Archiv der Kategorie: Pu Er und gelagerter Tee

Im Vergessen gereift

Am einen Adventsonntag trafen wir uns zum Spielen des Gongfu Cha. Das Schwierige von dem Spiel ist häufig der Tee, den man als Zentrum nehmen soll. 

Was für einen Tee soll ich machen? Ein festlicher Tee, der die dunkle Zeit feiert, den schlimmen Stress wegfegt und den Schmerzen von Körper lindert? Ich bereite zwischen den Übungen meinen 7542 aus den 80er Jahren für meine geliebten Teefreunden und wünsche ihnen gute Gesundheit.

Inspiriert von den schönen Stunden packte ich gestern meine Kiste aus.

Auf einmal sah ich so viele für Verschollen geklärte Schätze! Verschollen? Eigentlich nur vergessen!

Vergessen ist eine Kunst. Was wird vergessen? Was trägt man ganzer Zeit?

Ich lachte auf dem Zafuton. So viele Schätze für eine richtige Teaparty! Ich muss eigentlich eine Teaparty bei mir daheim organisieren, damit diese Schätze geplundert werden können.

Einmal diskutierte Serafino mit mir über Tod. Er war traurig und besorgt über das Thema. Ich sagte ihm, er muss sich freuen bei meiner Trauerfeier, weil er sicher sein kann, dass ich glücklich gegangen bin. Es ist ein Trauerfeier. Er jammerte, „Nein, Menglin, spreche nicht davon, dass du stirbst.“

„Aber, mein Serafino, wenn ich tot bin, kannst Du mit Tim ein Plundern-Fest bei meiner Wohnung veranstalten. Weiss du, Du kannst alles verteilen, was ich aufbewahre.“

„Deine Wohnung plundern?“ seine Augen leuchteten.

Plötzlich ist es nicht mehr schlimm, wenn Menglin stirbt.

Für was bewahrt man die Schätze? Oder für was bewahrt man die Wut oder Hass? Oder Freude und Glück? Ich weiss es nicht. Damit sie reifen? 

Wir reifen alle mit den Tees, die wir lieben. Es ist wohl so.

   
   

Endlich schöner Tee mit kunstvollen Baumwolle Beutel

Endlich ist die per Hand gemachten Teebeutel von You in Shui Tang eingetroffen!

Es sind zwei Sorten erhältlich: Scheng Pu Er aus Yiwu 2015 und Wild Yesheng Hong Cha aus Mengku!

Als wir heute den Mengku Hong Cha aufmachten, stieg ein duftender Blütewind in die Nase!

  
  

老曼峨 Lao Man E Pu Er Cha 

Lao Man E ist der Name von einem Bergdorf 1600 über den Meeresspiegel in Bu Lang Shan, Yunnan China. Er ist berühmt für seine herbe Note des Tees. Wegen dieser Eigenschaft wird er häufig als Täuschung von Lao Ban Zhang verkauft. 

In Shui Tang führen wir seit 2015 diesen speziellen Gu Shu Pu Er genau wegen seinem unverwechselbaren Charakter. Dieser Tee ist von Yu, Jingson produziert. Wir hoffen, er findet in Zürich eine Resonanz!

Lao Man E 老曼峨 und die schwarze Madonna 

Das ist ein Tee mit einem ausgeprägten bitteren Geschmack. 
Wer hat ihn heute gerne? Das sind Eigenschaft von den „Anderen“: unangenehm, unangepasst und unnahbar. 

Bei unserer letzten Gong Fu Cha Lektion wollte Susanna unbedingt so einen bitteren Tee zubereiten. Sie nahm ein graues Tuch als Hintergrund und die kleine Zhuni-Kanne, die ich von Atong erhielt. Eine Kanne die so alt wie sein Geschäft.

Dieser Tee sollte eigentlich bitter sein.
Er war herb. Aber keine Spuren von Bitterkeit, sondern eine Breite. Eine Breite von unendlichem fruchtbaren Boden. Eine Breite von lebendiger Ozean.
Breit, süss und voll. Wir waren in einem Rausch, oder in einer Zauber.

Ich lächelte. „Er erinnert mich auf einmal an die schwarze Madonna.“
„Ja?“
Ja. 

Seit paar Jahren, seit ich Teefreunde hinter der Klostermauer Einsiedelns gefunden habe, ziehe ich gerne paar Tage in dem Zustand des „Anderen“ zurück: Offline Modus, Unerreichbarkeit und Einsamkeit. Das tut mir sehr gut, um wieder Vertrauen in das „Normale“ zu gewinnen. Was heisst das? Das Normale saugt mich auf, zog mich hinein und versetzt mich in eine Lage, vollkommen offen und unvorhersehbar. Ich weiss nicht, was heute geschieht, was Shui Tang passiert und was auf mich zukommt. In diesen scheinbaren normalen Alltag verbirgt eine Reihe von Missverständnisse und gegenseitigen

Unterstellungen, die auf einmal explodieren. Vertrauen ist eben anders als Versprechen. Vertrauen ist ein bedingsloses Geschenk, das etwas Anderes garantiert. Man akzeptiert das, was einen überrascht.
In dieser auf sich gestellten Zeit in der Einsamkeit frage ich mich oft, worin der Unterschied zwischen den „normalen“ und „schwarzen“ Madonna?
In dieser breiten süssen Geschmack mit einer bitteren Kurven von Lao Man E traue ich mir einfach zu sagen, was ich für mich verstanden habe. Wir schätzen die bedingungslose Liebe der Mutter, die ein schreiendes Kind tröstet und in die Arm nimmt. Wir lieben die lobenden Eltern, die uns für grossartig loben und für einzigartig erklären. Meine Eltern taten es nicht. Umgekehrt, ich wurde als Kind immer aufgefordert, noch einmal, noch einmal und noch einmal. Noch einmal überschreite Deine Grenze.

Mein inneres Vertrauen und Selbstwertgefühl kommen von diesem Versuch des Lernens „Noch einmal, noch einmal und noch einmal.“ 
Eine schwarze Madonna trägt die Farbe schwarz, die Farbe des Nichts – die Farbe des Nicht-Offenbarten. Sie vertraut ihre Kinder, aber nicht die Grenze ihrer Kindern. Sie gibt Beistand, hat Mitgefühl, aber nicht emotional. Sie vertraut ihre Kinder, die durch noch einmal versuchen, zu sich selbst finden können. Denn sie trägt die Farbe des Nicht-Offenbarten. Das Offenbare manifestiert sich über ihren Sohn.

Das Echo von Lao Man E zirkulierte in mir. Fast habe ich den Ban Pen als Lao Man E in der Verpackung verwechselt. 
Breit und tief, süss und bitter. Ich sehe das stille Lächeln meiner inneren schwarzen Madonna.

   
 
Alte Gu Shu Teebaum von Lao Man E.

Frische Teeblätter von den bitteren Lao Man E.

班盆古樹 Ban Pen Gu Shu

Eigentlich habe ich kein richtiges Bild von Ban Pen. Ich dachte immer es gehöre zu Bu Lang Shan!

Nein. Ban Pen ist zwar nur paar Kilometer weit weg von Lao Ban Zhang, gehört aber zu Meng Hun Distrikt. In diesem Jahr bekam ich paar Fladen von Ban Pen Lao Ye! 

Wie würde ich diesen Tee beschreiben? Sanft wie der Himmel von leichten weißen Wolken. Klar wie das Himmlische blau wenn die Sonne strahlt.  Ein Tautropfen für die Momente in Refugium. 

Ich würde diesen Ban Pen Lao Ye als Bürgeleisen bezeichnet! Er bürgelt alle Falten in meinem Gemüt glatt! Man fühlt sich nur gemütlich und glatt.

Der normale Ban Pen hat nicht diese Sanftheit, aber eine Klarheit gefüllt von floralen Frische und Tiefe eines wilden Yunnan Waldes!

 

Suche nach guten Tee

Yu zeigte mir paar neue Fotos von seinem neuer Abenteuer – Suche nach neuen Gu Shu!

Entdeckte Gu Shu Area werden immer bekannter, dann teuer.

Zusammenarbeit zwischen Staat und Kapitalisten machen Gushu teuer.

Was uns bleibt, als Teeliehaber, die Gu Shu schützen und schätzen, ist der Weg auf Suche. Noch abseits der Händler. Noch weiter. Noch längerer Weg durch Regenwald.

Der Bo He Tang in diesem Jahr ist unglaublich schön! Auch ein herrlicher Preis! Aber wir können in nächsten Jahr gar nichts mehr bekommen, weil er noch unbezahlbarer wird!

Yu machte sich bereits auf den Weg nach Atong Qing He… 

    
 

Bo He Tang – einzigartig 

Es war einmal ein König. Ihm wurde ein prächtiges blaues Vogel geschenkt. Das Vogel schwieg drei Jahre lang. Der König brachte ihn nicht zum Singen. Eines Tages bekam er einen Ratschlag. Das Vogel würde singen, wenn es seinesgleichen trifft. Der König entschied einen Spiegel vor diesem Vogel hinzustellen. Das schöne prächtige Vogel (eigentlich ein Pfau) sah ein Vogel und dachte es sei eins von ihm! Er fing an zu singen und zu tanzen. Vor vollen Freude tanzte er eine ganze Nacht und sang über einen Tag. Aus Erschöpfung starb er vor dem Spiegel.

Der blaue Pfau wusste nicht, dass es eine Ilusion sein kann, vergeblich nach einem gleichen zu suchen!

Ein Individuum ist so ein Pfau, es gibt nur eine in der Welt!

Aus Einsamheit und Alleinsein sucht man vergeblich nach einem ähnlichen. Das ist eine grosse Illusion. Aber wieviele Menschen ertragen diese Einsamkeit um seine Einzigartigkeit zu zelebrieren?

You ist für mich so jemand. Es gibt nur einen in dieser Welt.

Bo He Tang ist so ein Tee in dieser Welt, einzigartig und einsam.

Geradeaus wachsender Baumstamm. Direkt ragt er in den Himmel heraus. Von einer kleinen Familie verwaltet umgebend von wild wachsenden Ostbäumen in der Nähe von Yiwu Man Sa 易武曼洒. Acht Studene war er unterwegs, nur um die paar Hochstamm-Bäume anzuschauen. Nach dieser Expedition sagte er zu mir, „Weiss Du, ich fühle mich zum ersten Mal alt. Es war ein harter Weg. Nichts für Dich, Menglin.“

Nichts für mich zu Fuss dorthin zu gehen. Warum soll ich, wenn ich das Glück habe, diesen Tee zu geniessen! 

Der Bo He Tang erinnert mich wieder an den blauen Pfau. Prächtig, herrlich und einmalig. Die Textur ist samtig. Der Duft verführt uns in einem Tal voller wilden Orchideen, zart wie Feder, süss wie Kandiszurcker und bodenständig wie auf dem Waldboden. Ich habe selten solche Tropfen in meinem Mund, wie diese Flüssigkeit meine Zellen erfrischt und selten solche Effekte, wie der Tee meinen Rücken und Becken richtet. War es bloss eine Einbildung?

Ein Bo He Tang ist teuer. Das macht ihn einsam. 

Einzigartigkeit zu kosten ist nichts für Menschen, die nach Ersatz suchen und nach Applaus. Einzigartigkeit ist teuer, es kostet 8 Stunde Fussmarsch und finanzielle Verzicht. Es gibt nur wenige Menschen, die auf schöne sichtbare Dinge verzichten würde, um einen einzigartigen Tee zu erwerben.

Für Teeliebhaber wie mich bedeutet dieser Tee ein Spiegel, der meine eigene Einzigartigkeit widerspiegelt. In der Tasse erkenne ich ihn wieder, den blauen Pfau. Auch ohne seinesgleichen hüftet er zufrieden schweigsam im Garten. 

   
   

Detektiv des Tees

Tee trinken ist wie eine detektive Arbeit. Und das macht Spass.

Viele Leute interessieren sich für Details, während ich Wert auf das Wesentliche legt. Manche beobachten gerne anderen Menschen – ich ebenfalls und die Strasse gleicht ein zoologischer Garten, aber noch lieber beobachte ich mich selbst. Der Wind, der in meinem Herzen weht ist bedeutungsvoller als der Wind, der an der Strasse weht.

Das, was Tee mich fasziniert ist das, was mein Lehrer mir beibringt – der Tee spricht für sich selbst. Er bringt einen auf einen Teegarten, zeigt einem wie Teepflanzen gepflückt werden soll. Anhand wie die Pflanzen gefplückt werden, sieht man wie der Garten gepflegt wird und ob die Teebuschen krank sind oder nicht. Dann will er, dass Du auf den Boden trist, somit weiss Du ob es wirklich organisch angebaut ist, oder nur PR. Ich lerne von ihm, dass alles mit allen zusammenhängt und aus einem Blatt die Geschichte eines Baums zuhören kann.

Zuhören! Das ist das Schwierigste für uns. Wer spricht nicht gerne über sich?

Zuhören, was der Tee flüstert.

An einem sonnigen Nachmittag mit einem Teefreund einen Tee zu teilen, der zugehört wird. Die Kircheglocke läutet zwischen dem Wassersprudeln. Ich schrieb Yu paar Sätze – Iphone macht die Gleichzeitigkeit möglich.

„Ist dieser Yi Bang Gushu aus steinreichen Boden? Ist das Klima dort ausserordentlich feucht? Wachsen sogar an dem Baumstamm bereits Flechten und Moos?“

Nach paar Sekunden.

„Hey, du bist cool. Das stimmt alles. Schüler von Atong ist super.“

„Naja, wenn ich keine Lust mehr Tee zu verkaufen, schreibe ich dann Krimis.“

Ich lachte und war ein bisschen stolz. Das Gefühl von Stolz war flüchtig. Was bleibt ist das Verständnis von Ganzheit.

Der Aufguss von diesem Yibang Gushu, der so genannte Mao Er Duo (Katzenohr) zeigt mir eine Reinheit wie sprundelndes Wasser aus Meeresgrund. Sehr mineralisch. Dickflüssig wie Tau. Kraftvoll und ausdehnend, als ob der Mann aus dem Stein, erheben sich und tanzen würde. So klar wie der Mondschein, der den Bach über den Steinen beleuchtet.

Wie hoch liegt der Wald? Von welchem Dorf kommt er? Wer hat ihn gekocht? Wie lange wurde er gewelkt, wie lange wurde er gekocht und wie lange wurde er gerollt?

Wie uninteressant! Dieser Tee hat mir bereits das Wichtigste erzählt: Der Boden, der mich nährt ist voller Mineralien und Energie. Ich atmet sehr viel Nebel und Wolken. Moos und Flechten beheimaten bei mir. Wir sind in einer intakten Kreis der Natur!

Ich spürte meine feuchte Augen beim Zuhören dieses Yi-Bang Mao E Duo!

 

Yi Bang, der verlassene Löwe

Yu schrieb mir, dass die Pfad zur Teebäume in YIbang nicht schwer zu begehen ist.

Ich antwortete, „Super! Das ist etwas für mich.“

„Aber es ist tot langweilig hier.“ er schrieb, es gebe nur Teebäume, Katzenohr-Tee und die Löwe aus den Stein im Dorf.

Katzohr? Was ist das? Es sei aus Zufall entstanden, als er die Unterhaltung von älteren Menschen zuhörte!

Er hörte zu und entdeckte diesen besonderen Tee aus natürlich gekreuzter Varietät. Katzenohr ist eine Varietät von kleinem Blatt, während die meisten Yunnan Gushu grosses Blatt hat. Die Blätter sind Oval. Wunderschön nach dem Aufguss. So süss wie die Katzenohren!

Ich sagte, oh so süss wie der Jinxuan-Varietät von Formosa Oolong!

Er stimmte zu.

Und das Dorf Yi Bang, einst die Residenz von dem Herrscher über die Teebergen, ist heute so verlassen. „Als ob man Tee vergessen hat.“

Der Tee war früher Kassenschlager, als die Südasien noch Pu Er aus Yibang einfuhren Ende des 19. Jahrhunderts. Da wurden vier oder fünf Steinstrassen gebaut. Das Dorf war Anfang der Teestrasse! Heute spricht man Yiwu, während Yi-Bang nur noch in Erinnerung bleibt. „Die Löwen liebe ich. Kaufst Du mir welche?“

Er sagte, die Löwen sollte dort bleiben, wo sie immer sind – damit es noch erinnert wird: es war einmal…

„Aber Du kannst nächtest Mal mitkommen. Du muss nicht zu weit laufen. Es ist nur sehr schmutzig hier.“ Wahrscheinlich gibt es auch keine gute Hotels. Und Koreaner sind auch bereits hier.

„Nachts leuchten die Sternen. Der Himmel ist nicht einsam.“

Und unter dieser Milchstrasse realisiert man: es ist ein Glück, einen Tee von einem alten Baum zu begegen.