Archiv für den Monat April 2006

Flagstaff House Museum of Tea Ware in Hongkong 茶 具 文 物 館

Teekann von Shi Dabin
Mönchmünzkanne von Shi Dabin in Flagstaff House Museum of Tea Ware

Die ehemalige britische Kolonie Hongkong war ein Dorn vieler chinesischer Traditionalisten. Ein Symbol der nationalen Demut und Schmerz. Für junge Menschen bedeutet Hongkong ein Paradies der Popkultur. Für mich ist Hongkong eine faszinierende Stadt mit einer unvergleichbaren Kultursynthese von Okzident und Orient. Für Teeliebhaber ist Hongkong ein Ort, wo die Legende von Pu Er, Phönix Dancong und Zisha entstanden wurden.
Hongkonger lieben Dianxin (Snack) zum Tee. In dem traditionellen Teehaus werden diverse Teesnacks im Wagen zwischen den Kunden gefahren und serviert. Tee war das Ferment, das die Atmosphäre verzaubert und einsame Seele, die allein im Teehaus sitzt, tröstet. Es wurde hauptsächlich Pu Er, Dan Cong oder Lungjing serviert. Im 80er Jahren bereiteten schon viele Visionäre in Hongkong für den Flucht vor 1997 vor. Die Besitzer von besten Teehäusern und Restaurante tauschten ihr Kapital und planten die Auswanderungen. Nun nach 1997 könnte man in Australia und Kanada die beste Dianxin Küche von Hongkong kosten. Viele alte Pu Er Fladen wurden Tonnenweise als billige Waren verkauft. Viele Taiwanese erkannten diese einmalige Chance und kauften die gut gelagerte alte Pu Er Fladen mit einem Geschenkpreis ein. Als Teeliebhaber in Hongkong diesen Fehler erkannten, war schon zu spät. Sie duften mit zehnfachem Preis zurück kaufen…
Für eine Zisha Kanne Liebhaber ist diese Adresse wie ein Traum:
Flagstaff House Museum of Tea Ware
10 Cotton Tree Drive, Central, Hong Kong (inside Hong Kong Park)
香 港 島 金 鐘 香 港 公 園 紅 棉 路 10 號
乘 坐 地 鐵 至 金 鐘 站 ( 太 古 廣 場 出 口 ) , 跟 從 「 香 港 公 園 / 港 島 香 格 里 拉 大 酒 店 」 指 示 前 行 , 公 園 位 於 商 場 的 高 層 入 口 對 面 。
Tel: (852) 2869 0690 / (852) 2869 6690
Fax: (852) 2810 0021
Free admission
Mon, Wed – Sun : 10am – 5pm
星 期 一 、 三 至 日 上 午 10:00 至 下 午 5:00

Dr. Luo Guixiang 羅 桂 祥 博 士 war ein berühmter Sammler von Keramik aus Ru Yao (Brennofen Ru) und von Zisha Kanne. 1981 Spendierte er dem Museum alle seiner Sammlung und machte das Museum of Tea Ware zu einem Traum-Ort von Teeliebhaber! In diesem Museum wurden „die“ bekanntesten Teekannen von den „wichtigsten“ Künstlern ausgestellt und aufbewahrt:
Gong Chun Hu, eine von Gong Chun kreierte Teekanne aus der Ming Dynastie, die wir bereits besprochen haben.
Yulan Hua Liuban Hu, Mönchmünze Kanne etc. von Shi Dabin – Shi Dabin war ein legendre Figur in der Töpferkunst in Ming Dynastie. Er war berühmt für seine eigene Mischung von Tonerde – ähnlich wie bei der japanischen Raku Familie. Er mischte und lagerte selbst die Erde, die sein Werk zur Vollkommenheit verhalf. Teekanne, die Kriege und Machtwechsel der Welt überleben und die Grenze der Zeit überschreiten, können mit uns im Hier und Jetzt begegnen. Dr. Luo bewahrte 7 Teekanne von Shi Dabin aus der Ming Dynastie für uns auf…
Die Teekanne von Shi Dabin zu bewundern könnte man auch in Nanjing, Shanghai und Yangzhou. In USA San Fransisco und Washington hat das jeweilige Museum auch ein stück ergattert. Aber hier in Hongkong erlebt man eine einmalige Sammlung!
Die andere Sammlungsstücke von hervorragenden Künstler z. B. wie Meng Huichen, Chen Zhongmei, Manshen Hu, Wan Yinchun, Fei Shiming und Gu Jingzhou, gehören zu einem unverzichtbaren Mekka eines Zisha Kunst Liebhaber!
Man sieht nicht nur die Teekanne als solche, sondern auch der Teetrinker oder der Sammler, der sich dadurch manifestiert…
Flagstaff House Museum of Tea Ware
Flagstaff House Museum of Tea Ware

Da Hongpao 大紅袍

Gestern kam ein unerwateter Gast. Ich lernte ihn in einer Reise nach Anatolien kenne. Ich Mitte Dreißig und er Anfang Siebzig. Das Alter spielte dabei keine Rolle und wir empfanden uns gegenseitig sympathisch. Während der Reise erzählte er mir von seiner Geschichte. Als Flüchtlinge über Westberlin ist er vor DDR Regime geflohen. Er bezeichnete sich als ein linker Christ. Manchmal verlief das Leben wie man nicht erwartet, landete er in der Schweiz, ein Land der von Schweizer selbst als eine amerikanischen Filiale bezeichnet ist…
Damals verlor er gerade seine Frau. Eine aufrichtige korrekte schweizer Lehrin, die immer tapfer war und gegen die von Männer dominierte Welt kämpfte. Er wirkte einwenig melancholisch, ein bisschen bedürftig, aber sehr lebensfreudig. Er genoss sein Leben, das er noch lebt. Er tanzte mit der Bauchtänzerin, trank türkische Schnaps und kaufte mit Freude Teppiche.
Gestern war er anders. Er erzählte mir von seiner neuen Liebe. Eine Spur von Stolz zeigte er, „ weiß Du, Menglin, in meinem Alter bedeutet Liebe etwas anders. Ich kann diese Frau noch intensiver lieben als ich noch 17 war!“ Ich nickte und lächelte. Das Wasser fing an zu kochen. Einen Da Hong Pao 大紅袍 wollte ich aufgießen. Plötzlich wendete er seine Erzählrichtung. „Weiß Du, Menglin. Meine Frau erzählte mir am Sterbebett, dass unser einziger gemeinsamer Sohn nicht mein Sohn sein sollte! Wie konnte sie mir so etwas erzählen?“ Die Luft war kalt, aber das Wasser kochte. „Natürlich ist er mein Sohn!“ Ich glaubte seine tränenden Augen zu sehen. „Für mich spielt es doch keine Rolle. Er ist mein Sohn.“ Seine Stimme war doch sehr ruhig „ich pflegte und begleite sie bis der Tod sie holte. Ich spürte in mir kein bisschen Zweifel, dass ich meine verstorbene Frau und meinen Sohn liebe. Das spielt überhaupt keine Rolle. Sie hätte es mir nicht erzählen müssen. Ich glaube, dass sie an diesem vermeintlichen Geheimnis gestorben ist.“ Der Sohn, der in der Wahrheit keiner ist, ist in der Wirklichkeit sein Sohn. Was ist denn Wahrheit, Ehrlichkeit und Offenheit? Ich war selbst Opfer dieser Moral und wusste, was die Moral der Ehrlichkeit und Offheit vieles und sich selbst zerstören könnte.

Zuerst wärmte ich die Kanne auf und fügte Blätter hinein. Der Duft stieg in die Nase und füllte den Raum. Der Aufguss ist hell und klar. Wir tranken schweigend den Da Hongpao, der das Spannungsfeld überbrückte. Der Duft erinnerte mich an Orchideen. Orchidee war die Lieblingsblume meiner Oma, die verschiedenste Sorte in unserem Hof pflegte. Sie beschimpfte und erpresste sie, wenn sie nicht blühen wollten. Sie sprach und pflegte sie, als ob sie sich verstehen konnten. Nach ihrem Tod wurden die Blumen stumm. Irgendwann landeten sie alle in Mülleimer, als meine Mutter das Kapital mit ihrer schwierigen Mutter beendete. Der Duft der Orchideen und meine Kindheitserinnerung. Der Tee ist ausgezeichnet gut! Blumig, elegant und unaufdringlich. Eigentlich habe ich wenige Erfahrungen mit exzellentem Da Honpao, aber dieser Da Hongpao war zufällig da, als er mir von seinem Herzen erzählte. Das ist bestimmt ein guter Tee, der in innerste versteckte Ecke unseren Herzen so viele Bilder und Gefühle herausholte. Ich verstehe Roger, wenn er sagte, als ob Baiye Dancong in ihm Filme hervorrufen könnte.

Irgendwann stand er auf, gab mir auf der Wange Küsschen. Ich ging zurück zum Schreibtisch, als er dort verschwand, wo er herkam.

Berühmte antiquarische Yi-Xing Kanne

Für Europa ist der bedeutendste Yi-Xing Künstler Hui Mengchen 惠孟臣, der in der zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte. Er kreierte eine spezielle Birne-Form von Kanne, die mit dem chinesischen Tee zusammen ihre Abenteuer nach Europa unternahmen. Diese Birne-Form finden wir heute noch überall auf dem Verkaufsregal. Es waren die ersten Teekanne, die nach Europa kamen und die Oberschicht des europäischen Hofes begeisterten. Später wurde diese Form die Form von Teekanne und mehrfach von europäischen Handwerkern imitiert. Selbst in der Schatzkammer der englischen Königin Anna findet man Teekanne in diesem Stil. Hui Mengcheng hätte bestimmt nicht gedacht, dass er den Lifestyle in Europa tiefgründig inspirierte!
Ein anderer wichtiger Künstler in der Yi-Xing Geschichte ist Chen Mansheng 陈曼生 in der Qing Dynastie 清朝嘉庆. 1816 regierte er das Landkreis Yi-Xing 宜兴县令und arrangiert sich sehr stark für die Zisha Kunst. Er war nicht nur ein Liebhaber und Sammler von Yi-Xing Kanne, sondern selbst ein Künstler von Kalligraphie, Malerei und Gravur. Er entwarf die 18 verschiedene Stile für Zisha Kanne – 18 Mansheng Stile. Verschiedene Künstler in verschiedene Gattungen werden eingeladen und gemeinsam für Produktion der Kanne arrangiert. Eine sehr berühmte Mansheng Kanne, die heute auch in Hongkong zu bewundern ist, wurde von Mansheng entworfen, Yang Pengnian 杨彭年hergestellt und Guo Pingjia gravuiert. Die Zusammenarbeit verschiedener Künstler durch das Arragment von Chen Mansheng eröffnete eine neue Ära und neue Tradition von Zisha Kunst. Die Kanne, die von Chen Mansheng entworfen sind, obwohl sie meistens von Künstler Yang hergestellt wurden, bezeichnen wir als „Mansheng Kanne“ 曼生壶!

Mansheng Hu 曼生壶 – Teekanne von Mansheng Stil

Heute sind noch viele berühmte Zisha Künstler, die ihre Kreativität ausschöpfen und der Zisha Kunst dienen. Z. B. Gu Jingzhou 顾景舟, Wang Yinchun 王寅春 und Chen Shouzhen 陈寿珍. Die Teekanne, die heute von guten Künstlern hergestellt sind und vielleicht noch bezahlbar wären, wäre von Zhou Guizhen, He Daohong, Wang Yinxian, Gao Hongying und Cao Wanfeng.
Siegel von Mansheng
Siegel von Chen Mansheng. Von Siegel könnte man die Herkunft der Teekanne oder Kunstwerke erkennen und feststellen.

Die Geschichte der Zisha Kanne aus Yi-Xing 宜興紫砂壺

Gonchun Hu 1
Diese Teekanne von Gong Chun könnte man heute in Hongkonger Museum bewundern.

Viele reden von Xi-Xing Kanne 宜興紫砂壺. Aber wie alt ist diese Tradition mit Zisha Kanne? Seit wann wird Teekanne in Yi-Xing produziert?
Es wurde erzählt, dass man seit Sung 北宋Dynastie (960-1127) Zisha Kanne aus Yi-Xing preist. Viele Dichter lobten diese Teekanne. Ou Yangxiu 欧阳修 traff gerne Tee- und Dichterfreund Mei zum Tee und schrieb einmal:
喜共紫瓯吟且酌, 羡君潇洒有馀清
Schön, dass wir wieder zusammen bei Zisha-Kanne sitzen, einfach nur zum trinken und singen. Dass Du so charmant und klar bist, ist es wirklich zu bewundern. (Sorry for my translation! Das „Du“ könnte „Tee“ gemeint sein.)

Die wirkliche Geschichte der Yi-Xing Kanne wurde erst in der Geschichte in der Ming Dynastie (1506-1521) erwähnt. 1976 wurde ein alter Brennofen von Zisha Kanne in der Nähe von Yixing Dorf ausgegraben. Es wurde bewiesen, dass dieser Ofen bereits im 11. Jahrhundert gebaut wurde.
Der Gründer dieser Zisha-Legende hieß Gong Chun 供春 (etwa 1500). Gong Chun war ein Knecht von einem Mandariner Wu Yishan 吴颐山. Als Herr Wu seine Beamte Prüfung vorbereitete, lebte er mit seiner Gefolgschaft in einem Tempel Jinsha Si金沙寺. Gong Chun war ein intelligenter und lebhafter Junge, der sich bald vom Tempelleben langweilte. Er lebte seine Neugier und Lebendigkeit aus, während sein Herr sich dem Studium der Karriere widmete. Gong Chun schaute gerne einen alten Mönch beim Töpfern im Geheim zu. Diese Kunst faszinierte ihn, so dass er selbst im Geheim dem Mönch nachmacht. Er klaute die verbrauchte Erde des alten Mönches und knetete selbst Teekanne. Im Garten des Tempels wachsen viele alte Bäume, die diversen Baumknoten 树瘤haben. Diese hässlichen Knoten gefallen Gong Chun sehr und er knetete eine Teekanne nach dem Muster solcher Baumknoten. Als der alte Mönch das geheime Werk von diesem jungen Mann entdeckte, war er beeindruckt von der Einfachheit und Freiheit dieser jungen Seele. Er brach sein Eid ab, dass er seine Kunst nicht weiter gibt. Der Gong Chun war der erste und einzige Schüler dieses Mönches und wurde der erste genannte Zisha Künstler! Seine Teekanne nennen wir Gong Chun Hu! Eine Gong Chun Hu könnte man heute in Hongkong Teegeräte Museum bewundern.
In dieser Zeit wurde Zisha Kanne nicht signiert und auf der Seite nicht kalligraphiert. Das Werk von Gong Chun und seine Schüler vermittelt uns durch seine klaren Linien ein Hauch der unverstellten Einfachheit und strahlt eine Zeit überschreitende Stabilität aus. „Die Farbe gleicht wie Kastanien, die Austrahlung erinnert uns an die Bronze in der alten Dynastie, aufrichtig und solide. So ein Werk ist eine göttliche Kreation!“ So ist die chinesische Ästhetik.

Gongchun Hu 2
Die berühmte Baumknoten-Kanne von Gong Chun.

Yi-Xing Zisha Kanne 宜興紫砂壺 2

Die Zeitmaschine für Yi-Xing-Kanne
Eine Zeitmaschine für Yi-Xing Kanne. Die Werbung wirbt für Vorteile:
Um die Zeitdauer des Pflegens zu verkürzen und den Verkehr der Teekanne zu beschleunigen.

Suzanne erzählte, dass sie bereits sechs Yi-Xing Kanne 宜興紫砂壺besitzt. Das ist kein Einzelnfall. Wenn man mit der Yi-Xing Kanne anfängt, kann man nicht mehr damit aufhören! Je nach Besucher, je nach Tee und je nach Laune wird unterschiedliche Teekanne verwendet. Das stimmt, dass man für verschiedene Tee verschiedene Teekanne benutzen sollte. Denn die Teekanne aus Ton hat Gedächtnis: Sie speichert den Duft des Tees.
Manche Freunde fragen mich, ob ich eine alte Yi-Xing Teekanne verkaufe. Manche Leute kaufen wahrscheinlich gerne alte Teekanne. Wenn diese Teekanne Antiquität sein sollte, könnte ich es verstehen. Aber einfach eine alte Teekanne kaufen, wozu?
Teekanne ist in der chinesischen Teekultur nicht lediglich ein Gegenstand. Sie ist ein Ausdruck der individuellen Teeseele – ein Ausdruck der individuellen Teekultur. Wenn ich meinen Besucher Tee zubereite, manifestiere ich mein Wesen durch die Teekanne, Teegeschirr und den Tee. Eine neue Teekanne hat selbst keinen Wert. Erst wenn man ihn selbst pflegt und benutzt (ein chinesischer Audruck Yanghu 养壶), bekommt sie eine Ausstrahlung. Nach dem Aufguss wäscht man die Kanne mit klarem Wasser, reibt man die Außenseite der Kanne mit den verbrauchten Teeblättern und anschließend wird sie mit Baumwolletücher poliert. Eine Beziehung zwischen dem Menschen und der Kanne wird aufgebaut. Für den wichtigen Geruch der Kanne muss der „Teemensch“ selbst schauen, dass er nur einen bestimmten Tee und möglichst einen guten Tee darin zubereitet. Teekultur-Kritiker und Yi-Xing Kanne Sammler Li Yinghao aus Hongkong schüttelte manchmal Köpfe über Yixing Kanne Liebhaber, dass sie die Kanne mit dem besten Tee wie z. B. Shifeng Lungjing oder Nanyan Tie Guanyin zubereitet, nicht um den Tee zu trinken, sondern um die Kanne zu pflegen! Er sagte, dass eine Yi-Xing Kanne nicht nur die künstlerische Fertigkeit des Töpfers ausdrückt, sondern auch das Niveau dieses Teetrinkers!
Diese Tradition mit der alten Teekanne ist eigentlich eine Bewegung gegen den oberflächlichen gesellschaftlichen Umgang zwischen den Menschen. Teegeräte werden nicht nur als Teegeräte betrachten, sondern als ein Teil von der eigenen Teekultur und vom selbst. Man schenkt Freunde gerne Teegeräte, weil man ein Stück vom Selbst mitgibt. Das ist ein Stück der chinesischen Sentimentalität…
Dass man gerne eine alte Teekanne besitzt und damit prahlen kann, statt selbst eine Beziehung zu einer Teekanne aufzubauen, öffnet einen neuen Markt für chinesische Pragmatiker! Seit mehr als zehn Jahren wurde eine Maschine in Taiwan erfunden: Teekanne-alt-machen- Maschine! Ich verkaufe nur neue Teekanne, mit der MAN/FRAU selbst eine Beziehung aufbauen muss – wie die Freundschaft. Möchtest Du eine 10 jährige Yi-Xing Kanne haben? Kein Problem. Kauf´ Dir eine Kanne aus dieser Zeit-Maschine und Du kann Deinen Freunden zeigen, was für kultivierter Teetrinker Du BIST 🙂

Eine kleine Exkursion zur Yi-Xing 宜興紫砂壺 Kanne

Teekanne Chrysathemenblüte
Teekanne Chrysathemenblüte von 清 Qing Dynastie

Immer Mehr Teeliebhaber interessieren sich für Yi-Xing Kanne. Seit wann gibt es Yi-Xing Kanne?
Vor Ming Dynastie wurde Tee noch wie heutigen Matcha (Pulverisierter Tee aus Japan) getrunken. Ming Taizu 明太祖, der Gründer von der Ming hob die Tradition des gepressten Teepulver als Tribut an Kaiserhof auf und lies den neu erfundenen Blatt Tee als neue Tradition gründen. Durch den Blatt-Tee wurde gleichzeitig auch Teekanne erfunden, die vorher keinen Sinn machte.
Die Zisha Hu紫砂壺 (Lila-Ton Kanne) ist eine Antwort auf die neue Genuss-Gewohnheit. Der bekannteste Ort, diese Kanne zu produzieren ist Yi-Xing. Yi-Xing ist nun das Synonym von Zisha Hu geworden. Nicht alle Zisha Kanne kommen aus Yi-Xing, obwohl der Verkäufer Yi-Xing Kanne drauf schreiben.
Seit Ming Dynastie produziert man diese Art von Kanne. Von der ästhetischen Formen ausgesehen, könnte man sie zu drei verschiedene Kategorien klassifizieren:
1. Natürliche Form; 2. Falten Form; 3. Geometrische Form.
1. Natürliche Form 自然型: Künstler holen ihre Inspiration von der Natur. Viele Teekannen sehen wie Kürbis, Sonnenblumen, Bambus oder Baumstamm aus. Manche werden noch mit Tierchen und pflanzlichen Ornamenten geschmückt.
2. Faltenform筋纹型: Künstler aus Ende Ming und Anfang Qing Dynastie bevorzugten diese Form. Sie kreierten gerne Teekanne nach dem Blütenmuster oder Kürbis. Zwischen dem einzelnen Blütchen gibt es Spalt und Falten. Diese Form ist ebenfalls von der Natur inspiriert.
3. Geometrische Form 几何型: runde, viereckige und gefäßartige Form. Das Design solcher Form ist sehr schlicht und einfach, um Kalligraphie auf der Kanne zu hervorheben. Ende Qing Dynastie wurde dieser Stil sehr populär. Die Kooperation von Künstler und Dichter perfektioniert die Kunst der Zisha Kanne!
Geometrische Form
Teekanne von Geometrischer Form

Es gibt noch andere Formen, die nicht oft vorkommen: Nachahmung von Bronzen Gefäß von früheren Dynastie; Teekanne mit Keramik Henkel; Teekanne von flacher Form, um Tee von größeren Blätter zuzubereiten.
Jede Zisha Kanne hat einen eigenen Name und stammt von einer Tradition. Z.B. Xishi Kanne 西施壶 (Schönheit aus Westsee), Bianfu Kanne 扁腹壶 (flacher Bauch), Sengmao Kanne 僧帽壶 (Mönchmünze Kanne). Man kauft zu verschiedenen Anlass verschiedene Form von Kanne. Z. B. zum Geburtstag kauft man gerne Ruyi Kanne 如意壶 (Glückskanne), nicht eine Mönchmünze Kanne… Für eine Frau lieber eine Xishi Kanne (Schönheit aus Westsee) als Bianfu (flacher Bauch) Kanne…
Ruyi
Teekanne „Ruyi“ von 顧景舟Gu Jingzhou
Nun gibt es auch verschiedene Farbe von dieser Art von Teekanne: rot, gelb, blau. Lila Ton – Zisha ist trotzdem die beliebtesten!
Um Zisha Hu einzuweihen, wurde viele verschiedene Methode empfohlen. Meine Empfehlung wäre, die Kanne samt Teeblättern im kalten Wasser (das Wasser muss die ganze Kanne zudecken) langsam aufkochen und stehen lassen. Anschließend mit Jasmintee füllen, aufgießen und ein Tag lang stehen lassen. Manche Meister kritisieren an den Charakter des Feuers der gebrannten Kanne und empfehlen, diese Methode, um die Kanne energetisch zu reinigen.
Teekanne Flacher Bauch
Teekanne „Flacher Bauch“ Ende Qing Dynastie von Bingxin Daoren冰心道人

Lishan 梨山- 台茶最高峰! Der höchste Gipfel des Formosa Oolongs 3

Formosa Oolong war ein Oolong, der die Welt mit seinem Duft und Geschmack verzauberte und dadurch seinen Name machte. Heute ist der Formosa Oolong, der immer mehr nach Grüntee schmeckt und immer mehr nach der Höhe des Anbaugebietes gemessen wird. Lishan Hochland Oolong ist ein Produkt, der diesen Trend widerspiegelt.
Warum Hochland Oolong?
Die taiwanesischen Hochgebirge sind hoch, so hoch wie die Alpen in der Schweiz. Der Geschmack dieses Tees aus so einer Höhe ist bestimmt nicht so weit, wie der vom Paradies. Tatsächlich fahren Teepflückerinen und Teemeister oft direkt ins Paradies, wenn sie Auftrag von Lishan-Teegärten erhalten. Viele subtropische Stürmen und Erdbeben erschweren den Zugang nach Lishan 梨山 und zerstören oft die Verkehrsverbindung. Oft gibt es keine richtige Strasse und oft gibt es nur gebastelte Seilbahnen. Ab Lishan Dorf zum Teegarten muss man noch zwei Strecken mit Seilbahn zurücklegen. So weit, so hoch. Der Preis dieses Tees ist auch so steil wie die Seilbahn. Aber die Qualität? Ist die Qualität entsprechend auch so „steil“?

In Bergen kann man den Garten nicht mit dem industriellen Mittel betreiben. Die steile Lage kann ausschließlich durch Pflückerin bedient werden. Die Tee-Blätter in der Hochlandslage wachsen besonders „dick“ und der Abstand zwischen dem Knospe und Blätter sind größer als die Blätter auf der Ebene – das ist ein Zeichen, um einen Hochlandstee von einem aus der Ebene z. B. Minjian名間 etc. zu unterscheiden! Morgens ist es eigentlich keine ideale Zeit, um Blätter zu pflücken, weil die Feuchtigkeit sich in Pflanzen ansammelt. So ein Tee schmeckt blass und langweilig. Die Pflückerinnen und Teemeister verdienen durch das Gewicht der gepflückten und hergestellten Blätter. Sie werden dem Teebauer nicht erlauben, dass sie nur zwischen 10 Uhr und 15 Uhr arbeiten dürfen! Alle wollen Geld an dem Hochlandsoolong verdienen: Teepflückerin pflücken Tee von 7 Uhr bis 17 Uhr. Teeblätter haben nicht so viel Zeit, um unter der Sonne gewelkt zu werden. Da es nachmittags oft Nebel gibt, muss man eine künstliche Sonne anschaffen. Wir können nur hoffen, dass der Tee an die industrielle Täuschung auch gerne glaubt! Teebauer sagten mir oft, „kein Problem“. Der Tee im Aufguss zeigt mir allerdings oft eine andere Wirklichkeit…
Teeernte in Lishan
Teepflückerinnen und Teemeister werden in der Saison nach Lishan geholt. Dort verdienen sie allgemein auch besser, vor allem Pflückerinnen. Denn die Blätter in Lishan-Garten wiegen schwerer.

Im Hochland Tee Garten anzulegen muss man zuerst Bäumen fallen und das vorhandene Öko-System verändern. Wenn es in Taiwan nicht so oft regnen würde oder Erdeben und Taifoon uns nicht so gerne besuchen würden, wäre alles nicht so schlimm. Jedes Mal nach dem schweren Sturm finden unzählige Erdrutsche statt. Viele Stauseen im Hochland sind schwer betroffen. Den Preis, den man für diesen Tee tatsächlich zahlt, ist nicht in unserer Generation in Taiwan zu berechnen. Das ist der Grund, warum es immer diskutiert wurde, ob man überhaupt ein Gesetz entwerfen sollte, um Hochlandgebiet wie Lishan zu schützen.
Nach Erdbeben 1999 wurden Strassen Richtung Lishan zerstört. Die Teegärten waren allerdings verschont geblieben, aber der Zugang wurde erschwert. Als die Pflücksaison kam, hörte man paar Male, dass der Fahrer samt dem Pflücker-Mannschaft zusammen ins Paradies fuhr…
Wolken in Lishan
Das Hochland Qi…
Aber warum der Hochland Oolong? Ja, wegen dem Hochland Qi! Ein schwer fassbarer Duft und „Qi“, der nach dem Aufguss direkt hervor steigt…Wegen dem legendären Qi tanzen Teebauer, Teepflückerinnen und Teeliebhaber auf eine Seil… Was riskiert wird, ist schwer mit Zahlen zu fassen.
Sollte man überhaupt keinen Hochland Oolong mehr trinken? Würdest Du auf Schokolade verzichten, nur sie Dich DICK macht?

Baiye Dancong 白葉單欉

Am Sonntag brachte Roger mir seinen Lieblingstee Baiye Dancong 白葉單欉 von Frau Tseng aus Paris. Er wollte unbedingt, dass ich meine Kommentar abgeben und zwar kritische… Er kennt Asiaten gut und weiß, dass wir oft Mühe haben, etwas Kritisches zu äußern und Nein zu sagen.
An den Tee kann ich tatsächlich nichts Kritisches äußern! Zuerst habe ich ihn allein in einer Porzellan-Kanne aufgegossen. Der wunderschöne frische Duft erinnert mich sofort an Lychee荔枝 aus Taiwan! (Du meinst nach Pfirsich, ja auch. Ich kann es mir vorstellen.) Sein feiner Aufguss fließt wie Seide in den Hals und die glänzende klare Farbe zeigt seine Eleganz. Die blasse gelbliche Farbe der aufgegossenen Blätter und gebündelte Streifen deuten auf einen originalen Baiye Dancong. Als ein Solist singt er einen eleganten anmutigen Chanson. Wie ist er im Vergleich mit anderen Dancongs?

Degustation mit Dancong
Degustation mit drei verschiedenen Dancong: von links nach rechts
Baiye Dancong aus Taiwan, Fengguang Dancong Milan Xiang aus Chaoan, Baiye Dancong aus Chaoan. Der taiwanesische Dancong hat reifere und großere Blätter. Teefreund Jürg Meier bezeichnete ihn als „Elefantenohr“!

Ich habe noch zwei anderen Dancong zusammen aufgegossen: eine taiwanesische Baiye Dancong Kopie und eine Chaoan 潮安Phönix (Fenghuang) Dancong Milan Xiang 鳳凰単叢蜜兰香(Duft des süßen Orchidens). Teebauer Chen aus Mingjian 名间hat den Baiye Dancong aus Fenghuang Berg in Chaoan vor zehn Jahren nach Taiwan geschmuggelt. Er versucht eine Mischung zwischen Guangdong 广东Oolong und Taiwan Oolong zu probieren. Der Dancong aus Guangdong ist bekannt, dass er sehr schnell im Aufguss bitter wird. Diesen Nachteil möchte er kompensieren. Nach vielen zu weinenden Misserfolgen präsentierte er mir ganz stolz seine Errungenschaft. Tatsächlich ist sein Baiye Dancong sehr lieblich. Sein Aufguss ist hervorragend. Sein Duft gleicht einem süßen Traum im Sommer unter einem herrlichen Dancong-Baum! Durch den Kompromiss, den Bauer Chen machte, schmeckt dieser Dancong nicht mehr so typisch wie ein Phönix Dancong. Zu lieblich, zu fein und zu offen – anders als viele Menschen in Guangdong – schwierig zu verstehen und umzugehen, vor allem im Business!
Der Dancong Milan Xiang ist momentan der Tee für mich. Der Duft dieses Tees ist vielschichtig. Zuerst duftet er nach Hauch Honig, dann Blumig und anschließend nach Longyan龙眼! Ich kann die Duftnoten leider nur nach chinesischen Früchten beschreiben, weil sie tief in meinem Hirn gespeichert sind und durch den Duft hervorgerufen werden. Zum Schluss manifestiert der Duft der Röstung.
Woher kommt der Duft von Dancong? Aus zwei Komponenten: aus der Behaarung der Blätter und aus der Röstung. Dancong aus Guangdong ist ursprünglich eine Nachahmung von Wuyi Yancha 武夷岩茶. Aber diese Kopie hat nun einen eigenen Weg gefunden und genießt seinen Ruhm und Beliebtheit. Im Guangdong trinkt man Dancong gerne mit Gaiwan. Die Blätter 80% der Gaiwan füllen und mit Gongfu Methode schnell auf- und abgießen. Dadurch könnte den bitteren Geschmack besser harmonisiert werden.
Baiye Dancong ist ein Baum, dessen Blätter blasser als von anderen Baumsorten sind. Um Phönix Dancong herzustellen ist sehr aufwendig: man pflückt nur nachmittags, nur im sonnigen Tag und Blatt für Blatt. Jeder Baum ist zwei Meter hoch und spendiert einen herrlichen kühlen Schatten im Sommer. Blätter von einzelnem Baum werden separat unter Abendsonne (!) gewelkt und separat hergestellt. Durch diesen aufwendigen Prozess entsteht erst ein hervorragender Phönix Dancong!
Lieber Roger, der Baiye Dancong白葉單欉 ist hervorragend. Im Vergleich mit dem Milan Xiang ist er eine Note leichter und einfacher. Aber sie sind auch nicht die gleichen Teesorten und kann man sie eigentlich nicht vergleichen. Er ist wirklich der beste Baiye Dancong aus Guangdong, den ich bis her getrunken habe!

Lishan 梨山- der höchste Gipfel der Formosa Oolongs 2

Für mich gehört Lishan meiner Erinnerung vom Geschmack des Apfels.
Als Taiwan noch ein subtropisches Entwicklungsland war, war Apfel ein Symbol des absoluten Luxus. Als Kinder bekam ich ein Stück dieses paradiesischen Frucht zum Genuss war außer Festtagen nicht denkbar. Äpfeln bekamen wir nur von reichen Verwandten und Geschäftsfreunde des Vaters geschenkt und wurden von Oma sorgfältig gelagert. Diese gelagerten Äpfel schmeckten mehlig und weich. Den Geschmack könnte ich mich noch sehr gut erinnern. Ein einfacher kindlicher Verstand kapierte damals nicht, wie so Adam und Eva wegen dem Geschmack des Apfels das Paradies freilich verlassen wollten.
Äpfel in damaligem Taiwan wurden meistens importiert – außer aus Lishan. Die ehemaligen Soldaten von Jiang Kaishek verwandelten dem von Formosa Jäger – das Volk Taiya 泰雅 bewohnten wilden nützlosen Bergen in einer furchtbaren Farm. Fushoushan Farm wurde landesweit berühmt und Jiang baute eine Villa in dieser Farm. Dort pflanzten sie Äpfeln und Birnen an. Die Qualität des Apfels konnte leider nicht mit den Importwaren konkurrieren, aber der Anbau mit Birne, die japanische Herkunft hat, erntete Erfolg. Lishan bekam einen neuen Name, der den ursprünglichen Name, den Ureinwohner Taiya einst gaben, endgültig ersetzt.

Seit 70er Jahren fing Familie Chen an, Tee auch in Lishan anzubauen. Durch wirtschaftliches Wachstum und zunehmenden Wohlstand bekommen immer mehr Taiwaneser auf den Geschmack des Hochlands. Man sucht nach der Exklusivität. Man glaubt, das Qi 气 – die Energie unser heiligen Bergen im Oolong erkennen zu können. Dieser Hochlandsqi – Gaoshanqi 高山气macht einen Oolong zum Hochlandoolong! Der Lishan-Oolong ist teuer? Das macht nichts. Die Neureichen brauchen gerade das neue Statussymbol, um sich von anderen abzuheben! Aber das Qi (?), das von den wilden zentralen Gebirgen in die reichen zivilisierten Städte weht, summt wohl eine Welle von Wehmut!
Blüte von Birnen in Lishan
Blüte von Birnen in Lishan

Nun lebe ich in Deutschland. Man nennt hier Apfel als eine göttliche Frucht. Ein Kilo kostet in Aldi nicht Mal 1 Euro. Trotz dem preiswerten Charakter kann ich mit dieser Frucht nicht anfreunden. Der Apfel und sein Geschmack gehören in einer taiwanesischen Erinnerung immer noch etwas – was Außeralltägliches und Unerreichbares… und es sollte auch so bleiben.

Tee-Geist, Anfänger Geist

Gestern kam Roger mit seiner Familie zum Besuch. Zwei kleine lebhafte Kinder waren zuerst ein wenig schüchtern, aber machten sich nach einer kurzen Zeit vertraut mit dem fremden Raum. Sie begannen ihren Abenteuer zwischen meiner Teedosen und Teegeräte. Roger und Miriam wurden sehr nervös. Plötzlich wurde der Tibor sehr stil. Man wusste nicht, was er machte. Tibor, ein dreijähriger „Anfänger“ unserer Weltgemeinschaft, hat eine neue Welt für sich entdeckt. Der Duft des Sandelholzes zog ihn in mein Schlafzimmer. Er war fasziniert von dem fremdartigen Duft und der Fremdartigkeit der Atmosphäre, was ihm in seinem jungen Lebezeit nie bekannt war. Er entdeckte die Schale voller Aschen. Unzögerlich spielt er mit dem Asche, mit dem Holz und eigentlich mit dem Duft. Als wir ihn entdeckten, war er voll mit Aschen bedeckt und lachte.
Zwei Anfänger
Zwei Anfänger unseres Planeten

Wir, Erwachsene machten unser gesellschaftliches Spiel – wir tranken Tee und unterhielten uns. Die Kinder langweiligsten sich. Sie suchten auch ihr Spiel. Sie blätterten meine CDs und Kassetten und entdeckten eine interessante chinesische Kassette. Valerie fragte mich, ob es für Kinder sei und ob es sie anhören dufte. Im Lautsprecher sprachen plötzlich eine fremde Stimme, ein fremdartiges Klang und einfremdwörtliche Sätze. Beide Kinder konnten sich nicht mehr von dem Lautsprecher wegbewegen. Sie starrten und konzentrierten sich auf das, was gerade geschah. So gefesselt waren sie von der Fremdheit, dass sie ruhig blieben und zuhörten. Der reine Geist eines Kindes, der sich nicht zwischen dem Vertrauten und Fremden, dem Richtigen und Falschen oder dem Besseren und Schlechtern unterscheidet, manifestierte sich durch das ruhige konzentrierte staunende Moment. Ich goss den Gästen gerade einen Phönix Dancong auf, als die Reinheit des Kindes mich berührte.
Der wunderschöne Dancong wurde sehr bitter. Meine Ablenkung hatte sofort eine Konsequenz. Ich spürte in mir ein bisschen Scham und ein bisschen Selbstironie. Wie oft habe ich diesen Tee schon zubereitet? Wie vertraut fühle ich mich mit der Zubereitung des Tees? In dem Moment des kindliches Staunens, die Welt mit Anfänger-Augen zu betrachten und erleben, zeigt der Gegensatz meiner vermeintlichen Vertrautheit mit Tee, was in einer Routine verfallen und sich als Fehlschlag erweisen könnte.
Ich erinnerte mich, was Teemeister Ulrich mir letzter Woche in Freiburg erzählte. In der Abschluss-Feier seiner Ausbildung in der japanischen Urasenke-Schule kam die Direktorin mit einem Stock hinkend zu den Absolventen. Sie sprach zu jedem mit Erfolg ausgebildeten Teemeister aus Europa in einer klaren Stimme: “ Vergesse nicht, dass Du eigentlich nichts kannst!“

Wenn all meines Wissen über Tee mich hinführt, sich nicht mehr über einen einfachen Tee freuen kann, wäre das Wissen bedeutungslos. Wenn all die Rituale und Künste – was wir als Teeweg verstehen, was ich mich angeeignet habe, mich von Menschen abheben und Menschen nicht näher bringen könnte, wäre es ein Holzweg. Ich wünsche mir, das Moment des reinen Anfänger-Geistes nie aus meiner Augen zu verlieren!
Haas
Teemeister Ulrich Haas in Freiburg