) abgerieben werden sollte und danach mit einem Baumwolltuch poliert. Habe ich mich da verlesen, was falsch verstanden oder das nur geträumt? Was bringt es dem Kännchen, wenn es von außen mit den Blättern abgerieben wird? Zieht das Aroma der Blätter von außen durch den Ton?& oder ist das nur für die Optik des Kännchens? Wenn man es innen abreiben würde, könnte ich das ja gut verstehen&

Schönen Gruß

Arno

Eine Frage ruft eine andere Frage hervor. Ich liebe solche Situation!

Nun hat Arno nichts falsches gehört. Ja, ich poliere die Aussenfläche meiner Teekanne mit gebrauchten Teeblätter und anschliessend mit einem Baumwolletuch. Das ist die so genannte Pflege-Methode. Es gibt sicher noch andere Variationen, aber ich benutzt diese Methode.

Möchtest Du wissen, weshalb diese Methode zustande kommt? Teekanne pflegen hängt mit dem chinesischen Weltbild zusammen. In diesem Weltbild ist eine Teekanne nicht lediglich eine Teekanne, sondern ein Teil von Teeliebhaber. Eine neue Teekanne ohne Geschichte ist nicht wertvoller als eine alte Teekanne voller Ereignisse. Wenn ich Deine „hässliche“ Teekanne sehe, weiss ich ungefähr, wie Du mit Dir selbst und anderen Menschen umgehst. Eine Teekanne gehören nicht zur Vitrinen, sondern zur Waschküche, wo sie gerbaucht wird. Man pflegt sie, wie einen Teil von uns. Man reibst sie mit dem Teeblätter, damit die Oberfläche der Kanne mit der Zeit eine eigene Glanz bekommt und ein eigenes Leben verliehen wird. Also der Mensch und die Teekanne wird zur einen Einheit. (Natürlich kann man mit den Blättern die Innen-Wände reiben.) Dieser Prozess ist zeitaufwendig und bedarf Geduld. Man könnte auf der materiellen Ebene auch so verstehen, dass die ätherischen Öle der Teeblätter sich in die rauchen Oberfläche und Poren eindringen, so dass die Teekanne glänzt. Für mich ist es eher eine magische Akt. Ich reinige gerne meine Teekanne in der Ruhe, berühe sie und trockne sie ab. Eine grosse Zufriedenheit füllt uns. Wenn die Zeit nicht mehr da ist, solche Handlungen durchzuführen, weiss ich, dass ich mich in einem schlechten Zustand befinde. Der Ausbruch der Unzufriedenheit ist wie ein Amoklauf.

Am liebsten schenke ich eine Teekanne oder Teelöffel an Freunde. Auch schenke ich Teetücher, damit die Teekanne von Freunde richtig glänzen und gebraucht werden kann. Es hat in unserer Kultur einen symbolischen Sinn. Als eine Abmachung, als eine Verbindung und als eine Vereinigung. Mein Qigong Meister schenkt mir gerne Buchzeichen, weil er denkt, ich lese zu wenig bücher und rede zu viel. Von meinem Teelehrer bekam ich ein Gaiwan und schwierige Teeproben, die ich lösen muss, was für einen Tee sein könnte. Ich bin allein in Europa und diese Menschen könnten mir ihre Liebe nur so durch symbolische Wesen andeuten. Man pflegt die Teekanne mit Zeit, Aufwand und „Liebe“ und dann verschenkt sie weiter, ein Teil von sich selbst. Eine wunderbare Tradition.

Vor Weihnachten besuchte mich Bruno mit einer Teekanne, die in Globus gekauft wurde. Diese Teekanne wurde bereits mit Lack behandelt. Warum? Denn Lack verleiht der Teekanne einen Schein, lang benutzt zu werden. Die glänzende Oberfläche täuscht Augen eines Unwissenden und vermittelt die Täuschung der Liebhaberei eines Teeliebhabers. Ich riet ihm diese Kanne neu zu behandeln, so dass das Lack entgültig verschwinden kann. Man sollte solche Teekanne in mit Teeblätter gefüllten Wasser kochen. Langsam aufkochen und ausschalten. Eine Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag sieht diese Teekanne anders aus. Die Oberfläche wird rauh und glanzlos. Dann ist diese Teekanne bereit für die echte Teeliebhaberei!

Wärst Du zufrieden mit dieser Erklärung, lieber Arno?

Ps. noch eine kleine Story:

Ich lernte einen bekannten Keramik-Künstler Hsu Chaozong durch einen Zufall kennen. Er, 50 und ich war 26. Wir haben uns zuvor noch nie begegnet. Er arbeitete früher als Vase-Maler und holt heute alle Preise von allen Keramik-Wettbewerb in Taiwan. Seine Werke werde überall in Taiwan und China nachgeahmt. Ich stand vor einer Vase, 160 cm hoch. und staunte. „Ach, ich würde so gerne unter diesem Kiefer schlafen!“ sagte ich. Es war am einen Nachmittag im Sommer, heiss und feucht. Auf der Vase malte er ein grosses Kiefer und eine Berglandschaft. Er hörte es und stand auf. Mir brachte er eine Gaiwan, wunderschön blau bemalt. Nur ein Salz: „Der Sommer für Dich!“ Diese Sommer-Gaiwan nehme ich überall mit, nach England, nach Deutschland und nach Zürich. Sie ist kostbar im materiellen Sinn, aber sie erinnert mich auf eine andere Ebene als das Vorbild, wie ich leben möchte.

Menschen, die sich nicht gesehen haben und gekannt haben, können die Zeit, den Raum und die Altergrenze überspringen und sich begegnen. Es ist ein Ideal in dem chinesischen Weltbild – 忘年之交. Man spürt eine Affinität voneinander und weiss, worum es geht. Vielleicht bin ich deswegen manchmal zu nah und zu schnell für die Europäer, die Zeit brauchen, wie der Tee.

Ach, noch etwas: nach dem Gebrauch von Yixing Kanne muss man diese Kanne eine Pause gönnen! Damit die Kanne sich trocknen kann und keinen Fremdgeruch bekommt!

Tee spricht für sich, aber wie?

Liebe Menglin, Was Tee betrifft bin ich eben immer noch sehr leichtgläubig. Ich bin eine Person die gerne von anderen lernt, nicht weil ich es mir einfach machen will und nix selbst bewegen will, sondern weil lernen mit anderen meiner Meinung den eigenen Horizont immens erweitert. Leider stelle ich immer wieder/mehr fest, dass das Lernen in der Teewelt eher eine persönliche Sache ist. Deine „Lehre“ von „Tee lügt nicht- er spricht für sich selbst“ ist etwas, dass ich noch mehr verinnerlichen muss/will. Gerade weil es in der Teewelt über Geschmackserleben geht kann man nicht einfach seine Eindrücke mit anderen teilen und wenn dann nur über umständliche oder oft schwer zu vermittelnde Beschreibungen. Immer wieder verfalle ich aber dem Glauben ich könnte mich einfach einem Teekenner anschließen und seine Vorstellung und Meinung übernehmen. Vielleicht weil es doch der einfachere nicht so anstrengende Weg ist. So geschehen als ich den „Tee-Almanach“ von Ernst Janssen las. Der Mann ist ein TeaTaster,  Teeladenbesitzer und seit Jahren in dem Bereich Tee tätig. Welche Gewichtung hat also sein Wort? Oder andersrum welche Bedeutung kommt meiner Kritik an seinem Kapitel über Puerh zu. Erst schreibt er, dass Puerh zu den echten Tees gehört um diesen kurz darauf als eigene Sorte zu deklarieren. Dann sind bei ihm Puerhs grundsätzlich immer mit Bakterien (geheime Zutat) (egal ob raw oder ripe) versetzt und werden in „kühlen Erdhöhlen“ in Yunnan gelagert. Die Unterscheidung zwischen Shuo und Sheng liegt bei Janssen dann nur in einem gröberen Blattmaterial. Was davon soll ich nun glauben?

 

Ich habe ihn um eine Stellungnahme gebeten woher er denn seine „Quellen“ hat, aber er hat auf meine Nachricht nicht reagiert. Irgendwie ist aber leider mein Obrigkeitsdenken noch soweit vorhanden, dass ich mich von seinem Titel (Teataster) und seiner langjährigen Erfahrung einschüchtern lasse.  Wenn ich den Tee für sich sprechen lasse, dann sagt er mir was völlig anderes. Der Unterschied zwischen Shuo und Sheng im Blattgrad zu suchen? ABSURD! Lagerung in „kühlen“ Höhlen???? Wieso das? Die natürliche Fermentation gelingt doch gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme viel besser.

Die Frage die sich mir im nächsten Schritt stellt: Wieso seh ich kleiner Hansele mit meiner wenigen Erfahrung, dass es der Blattgrad allein nicht sein kann, der einen Raw von einem Ripe Puerh unterscheidet. Der eine ist doch noch ganz grün!!!!!! Der andere bereits völlig fermentiert!!!!!! Das sieht und schmeckt doch auch ein Anfänger warum dann nicht ein Mann seines Kalibers?  

Dennoch ertappe ich mich immer wieder dass ich in diese Leichtgläubigkeit verfalle auch wenn es nicht mehr ganz so schlimm ist und ich mir langsam ein eigenes Bild von der Teewelt mache.

Gruß

Jörg

Deshalb ist es gut das Du uns lehrst vom Tee zu lernen.

Yünan TanzenPu Er Tee hilft nicht nur dem Teebauer, sondern auch dem ganzen Tourismus-Branchen. Es wird Musical veranstaltet mit „Traum, Yünen!“ 《梦·云南》. Die Stadt Simao heisst jetzt Pu Er. Und in dieser Seite wird rund um den Pu Er und seine unglaubliche Raritäten geworben.

Die Erfahrungen Jörgs hat fast jeder Teeliebhaber, egal ob er in Asien oder in Europa lebt. Mein „Teeweg“ führt auch über viele Kurven und tapperte und tappere immer noch im Dunklen. Was ich hier erzähle, ist oft nur meine „Einbildung“ von Geschmäcke und Nuancen. Aber wir brauchen einen Austausch Hier und Jetzt.

Das Glück, das ich hatte, meinen Lehrer in Taiwan zu begegnen, war mir stets bewußt. In unserer Kultur pflegen wir eine Art von Bewusstsein, Schlüsselfigur des Lebens zu erkennen. Menschen, die treten in unserem Leben wie gerufen, wenn wir sehnsüchtig nach einer Veränderung oder Weitergehen suchen. Dieser Figuren mit Dankbarkeit zu erwidern werden wir als Kind erzogen, und weiter entsprechend behilflich für anderen Menschen auf dem Weg zu begleiten. Die Energie weiter zu geben, anstatt bei sich anzuhäufen – ein Gegenprinzip gegen das kapitalistische. Dieser Lehrer lehrt mich vieles, aber das Einzige, was ich nie vergesse, ist, auf Tee zu hören. In dieser Haltung ist eine grosse Freiheit verborgen. Lehrer oder Gurus, die uns abhängig machen, die uns erziehen wollen, ihn als die einzige wahre Autorität anzuerkennen, sind überall zu sehen und intuitiv lehne ich es ab. Ich erkenne Autorität an, die überall existieren und gebraucht wird. Die Autorität ist das Problem, sondern die Art, wie wir damit umgehen. Ich höre gerne meinem Lehrern zu, die mir Fenster zum Kosmos eröffnen. Ich folge ihrem Regeln, aber ich darf mich selbst bleiben. Ich will nicht jemanden anders werden, als zu Ich selbst verwirklichen. Das ist der Sinn des Weges.

Ich kann auch nicht beurteilen, weshalb der Teataster Janssen nicht auf die Anfrage Jörgs eingehen. Was Pu Er betrifft, ist uns selber nicht ganz klar. Die Herstellungsmethode wurde revolutioniert und ist im Moment in einem industriellen Prozess, der alles noch unübersichtlich macht. Heute telefonierte ich mit einem guten Tee-Partner in der Innenschweiz, der mir von diesjährigen Probleme in Sache China Tees erzählte. Probleme, wie das Boom der privaten Wirtschaft, die Korruption am Zoll und das Problem mit der Vernachlässigkeit der Qualitätsansprüche. Alle sind hungerig nach Teeverkauf in China. Alle wollen selber Tee direkt aus China einkaufen. Aber wie viele Teehändler sind wirklich professionell? WIe viele Informationen sind zuverlässig? Ich will andere europäischen etablierten Autoriäten nicht angreifen. Neue Technik und neue Methode sollten die so genannten Shou-Cha (künstlich gereifter Tee) ermöglichen, wobei es meiner Meinung nach faule Ausrede ist. Manche preisen sogar mit Geheimrezepten. Es ist nicht meine Art, direkt etwas Negatives zu bestimmter Person zu äussern. Ich folge dem japanischen Spruch „faule Pflaumen fallen selbst vom Baum ab.“ Jeder kommt aufgrund des Karmischen Gesetzes (Ursache und Bedingung) zu seiner Wahrheit, die ihm befreit oder nicht.

Über die Lagerung Pu Ers höre ich unterschiedliche Meinungen. Manche Teehändler in Taiwan lagern ihre Pu Ers in klimatisierten Räumen, wie in einem Weinkeller. Manche gar nicht. Was mein Lehrer macht, ist seinen alten Oolong einfach im einen gut gelüftetem Raum zu lagern (er ist ein bekannter Pu Er Gegener). Der Teebauer Zhu in Manzhou lagert seinen Gankou Cha in Keramik-Gefäss, wo meine Grossmutter einst ihren Tofus fermentieren liess. In Europa ist es trocken und „kühl“. Wie wird ein Pu Er in Europa alt werden und wie sieht seine Veränderung HIER aus, ist eigentlich das, was mich noch mehr interessiert.

Und von diesem Standpunkt aus könnten wir noch mehr weitergehen, Informationen festzustellen, wie es sein könnten, wenn er in einem feuchten Klima gelagert war.

Wie findest Du es, Jörg?  

Der Teeladen ist da! Teagschwendner in Zürich

Seit 5 Uhr bin ich wach, da Anna ihr EasyjetFlug nach Berlin hatte. Ziemlich bald darauf rief Schwesterchen an: „Du, faule Schwester, bist du noch nicht wach? Hast Du schon Dein Flug im Januar? Wir brauchen Dich dringend!“ Ja, ja, sie brauchen meine Stimme für die kommende Wahl, hat gestern mein Teelehrer mir schon gesagt. Nein, das Fliegen ist Januar ist untersagt. Aber der Flug in März muss sofort besorgt werden. Im Internet ist bereits alles ausgebucht, laut meinem Reisebüro gibt es nur noch C-Class möglich. Ich eilte in die Stadt.

Ich verstehe diese Welt wirklich nicht. Bin ich zu komisch oder die anderen? Für meine Reise im November sollte ich bereits jetzt ein Flug buchen. Für meine Reise im März, bekomme ich nichts mehr. Das Muss früher zu buchen bindet Kunden, die sich wiederum binden müssen, wohin und wann sie reisen. Wir werden immer unflexibeler, immer mehr unter den Zwängen und immer mehr unter den Klemmer. Andererseits verlangt unsere Wirtschaft, dass wir immer sportlicher, flexibler und beweglicher werden müssen, um den Arbeitsplatz zu sichern. Wir werden immer mehr wie Maschine, die nur funktionieren und laufen nach dem Gesetz, was uns vorgeschrieben ist. Ich verweigere dieses Spiel mitzumachen und lehne diesen Mechanismus ab. Wie kann ich jetzt wissen, wann ich im Nov. auf die Reise gehe? Soll ich besser pendeln können oder eine Versicherung kaufen? Ja, ja, ich sehe das Lächeln eines Versicherungskaufmanns. Sein Villa an der Goldküste haben wir eigentlich finanziert.

In der Stadt…

Trotz dem Jahreswechsel sahen Menschen hier nicht besonders glücklich aus. Alle schauten aneinander vorbei. Der Blickkontakte wurden extrem vermieden. Das ist ein Machtspiel zwischen den Menschen in dem urbanen Millieu, in dem man vergißt, einen normalen Kontakt zu erhalten. Man trägt das schöne Kleid und macht sich attaktiv, damit man Aufmerksamkeit erregt, aber den anderen Gegenüber ein Blick zu schenken, macht man es nicht. Man erwartet menschliche Kontakte und Wärme, aber als Erste tut man es nicht. Ich machte mit den Zürchern ein Spiel, das ich gerne in einer fremden Stadt mache. Lächelnd schaue ich den Menschen an und warte ab, was passiert. Keine Wirkung. Zürcher wollen meine Blume nicht. Sie möchten ihr Programm durchgeben, das aufgeblasene ICH auszuleben, bloss nicht einen Zufall einem Raum zu geben. Ein Lächeln ist für mich eine gute Tat, die anderen Menschen winzige schön Momente schenkt. In Berlin erhielt ich viele schöne „Blumen“ zurück, auf der Strasse und von Fremden. Einmal in Spanien wurde ich sogar von einem Polizist mit Rosen beglückt. Somit zeigt mir jede Stadt ihr Gesicht und ihre Würde.

Es ist schwer auf diesem Niveau zu bleiben und ich ging zum Lindenhof, wo ich sehr gerne verweile. Schnell frische Luft ein und ausatmen. Von dieser Höhe sieht man das Niederdorf in einem anderen verhältnis an, vertraut und nah; und auch das kleine Limmat, das dieser Stadt Anmut verleiht wirkt wie ein gewöhnlicher netter Fluss. Ohne diesen Ort wäre schwierig hier auszuhalten. Nach dem Reisebüro ging ich auf der Suche nach dem TEELADEN, den Dill’icious mir bereits verpetzte.

An der Pelikanstrasse wurde im November ein Teeladen von Teagschwender geöffnet. Der Laden liegt sehr zentral und ist deutlich zu sehen. Ein eindeutlicher Teeladen-Geruch grüßte mich herzlich. Personale sind sehr freundlich. Der Regal in klarer Linien. Der Tee ordentlich abgepackt und verspricht immer die gleiche exklusive Qualität! Was für ein Luxus in unserer Zeit, in der alles unsicher wird. Das Konzept und die Linie dieses Ladens antwortet auf die Erwartung von Gleichheit, Gleichmässigkeit und Kontinuität. Egal wo wir den Teagschwendner begegnen, könnten wir die gleichen Qualität, fast identische Sortiment und das gleiche Aussehen erwarten, wie das Macdonauld. Menschen erwaten das Gleiche, um die Energie für die Entscheidung zu ersparen, um die Unabhängigkeit zu sichern von der Schwankung der Natur. Man will alles unter den Kontrolle haben. Man will nichts anders haben, als das Gewöhnte, das Vertraute und das Organisierte. Andererseits vermisst man, das Aussergewöhnliche, das Zufällige und das Fremde. Das Exotische umzufunktionieren liefert die perfekte Therapie für die trostlosen urbanen Bevölkerung. Durch den Konsum vom Exotische bekommt man den Schein an Etwas teilnehmen zu dürfen, was man schon längst versperrt wurde – das Fremde und das Abenteur.

Mir gefielt der kleine aber klare Laden, dessen Teeraum im Februar eröffnet wird. Zur Degustation gab es Sencha Organic, Rooibush Vanille und noch einen Kräutertee. Ich trank den Sencha Organic, der nach Termosflasche schmeckt und leicht grün gefärbt war. Eine schöne blonde Zürcherin im Peltzmantel erzählte am Ladentisch, wie sehr sie das Vanille Geschmack am Tee schätzte, denn der Duft sich stets an ihr letzte Indienreise mit ihrem Ehegatte erinnert. War es Vanille oder Vanillin? Ein alter Herr mit französischem Akzent kam hinein. Er wollte unbedingt zum Teeraum, der erst im Feb. zu besichtigen wäre. Er insistierte und wurde laut. Die Verkäuferin bemüht sich noch freundlich zu bleiben. Der Herr liess sich nicht von der netten Freundlichkeit ablenken, er wollte in den Teeraum, der nur noch Mobiliar hat. Das brachte mich zum lachen. Denn solche Gestalt machen das Leben in dieser Stadt wieder erträglich und lebendig anstatt wie das Leben im sauberen Schaufenster. Die Passanten sahen mein Lachen und blickten gleich in die andere Seite der Strasse.

Die Lebenslage von alten Teebäume in Yunan

Zufällig entdeckte ich diese chinesische Seite, die die Lebenslage von alten Teebäume berichten. Solche alte Teebäume sind nun das absolute Hit des Pu Er Teemarktes. Aber wie sieht es eigentlich aus mit solchen Bäume?

Bedroht und Orchideen und andere Schmarozen-Pflanzen. Der Titel dieser Foto-Serie lautet: „Die weinenden alten Pu Er Bäume 哭泣的古茶树“.

der weinende alten teebaum

 

Darjeeling Makaibari Silver Tips

Vor Durst habe ich reichlich Sake getrunken;

    unter dem Krischbaum liegend –

Wundervolle Träume.                     Ryokan

Vor Durst trank ich den Darjeeling, anstatt Sake und erhielt dabei wundervolle Träume.

Darjeeling ist in diesem Blog ein Fremdwort. Nicht, dass ich etwas gegen den indischen Tee hätte, sondern weil ich bis jetzt keinen richtigen Darjeeling für mich fand. Dieser typische Darjeelinggeruch, der für mich eher eine erfolglose Fermentation bedeutet, stoßt mich eher ab. Das so genannte Frische erinnert mich nur an Heu.

Am letzten Tag im Jahr 2007 bevor ich weiter nach Bern reiste, besuchte ich Thomas in seinem verlassenen Teegärtli in Burgdorf. Er brachte mich zu dem Teegärtli, der seinen letzten Tag bereits hatte und leer verlassen aussah. „Überlege Dir Mal richtig, bevor Du einen Laden aufmachst! Du hast nur mit dem Früchtekunde zu tun und Deine Präsenz wird nicht belohnt. Aber Du wirst gebunden wie ein Hund an der Leine.“ Schwer und Wehmutig warnte er mir, als er das Licht im Teegärtli einschaltete.

Leere Dose, halbgefüllte Früchteteeflasche und einsame Teekanne standen noch auf dem Regal. Er erzählte mir, wie schwer es war, diesen Entschluss durchzusetzen. Ich sagte ihm, dass ich es verstehe, wie es ist, selber allein vor einem Projekt zu stehen. Aber, Tee bringt doch immer einen Energie-Wechsel, wenn wir mit Weggefährte zusammen trafen und eine Tasse teilen. Er seufzte, hier im Emmental ist er wohl ziemlich allein und einsam. 

Trotz allem, für diese Stunde, in dem wir uns trafen, möchte er in diesem Teegärtli noch eine gute Tasse Tee für mich zubereiten. Eine Tasse Silver Tips aus Makaibari Garten! Ein Darjeeling… Eigentlich lieber nicht. Aber ich sagte nichts. Wer weiss, warum gerade jetzt eine Tasse Darjeeling, dachte ich. Ich folgte dem kosmischen Regal und liess den Tee geschehen.

Doch ein Wolke stieg. Ich sah dem Jungle. Noch keine Blume, noch keine Früchte. Nur der frische Wind aus dem Nebel im Jungle. Die Tasse gold, die Farbe Sunshine und der Geschmack geschmeidig wie Seide. Was für eine schöne Überraschung am Ende 2007! Ich spürte eine tiefe Dankbarkeit. Als die Tasse leicht erkaltete, duftet es nach Blumenwiese. Was für einen Traum? Bin ich in dem Traum oder der Traum in mir?

DarjeelingJungle von dem Makaibari Teegarten

Thomas gab mir eine Tüte von diesem zauberhaften Darjeeling. Dieser Tee hat meine Vorstellung von Darjeeling grundlegend verändert! Wie ein Frosch im Brunnen, der endlich die anderen Teile des Himmels außerhalb dem Brunnen gesehen hat, sprang ich weiter zu meiner nächsten Station. Glücklich, unbeschwert und aufgeklärt.

Nachtrag: Thomas Grimm beschäftigt sich weiter mit dem Tee. Man kann mittels Internetseite seine Tees bestellen oder mit ihm kontaktieren. So ein kreativer Mensch wie er, ist eher ein Tee-Designer als ein Tee-Verkäufer. Ich hoffe, dass wir in Europa so ein Tee-Talent nicht aus unseren Augen verlieren!