„Sie saßen und tranken am Theetisch,
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.“
Heinrich Heine schrieb dieses Gedicht „Der Theetisch“ im frühen 19. Jahrhundert. Der Dichter saß wohl distanziert am Rande des Theetisches und beobachte, wie Flirt und Äuglein hin und her ausgetauscht wurden.
Als die feine Gesellschaft im Jahr 1822 ihre Gefühle und Selbstdarstellung am Teetisch und in Teetassen ausleben konnten, befand sich der Versuch des Teebaus in Assam gerade am Anfang.
Im Jahr 1824 marschierten englische Soldaten nach Assam. Sie ritten auf den Elefanten und übernahm die Macht über dieses Gebiet aus den Händen von Burma. Der englische Beamte David Scott, der englische Herrschaft präsentierte, versicherte den gescheiterten und eroberten Burmanässe, dass er und seine Soldaten nicht wegen Habgier hier kamen, sondern, um England zu verteidigen, so dass englische Feinde keine Möglichkeiten besaßen, England anzugreifen. Nur paar Jahre dauerte es bis der erste Assamtee auf den Markt gab. 1937 war es so weit.
Niemand hat Menschen in Assam gefragt, obwohl sie sich auch nie dagegen gewehrt haben, wie Wälder sich verschwanden und Teepflanzen die Erde eroberten. Sie lehnten nur ab, in dem Teegarten zu arbeiten. Dass ihre Frauen unter dem starken Sonnestrahl arbeiten und wenig dafür bezahlt werden liessen, war unvorstellbar. Die Einheimischen wurden deswegen von der englischen Herrschaft als Opiumsüchtige und faule Sacke vorgeworfen. Gastarbeiter bzw. Sklaven zu importieren war die einzige Lösung für „The Assam Company“. Chinese aus Batavia und Singapur wurden importiert, die später festgestellt wurden, dass ihre Arbeitsethik der englischen Herrschaft nicht entsprach und wohl keine Ahnung hatten, was Tee ist. Außerdem gab es genügend arme Bauer in Indien. Arme Bauer von Nachbarprovinzen werden eingeführt. Solche Arbeiter verstanden nicht, was in einem englischen Arbeitsvertrag stand und starben meistens bereits auf dem Transportweg. Die Lebenslage und Bedingungen, die Arbeiter (Kuli) im Teegarten regelten und einschränkten, waren verheerend. Ein damaliger englischer Spruch, um Kinder zu Ruhe zu bringen lautete: „Sei brav! Ansonsten kommen die Coolie Catcher und bringen dich nach Assam!“
Tee, das grüne Gold, trieb Europäer mit dem Schiff nach Asien und hält die Arbeiter und das Bürgertum in Europa fit und vernünftig. Dieses Gold wird von Schweiß und Finger der indischen Frauen unter dem starken Sonnestrahl gepflückt und hergestellt. Täglich arbeiteten sie über 10 Stunden, jede Stunde 3000 Tipps – 50 Tipps/Min. Sie waren Roberten und Schöpfer des Reichtums der imperialen Macht. Gleichzeitig benötigten englische Arbeiter in England den Tee, um sich warm zu halten, fit in der Fabrikarbeit zu bleiben und seine Arbeitskräfte aufrechtzuerhalten. Alle dienten den Kapitalismus und die Ehre des Königsreichs! Eine Tasse von billigeren Assamtee ermöglichte englische Arbeiter noch mehr und effizienter zu schaffen. Das bedeutet ebenfalls, die Coolies in Assam noch billiger bezahlt werden und noch mehr arbeiten mussten. Eine Tatsache der Wechselwirkung zwischen Blut und Gewinn. Der amerikanische Anthropologe Sidney Mintz (Autor von „Sweetness and Power“, 1985) erkannte diese Ambivalenz: “ als der englische Arbeit die erste Tasse Tee mit Zucker trank, geschah ein entscheidendes historisches Ereignis. Es prophezeit eine dramatische Veränderung, die die Wirtschaft und die Gesellschaft endgültig umwälzt.“
Alan Macfarlane und seine Mutter Iris Macfarlane beschrieb den ganzen Prozess des Assam Tee Empire. Mitfühlend und wehmutig erinnerte sich Iris Macfarlane an ihr Leben als Ehefrau eines früheren Teegarten-Verwalters und ihren gescheiterten Versuch, das Leben des Plantagearbeiters zu verbessern. Ihr Sohn ging auf die Spuren der historischen Entwicklung und Zusammenhänge, um uns ein ganzheitliches Bild über das Geschehen und die Geschichte des Tees zu vermitteln. Tee ist ein Träger der menschlichen Zivilisation, ein Ferment der kulturellen Entwicklung! Ohne Tee wäre die Kulturgeschichte zwischen Orient und Okzident ganz anders geschrieben. Ohne Tee wäre das Industriezeitalter, in dem Menschen ständig unter Zeitdruck stehenund Kopfarbeit benötigen, unerträglich.
All diese Entwicklung und Errungenschaft waren auf die Kosten des Anderen, darunter die Coolies in Assam. Macfarlane widmen ihr Buch „Green Gold“ den Menschen:
„To the people who will never read this book,
the labourers of Assam.“
Green Gold :
The Empire of Tea
by Alan Macfarlane and Iris Macfarlane
Ebury Press 2003
320 pages hardback
price: £12.99
ISBN: 0091883091