Ich bin ein spontaner Mensch und habe sehr Mühe mit Agenda und Pünktlichkeit. Doroles fragte mich, ob wir ein Zeitfenster am einen Abend kurz vor meiner Abreise finden. Ein Zeitfenster? Ich bin entzückt von diesem Ausdruck!
Ein Zeitfenster! Wenn man an dieses Fenster anlehnt, könnte man die Zeit als Landschaft betrachten? Kann man aus diesem Fenster den Ablauf der Zeit festhalten?
Heute sagte Tämer, dass die Zeit in Shui Tang anders ticke.
Am den Teetisch in Shui Tang exisitert keine Zeit, nur Veränderungen.
Der Tisch gleicht ein Fenster, wo Zeit rasch vorbei zieht und kaum Spuren hinterlässt.
Als ich den Film Cloud Atlas anschaute, hatte ich das Gefühl am einen Zeitfenster zu stehen. Was hat die Zeit dort überhaupt zu bedeuten? Es sind bloss Wiederholungen von einem bestimmten Muster, das auf ein Durchbrechen wartet. Der Umweg, der wegen mangelnder Bereitschaft des Erkenntnis, eine Bedeutung erhält und uns etwas bereichert als Hinweise unserer Konditionierung. Ich weinte immer wieder im Kino. Was bringt einem, dass man weiss, etwas wiederholt wird? Was verhindert einen, wenn man weiss, dass er diesmal eine Chance hat?
Wie am einen Zeitfenster zu stehen – fühle ich mich, wenn ich den Buddhas Hand aus Shiding aufgiesse, wenn niemand anders bei mir ist, dann sehe ichmich vor vielen Jahren, als ich zum ersten Mal diesen Tee trank und mehr und mehr unbewusst auf diesen Teeweg hineingezogen wurde – ohne zu ahnen, was mein Leben verändert!
Als Nojiri Sensei vor paar Wochen plötzlich in Shui Tang auftauchte, liess sie mich nur eins wissen: „You must become normal!“ Ich muss wieder normal werden… sie meinte meinen Fuss – normal wieder auf Tatami zu gehen und Tee weiter machen! Sie schaute direkt in meine Augen und ich in ihre. „Yes, I will.“ Es war kein Versprechen, sondern eine Feststellung. Drei jahren waren vergangen, nachdem ich sie zum letzten Mal sah, was hat hinterlassen? In ihren Augen erkenne ich etwas wieder, was ich schon immer kenne – unsere Verbindung. Das Fenster zu dem Fluss der Zeit – ist unser Augen.
Vor zehn Jahren begegnete ich Peter in Ballenberg, als er noch dort die Drogerie führte. Er hat ohne mich zu kennen, mir einfach reichlich beschenkt. Etwas, was man nie mit Verstand begreift. 10 Jahre dazwischen, es sind vieles passiert… Wir sind uns nie wieder begegnet. 10 Jahre später tauchte er plötzlich vor meinen Augen in Shui Tang auf. Es war ein verschneiter Tag. Ich sah ihn und in seinen Augen erkannte ich etwas wider, was sich nicht verändern lässt. Es ging ihm nicht gut – und das musste er mir nichts sagen. Ich packte paar Dinge zusammen, die mir in jenem Moment einfielen und schenkte ihm weiter. Er schaute mich kurz an und öffnete die Tür und verschwand in die Dunkelheit. Wir werden uns wiedersehen. Es war wie ein leicht geöffneter Fenter der Zeit. Eine kleine Spalte, als ob man etwas dadurch erahnen könnte.
Wir hatten tatsächlich einen Zeitfenster gefunden und gingen essen und trinken. Ihre geistreiche Art tröstet eine reisende Seele zwischen Welten sehr. Auch ich bin bereit mein Leben zu verändern und zu lernen, meine Muster durchzubrechen. Vielleicht werde ich am letzten Tag in Shui Tang nicht vor Nervenzusammenbruch weinen, auch wenn ich in den letzten drei Jahren immer an diesen Tag tat. Vielleicht lerne ich auch einen Uebergang zu schaffen vor Hier und Dort. Vielleicht lehne ich öfters an einem so genannten Zeitfenster und schaue einfach nur zu, was geschieht.
Zeitfenster
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