Archiv für den Tag 07/12/2012

Ein schmaler Weg

Es sind zwei Jahre vergangen.
Alexander schrieb mir am Mittwoch ein SMS, dass ein Typ in seiner kurzen Anwesentheit in Shui Tang nach mir suchte. Gedanke habe ich keins gemacht. Es ist ein Stück meines Alltags.
Als er heute ins Shuitang eintraf und wieder seinen Platz aufsuchte, wusste ich sofort, dass er es ist. „How are you!“ Es war Aufrufszeichen, kein Fragezeichen. „Ich need my tea, Doctor!“ Er sagte, die Tees haben ihn zwei Jahre lang begleitet, einen Prozess durchgelaufen, vieles losgelassen und vieles verändert. Er kam gerade aus Indien zurück.
Genau wie vor zwei Jahren an einem herbtlichen Tag sass er an seinen Platz, wo er nach ein Schluch Pu Er Grenztee eingeschlafen hat. Er sagte mir, dass er sich noch genau erinnern kann, was ich ihm in jenem Moment gesagt habe, „Now you are at home…“
Mein Besucher kam nicht wegen Tee, er hat vieles vieles im Gepäck. Zwischen London und Cairo lebt er, zwischen Gestern und heute lebt er, nur keine Zukunft. „Where is my way?“ fragte er mich am Teetisch. Woher soll ich denn wissen, wo sein weg geht? Ich antwortete, dass ich eine Verkäuferin sei und verkaufe nur Tee. „But, why are you sure that you get right tea for right people?“
Ich weiss nicht, ob ich wirklich den richtigen Tee für die richtige Person auswähle. Das ist bloss eine Einbildung. Aber es ist mir klar, dass es ein Unterschied gibt zwischen Denken und Fühlen. Ich sass vor ihm, dachte nicht, fühlte nur. „We can learn to feel, instead to think.“ „And why you are sure, this is the way?“ Ich zuckte mein Schulter, woher sollte ich denn es wissen? Wir wissen alle nicht, wie es weiter geht! Seine verzweifelte Augen erzählten mir viele Geschichte in seiner Vergangenheit, sehr wahrscheinlich geplagt von Erwartungen und Vorstellung des anderen, wie er sein Leben leben sollte. Ich kenne es nur zu gut. Was haben wir as Menschen in dieser Welt zu verlieren? Geld gehört uns nicht. Das Haus auch nicht. Der Partner hat sein eigenes Leben. Der Körper hat eine begrenzte Dauer. Was haben wir wirklich, was wir tatsächlich as Menschen haben? „As a humen beiing – we have only the chance to believe and to love.“ Dann fragte er mich, was Liebe und Vertrauen sein sollten. Ich weiss es auch nicht. Liebe ist für mich, an die Person zu glauben, die wir lieben, eine richtige Entscheidung für sich treffen zu können, ihr den Raum zu geben, zu gehen. Vertrauen kann man lernen, indem man einfach auf den Weg geht und sich auf alles freut, was man begegnen kann. Ich weiss nicht, ob ich etwas richtiges mache oder nicht. Ich lerne einfach zu vertrauen in das, was ich tue. Ob die anderen es gut finden oder nicht, ist ihre Freiheit. Ach, was haben wir denn eine andere Wahl?
Dann kam Alexander. Es war eine interessante Kombination. Sie fingen an über den Brücke zwischen Spiritualität und Materialismus zu diskutieren. Ich hörte es mit Vergnügen an. Es musste sein, dass sie sich kennen lernten. Dann kam noch der Tämer. Geschichte entstehen.
Dann begann der Araber sein Einkauf. Genau so wie ich von meinen Onkels kenne, kaufte er für das halbe Clan ein. Ich weiss, er wäre nicht zum letzten Mal hier. Eine Antwort wird er nie finden, wo sein Weg ist. Er ist bereits auf den Weg. Vertrauen ist ein sehr schmaler Weg, da führt nichts mehr zurück.
Als andere Gäste die Tür öffneten und an den Tisch kamen, sagte mein Gast aus Cairo mit einem Schalk: „Would you like a mirror? You will get it here.“