Archiv für den Monat Mai 2009

Der kuriose Fall von Alishan Hochland 1999

Eine Uhr, die rückwärts läuft, landet mit der Zeit in Friedhof.

Eine Verbindung, die von einem bestimmten Muster belastet wird, bricht im Lauf der Zeit ab.

Eine Beziehung, die das tiefe Herzen berührt, wird durch die Zeit alt.

Wie ist denn es, wenn eine Uhr rückwärts laufen würde?

Wie ist es, wenn wir zum zweiten Mal Chance hätte, die Dinge neu zu erleben?

Wie ist es, wenn wir alt geboren und immer jünger werden?

Manchmal haben wir das Gefühl, jemanden bei der ersten Begegnung bereits gekannt zu haben. Die Zeit und Raum spielen gar keine Rolle. Manchmal haben wir das Gefühl, wenn wir es noch einmal erleben würden, würden wir vieles anders machen. Die Zeit und der Raum beschränken stets den Rahmen unsere Handlungen. Wir sind anscheinend nicht unser eigener Herr. Der eigene Herr für das Leben.

Als der Alishan 1969 einmal im Februar degustiert wurde, wurde ich „enttäuscht“ von der Reaktion der Anwesenden. Die Anwesenden waren vom großen Name in ihrem Bereich und waren enttäuscht von diesem fast 40 Jahre alten Tee. Sie sagten, er zerfällt. Ein Tee, der seinen Höhepunkt erreicht und nun zerfällt. Zerfall. Er schmeckte nur nach duftendem Holz. Verholzt. Alt und gelagert. Sie achteten nicht auf die Geschmeidigkeit die durch die Zeit gewann, nicht auf die Energie dieses Tees, die den Körper aufwärmte. Ein Tee, der zu alt ist.

 

Vor Kürzen trank ich mit Lehrer Aton in Taipei einen Alishan 1999, bevor die Reisegruppe eintraf. Ich erkannte den anderen, der zerfällt, in ihn. Ich erkannte ihn in seiner Leichtigkeit, die die Zeit übersteht, seine Vielschichtigkeit, die zeitlos ist und seine klare Sprache, die die Zeit überdauert. Einerseits fruchtig reif, Duft nach den unter der Sonne getrockneten Zwetschgen; andererseits blumig nach zarten Frühlingsorchideen. Klar, unverklemmt und unverschwommen. „Das ist es.“ Sagte Aton zu mir. Ich nickte meinen Kopf. Ein Tee, den wir in Shui Tang einführen werden. Als ein Einstieg für Teeliebhaber in die Reise mit der Zeit…

Dieser 10jährige Alishan im Vergleich mit Alishan 1969 versetzt mich ins Kino von Benjamin Button. Indem ich ihn (1999) trank, erinnerte er mich an dem 1969. Benjamin wurde alt geboren und erlebte sein Leben immer jünger. Während die anderen hinfälliger wurden, wurde er immer kräftiger und lebendiger. Was ist die Zeit für Menschen? Was ist das Zeitlose im Leben? Gibt es wirklich, was die Zeit unbedeutend macht?

 

„Möchtest Du diesen Alishan noch jünger erleben?“ fragte Aton mich anschließend. Noch jünger? Ich sah ein Schalk im Augen von Aton. Noch jüngerere Alishan, der Nage Nage Cha, den er manchmal versteckt und manchmal doch verkauft. Er weiß manchmal nicht, wie er die Attacke von berührten Teeherzen widerstehen kann, an sie keinen guten Tee zu verkaufen.

Der noch jüngere Alishan 2003 noch fruchtiger, blumiger und frischer. „Er ist so jung!“ Nur im Aussehen? In seinem Wesen ist er reif, er ist klar und übersteht die Zeit. Er wird alt. „Nehme doch all diesen Tee. Lagere ihn, verkaufe ihn langsam. Es ist gut für Dein Geschäft.“ Aton wollte mir helfen, einen Name mit Raritäten und erlesenen Tee im Europa zu behaupten. Er gibt mir sein Schatz, weil ich ihn verstehe. Weil meine Liebe zum Tee ihn berührt. Ist das, was zeitlos ist?

 

Als Benjamin Button Daisy begegnet, wurde es ihm etwas klar. Diese Person verändert sein Leben. Dieser Erkenntnis machte vielleicht sein hinfälliges Leben einen Sinn, denn es nicht mehr in dem gleichen Muster läuft. Der gleiche Muster, sich so zu fühlen und verhalten wie die alten Menschen, die auf Tod warten. Er bekommt Mut.

Mein Leben verlief auch in einem bestimmten Muster. Bis mir durch Tee und durch den so genannten Teeweg eines klar wurde, dass ein Muster mein Leben und meine menschlichen Beziehungen dominierte und dominiert.

Auch wenn man bewusst die Dinge zweite Chance gibt, verlaufen die Dinge nicht immer anders. Yang Dechang versuchte in „Yi Yi“ zu erklären, dass gewisse Muster unser Leben stets dominieren und unseren Versuch zum Scheitern bringen. Wenn wir bewusst wieder in die gleiche Situation zurückkommen, überkommt uns die Unerträglichkeit dieser Wiederholung. Der unglückliche Familievater von Yiyi fährt noch einmal mit seiner Jungendfreundin zusammen auf die Reise. Am Ende steht er fest, dass sie einfach nicht an ihr Schicksal verändern. Es dominiert ein bestimmtes Muster, eine bestimmte Wiederholung, die den zweiten Versuch so unertäglich schmerzhaft machte. Vielleicht weil es nicht einmal wahrgenommen wurde, um durchzubrechen.

 

Es ist bestimmt auch der Grund, warum Elisabeth in Wong Kar Wais „ My Blueberry Nights“ durch das Amerika wandert, um wieder nach New York zurückzukommen. (Wong Kar Wai bezeichnete diesen Film als eine Geschichte von einer Frau, die den weitesten Weg genommen hat, anstatt den kurzen, um den Mann, den sie liebt, wieder zu begegnen.) Sie wusste, dass der Cafe-Besitzer Jeremy auf sie wartete. Aber wenn sie wieder die Tür gleich geöffnet hätte, wäre sie immer noch dieselbe Elisabeth wie gestern gewesen. Sie musste ihr Leben mit Abstand betrachten und reflektieren, was bis jetzt dominierte. Sie musste ihre Schmerzen mit auf den weiten Weg mitnehmen und ihre Geschichte durch Leben des anderen mit neuen Augen sehen.

Alishan BäumenBäumen in Alishan

Ein Baum kann in Alishan fast zwei tausend Jahren alt werden, aber Menschen nicht. Ein Tee, der verholzt, sei zerfallen. Unser Herz wird auch alt und verholzt, wenn es nicht mehr zur Sprache kommt. Selten erleben wir Menschen, die jünger „wirken“ (nicht aussehen – dies kann man mit künstlichen Angriff oder Kosmetik helfen) als sie wirklich sind. Selten erleben wir Menschen, dessen Herzen jünger bleiben als sie tatsächlich sind. Herzen können jung bleiben, wenn sie einmal verstehen, was zeitlos sein kann.

„Was siehst Du?“ V

"Was siehst Du?" V

Was siehst Du hier?
Zwei Blätter stehen im Zentrum des Bildes.
Vermutlich etwas mit Tee zu tun.
Warum werden die beiden Blätter neben einander gestellt?

All diese Frage werde ich beantworten, wenn jemand sich dafür interessiert. Ansonsten habe ich einfach meinen Spass Frage zu stellen.

Da Bi Zi Cha! 大鼻子茶

Da Bi Zi Cha! 大鼻子茶

Mitten in Arbeit, ab und zu spüre ich wieder Fernweh. Ab und zu maile ich mitten in Arbeit mit Freunde und jammere gerade über die Bergen von Arbeit. Plötzlich rief der werte Freund Hubert an! Was für eine gesitige Verbindung, dachte ich. Woher wußte er, dass ich an ihn dachte!
„Hey, ein Paket ist für Dich angekommen!“
Ein Paket!
Ach, der Da Bi Zi Cha!
Den Tee, den wir (Aton, ich und die anderen 18 Da Bi Zi) am 25.04 bis zum 26.04 in Mingjian gewendet, gerollt, gepackt und geschafft haben, ist angekommen!

Der erste Tee, der an der Spiegelgasse eintrifft!

Christof und Hans-Jürgen wollte diesen Tee in ihrem Laden Teehaus Schnorr in Frankfurt als „Da Bi Zi Cha“ verkaufen. Da Bi Zi, die lange große Nase, ein Synonym
von weissen Fremden in Taiwan. Die ersten Sätze, die ich unseren Da Bi Zi Freunde beibringen sind:
„Wa shie A – do – Ah. Wo Shi Da Bi Zi.“ Ich bin eine lange Nase auf Taiwanesisch und Chinesisch. Nichts rassistisches dabei. Nur die Realität, die lange Nasen sollen verstehen, wie sie gerufen und genannt werden.

Der Da Bi Zi Cha, ist ein schöner Sijichun. Eine seltene Schönheit. (Darüber schreibe ich ein anderes Mal, um diesen Tee zu widmen.)
Am Tag meiner Abreise traf ich noch dem Fondmanager bei Aton-Lehrers Büro. Cheng war selbst nach Mingjian zu usnerem Termin gefahren. Keine Ahnung, was er da suchte. Aber er hat nichts an diesem Tee beigetragen. Ich wollte noch drei Tees mit Aton anschauen. Er war zufällig da und trank gerade unseren Da Bi Zi Cha! Er fragte mich, „Schwesterchen…“ (Was für eine furchtbare Anrede! Linmei oder Shijie etc. sind reservierte Anrede für meine sehr guten männlichen Freunde.),

„Wie viele Kilos teilst Du mit mir?“
„Gar Nichts.“
Wie kommt er auf die Idee!?

Taiwan sucht 100 Scouts

Taiwan Tourismus erwacht…

Das Taiwan Tourism Bureau sucht weltweit nach 100 Taiwan-Scouts, die in Zweierteams auf die Insel im Westpazifik reisen und sich mit 160 Euro pro Tag ein viertägiges Programm zusammenstellen dürfen.

mehr Info.

Vielleicht wurde diese Idee inspiriert von unseren Tee-Reiseblogs!

Worte

Meine Großmutter bereitete sich für ihren Tod seit sie sechzig wurde. Sie kaufte immer wieder neue Seidebluse und getrickte Schuhe. Immer wieder erzählte sie meiner Mutter, wie sie bei der ersten Todesfeier angezogen werden sollte und wie sie gerne bei der letzten Feier – Beisetzung aussehen wollte.

Sie war eine launisch emotionale Person, die das Leben der anderen erschwerte – sicher beabsichtigte sie es nicht. Je nach ihrer Laune wurde der Hochblutdruck meiner Mutter unterschiedlich gemessen. Als junges Mädchen sah ich, wie meine Großmutter und Tante schwer gegen ihre eigene Emotion zu kämpfen hatten und anderen Menschen zum Opfer machten. Ich schwöre einmal, dass ich nicht das Spielball werden will – von meiner eigenen Emotion.

Man wird trotzdem Spielball von eigenem Konstrukt und von der eigenen Emotion, vor allem wenn man verweigert, eigene Innenwelt zu beobachten – eigene Reaktion zu hinterfragen und zu zweifeln. Wie viele Menschen können denn ihre Gefühle benenen? Wenn das Herz spürt, dass es zwischen Menschen etwas nicht stimmt. Vielleicht stimmt etwas nicht mit uns, vielleicht mit andren, man spürt bloss eine Negativität, die ausgelebt werden muss. Dann entsteht Konflikte. Anstatt die Dinge zu benennen, direkt auszusprechen und anzusprechen, werden Konflikte emotional ausgetragen. Das sind Beziehungskriege oder wahre Kriege.

Manchmal ist es die Brutalität des Nicht-Benennen-Könnens so brutal, wenn jemand stirbt. Der Tod bringt alles zum schweigen.

Mein Zenlehrer ist tot. Bis jetzt habe ich noch nicht geweint. Nur heute in den kurzen Moment mit Anna im Telefon fing ich an plötzlich zu weinen. Sie sagte mir, dass sie auch noch nicht geweint hat. Wir müssen uns sehen, um zu weinen. Ende Mai sollen wir zusammen in Berlin richtig weinen. Und beim Weinen über Michel sprechen. Über Michel sprechen anstatt mit ihm zu sprechen. 

Worte können nicht ausdrücken wie ich fühle – Schweigen auch nicht.

Bevor die Reisegruppe in Taiwan eintraf, bevor mein Vater sein Cognac mit den Teefreunde aus Europa „Ganbei“ machte, erlitt er einen kurzen Schlaganfall. Es war in der weltlichen Zeit nur 15 Sekunde. In meiner Zeit war es die Ewigkeit. Wir dachten, das war der Tod und das wars.

Keine Zeit Abschied zu nehmen. Keine Zeit, alles Gute zu wünschen. Er hatte keine Zeit, keine Möglichkeit uns etwas zu sagen. Wir hatten keine Zeit und keine Chance ihm etwas zu sagen. Er erreicht einiges in seinem Leben, was nichts mitgenommen werden könnte! Er kam mit einem nackten Körper und würde genau so gehen mit einem nackten Bauch. 

Wozu Reichtum und Glanz? Vor dem Tod sind wir alle gleich. Niemand nimmt beim Tod etwas mit. Wenn das Herz nicht gelebt werden kann, bringt das ein bisschen Geld und Ruhm nichts weiter. Das Herz, das uns mit anderen Menschen verbindet, leidet, wenn wir uns zu viel biegen müssen. Manchmal sind wir so verbogen, dass wir es selbst nicht mehr merken.

Nach dem Erwachen ass mein Vater weiter an seine Papaya, als ob es nichts passiert wäre. Zum Krankenhaus verweigerte er, zum Arzt geht er nicht. Meine Familie fühlte sich verzweifelt. Ich sagte meinem Vater, dass er viele gute Lebensversicherungen abgeschlossen hat und viele Immobilien als Sicherheit hatte. Wir, die Hinterbliebenen wären gut versorgt. Uns würde es auch gut gehen ohne ihn. Aber er muss für sich selbst schauen, wenn er uns länger sehen will. Mein Vater war sprachlos über meine Direkheit. Kannst Du für ihn leiden? Kannst Du für ihn zum Arzt gehen? Kannst Du für ihn sterben? Er muss selbst gut leben wollen.

In diesen kurzen 15 Sekunden verstand ich, nicht zu schweigen. Die unausgesprochenen Worte würde mein Grab zu schwer machen, dass ich keine Ruhe fände. Das Herz ist bereits tot, aber die Worte haften noch in Steinen und suchen nach dem Licht. Die ungeweinten Tränen können im Grab eine Überschwemmung verursachen. Worte kann mein Gefühl nicht ausdrücken, schweigen leider auch nicht!

Päonie und Teaparty

ml+hannes Hausherr Hannes und Menglin (ich habe normalerweise nicht diese Gestik – ich wurde aufgefordert, Akuan nachzumachen. Natürlich lachten alle dabei…)

Mit dem Schlüssel von Shui Tang ging ich zum Teaparty im Zürichberg.

Es ist wieder Päonie-Zeit!

Hannes hat einen wunderschönen Garten mit traumhaften Seeblick. So einen Garten gibt es genügend in Zürich, aber so ein Garten plus Päonie gibt es nur einen – nur beim Hannes!

Wer waren alle eingeladen? Nur Teeliebhaber!

Unsere Gruppe auf der Teereise waren alle da – nur Christian, Cordula und die lieben „Deustchen“ haben uns gefehlt! 

Wir haben uns richtig gefreut, so schnell wiederzusehen! Wir haben uns umarmt, geküsst und liessen die schönen Erinnerungen, die wir gemeinsam haben, nicht los!

Beatrice brachte ihr Kopftuch, ihr Kittel mit, was Aton ihnen schenkte. Ihr wertvolle Steinkanne, die sie beim Herrn Lin in Gingge kaufte, brachte sie zur Party! Gerne trug Hannes wieder sein Arbeitskittel und sorgfältig sein Kopftuch. Wir wurden aufgefordert ein „typisches“ Taiwan-Foto zu machen. Alle schrien gleichzeitig „Zan“! und im Lachen dachten wir wieder an die schöne Zeit!

„Es war so eine schöne Reise! Einmalig!“

Ja.

Wenn Teeclub mir nicht so viel Vertrauen geschenkt hätte, wenn die Teilnehmer nicht so viel Vertrauen Aton-Meister geschenkt hätte, wäre nicht diese Reise in dieser Form entstanden! Rührend liefen die groß und lang Nase hinter dem Meister Aton durch die Teegarten und Strassen. Ohne zu hinterfragen, assen sie das, was ihnen serviert wurde. Sie machten das, was der Meister aufforderte. „Wie habt ihr denn es geschafft?“ fragte ich die anwesenden europäischen Individualisten. „Als ich ihn sah, wußte ich, er verdient mein Vertrauen.“ sagte Hans. Alle nickten den Kopf. Vertrauen… Vertrauen!

Vertrauen ist der Schlüssel zum Herzen!

Wir bewunderten die Blumen. Wir bewunderten die Gastfreundschaft des Hannes! Es gab Englisch-Cake von Beatrice, Quark-Kuchen von Heidi und mein Lieblingsgebäck Madeleine von Baumann! (Dass Hannes dran dachte!) Für uns haben Jürg und Daniel Tee gemacht – natürlich den besten Oriental Beauty, den der Hannes auf der Reise ergatterte! Wie großzügig! Was für ein großes Herz!

Joseph Joseph und Päonie, zwei Schönheiten…