Archiv für den Tag 17/12/2008

Kulturschock – China

Nicht weil die Reise nach China uninteressant war, wurde kein Reisebericht nach China hier gepostet. Es war im Gegenteil. Zu viel zum Nachdenken, zu viel hinterzufragen und zu wenig zum Wort zu bringen.

Ein Kulturschock. Kaum mit Worte zu erfassen. Worte war das Auslöser dieses Kulturschocks. Als chinesisch Sprechender fühlt sich immer wieder überfahren in einem Chinesisch sprechenden Land. Spätestens als ich ins Lufthansa einstieg und von einer chinesischen Stewardess angesprochen war.

Wie sollte ich denn anfangen?

Wegen der Unruhe in Bangkok musste ich mit Cathay Pacific nach Hongkong fliegen. Eine Airline, was mir sehr unsympathisch ist. In dieser Airline und in diesem Land, wo diese Airline stammt, ist man jemand, wenn man Englisch spricht. Wenn man Chinesisch spricht, ist man „down“. Also sprach ich Englisch mit der Stewardess am Bord und ich fand es richtig widerlich.

Nach dem Umsteigen ins Lufthansa wurde ich von vielen chinesischen Stewardess bedient. Was eigentlich eine Gnade ist von Lufthansa. Als Apero verteilt wurde, wurde ich schlicht und einfach von der Dame aus China in Chinesisch gefragt: „Was willst Du trinken?“ (Ni Yao He Shemen?“)

Ich war stutzig von dieser direkten Formulierung. Intuitiv und unüberlegt erwiderte ich: „Ich hätte gerne Sekt.“ (auf Deutsch). Stutzig war sie und ich war selbst geschockt von meiner Reaktion. Ich bekam mein Procecco und dazu noch viele Fragezeichen an mich selbst.

„Was willst Du trinken?“ – stelle Dir Mal vor, Du wirst auf Deutsch von einem deutschen Flugpersonal gefragt – wie würdest Du wie ein „normales“ Deutsche reagieren? Das Personal-Training von Lufthansa war sicher gut genug. Das Problem lag wohl an dem Muster des chinesischen Umgangs. Diese „grobe“ Art von Umgang in Chinesisch in China scheint wohl ganz gang und Gäbe zu sein. Und das brachte mich und Hanspeter stets auf der Reise zur Sprachlosigkeit. Obwohl er kein Wort Chinesisch spricht und versteht, weiß er die unsichtbaren Dinge und Nuance zu achten. Als wir von Fuzhou nach Taipei zurück flog und ins taiwanesischen EVA Air einstiegen, sagte er, dass wir nun wieder in „die Welt“ zurückkehrten. In Shanghai Airline, meinte er, war es wie in Hühnerstahl (So streitsüchtig wie ich, ich habe mit einem Passagier fast gestritten).

Aber, warum reagierte ich denn auf Deutsch? Ich war zutiefst entsetzt. Am Ende glaube ich paar Antworten zu haben:

  1. ich wollte diese Dame sagen: ich kann Deutsch, behandele mich bitte gut.
  2. ich wollte diese Dame sagen, man „könnte“ Konjunktiv-Form benutzen. Auch in Chinesisch haben wir eine schöne Redeart.
  3. Die Sprache Deutsch schien mir in jenem Moment als eine kultivierte Sprache zu sein.

ine kleine Reflexion von meiner ersten Begegnung mit China.

Schneeflocken

Schneeflocken

Schnee hat unterschiedliche Kleider. Manchmal sieht er wie Salz aus, Körnig und grob. Manchmal reiselt er wie Feder, federleicht und verträumt. Manchmal tropft er wie Tränen. Tränen von aufgwühlten Herzen sind salzig und warm, dagegen schmeckt der Schnee langweilig und kalt. Wer würde solche Tränen denn tropfen – aus dem Himmel, eiskalt und blass.

Weihnachten bringt Stress mit sich. Abgesehen von viel viel Arbeit, der wie ein schwer abzutragender Berg aussieht. Weihnachten bringt einen mit dem gesellschaftlichen Vorbild von Familie und Geselligkeit auseinanderzusetzen. In manchen Jahren waren Weihnachten schön und gesellig, als mein Leben noch in der Gesellschaft gut intergriert war. Heute scheint Weihnachten ein Ort zu sein, ein falscher Ort.

Trotz vielen Einladungen bleibe ich immer noch unentschlossen, wo die Weihnachten sein sollte. Nach Malaga, nach USA oder an dem alten Ort. Wie ein Kuckuck-Kind fühlt man sich in einem falschen Nest. An falschem Ort.

Den kalten blassen Schnee kann man heiß schmelzen lassen. Vielleicht kann noch eine kleine Teekanne Yixing aus den 60er Jahren etwas dazu beitragen, mit einem farbhaften Schneeflocken von Mingjian 2005 den Schnee zu verfeinern. Das kalte langweilige Wasserflocken vom Norden wird verwandelt zu einer warmen süssen duftenden Insel zwischen den Orten. Eine Insel für sich.