Eigentlich bin ich kein Weinkenner, eigentlich habe ich zu Wein gar nichts zu sagen und eigentlich habe ich ausser Champagner nicht gerne Alkohol, aber der Vino Santo Tretino von Pisoni 1993 brachte mich zu diesem Beitrag.
Es war Hannes Idee, mit Musik, Wein und gutem Käse einen netten Abend zu machen. Ich brachte natürlich Jamon Ibirico mit, wie kann ein kulinarischer Genuss ohne Fleisch?? Ausserdem habe ich Brot, Käse und Wein eigentlich nicht gerne… Meine gute chinesische Erziehung liess mich es natürlich nicht verraten.
Seine Mutter war auch da. Wir genossen schöne Klang, gutes Essen (mit dem Ibirico!) und herzliches Gespräch. Hannes stammt aus alter Zürcher Familie und wohne auf ein Grundstück, wo die Familie schon immer verweilt. Familie Pfister bedeutet mir etwas besonders. Eine Familie, die zusammenhält und sich selbst bleibt. Ich spreche gerne mit seiner Mutter, die trotz ihrer Alter ihr junges Herz nicht vergisst und sich mit mir geduldig auf Hochdeutsch unterhält. Sie zeigte mir einmal die jungen Fotos ihres verstorbenen Manns. Er lächelte uns an. Er sah schön, vital und frisch aus. Sie streichelte die Fotos und ich spürte die Zärtlichkeit. Eine Liebe, die Grenze zwischen Leben und Tod, zwischen Jahren und Alltag überstreitet. Die heutige schnelllebige Liebe ist der beste Kontrast in diesem stilen Moment. Sie erzählte mir den Garten und ist zugleich stolz auf ihren Sohn, der Gärtner ist und den Garten pflegt. Drei Kinder Pfister sind sich selbst geworden. Ich kenne selten solche Familie, in der Kinder sich selbst werden können. Wir sind immer mit den Wünschen der Eltern konfrontiert und müssen uns der Gesellschaft einordnen. Ja, eine wichtige Person werden… am besten Rechtsanwalt oder Artzt… Hannes ist Oekonom aus der St. Gallen-Schule geworden, fein, gebildet, charmant und offen. Georg ist bekant als Antennen-Schreck Zürichs, der sich für das gemeinschaftliche Wohl einsetzen und für das saubere Atmosphäre der Menschheit kämpft. Der dritte Sohn Felix ist der wirkliche Magier des Hauses. Er verzaubert den ganz gewöhnlichen mitteleuropäischen Garten zu einem Paradies. Ein Garten, wo chinesische Mudan sich zu Hause fühlt, Camelia ihre Blütepracht entfaltet und auch Nachtkerzen die Sonne im Spätsommer geniesst!
Ach, der Dessertwein Vino Santo… der zum Schluss kam, hat meine Seele berührt. Wie kann so ein Wein sein, der mich an Buddha Hand, an Tie Guanyin aus Muzha und der Phönix aus Kanton erinnert! Die goldene Farbe, die zeurst nach Buddha Hand duftet, im Gaumen nach dem Phönix schmeckt. Beim Abgang und auf dem leeren Glas schmeckte er wie ein Hauch nach dem Tie Guanyin von Muzha! Tee und Wein, Wein und Teeee… haben wohl den gleichen Geschmack?
Oder sind alle Dinge im Leben so verbunden, wenn unsere Sinne und Seele offen bleiben, sie zu entdecken?