Ich war sehr nervös. So nervös, dass ich nach diesem Vortrag verschnupft wurde.
Am Montag staunte ich in dem Raum vor der regen Teilnahmer an unserer Tee-Triologie. Ursprünglich sollte doch nur 12 Anwesenden sein. Das Vortragssaal war voll! Kaum Stuhl war frei.
Ach, was machen die Leute bloss hier? Ist Tee tatsächlich trend geworden?
Meine akademische Sprache ist nicht mehr so gut wie vor drei Jahren. Ich bemühte mich, die Kulturgeschichte des Tees so vielschichtig erzählen zu lassen. Aber eigentlich hat es mir der letzte Teil am besten gefallen, als ich mit Frage konfrontiert wurde.
Ich wurde gefragt, was man eigentlich vom einen Teelehrer lernt?
Meine Augen wurden feucht. Ich erinnere, was Atong mir vor meiner Abreise sagte, „Menglin, Du kannst Menschen und Tees nie von einem jetzigen Zeitpunkt beurteilen…“
Was habe ich von einem Teelehrer gelernt? Ich erinnere mich, wie ich anfing, nach einem Lehrer zu suchen. Überhaupt spürte ich in mir ein Drang nach einem Lehrer zu suchen, denn ich wußte, mein Wissen basiert bloss auf Literatur und Geschwätz. Ich brauche einen Spiegel, ich will korrigiert werden. Ich will weiter kommen – mit Tee.
Durch Landschaft der Scharlatanen begegne ich viel Möchte-Gerne-Menschen, die versuchen mich einzubinden. Sie gab mir kein Werkzeugt, weil sie meine Autorität bleiben wollen. Diese Abhängigkeit ist für mich kein Weg. Ich will Freiheit, will nicht manipuliert werden. Ich möchte selbst Tee erfahren, und nicht nur wissen, dass dieser ein guter Tee ist, sondern selbst erfahren, wie ein guter Tee sein kann!
Bis ich Atong gefunden habe. Ich habe ihn zu meinem Lehrer gemacht. Als mein Lehrer zu sein war er nicht scharf.
Was heißt ein Lehrer und was heißt ein Schüler?
Damals sagte er mir, ich sollte diesen und jenen Tee als Referenz-Tee kaufen, um zu lernen. Ich tat es bloss aus Respekt. Ich dachte, es ist schon komisch, dass die Tees von Atong immer süss schmeckt. Ich kaufte damals paar Spezialitäten aus seinem eigenen Garten. Überzeugt war ich nicht wirklich. Weil ich nicht wirklich überzeugt war, lagen sie im Schachtel.
Vor einem Jahr entdeckte ich sie wieder bei der Inventar. Ich entdeckte eine Schönheit voller Überraschung. Die fünf Jahren sprachloser Vergessenheit brachten die beiden schönen Tees zur einer staunenden Sprachlosigkeit. Was für eine Verwandlung, oder Transformation? Der Tee oder ich?
Meine Augen werden feucht, wenn ich diesen Tee heute trinke. Ich sehe meine eigene Entwicklung und meine Entwicklung mit Tee und mit meinem Lehrer.
Ich erzählte Atong als ich diesmal bei ihm war.
Er sagte in dem Moment nichts, aber ich hatte das Gefühl, dass er feuchte Augen bekam.
Ach, auch ein Lehrer kann nicht immer verstanden werden!
All diese kostbaren Tees wurden in kürzesten Zeit in Shuitang verkauft, ohne ich viel dafür sprechen musste. Der Rougui 2005 war so rasch weg, dass ich schmerzhaft vor der leehren Dose stand. Ich hätte gerne welche für mich behalten!
Diese Tees sind nicht nur eine Schönheit zu bewundern, sondern auch eine Dokumentation. Er sagte mir, dass er sich heute häufig fragt, wie der Tee 30 Jahren später werden kann!
„Weiß Du, ich mache, sammele und verkaufe seit 30 Jahren Tees. Ich habe beobachtet, wie ein Tee sich entwicklen und verändern kann! Du kannst nie festlegen, was für einen Menschen oder einen Tee so ist oder so sein wird! Wir können sie nie nur von jetztigen Zeitpunkt beurteilen. Aber wenn Du das Gesetz der Entwicklung verstehst, dann weiß Du wie ein Tee werden kann. Und wenn Du das Tao verstehst, wirst Du ungefähr wissen, wie das Leben sich verläuft.“
Was lerne ich von einem Teelehrer?