Archiv der Kategorie: Tee in der Literatur

Tianmu Chawan – ein Gedicht von Duyei aus Taiwan

Tianmu Chawan 天目碗

Gedicht vom Duyei 渡也

Keramik Meister erzählt

Jeder Mensch ist ein Gefäß

Empfängt Essen

Erhält Wasser 

Trägt das Gemüthaushalt

Voller träumen 

Jeder Körper ist voller Erde 

Voller Eisen

Aha, der Mensch ist ein Tienmu Chawan

Jede Tianmu Chawan empfängt 

Das Essen,

Das Wasser,

Die Stimmung

Auch die schimmernden phantastischen Träumen

( übersetzt von Menglin)

Das Gedicht „Tianmu Chawan“

Nachdem ich gestern Lo Senhao vom Flughafen abgeholt habe, haben wir uns bis zur Mitten Nacht unterhalten. Er erzählte mir dass der renommierte Dichter Du Yei ein sehr gut befreundeter Freund sei und viele Gesicht über ihn und Tianmu verfasste. Auch über seine Erfahrungen im Kloster Einsiedeln.

Mit Lo betrachten wir paar Schalen die mit ihm gekommen ist. Er zeigte mir eine Schale und sagte die sei ein Gedicht. Ein Gedicht? Ein Tianmu Schale? Er nickte seinen Kopf „ Feuer und Luft hat meine Arbeit gereinigt. Nur das was bleiben sollte bleibt. Und sie begegnen die Welt so wie sie ist. Ohne mich“

„ Das Feuer reinigt alles von mir. Wenn du diese Schale sieht, bleibt nur Dich und die Schale.„

Und das Gedicht ist genau so. Dichten ist ein Reinigungsarbeit und Prozess sagte er.

Danach wusste ich nicht mehr zu sagen und schlief ein.

Am 25.10. – begegne Dich und die Tenmuku – Kunst!

Flügelschlag des Summer Vogels

«Flügelschlag des Sommervogels»
– Teekonzert von Shui Tang am 16. November 2025
Eine Zusammenkunft, eine Reise durch die Zeit und eine Erfahrung mit allen Sinnen


Vor 16 Jahren entschied ich mich, ein Teehaus in der grössten Stadt im Herzen Europas zu eröffnen. Mitten in der Altstadt Zürichs zwischen den Gassen. Als fremde Frau an einem fremden Ort, um ein fremdes Getränk – Tee – zu präsentieren. Damals folgte ich einer Vision, einen Ort zu gestalten, wo Menschen Menschen und Herzen Herzen begegnen können.
Sehr ähnlich wie die Frauen in Kleinasien im 7. Jahrhundert, in der Hauptstadt der Han und der Tang in Changan (heutiges Xian), die in einem fremden Land ein fremdes Getränk – Wein – verkauften. Diese Frauen verkörperten die Sinnlichkeit und die begehrliche Exotik, und sie waren die Projektion der Dichters und Literaten. Zahlreiche legendäre Gedichte sind bis heute überliefert und leben sinnbildlich in der Fantasie der heutigen Menschen im chinesischen Kulturkreis.
Was haben damalige Dichter aus den 7. Jahrhundert und der heutigen digitalen Generation zu tun? Was hat ein Dichter aus alten Tang-Zeit mit der heutigen Schweiz gemeinsam? Die Menschen sind mit den gleichen Fragen konfrontiert, egal woher sie kommen: «Wie liebe ich? «Wie verstehe ich die Welt?» Wir beschäftigen uns mit der Frage: «Wie werde ich verstanden? Wie verstehe ich die anderen?» Lieben und Geliebtwerden, Verstehen und Verstandenwerden sind der rote Faden des menschlichen Lebens. Poesie und Musik drücken die gleichen Fragen aus und versuchen, Antworten zu verbildlichen oder zu vertonen.
Der Tee ist vielleicht eine Brücke, die Zeit und Raum überwinden kann. Wir erhalten einen Raum, um die Schönheit der Poesie und der Musik zu erleben. Es könnte sich wie ein kleiner Flügelschlag des Sommervogels auswirken, der uns dazu bewegt, auf eine innere Reise aufzubrechen, um uns versunken in einem Universum in den Nachklängen der Worte und der Töne in innerem Frieden und Glück zu verankern.
Wir freuen uns, uns zusammen mit interessierten Teefreunden und Teefreundinnen am Sonntag, 16. November 2025 bei einer Tasse Tee auf eine Zeitreise zu begeben, durch klingende Poesie aus dem 3. bis 9. Jahrhundert von der Han zur Tang Dynastie.

Dieses Teekonzert ist ein Programmteil der gemeinsamen Ausstellung «Verwandlung» von Lo Senhao, Walter Weinbeck und Neil Webb.


Musik: Pichin Chieh (Cello), Fabian Müller (Komposition und Cello)
Rezitation Gedichte: Menglin Chou
Gastgeber: Javorka Acimovic, Anja Burger, Franco Cavalloni, Lilly Haas, Yilian Mangada, Julian Pfister, Anna Rickenbacher, Simon Trüb, Link Brücker und Tizian Zeltner

Ausflug

Mit Vito, Sol und Simon fuhren wir ins blauen. Vito ist zwei Jahren alt und wusste sehr gut seinen Vater um den Finger zu wickeln. Er ging immer seinen eigenen Weg und interessierte sich nicht für den Zugplan oder weitere Abläufe der Reise. Er schaute die Wolken an, trank seinen Tee und dreht in die Richtung die ihm anzog.

Was für ein Glück hat ein Kind, unbeschwert in seine eigenen Welt bleiben kann, seine Ameisen auf der Strasse zu zählen, seinem Wolken in den Himmel zu lesen und seinen Hunger wahrzunehmen und zu schreiben. Ob es einen Sinn macht, ob er etwas dafür belohnt werden kann? Er kennt den Unterschied zwischen leeren Händen oder gefüllten Einhorn noch nicht. Er folgt nur seiner Idee, „ich gehe dorthin.“

Ich habe schon lange diese Leichtigkeit und Unschuld verloren. Ich unterdrücke meinen Hunger, wenn er gerade nicht passt. Ich wähle die Richtung, die angeblich mich weiterbringt. Ich zähle die Wolken nicht, sondern schimpfe über die Traumtänzer.

Seit paar Wochen beschäftige ich mich mit der Tenmuku Photographie. Die Bilder regen an Poesie zu schreiben. Inspiriert von diesem Ausflug, schrieb ich ein paar Zeile zu Hause. Und das Bild von Tenmuku Schale, vermittelt mir genau die Vorstellung des Orten des Windes. Vito lebt noch dort, er lässt sich jeden Tag dorthin tragen, wo Schnee zu Blumen wird. Ich wachte heute mit starker Müdigkeit auf, als der weisse Schnee die Dächer in Zürich bedeckte. Ich sah keinen Blumen, sondern meinen dicken Pullover.

Trotzdem weiss ich, wie ich den Wind rufen kann: in meiner Tenmuku Schale, in dem Duft meines Tees und hier, wo ich Dich begegne.

Vielleicht werde ich mit leeren Händen oder Enttäuschung konfrontiert, egal – wenn der Schnee zu Blumen wird – es wird auch Wunder erscheinen, überall.

Photography by Neil Webb

Begegnung

Dich zu begegnen habe ich all mein Glück im Leben eingesetzt. 

Eine Einbahnstraße ohne Rückflugticket 

Wie ein Vogel warte ich auf den Wind 

Der wird mich dorthin tragen, wo das Licht endlos weitet. 

Der Schnee wird zu Blumen, 

Der Holzweg ist ein Ausflug 

Im Dunkel ist alles der Gegenwart 

Ich sehne mich nach einer Schale Tee, 

Ein heisses Tropfen hängen noch an Deine Lippen

Im Licht weht der Wind

Regen wird zu Tau 

Wolken zum Traum

Dankend auf dem Abweg mit leeren Hände – mein Weg

Die Welt komplementär zu verstehen

Nach dem Teekonzert kamen interessierte Menschen zu mir, um meine Texte über Rilkes Musik zu fragen. Man wundert sich über die ehr als melancholische Texte von Rilke über Herbst und Einsamkeit interpretierten Texte, die von mir in einer anderen Öffnung gedeutet wurden. Vor allem die Kombination zwischen Gongfucha und Rilke wirkt frisch.

Teetisch von Benjamin
Teetisch von Anja

Bevor ich die Texte schrieb, hatte ich sehr Mühe die Komplementarität zu verstehen. Wie bedeutet es eigentlich? Erst als ich die Zeilen von Rilke lass, „wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange dauern.“ hatte ich das Gefühl ein wenig über den Tellerrand hinaus zu schauen. Wer kein Haus hat, baut keines mehr, weil die Zeit vorbei ist. Es ist die Zeit das innere Haus zu pflegen und auf das zu zählen, was vorhanden ist. Kein Bedauern von gestern und kein Rückschau auf das, was nicht erreicht ist. Sondern auf die Gemeinschaft zählen, was da ist.

Wer Streit und Uneinigkeit hatte, muss nicht zu lange beim Brüchen bleiben, sondern auf das, was zwischen uns verbunden bleibt. Auf das zu zählen.

Das bedeutet nicht, dass Streit, Uneinigkeit und Hauslosigkeit unwichtig wäre, sondern, zu wissen, dass man Dinge nicht aufeinander reduzieren kann. Sie bedienen sich gegenseitig. Alle notwendige Eigenschaften bilden das Ganzen – das Andere ist wichtig. Diktatur töten das andere. Das ist das Problem. Der Wahn von Gesundheit und Wahrheit kann reflektiert werden. Ich schätze die Formulierung von Schweizer Bezeichnung über alternative Medizin als Komplementäre Medizin sehr. Denn die Schulmedizin und alternative Medizin sind gleichwertig und ergänzen sich gegenseitig.

Darum ist Shui Tang wichtig für Tee. Und ein „typisches“ deutsches Teegeschäft das immer fruchtige Gerüche verstreut auch wichtig. Das andere ist wichtig für uns, für das Zusammenleben und für die eigene Entwicklung.

Rilkes Botschaft ist doppeldeutig. Haus zu bauen – das äussere und das innere – ist wichtig. Wer das innere Haus nicht gepflegt hat, unterstützen andere, die es tun und zählen auf sie, die unsere Sichtweise öffnen können. Wer das äussere Haus nicht gebaut hat, zählen auf die Gemeinschaft – beim Gongfucha ist die Gemeinschaft der Teetisch – die uns unterstützen und halten. Festhalten ohne anzuhalten.

Ich danke sehr, dass die harte Zeit, in der ich mich von meiner Arbeit in Shui Tang zurückgezogen habe, Früchte tragen. Rilke hat meine Sichtweise für Gongfucha erweitert und mein Leben von „engen Gassen“ befreit. Und mein liebes Team und meine Tee-Gemeinschaft haben mich getragen und gehalten. Die Texte werde ich auf der Webseite von Shui Tang unter Teekultur veröffentlichen und man kann dort runterladen oder lesen – es dauert noch ein bisschen…

Latein von Pu Er

Das Latein von Pu Er beschäftigt mich seit zwei Wochen.

Zuerst hatte ich eine starke Ablehnung, weil ich kein Naturwissenschaftler bin und fühle mich nicht kompetent genug, es zu verstehen. Als ich mich entschied, mit dem Material auseinanderzusetzen, bracht mir das Thema nur Kopfschmerzen!

Der Kopfschmerz entsteht, weil man in Wikipedia vier verschiedene Varietäten unter der Art Camelia Sinensis erklärt.

innerhalb der Art Camellia sinensis gibt es vier Varietäten (mit Fussnote):

Camellia sinensis (L.) Kuntze var. sinensis,
Camellia sinensis var. assamica (J.W.Masters) Kitamura,
Camellia sinensis var. dehungensis (Hung T. Chang & B.H.Chen) T.L.Ming,
Camellia sinensis var. pubilimba Hung T. Chang.

Ich habe die Fussnote genau gelesen, leider fand bei der Angabe nichts als Resultat zu diesen vier Varietäten. Lese bitte:

„Min Tianlu, Bruce Bartholomew: Camellia sinensis. S. 376 – textgleich
online wie gedrucktes Werk, In: Z. Y. Wu, P. H. Raven (Hrsg.): Flora of
China. Band 12, Missouri Botanical Garden Press, St. Louis 2007, ISBN
978-1-930723-64-1.“

Hingegen fand ich aus der Veröffentlichung von Yunnan Botanik Institute die Dokumentation im Jahr 1984 von H.T. Chang über seine Abhandlungen von Camellia Sinensis. Er klassifiziert verschiedene Sektionen unter der Gattung Camellia. Unter diesen Sektionen gibt es ein Thea-Sektion.

Innerhalb Thea-Sektion unterteilt er verschiedene Serie. Bei den Serien
nennt er eine als Sinenses. Bei Seinenses Serie existiert 10 verschiedene
Arten: darunter Camellia Sinensis (L.) O. Ktze und Camellia Assamica (Mast.) Chang!

Vorher wurde Camellia Assamica als eine Varietät unter der Art Camellia Sinensis Ktze unterordnet. Er wurde als Camellia Sinensis var. Assamica bezeichnet. Chang forschte sein lebenslang Pflanzen vor allem Camellia Familie. Durch seine stetige Forschung fand er die Bezeichnung von var. Assamica nicht den Befunden gerecht und entwirft eine neue Anordnung, um Menschen mit den Teepflanzen von Pu Er näher zu bringen. Er nannte die beiden Teearten, die schon lange von Menschen kultiviert werden als Camellia Sinensis und Camellia Assamica. Neben den beiden Arten gibt es noch andere Verwandten, die oft auch zum Tee produziert werden, leider nicht immer
bekömmlich und geeignet sind. Sie werden immer als „Yesheng“ – Wild von Teehändler und Bauern bezeichnet. Oft verursachen die Durchfall und kranke Symptome.

Unter der Art Camellia Synensis unterteilt er drei Varietäten. Und unter
Camellia Assamica ebenfalls.

Die beiden Varietäten, die im Wikipedia aufgezeichnet sind, sind nur ein Teil der Wahrheit. Camellia sinensis var. dehungensis (Hung T. Chang & B.H.Chen) T.L.Ming gehört zu Serie Gymnogynae Chang. Also nicht zur Serie Sinenses.

Und Camellia sinensis var. pubilimba Hung T. Chang gehört tatsächlich zu einer Varietät von Camellia Sinensis (L.) Kuntze. Neben dieser Varietät hat Camellia Sinensis Kuntze noch zwei andere Varietäten: Camellia Sinensis Kuntze var. sinensis und Camellia Sinensis (L.) Kuntze var. waldeniae (S.Y.Hu) H.T.Chang.

Sehr spannend! Kommt Du klar mit diesem Latein?

ps. Zitiert aus „Zhongguo Zhiwu Zhi“ No.49(3)1998, Seite 133.

Teeküche in Beijing (Peking) – ein Essay von Zhou Zuoren

Auf dem Dong-An Markt kaufte ich ein Buch „我的书翰“ von dem japanischen Schriftsteller 五十岚力. Er erzählte, dass die Teeküche in Tokyo nicht mehr schmeckt. Nur noch selten findet man gutes Dessert, das Frucht, Zucker und Füllung harmonisch ineinander verschmelzt werden, so dass die Zunge den einzelnen Geschmack der einzelnen Zutaten nicht mehr schmeckt. Die zweihundertjährigen gloreichen Edo-Zeit hinterlässt uns noch Spuren der genussvollen sinnlichen Tradition. Obwohl diese Tradition Kyotos noch besser gelebt wird. Die Hauptstadt Bejing besitzt auch mehr als 500jährige Geschichte. Theoretisch würde man meinen, dass die Grundsteine von Mode, Wohnkultur und dem Kulinarischen bereits gelegt wurden. In der Wirklichkeit ist es enttäuschend. In Bezug auf die Teeküche könnte ich keine Spezialitäten empfehlen. Obwohl wir uns in Bejing nicht gut auskennen, könnten wir den Zufall selten überlassen. Wir lernen keine gute Teeküche kennen, auch nicht per Zufall. Haben wir hier wirklich nichts anzubieten? Oder wissen wir einfach nichts davon? Es geht eigentlich nicht bloss um das Gier zu befriedigen, sondern um etwas anders. Dass man in einer alten Hauptsadt keine von Geschichte geprägte und dekadente Speise geniessen kann, ist richtig Schade.

Ich mag nicht die Made-in-China Waren im 20. Jh. Grobe Nachahmungen, die vom Patriotismus als „Unsere“ Ware verherrlicht werden, werden teurer als impotierte Ware verkauft. Waren im neuen Häuser erwecken in mir immer Skepsis. Diese Denkweise ist wohl altmodisch, aber die Qualität von Genuss und Schönheit für mich ist in der Tradition begründet. Wenn ich in Bejing nach Süden laufe, sehe ich die große Plakat von Yi Fu Zhai异馥斋. Das erweckt in mir immer Freude und Phantasie. Nicht nur, weil Yi Fu Zhai ein traditionreiches Geschäft, das bereits vor dem Boxeraufstand existiert, sondern auch dass Yi Fu Zhai eine Illusion verkörpert, dass der Alltag mit Räuchern und Meditieren von Muße und Überfluß gefüllt werden könnte. Ich räuchere nie, interessiere mich allerdings sehr dafür. Aber ich traue mich nicht in den Laden zu gehen, weil ich fürchte, dass man auf dem Räuchergefäss Seife und Parfüm aufbewahren, um uns Duft vorzutäuschen.

Das Leben kann nur schön sein, wenn man ausser dem alltäglichen Gründbedürfnissen ein bisschen nutzloses Spiel und Genuss noch Raum zulassen kann. Z. B. über den Sonneuntergang zu seufzen, dem Fluss im Herbst entlang zu spazieren, Blumen bewundern, Regen anhören, Räuchern und den Duft geniessen, Wein nicht aus dem Durst zu trinken, etwas zu essen, weil man nicht satt werden will. Das ist notwendig fürs Leben, obwohl sie nutzlichlos sind. Je raffiniert, desto besser. Schade, dass unser Leben in China gefüllt von Grobheit und vulgärem Geschmack ist. Seit 10 Jahren finde ich hier nichts gescheite gute Teeküche.

Zhou Zuoren, 1924 Februar.

He Cha 喝茶 Teetrinken II – Tee-Essay von Zhou Zuoren

In China wird oft Melonensamen 瓜子 (ähnlich wie Kürbissamen) zum Tee geknabbert. Diese Gewöhnheit finde ich unpassend. Zum Tee passt eigentlich nur leichte Teespeise. In China ist diese Teespeise die Snack von chinesisierten Manchu-Snack. Dagegen finde ich die japanische Teespeise aus Reis oder Hüselfrüchte sehr stilvoll: elegante Form und Farbe, schlichte Ausstrahlung harmonisieren sich sehr mit dem Tee. Die Yokans (Asuki-Bohne-Paste, ein sehr edeles Dessert zum Koicha) sollte aus Dang-Dynastie stammen. Dieses Dessert hat charaktervolle Aromen.

In Süden von Yangzijiang (der Zangzi Fluss) bieten die Teehäuser eine besondere Teegerichte an: Gansi 甘丝, in Streifen geschnittene geräucherte Tofu, mit Ingwer streifen und Sojasoße gewürzt, in einer Kraftbrühe gekocht, zum Schluss einen Schuss richtig heisse Sesamöl darüber gegossen. Diese Gericht wird jedenfalls zum Tee serviert. Das Trinkgeld, das Teetrinker ausgeben, gehört zum Serviceteam.

(… er beschreibt hier verschiedene Restauranten mit den Tofu-Gerichten)

Tofu ist ein wunderbares Lebensmittel und könnte in reichliche Variationen zubereitet werden. Leider wird Tofu im Westen nicht richtig verstanden, ebenfalls wie der Tee.

In Japan ißt man den Reis im Tee. Dieser Tee-Reis wird begleitet von eingelegtem fermentierten Gemüse (Pickels). Dieses Gericht finde ich leicht, schlicht und aromatisch. In China ißt man den Reis auch im Tee, aber nur weil man sparen will oder wenig Mittel zur Verfügung steht. Selten ißt man freiwillig den blasen Reis im leichten Tee, um die wahren Geschmäcke zu finden. Es ist wirklich Schade.

Zhou Zuoren, 1924, Dezember

He Cha 喝茶 Teetrinken I, ein Essay von Zhou Zuoren

Was bedeutet Chado? Einfach gesagt, Chado ist „Mitte in der Hektik ein Moment der Muße klauen, Mitte im Leiden etwas Freude zu erfinden. In der Unvollkommenheit unserer Welt ein bisschen Schönheit und Harmonie zu geniessen, im Hier und Jetzt die Ewigkeit zu erfahren.“ Chado ist in der japanischen Kultur eine präsentative Kunst. In Bezug auf diese Ebene hat Xu Zhimuo (ebenfalls ein sehr bekannter Schriftsteller Chinas im 20er Jahren) bereits in seinem Vortrag erörtert, so dass ich jetzt keine überflüssige Rede halten muss. Was ich jetzt schildern möchte, ist meine ganz banale individuelle Ansicht des Teetrinkens.

Der grüne Tee Genuss ist für mich der klassische Teegenuss. Schwarztee macht kein Spass (no fun). Ausserdem, dazu kommt noch mit Zucker und Milch? George Gissing berichtete in „Private Papers of Henry Ryecroft“ einen amüsanten Afternoon Tea. Das Afternoon Tea in der englischen Familie mit Schwarztee und Butterbrot sei das Hauptfreude des Tages. Obwohl man im Osten den Tee seit Tausendjahren trinken, könnte man diesen Genuss gar nicht richtig nachvollziehen. Ich zum Beispiel. Schwarztee mit Toast kann man schon essen, aber so etwas ist eigentlich ein Futter, um Hunger zu stillen. Das Teetrinken für mich ist der Teegenuss pur: den Duft, den Geschmack und die Farbe des Tees zu verifizieren und geniessen anstatt den Durst zu kompensieren. Hunger spielt so wie so dabei gar keine Rolle. In alten China wurde Sencha und Matcha getrunken, aber heute bereitet man den Tee ganz anders zu. Der Autor Kakuzo Okakura* im „Book of Tea“ (1919) bezeichnet diesen Genuss zutreffend als „Der Tee des Naturalismus“. Was uns bei Teetrinken unentbehrbar erscheint, ist diese Haltung, den magischen Geschmack der Natur zu entdecken.

Chinese gehen ins Teehaus, um eine Schale Tee nach einer anderen zu schlucken und den halben Tag zu verbringen, als ob sie gerade aus der Wüste zurückkehren würden. Das ist das, was ich als Teetrinken verstehen. (Ich habe gehört, dass man in Fujian und Guangdong Gongfu Cha trinkt, diese Menschen verstehen richtig was ich hier meine.) Das Problem dieser Art vom Teegenuss ist, dass sie sich verwestlicht. Sie verliert ihren ursprünglichen Sinn. Das Teetrinken ist nun wie in ein Lokal zu gehen. Nur auf dem Land könnte man noch die ursprüngliche Atmosphäre des Teetrinkens erleben. Die Teehäuser auf dem Land haben leider nur bescheidene Ambiente und Zubehör. Vielleicht könnte man es als Teetrinken bezeichnen, aber nicht unbedingt als Chado.

Was ist denn Teetrinken? Wenn wir Tee trinken, wäre es am besten unter dem einfachen Ziegeldach und vor dem Papierfenstern. Eine klare Quelle zum einem grünen Tee. Mit einfachen und schlichten Keramik oder Porzelan, zwei oder drei Teeliebhaber gemeinsam, sich einen halben Tag Muße zu gönnen, um 10 Jahre Samsara (die phänomenale Welt, ein ewiger Kreislauf zwischen Begehren und Vergänglichkeit) zu vergessen. Nach dem Tee könnte man weiter an seine eigene Karriere arbeiten – für den Ruhm oder für das Geld, das ist gleichgültig. Aber diese Muße im Hier und Jetzt, sei sie nur so kurz ist, ist unentbehrbar in unserem Leben.

TeekanneEin Foto in „Flowers of Shanghai“

….

Fortsetzung folgt. Er schrieb weiter über die Begleitung des Tees – Teesnack.

* Okakura war ein Pendler zwischen den Westen und den Osten, eine unglaublich ambivalente und spannende Persönlichkeit, die sich nicht einfach einordnen lässt. In Japan galt er als umstritten, im Westen ist er der Repräsentant des Osten. Sein Buch „Das Buch von Tee“ ist „mein“ Buch, das ich überall mitnehmen würde – in unzähligen Umzüge meines Lebens.  

Teeliebhaber Zhou Zuoren 周作人 und Eileen Chang 张爱玲

Schriftsteller Zhou Zuoren (1885-1967), Eileen Chang (1920-1995) und mich verbinden drei Dinge: Tee, die Auswirkung des japanischen Kriegs im 20. Jahrhundert (das japanische Karma in der chinesischen Geschichte) und das Fremdsein.

Zhou und Chang redeten gerne über Tee, schrieb über Tee und benutzten Tee als Metapher in ihrem Werke. Beide verliebten sich in jemanden, der eigentlich ein Feind war, eine Japanerin und einen Landesverräter. Beide waren Fremde in ihrer eigenen Land und bleibt als Fremdkörper bis zu ihrem Tod, weil sie anders als andere waren. 

Eillen Chang ist bekannt im Westen durch erfolgreiche Verfilmung vieler taiwanesischen Regiessueren wie Ho Xiaoxian (Flowers of Shanghai) und Lee An (Ang Lee, Lust Caution). Ihre Figuren sind Frauen, unzufriedene, kriegende and an Liebe erkrankte Frauen in jener chinesischen Gesellschaft (vor allen in Shanghai). Für sie lebe eine Frau für die Líebe, die allerdings illusorisch ist. Wahrscheinlich war diese Haltung Augenzeuge ihres eigenen Leibs. Sie verliebte sich in einem brillianten umstrittenen Figur in der japanischen Besatzungszeit – Hu Lancheng, der als Landesverräter galt, verheiratet war und ein Freuenheld spielte. Die Marketingstrategie der Ang Lees Film war, die Geschichte „Lust, Caution“ als Andeutung der Geschichte zwischen Eileen Chang und Hu Lancheng zu verkaufen. In Westen wurde dieser Film als ein Sieg der Liebe und Sexualität gefeiert, die sich keiner Moral unterordnen. Das weibliche Selbstbewusstsein Wangs erwachte aus der Sexualtität und entschied aus dieser Selbstfindung, ihren Liebhaber zu retten und verriet gleichzeitig ihre Freunde. Ich würde hier eine Gegenthese antreten: Eileen Chang wollte uns eins sagen, dass die Liebe eine lächerliche Fiktion ist. Die Liebe von Wang Jiazhi zu ihrem Liebhaber fing aus einer Fiktion an und wurde immer wahrscheinlicher, indem es wahr werden sollte, um real zu sein. Sie hätte sich nicht in diesem Landesverräter verlieben müssen, wenn sie ihn nicht töten sollte. Sie suchte und sehnte Liebe so stark, dass sie ihren Idealismus und ihr eigenes Leben zum Schluss opferte. Es ist kein Sieg der Liebe, sondern eine Offenbarung der Illusion (Dummheit), dass „Frau“(man) geliebt wird.

Eileen Chan beschrieb die Sznerie von Gefühlsausbruch und Situationen zwischen Mann und Frauen gerne durch Tee. Ihre Protagonistinnen sind Teeliebhaber, die durch Tee ihre kontrollierte Gefühle ausdrücken wollten, aber leider nicht immer von Teeliebhaber empfangen und geliebt werden. Eileen Chang starb in ihrer Zurückgezogenheit in einer Wohnung New Yorks, eine Stadt, wo das Fremdsein erträglich ist.

Zhou ZuorenEine moderne Rezeption über Zhou Zuoren „Zhou Zuoren Sheng Ping Yi An“

Zhou Zuoren hatte das Glück nicht. Er lebte im Schatten seines bekannten Bruder Lu Xun und machte den Fehler seines Lebens, an der Regierung Wang Jingweis (von Japaner gestützte Regierung) mitzuarbeiten. Es sei Schuld seiner japanischen Frau, von der er selten erwähnte. Aufgrund dieser Vergangenheit wurde er von Jiang Jieshi verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Später wurde sein Bürgerrecht von der Maos Regierung entbehrt und dufte nur zu Hause, Bücher übersetzen. Zhou konnte Griechisch, Russisch, Japanisch und Englisch. Sein Experiment englische Werke ins Altchinesisch zu übersetzen, scheiterte an schlechten Verkaufszahl. Er starb noch in der Kulturrevolution, in der Verfolgung und bleibt in China als eine umstrittene Intellektuelle.

Ein gerne und mehrfach zitierter Tee-Absatz Zhou Zuorens:

He Cha Dang Yu Wayu Zhichuang Xia

Wenn wir Tee trinken, wäre es am besten unter dem einfachen Ziegeldach und vor dem Papierfenstern.

Xing Quan Lu Cha

Eine klare Quelle zum einem grünen Tee

Yong Su Ya de Taoci Chaju

Mit einfachen und schlichten Keramik oder Porzelan

Tong Liang San Ren Gong Yin,

Zwei oder drei Teeliebhaber gemeinsam,

De Ban Ri Zhi Xian, Ke di Shinian de Chen Meng.

sich einen halben Tag Muße zu gönnen, um 10 Jahre Samsara (die phänomenale Welt, ein ewiger Kreislauf zwischen Begehren und Vergänglichkeit) auszugleichen (vergessen).

Der Essay geht noch weiter. Ich werde versuchen, diesen berühmten Essay im Blog zu übersetzen. Vielleicht könnten wir ein bisschen schnuppern, wie ein chinesischer Teeliebhaber in den 20er Jahren Chinas mit Tee lebte.