Teegedichte und Teepoet

Tang-Dynastie in China war nicht nur ein Reich mit starker militanten Macht, sondern ein kultureller Höhepunkt der chinesischen Geschichte. In dieser Zeit wurde die Hauptstadt Chang-An (heutiger Xi-An) das Vorbild von der japanischen Hauptstadt Kyoto und die chinesische Sprache die Sprache der aristokratischen Klassen ganzer Ostasien.

ChajingCha Jing. Drei Teile.

Lu Yu lebte in dieser Zeit. Wir kennen ihn im Westen gut wegen seinem verewigten Teebuch – Cha-Jing. Lu Yu hatte viele Teefreunde, darunter Yan Zhenqing (ein legendärer Kalligraph) und ein Zen-Mönch Jiao Ran (730-799).

Jiao Ran ist hier unbekannt, obwohl er aufgrund einer Einladung von Yan Zhenqing mit Lu Yu zusammen ein Buch geschrieben hat. Es wurde erzählt, dass Lu Yu eine Tee-Pavillon im Tempel (Miaoxi Si) baute. Bei der Einweihung kalligraphierte Yan, während Jiao Ran Gedichte imporvisierte. Es war ein grosses „Event“ und wurde als eine außergewöhnliche Angelegenheit übermittelt – ähnlich wie heute „Stars auf der roten Teppich in Cannes“… Jiao Ran hinterliss viele Teegedichte.

Weil Jiao Ran ein Mönch ist, würde man auf projieren, dass er ein ersthaftes und asketisches Leben fuhr. Im Westen hat man wohl eine „starke“ moralische spirituelle Vorstellung, die in alten China nicht ganz gelebt wurde. Nein, Jiao Ran trank gerne Wein! Er hat auch gerne schöne Frauen.

Es wurde erzählt, dass er mit der schönen berühmte taoistische Priesterin Li Jilan gut befreundet war. Li war nicht nur schön, sondern musikalisch und poetisch talentiert. Eine schöne Frau in alten China bedeutet nicht nur die äußere Schönheit, sondern auch die innere Tiefe – anders als die heutigen Hollywood-Schönheiten. Li wurde – laut Legende – sogar von Kaiser Li Rongji ins Hof geholt. Sie weihte beim Kaiser als Gast für ein Monat und man wusste nicht viel, was für spirituelle Erfahrungen ausgetauscht wurden.

Jedenfalls kam Li Jilan eines Tages zu Besuch. Jiao Ran und Li vergassen die Zeit bis die Kerzen erlöschte. Es war bereits tiefer in der Nacht. Nach dem Abschied von Li, schrieb Jiao Ran ein Gedicht über diese Momente:

Die Göttin kam mich prüfen, wollte die Blume auf mein Kleid streuen;

Das Zen-Herz reagierte nicht darauf, brach ihr die vollständige Blume zurück.

Wir wissen nicht, was wirklich geschah.

Jiao Ran hat noch viele andere Tee-Gedichte. Er beschrieb einmal, als er mit Lu Yu Tee degustierte:

Im September im Berg-Tempel, der Herbt vergelbt auch die Chrysathemen am Ostzaun. Gewöhnliche Menschen bevorzugen Wein, wer versteht eigentlich die Sprache des Tees?

Ein anderes Gedicht:

Die erste Schale wäscht meine Verblendungen. Das wahre Gefühl füllt den Raum zwischen Himmel und Erde.

Die zweite Schale klärt meinen Geist, wie der Regen Staub weg spült.

Die dritte Schale schenkt mir Erleuchtung, wozu die Kummer mit Willen zu beseitigen?  

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