Ich kenne ihn seit mehr als zwei Jahrzehnten. Alles schien wie erst gestern.
Meister Hsu ist inzwischen über siebzig und empfängt bald die höchste Auszeichnung von Taiwaner Kultur Ministerium. Zu mir ist er immer noch gleich. Lustig, bodenständig und teile gerne sein Wissen.
Er erklärte mir wie er unter Praxis von alten Glasur um Kunstwerke wiederzugeben. Für ihn ist der erste Schritt zu verstehen, was für Tonerde damals verwendet wird. In Ming Dynastie zum Beispiel war die Porzellan Erde nicht zu rein und sauber. So muss auch die moderne Nachahmung so sein, um die Ausstrahlung des Werkes wiederzugeben! Er erklärt mir auch den Unterschied zwischen Celadon und Jun Glasur.
Ein Geschenk von chinesischen Celadon Meister an Hsu
Wir unterhielten uns auch über die modernen chinesischen Keramik Entwicklungen. Er sagte, dass es ähnliche Probleme mit den Nachwuchs gibt wie überall. Die sogenannten chinesischen Kultur Erbe- Inhaber arbeitet einerseits kommerziell – was nicht vorzuwerfen ist, andererseits eher einseitig. Celadon Meister brennen nur Celadon. Wenn sie zu ihm zu Besuch kommen, sind sehr überrascht dass Hsu so vielseitig arbeitet.
Die Zeit ist immer zu kurz. Er beschwerte sich dass ich keine Zeit für ihn nehme. Er fragte mich wie es allen Europäer gehen, die mit mir ihn besucht haben. Er würde sich freuen, solang er noch lebt, mit meinen Teefreuden durch die Welt der Keramik zu führen!
Ich sicherte paar Kunstwerke- ich weiß dass es bald nicht mehr gibt. Ein Glückfall für mich! Ich sah die Kanne mit Henkel die ich noch nie bei ihm gesehen habe! Und die dünne Schale! Die wiedergebene Schätze von Palast Museum – das hat er vor 40 Jahre für das Museum gemacht hat.
Von ihm per Hand bemaltHautdünne Schale
Die Zeit ist zu kurz. Wir müssen die Chance ergreifen, gemeinsam paar Schritte weiterzugehen! Mögen alle Menschen Möglichkeiten haben, die Schönheit im Leben zu sehen, zu leben und zu gestalten!
Im Neujahr möchte ich mit diesem Podcast als den ersten Beitrag bloggen. ein Interview mit Anselm Grün. Ein Benediktiner, der mit Geld umgehen kann, es als Energie zum Beitrag der Veränderung der Welt sieht und Menschen mit Hoffnung begegnen möchte. Es hat mich sehr inspiriert. Hoffentlich springt die Funken auch über die Zeilen!
Wir erlebten zwischen Mitte März und Mitte Mai 2020 einen sogenannten Lockdown in der Schweiz und in Europa. In dieser ausserordentlichen Zeit schien alles stehengeblieben zu sein. Alle Bewegungen und Kontakte sollen vermieden werden. Der Lockdown wurde als «wirtschaftlicher Stilstand» bezeichnet.
Während diesem «Stillstand» ging ich häufig spazieren, was ich gewöhnlich nicht machen würde, weil ich im Shui Tang stehen muss. Im Freien beobachtete ich wie die der Frühling näher schritt. Die Insekten flogen, die Vögel zwitscherten und die Bienen arbeiteten. Die Bäume sprossen, die Blumen blühten und die Gräser wuchsen. Wohin ich sah, war kein Stillstand. Alles entfaltete sich zur rechten Zeit und am rechten Ort! Den Stillstand gab es nur in Medien, in unseren Vorstellungen und im Cyberspace!
Nun sieht die Welt anders aus. Nach zwei Jahren Pandemie wollen alle Menschen das gewöhnte Leben zurück und leben wie gewöhnt den gleichen Lebensstil weiter.
Ist alles wieder so wie vor der Pandemie?
Oder?
Wenn man das Lockdown als Stilstand betrachten, ist das Leben im Jahr 2022 wie eine Fortsetzung. Aber war es ein Stilstand? Oder war es ein Übergang, ein Tunnel? Eine Brücke? Es sollte keine Fortsetzung sein, sondern einen Neuanfang oder gar eine Neugeburt?
Für mich schenkte mir die Pandemie und damit verbundene «Lockdown» eine Möglichkeit, in der meine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, aber meine Seele einen Raum bekam, nur zu „sein“.
Durch die Langsamkeit konnte man reflektieren, was die schnelle Bewegung mit einem macht, während die alltägliche Arbeit einen beansprucht. Der Kopf war so voll, dass man nur auf andere Menschen und Ereignisse ab-reagieren konnte. Das Nur-Abreagieren-Können auf die Aussenwelt belastet die Entwicklung des Ich. Der vollgestopfte Kopf und müde Körper konnte nichts Neues aufnehmen und über sich selbst Gedanke machen. Emotion steigt auf und schwemmt durch den Alltag.
Diese letzten zwei Jahren war für mich wie ein Tunnel, wo ich in der Dunkelheit Schritt für Schritt ein neues Compass für meine Seele wiederfinde, und Ballast abwerfen konnte. Mit dem langsam entleerten Rucksack konnte ich lernen, die Welt neu zu betrachten und mit leisen Schritten in die Zukunft zu gehen.
Vor zwei Jahren hatte ich die Idee, einen besonderen Tee produzieren zu lassen für diese ausserordentliche Geschichte im Leben der Menschen. Eine Pest, die die moderne hochtechnische Gesellschaft zum vermeintlichen Stillstand bringt, sollte in Erinnerung bleiben: Als Warnzeichen, um uns daran zu erinnern, dass nichts unverwundbar ist. Als Hilfe, um zu realisieren, dass wir Lebewesen sind, nicht Gott. Als Chance, zu begreifen, dass Verzicht eine Chance ist, um weiterzukommen. Nach zwei Jahren möchte ich diese Idee neu beleben, den gleichen Tee aus dem gleichen Ort produzieren zu lassen. Ein späterer Jahrgang von Daxueshan Yesheng Gushu Puer könnte uns wieder den erwarteten Geschmack schenken oder eher eine Überraschung, weil die Natur nie auf Menschen wartet? Die Natur hat seine eigene Uhr.
Pfirsichblüte und Pfirsichbaum sind kulturelle Symbole der chinesischen Kultur. Die Pfirsichblüte bedeutet Eros – ein Aspekt von einer Verbindung zu anderen Menschen. Dass Pfirsichblüte vereinzelt blühen, anstatt in Zweigen voller Blütenbündeln, wie zum Beispiel Kirschblüten oder Aprikosenblüten, signalisiert die Unabhängigkeit und Individualität, eine freie Verbindung zwischen Menschen, in der Respekt und Freiheit im Vordergrund stehen. In Shi-Jing (11. Jh.-6. Jh. v. Chr.) sang man vor 3’000 Jahren Lieder über Pfirsichblüten für die geliebten Personen. Und in «The Peach Blossom Spring» erzählte Dichter Tao Yuanming eine Utopie, und der Pfirsichblütenwald ist im Taoismus ein Symbol von einem Ort, wo aufrichtige Energie weilt und der Teufel vertrieben werden kann. Darum wird Pfirsichholz für taoistische Ritual verwendet: um die höchste Kraft der Erde zu symbolisieren. Pfisichblüten sind ausserordentliche Blumen.
Simon Trüb nahm den Auftrag wieder an und gestaltete ein facettenreiches Bild. Ein blühender Pfirsichzweig wird von Raupen besucht, die nichts Anderes machen als sich zu «entwickeln»! Während der Zeit, als verschiedene konkurrierende Narrative in der menschlichen Welt gegeneinander streiten, arbeitet die Natur weiter. Aus den Raupen werden Schmetterlinge entstehen! Und in diesem idyllischen Bild gibt es doch eine verwelkte Blüte, deren Blütenblätter zerfallen in der Luft. Ein Corona-Virus wird sichtbar. Raupen, Blütenblätter und Viren gehören zur Natur. Die Schmetterlinge verkünden die lebensfreudige Zukunft. Ein Tanz mit dem Wind im Blütenmeer.
Daxueshan Yesheng Gushu Pu Er ist ein Pu Er Tee, dessen Bäume auf einer Höhe von über 3’000 Metern über dem Meerespiegel wachsen, und die über 300 Jahre alt sind. Diese Pflanzen sind nicht kultiviert, sie sind genetisch «wild» – sie gehören nicht zu herkömmlichen Camelia Sinensis Assamica. Diesen Tee kann man jetzt trinken. Man kann ihn jedoch auch gemäss der chinesischen Tradition lagern. Während der Reifung befindet sich der Tee wie in einem Tunnel. Er tut nichts als nur sich zu entwickeln. Nach der Reifung offenbart er einen neuen, vorher nicht entdeckten Aspekt des Tees – wie eine vermeintliche Krise oder das Ich mit Distanz zu lesen.
Seit paar Wochen üben wir fleißig Gongfu Cha für das Konzert am 19.03.2023!
Viele kreative ästhetische Teetische sind bereits zu sehen!
Leo sagte, Frieden sei wie in dunklem Ozean, das Herz wird gesteuert an eine Funken, die fest an Frieden glaubt. Man muss durch Wellen und Winde durch… wie ein Schiff.Von Sabines Teetisch sehe ich ein Reichtum von Diversität! Dieses Reichtum in dem schönen Teegarten sichert den Frieden, auch wenn die Wahrheiten oder Fakten überlappen und Teilnehmer unterschiedlich sind. Klares ruhiges Atmosphäre versetzt uns zum wahren Glück.Javorkas Angebot für den Frieden. Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Ansichten werden eingeladen zwischen Himmel und Erde. Am Berg und am See trinken wir eine Schale Tee, nur für den Tee. Ohne Kalkül ohne Fokussierung kehrt der Frieden von sich alleine zurück!
Als ich im Sommer Yu besuchte, entdeckte ich sein neues Teatoy für seinen Puer Tee. Er behauptet, dass es ein tolles Spielzeug für die Aufbewahrung des Tees. Ich beauftragte einem Schreiner für Shui Tang welches zu produzieren.
Aus Wutong HolzPasst wunderbar für eine 200g Corona Edition II 2022Für den Bingdao Gushu 2010 400g klappt es ebenfalls.
Woher kommt dieses Holz? Man nennt Wutong Baum als der chinesischer Sonnenschirmbaum, oder Parasolbaum. Ein Baum in der Familie der Malvengewächse aus der Unterfamilie der Sterkuliengewächse aus dem südlichen China, Taiwan, Japan und Vietnam.
Im Europa dient er als Parkbaum. In der chinesischen Kultur ist dieser Baum von Poesie und Tradition beladen. Er sei das beste Material für das chinesische Musik-Instrument. Und ideales Material für Särge.
In Han-Dynastie 漢朝 wurde er bereits beim kaisierlichen Palast angepflanzt. Es wurde erzählt, dass Phönix nur auf diese Bäume verweilen würden. Ein Baum mit einer sensiblen Seele, die den Jahreszeit-Wechsel vorzeitig ahnt und den Dichter inspiriert. „Fallende Blätter von Wutong – wehen im Hier und Jetzt, flimmert in der ganzen Welt – das herbstlichen Licht.“ (梧桐一葉落,天下皆知秋) Oder ein Baum, der beseelt wird, dass man den Regen wie Tränen beschreibt und auf die grossen Blätter im Regen projiziert: “ In der Nacht regnet es ununterbrochen über den Wutong-Baum. Die Blätter erwidern den Regen mit Klänge und Töne, als ob es ein traurige Abschied stattfindet.“ (梧桐葉上三更雨,葉葉聲聲是別離。)
Zhuanzi 莊子, der taoistische Philosoph bezeichnete sich als ein Phönix, der nach seinem Wutong Baum suchte. Somit erklärte er seinem möglichen Rivalen, dass er die Position des Rivalen nicht einnehmen würde. Ein Phönix sucht nach „seinen Baum“, während ein guter Puer sein Zuhause sucht. Hoffentlich ist der Wutong-Schachtel ein gutes Zuhause für meinen Tee!
Wie beschreibt man einen Felsentee? Oder wieso wird dieser Tee seit paar Jahrhunderten so verehrt?
Yancha ist bekannt, zuerst durch Spiel von taoistischen Einsiedler. Sie suchen neueTeepflanzen in den Bergen und züchten selbst. Aus der Ernte veranstalten sie Wettbewerb. Sie nannten es Dou-Cha. Das ist wohl auch der Grund warum es so viele interessante unterschiedliche Kultivaren gibt. Rougui ist seit mehr als Hundertjahren bekannt. Ende des 20. Jahrhundert gehört er zu den bekanntesten Yancha-Kultivar. Manche Rougui haben den aromatischen Guaven Note aus dem Wildwuchs. Manche duften nach Steinfrucht und Blütenhonig. Natürlich haben sie alle den typischen Zimtrinde Duft. Er ist nicht ein zurückhaltender Tee.
Aber was ist mit den Steinnoten? Wie schmeckt ein Felsen? Glaubst Du wirklich, dass die Felsen tatsächlich die Geschmäcke des Tees beeinflusst?
Oh, ja. Bevor ich diese Niulankeng (Rinderstall – Rindfleisch nennt man diesen Tee in China) und Matouyan (Pferdekopf – Pferde Fleisch nennt man diesen Tee in China) kannte, konnte ich diese Frage nicht beantworten. Aber nun stelle ich fest, dass der Standort den Tee prägt! Und diese Erfahrung mit dem Felsen…
Als ich den Tee trank, dachte ich ein Felsen in mir zu spüren. Oder besser gesagt, wie ein Felsen oder eine Säule… Ja, wie das Eintreten in den Patheonon Tempel. Die alte Säule stehen auf den Sockel und überstehen Kriege und Seuche. Sie sind älter als ich. Mein sterblicher Körper trat in eine zeitlosen Sphäre ein, beschützt von den Säulen, übertritt in eine farblose Welt. Nur Stille und Schwerlosigkeit. Die Zeit verliert Bedeutung. Mein Leben gleicht wie ein Feder, so leicht, dass es in der Luft schwebt. Nur das Bewusstsein vom Hier und Jetzt ist real. ICH BIN DA und ich bin ein Teil von EUCH.
Vielleicht war der Yancha das Fahrzeug für die taoistischen Einsiedler. Ein Fahrzeug ins Niemandsland.
Manche chinesische Teeliebhaber beschrieb Rougui aus Niulankeng weiblicher als der Rougui von Matouyan. Ich kann es nicht gut nachvollziehen. Für mich hat der Rougui aus Niulankeng noch mehr von einem buddhistischen Tempel. Er versetzt mich nach Nanzenji! Nanzenji in Kyoto hat am Eingang starken alten Rotzypressen- Säule aus den Bergen Taiwans. Die Atmosphäre bringt einen zu schweigen. Demut und Frieden kehren zurück. Der Mensch wird geerdet und wunschlos. Die Zeit vergeht ohne Wille. Der Wind bringt keine Blätter zu fallen. Rougui Niulankeng schmeckt härter, deutlicher und strenger, während das Bewusstsein in uns wacher, frischer und ruhiger! Ich greife ihn weniger gerne als den von Matouyan, habe ein grosses Respekt vor diesem Tee!
Der Ortsname Bingdao bedeutet auf der Sprache vom einheimischen Dai-Volk «Der Ort von Bambuszaun» Man kann sich vorstellen, dass dort grosse Familie und Grundbesitzer lebten.
Bingdao liegt im Norden Mengku und liegt über 1750 Meter über den Meeresspiegel. Die Teepflanzen sind bis zum 500 Jahre alt und gehört zu Mengku Daye Zhong Varietät. Die Höhe des Teepflanzens könnte bis zum 30 Meter hoch. Seine Geschichte ist schriftlich bis Ming Dynastie (15. Jahrhundert) zurückzuführen.
Bingdao ist berühmt durch die koreanischen Teehändler. Der Geschmack des koreanischen Teeliebhaber orientiert sich an Grüntee und schätzt das Süsse und das Liebliche von Bingdao. Die Teehändler zelteten sogar unter den zu pflückenden Teebäumen, um Authentizität zu sichern. Ähnlich verhält sich unser Teefreund Yu, Jinsung, der bis zum Tee pressen Schritt für Schritt mit verfolgt. Nur so können wir die Qualität garantieren!
Yu wählte besondere ältere Bäume aus, lässt den Tee nach traditionellem Vorbild ohne Elektrizität und per Hand produziert werden, und unter der Sonne schonend getrocknet.
Prächtiger Teebaum von Bingdao
Im Sommer bekam ich ein Angebot von einem Sammler, der seine von Yu produzierten Bingdao 2010 verkaufen wollte. Auch wenn solche Kostbarkeit sehr kapitalbindend ist, zögerte ich mich, ihn zu erwerben! „Hast Du nicht genug Tee?“ Vielleicht fragen manche Leute solche Dinge. Für sie ist der Tee ein Getränk. Für mich ist dieser Tee ein Dokument. Ich hoffe, dass junge Teeliebhaber Möglichkeiten haben, solche gut produzierten Tee verkosten zu können!
Kurz vor meinen Herbst Ferien kam das Paket und ich habe eine flüchtige Degustation gemacht. Damals schmeckte er noch verschlafen. Aber ich ahnte die Tiefe und Breite des Tees und das Süsse dieses Tees machte mir einen grossen Eindruck!
Wie schmeckt so ein gelagerter Bingdao Gushu 2010?
Heute schrieb mir Simon, „Ich bin so dankbar, dass ich solche Kostbarkeiten erleben darf. So süss! Das ist nur der erste Aufguss! Ich bekomme Lust auf Maroni Panettone! “ Paar Minuten später, er schrieb, „Der zweite Aufguss ist noch viel besser, ich könnte weinen! Jetzt noch schöne Früchte, Pfirsich und Balsam im Gaumen.“ Jawohl, ein echtes Panettone mit kandierten Früchten! Ein Trost in der dunklen Jahreszeit!
Als ich in Poschiavo den Kastanienkuchen von Bordoni verkostete, dachte ich sofort an dem vollmundigen Geschmack des Bingdaos! Der Biss tröstete meine schmerzende Beinen. Der aromatische Geschmack stärkte meine müde Seele. Und der Bingdao gleicht diese Kostbarkeit. Er wärmt, stärkt und tröstet. Ein Lebenselixier!
Ins Tal und auf den Gipfel gehören zu zwei wichtigsten Tätigkeit des Wanderns. Nach dem atemberaubenden Landschaft und aufregender Fahrerfahrung mit Bernina Express spazierten wir aus der Passhöhe zu dem Gletscher-Garten Cavaglia. Der Weg war angenehm zu begehen und uns wurde begleitet von prächtigen Bergenmassiven. In meinen Kopf kommen nur alte chinesischen Poesie aus dem 5. Jahrhundert, als die Menschen die männlichen Götter verehrten und lobten. Prächtiger Gestalt voller Geschmack! Die Pflanzenvielfalt ist mir bekannt. Überall wachsen Wachholder. Neben Wachholder findet an Alpenrosen. Bei Alpenrosen findet man Heidelbeeren! Es ist Landschaft der Geschmäcke. Der harzige Duft passt gut als Räucherung des männlichen Göttes. Alpenrosen Honig zergeht im Mund aromatisch und schwebt in einer Leichtigkeit. Und die wilde Heidelbeeren schenkt den Gaumen intensiven fruchtige Note und vielschichtige Süsse und Säure!
Was mich am meisten berührt, ist die Gletschergarten. Dort erfahre ich die schönsten Linien des Lebens ist von Natur geformt, anstatt aus den menschlichen Händen! Die Kraft der Natur bringt einem einfachen Brocken von Gestein zu einem erkennbaren Gestalt. Ein Stein bekommt ein Gesicht, ein Fluss erhält seinen Charakter und eine Welt ist voller Wunder. „Der Stein kommt aus dem heiteren Himmel“ – man beschrieb einen von Natur geschliffen und geriebenen Stein gerne mit so einem Satz in der alten chinesischen Poesie. Aus irgendwo gekommen und plötzlich steht es vor unseren Augen, als ob es ein Gottesbotschafter sein müsste! Es muss göttlich sein! Er ist ein Gott. Kein Mensch könnte ihn gestalten. Er ist so schön, dass es aus göttlicher Hand kommen müsste!
Gletscher Garten bei Cavaglia楊康 太湖石 Taihu Shi von Yang Kang
Ich muss mit meinen Künstlern hier her kommen! Die besten Meister liegen hier!
Mein Onkel sammelt hässliche Naturstein. Eine alte Kult der chinesischen Kultur. Als Kind verstand ich es nicht und fragte meinen Grossvater, warum man solche hässliche Dinge bei uns ausstellen wollte. Er sagte mir, „Menglin, Deine Augen sehen noch keine schöne Dinge. Du muss lernen, Schönheit zu erkennen.“ Schönheit aus der Natur zu erkennen und ins Leben zu bringen? Darum gibt es diese spezielle Form von Yixing Kanne „太湖石 Taihu Shi“. Darum gibt es diese besondere Architektur Ästhetik Taihu Shi in den Garten einzubetten? Ein Stein, das länger lebt als die Menschen. Wenn das Eis weg ist, wenn das Leben vielleicht auch verschwindet, wird der Stein immer noch „leben“. Es lebt, weil es keine Gefühle empfindet.
Wir leben weil wir etwas empfinden. Weil wir etwas empfinden, erfahren wir was Schönheit ist. Durch die ästhetische Erfahrung können wir die Berührung zur Kraft verwandeln, die Liebe zur Inspiration transformieren. Somit erhalten wir die Energie für die kreative Arbeit. Und die Schönheit wird hervorgebracht.
Das hat nichts mehr mit Besitztümer zu tun. Sondern ein Meilenstein des Lebens.
Wenn man nur an die Summe von Teekannen denkt. Kann man natürlich nicht verstehen, warum man Teekanne sammelt. Wenn man nur an das Besitz denkt, ist es relativ egal, was für eine Yixing Kanne man hat. Hauptsache eine. Solche Vorstellung von Haben und Besitzen machen einen blind vor Schönheit einer alten Kunst. Eine Yixing Kanne von Künstler ist nicht schön, weil sie aus gutem Material kommt, sondern aus einer Seele, die stets nach Entwicklung und Suche nach Schönheit strebt. Diese Wille weiter kommen zu wollen, mit sich selbst und mit der Kunst, macht einem Künstler und seinen Werken zu einem zarten Gewebe. Jedes Werk bildet eine Knote und jedes Erlebnis und jede Erfahrung verbinden sich wie Fäden aneinander. Das Gewebe bildet eine eigene Welt, eine ästhetische Welt. Solche ästhetische Erfahrung kann eine Kopie oder Nachahmung gar nicht erzeugen!
Als ein Vermittler wie ich hat die Aufgabe, zu erkennen, was ist das Originale und was ist ein Fake. Was ist aus der tiefen kreativen Quelle und was ist einfach eine Geschichte um zu verkaufen? Diese Augen – wie mein Grossvater einst formulierte, zu kultivieren und pflegen ist meine Verantwortung und eine Chance für mein Leben. Das Leben folgt einer Strömung aus nichts, die schiebt mich, drängt mich und reibt mich an die Ecke, an die Wand und zur Öffnung. Auch ich werde geformt zu einem einzigartigen Gestalt wie Du und sie. Das Wasser fliesst, wir reisen mit ihm weiter.
Die Natur für mich gehört zum finsteren unsicheren unzähmbaren Teil des Lebens. Vor ihr habe ich ein grosses Respekt und eine gespannte Beziehung.
Für meisten Menschen bedeutet die Landschaft in der Schweiz die schöne Postkarte. Im Vergleich mit dem wechselbaren gefährlichen Gebirge Taiwans ist die Alpinen Welt eher sicher, nahbar und zugänglich. Hier gibt es keine Tabuzonen und viele Luxus-Wellness-Oasen. Geld, Genuss und Verschwendung existieren neben dem harten Bauerleben in den Bergen. Ein Chalet in den Bergen zu besitzen ist oft ein Traum hier. Aber nicht meins.
Die meisten Eisenbahn Fans wissen von Bernina Express. Aber wie viele wissen, dass diese Bahn in Italien endet? Hier in der Schweiz gehört die Destination der Wanderung oder Ferien auch ein bisschen zum Zeichen der sozialen Zugehörigkeit. Mit diesem lebendigen UNESCO Erbe in ein sehr lebendiges Dorf zu fahren und dort paar Tage zu verweilen ist ein Zufall.
Poschiavo ist lebendig. Ich meine, dass dieses Dortleben wie ein per Hand gewobenes Tuch bedeutet. Längsfäden und Querfäden werden zu einem Gewebe kreuzweise verbunden. Ineinander, zueinander und untereinander. Abhängig, gegenseitig und überlappt. Das ist kein Dorf wie viele schöne Dörfer, die nach dem stürmischen Touristenbesuch wieder zum Winterschlaf einschläft. Ein Dort, das bewusst ist, seine traditionelle Handwerk noch fördert und pflegt. Ich lerne hier die Webkunst der Schweiz kennen. In jedem starken Schlag der Weberin sehe ich die handwerkliche Fertigkeit und den körperlichen Einsatz. In dem Muster des Gewebes lerne ich Geschichte und Bilder eines altes Landes. Marie erzählte mir, wie traurig eine alte Weberin war, als sie klagte, dass Menschen heute vieles besitzen, aber kein Bewusstsein haben, von Handwerkkunst und Tradition.
Eine Tradition zu fördern ist teuer. Wenn Menschen nichts haben, können sie nicht an das denken. Aber viele von uns heute? Ich kaufte viele Tücher. Ich möchte meinen Leute hier und in Taiwan mit dieser alte Kunst beglücken. Dabei sähe ich Samen im Herzen von Menschen, die vielleicht einmal mit anderen Augen die Schönheit sehen, nicht als Besitztum, sondern als Aufgabe eines Einzelnen, Kultur weiter zu tragen und zu fördern. Ich hoffe, unsere Kinder können eines Tages noch die Schönheit des per Hand gewobenes Gewebe berühren!
Menschliche Beziehung ist wie ein Gewebe. Die Welt zu sehen ist wie eine Weberin, die zusammenhanglose Faden ineinander zu verbinden, anstatt wie ein Helikopter. Das Essen in Poschiavo funktioniert ebenfalls. Hier gehören die Nüsse zu einheimischen Honig. Der Buchweizennudel zu einheimischen Käse. Das Anis-Brot – Brot ist nie mein Nahrungsmittel, hat mich überzeugt. Ich esse es jeden Tag von verschiedenen Orten. Meine Gaumen testen die verschiedenen Textur und meine Nase riechen verschiedene Rezeptur des Bäckers. Was für ein Genuss! Sogar der Buchweizennudel Gericht hat mich glücklich gemacht. Zarte Nudel mit Biss – ja, es geht! Käse-Sosse mit Leichtigkeit – ja, es ist! Drei Tage lang hintereinander Wild essen? Ja, es schmeckt super!
Mit der Eisenbahn nach Tirano gibt mir das Gefühl wie vor 100 Jahren aus den Bündner Bergen nach Italien, nach Mailand! Der Zug fährt wirklich durch die Stadt und an der grossen Kirche vorbei wie ein Tram! Tirano sei hässlich und nur für einen schnellen Kaffee. In meinen Augen ist das Städtchen intakt, lebendig und interessant. Ich sah viele herrschaftliches Häuser und Gebäude. Als ich das Palazzo von Salis und dachte, dass ich den Name doch einmal in Bregaglia gesehen habe.
Palazzo Salis
Tatsächlich gehören die beiden Palazzo zu gleichen Clan. Das adelige Geschlecht Salis stammt aus drei Bünde. Das Clan ist tief in die Geschichte der Regionen verbunden. Sie haben mehrere Abzweigungen, verschiedene Linien, die nach Deutschland, nach England, in der Schweiz und in Italien führen. Sie führen Kriege, bieten Schutz, treiben Handel. Sie verteidigen die Grenze, verschieben sie und definieren sie neu. Die nationale Grenze der Nationalstaaten ist nicht von Natur geformt, sondern von Menschen geschrieben. Und Poschiavo ist eine Knote dieses geschichtlichen Gewebe, fest und unverwechselbar. Viele südliche schweizer Regionen bieten ein Fenster zu anderer Welt und ist selbst eine eigene Welt in der Schweiz: offen, fremd und vielfältig. Ich atme den frischen Wind ein, der ins Herzen weht. Ich weiss, dass ich selbst auch eine Knote in einem zarten Gewebe bin, nicht isoliert, sondern eingebettet in einer stets neu zu erkundenden Welt!