Satie und Buddhas Hand

Liebe Frau Chou

Mein Name ist Julian,und ich bin 13 Jahre alt.
Ich war im Mai in ihrem Laden,und habe dort einen Buddhas Hand A Li Shan Oolong
gekauft.Ich habe eine Yixing Kanne und probierte oft diesen Tee zuzubereiten,
doch bei aller Mühe die ich mir gab,ich nahm sehr heisses Wasser,liess
die Blätter unterschiedlich lange in der Kanne,mal schüttete ich den yi pao qu di
weg,mal trank ich ihn,aber nie gelang es mir diesen Tee befriedigend
zuzubereiten.Nun ist mir dieser Tee fast ausgegangen,und ich probierte
es heute noch mal,das Ergebnis war das gleiche,aber bei einem Schluck
schmeckte ich für einen Augenblick etwas wunderbar blumiges köstliches,
aber ehe ich mich versah,war es wieder verflogen,und ich schmeckte es nie
wieder.Vieleicht können sie als Expertin mir sagen wie ich diesen Tee
richtig zubereiten kann.
Ich danke für jede Antwort.

Vor zwei Jahren bekam ich ein Geschenk von Miriam, ein CD von Satie. Ich hörte das CD einmal und legte wieder weg. Diese Musik war für mich zu langsam, wie eine Art von Background-Musik. Uninteressant für meine damalige Lebenslage. Ich wollte Aktions und Leidenschaft. Diese Pause zwischen den Töne bleibt in meinem Gedächtnis, verwirrend und zugleich fesselnd. Aber ich war nicht bereit ihn anzuerkennen.
Zwei Jahren später, viele Dinge sind vergangen und viele Veränderung finden im Hintergrund statt. Vor kürzen tauchte das CD wieder auf und auf einmal wurde ich wach.

Es sind die Pausen, die mich an etwas erinnern. Eine Pause zwischen Denken und Denken, zwischen Rennen und Rennen und zwischen Zweifeln und Angst, Eine neue Einfachheit wollte Satie ankündigen. Eine Einfachheit von Pause zwischen den Tönen.
Die Pause, die Leere und das zwischen den Zeilen sind vielversprechend als die gesprochenen Wörter!

Buddhas Hand ist mein Lieblingstee. Er verkörpert diese Pause. Ein Reset-Taste, ein Versprechen, dass alles zum Null-Punkt zurückkehren kann. Ein Nullpunkt zwischen Aktionen und Denken, eine Verortung von Hier und Jetzt. Was nun…
Julian ist erst 13 Jahre alt. Neulich kam Tim, ein 15järhiger. Was macht der Tee mit einem? Ich beobachte die Menschen kommen und gehen, die von einer unbeschreiblichen Kraft geführt werden und hier zusammen kommen. Was macht der Tee mit einem?
Wie bin ich denn hier gekommen?
Wo gehe ich dann hin?
Sabine kam am Freitag. Sie übersiedelt sehr bald nach Texas. Sie sagte mir, dass sie erst in der Donnerstagnacht das Link zwischen mir und dem Blog verstanden hat. Wir plauderten und plauderten als ob wir uns schon lange kennen würden. Wir entdeckten in uns den gleichen Weg zum Herzen. Sie ist kurz vor Aufbruch und freut sich. Denn wo das Herz will, ist das Leben im Fluss. Wenn das Leben im Fluss ist, kommen die Dingen von sich alleine. Denn wir wissen, wir können die Verantwortung für uns selbst übernehmen, wir sind in der Lage, selbst aufzufangen und viel Freude zu haben an die Schönheit der einfachen Dinge. Beim Abschied sagte ich zu ihr, dass sie ein Geschenk für mich sei. Sie sagte, dass sie nie wusste, was der Tee ausser den Blätter noch sein kann und dies hat sie sehr viel an mir zu verdanken. Sie gab mir ihre Telefon und freut sich mich nach meinem Rückkehr noch einmal wiederzusehen, bei einem Bier oder Kaffee – sagte sie – eben nicht immer Tee.
Als ich heute das Email von Julian erhielt, dachte ich an Gleichzeitigkeit. Vielleicht ist das, was einem 13järigen beschäftigt, nichts anders das, was mich beschäftigt. Lieber Julian, ich werde in der Ruhe ein Email an Dich schreiben, wie Du mit diesem Tee besser klar kommst. Vielleicht ist Deine Yixing-Kanne schon zu stark von dem vorherigen Tee gefärbt. Vielleicht muss Du eine andere, möglicherweise eine neue für diesen Tee, der anders ist als Deine vorherige Erfahrungen anschaffen. Aber du muss es nicht.

Ein Gedanke zu „Satie und Buddhas Hand

  1. Pingback: Venedig und Buddhas Hand | Tee erleben – Teeblog

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