Pause

Es schneit. Ich habe den Anschluss verpasst. Als ich in Zürich eintraf, war bereits gegen 16 Uhr. Für ein richtiges Essen war es schon zu spät oder zu früh. Ich ging zu McDonald’s. Das Restaurant ist im UMbau. Es herrschte Lärm und Arbeitsamkeit. Paar hungrigen sassen zwischen den Baustelle. Soll ich hier bleiben? Unbehagliche Arbeitsamkeit störte, aber ich brauche eine Pause. Ich teilte einen Tisch mit einem Junge, der seine Ohren an ein iPhone steckte und sich in einer anderen Realität befand. Ich kaute langsam mein „Blötchen“ und liess den Kopf ausseralb dem Lärm versetzen. Mit jedem langsamen Atmungszug und mit jedem Kauen wurde ich immer mehr verschmolzen in dieser Baustelle. Ja, das Leben ist eine ewige Baustelle. Was solls? Plötzlich genoss ich diese Pause, plötzlich genoss ich die Situation, dass die anderen arbeiten und ich zuschaue. Plötzlich spürte ich ein brise von Frieden in mitten diesen Baustelle.
Auf einmal merkte ich, wie anspruchslos die Menschen hier waren. Sie waren wie ich, hungrig und wollte ein bisschen Pause, ein bisschen irgendwo bleiben und ein bisschen Wärme in diesem verschneiten Tag.
Irgendwann ist die Pause vorbei, es geht weiter. Unweit von diesem Provisorium ist das Lunch-Kino. Ich sah meinen Held Mads Dittmann Mikkelsen (Wahnsinn!) und schob wie hypnortisiert die Tür. Während meine Augen weiter nach ihm suchte, sagte eine ältere Schweizerin zu mir, „Sie haben meine Flyer in Ihrer Hand.“ „Ach, Verzeihung!“ ich lächelte leicht verlegen. „Sie sprechen so gut Deutsch! Wie schaffen Sie es?“ „Ich gebe mir Mühe.“ Irgendwie fing die ältere Dame an über die Überfremdung der Schweiz bei mir anzuklagen. Keine Ahnung warum – ich bin selbst doch eine dieser Überfremdung. Ich zeigte mein Verständnis, dass es menschlich ist, wenn man sich in eigenem Land fremd fühlt. „Aber wissen Sie, wenn man die Sprache von unserem Land sprechen würde, würden diese Menschen auch besser akzeptiert.“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Wissen Sie, wenn Herzen sich begegnen, braucht es keine Sprache.“ ich schaute sie direkt ins Augen. Sie packte ihre Tasche aus und wollte mir ein Zettel geben, wo Gott liebt Dich auf Chinesisch steht. Ich lachte. „Das müssen Sie mir nicht geben. Das weiss ich! Ich weiss, dass Gott mich auch als eine Heidin liebt.“ „Ach ja? Möchten Sie es nicht mehr erfahren?“ „Nein, es ist nicht nötig. Gott verlässt so einen wie mich auch nicht. Glauben Sie mir, Gott liebt mich.“ Plötzlich umarmte ich diese verwirrte fromme Frau, „Schauen Sie gut zu Ihnen. Versuchen Sie ein bisschen Frieden in dieser kalten Zürich. Wenn es Ihnen wirklich nicht gefällt, wie es abläuft, dann gehen Sie in die Strasse! Ein bisschen Revolution tut allen gut.“ Mit einem verwirrten Blick segnete sie mich „Jesus liebt Dich.“ Ich lachte ein wenig ketzerisch, „Ja, ich weiss. Das hat er mir vorgestern gesagt.“ Ich weiss, sie würde mir niemals glauben.
Ich musste weiter an die Spiegelgasse. Morgen gibt es wieder Sitzung mit Krawatten-Träger. Kurz in Bellevue stand ich, achte auf meinen Atmungszug. Vielleicht stosst dieser Atmungszug einen anderen. So langsam ergibt es sich eine Resonanz in dieser verrückten Stadt und dann möglicherweise eine friedliche Welt.

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