In Mingjian als Teepflueckerin

Die Tage in Mingjian sollten mich lehren, wie ein gewoehnlicher Formosa Oolong gemacht werden. Mein Lehrer ist streng und ich konnte mich nicht krank machen.

Das Erste, was ich machen musste, war Tee pfluecken. Das machen heute in Taiwan eigentlich nur alte Frauen und importierte Heiratskandidatinnen.

Mir wurde ein Strohhut gereicht. Der alte Chen lachte ueber mein Outfit. Seine Frau war bereits seit sieben Uhr am Feld. Xiangxiang, sein Enkelkind klebte an mir und wollte mit zum Pfluecken gehen. Das Kind ist ein richtiger Frauenheld. Er gruesste mich mit dem Satz : „A-Yi, Wo Ei Ni!“ (Tante, ich liebe Dich.) Alle lachten und er klebte an meine Hose. Wenn er zum Toilet ging, musste ich mitgehen und sein Po putzen – dabei beschwerte er sich, dass seine Mutter viel besser macht.

Haus Chen

6. 4. 2008, Sonntag 12.00

Xiangxiang zeigte uns wo seine Grossmutter arbeitete. Wir fragten ihn, wie wusste er, wer seine Grossmutter war, weil sich alle Pflueckerin gleich kleideten. Er antwortete mit einer Selbstverstaendlichkeit, „Ich rufe, Ama (Grossmutter auf Taiwanesisch) und Ama wird mich rufen!“ Die Ama arbeitete bereits sehr hart. Sie war von oben bis unten bedeckt und hinter ihrem Ruecken hing noch eine Schnurr mit einem Hocker! Xiangxiang klebte an seine Grossmutter und fragte, wann sie ihm ein Eis kaufte. Er ruehte die Pflueckgut-Sack aus Anteilnahme und fluesterte immer wieder zu ihren Ohren.

Xiangxiang

Ich versuchte so schnell und gut zu sein wie die anderen Frauen. Keine Chance. was ich nachmachte war falsch, meinte mein Lehrer. Er zeigte mir, wie ich richtig machen sollte, um schnell, sicher zu sein, ohne das Pflueckgut zu verletzen! „Du muss die Teeblaetter so anfassen, wie Du Deinen Liebhaber behandelst! Ganz sanft und sorgfaeltig.“ Mein Schweiss tropfte. Ich kann es nicht! „Mache weiter!“ Ich bemuehte mich und zeigte ihn meinen Erfolg – er schuettelte seinen Kopf. Ich sei Hopfen und Malz verloren. Er habe noch nie so eine grobe Pflueckerin wie mich gesehen. Ich gab auf. Eine gute Ausrede – ich bin eben nicht geeignet fuer diese sanfte Aktion.

Pfluecken So muss es sein!

Meine kaffeesucht heimsuchte mich. Ich schrie nach Kaffee – fuer ihn sei es die fluessige Pferde-Ausscheidung. Xiangxiang brachte mich zum Family Market. Natuerlich gab es dort keinen gewuenschten Kaffee. Er troestete mich, dass seine Mutter mir spaeter einen machte. Dann brachte er ein Eis und sagte dabei „A-Yi, Wo Ei Ni! (Tante, ich liebe Dich.)“ Ein fuenfjaehriges Kind wusste schon, wie ein Frau zu haben ist. Ich kaufte ihn das Eis und fuhr weiter zu der naechten Station – das Sonne-Welken.

Es war 6.4. 2008 Sonntag 13.30.

2 Gedanken zu „In Mingjian als Teepflueckerin

  1. 得中

    Vielen Dank für die schöne kleine Geschichte. Das erinnert mich daran, wie ich einmal in Taiwan im Wartezimmer einer Arztpraxis saß, wo es bis auf die wenigen Alltagsgeräuche absolut still war, bis ein kleiner Junge plötzlich seiner Mutter um den Hals fiel und laut rief: „Mama, wo ai ni!“ Die Mutter kicherte etwas verlegen.

    Irgendwie muss ich immer noch lächeln, wenn ich daran denke.

    Ich schätze, das soll bedeuten, dass kleine Kinder manchmal auch ganz süß sein können.

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  2. 得中

    Vielen Dank für die schöne kleine Geschichte. Das erinnert mich daran, wie ich einmal in Taiwan im Wartezimmer einer Arztpraxis saß, wo es bis auf die wenigen Alltagsgeräuche absolut still war, bis ein kleiner Junge plötzlich seiner Mutter um den Hals fiel und laut rief: „Mama, wo ai ni!“ Die Mutter kicherte etwas verlegen.

    Irgendwie muss ich immer noch lächeln, wenn ich daran denke.

    Ich schätze, das soll bedeuten, dass kleine Kinder manchmal auch ganz süß sein können.

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