Archiv für den Tag 11/05/2009

Taiwan sucht 100 Scouts

Taiwan Tourismus erwacht…

Das Taiwan Tourism Bureau sucht weltweit nach 100 Taiwan-Scouts, die in Zweierteams auf die Insel im Westpazifik reisen und sich mit 160 Euro pro Tag ein viertägiges Programm zusammenstellen dürfen.

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Vielleicht wurde diese Idee inspiriert von unseren Tee-Reiseblogs!

Worte

Meine Großmutter bereitete sich für ihren Tod seit sie sechzig wurde. Sie kaufte immer wieder neue Seidebluse und getrickte Schuhe. Immer wieder erzählte sie meiner Mutter, wie sie bei der ersten Todesfeier angezogen werden sollte und wie sie gerne bei der letzten Feier – Beisetzung aussehen wollte.

Sie war eine launisch emotionale Person, die das Leben der anderen erschwerte – sicher beabsichtigte sie es nicht. Je nach ihrer Laune wurde der Hochblutdruck meiner Mutter unterschiedlich gemessen. Als junges Mädchen sah ich, wie meine Großmutter und Tante schwer gegen ihre eigene Emotion zu kämpfen hatten und anderen Menschen zum Opfer machten. Ich schwöre einmal, dass ich nicht das Spielball werden will – von meiner eigenen Emotion.

Man wird trotzdem Spielball von eigenem Konstrukt und von der eigenen Emotion, vor allem wenn man verweigert, eigene Innenwelt zu beobachten – eigene Reaktion zu hinterfragen und zu zweifeln. Wie viele Menschen können denn ihre Gefühle benenen? Wenn das Herz spürt, dass es zwischen Menschen etwas nicht stimmt. Vielleicht stimmt etwas nicht mit uns, vielleicht mit andren, man spürt bloss eine Negativität, die ausgelebt werden muss. Dann entsteht Konflikte. Anstatt die Dinge zu benennen, direkt auszusprechen und anzusprechen, werden Konflikte emotional ausgetragen. Das sind Beziehungskriege oder wahre Kriege.

Manchmal ist es die Brutalität des Nicht-Benennen-Könnens so brutal, wenn jemand stirbt. Der Tod bringt alles zum schweigen.

Mein Zenlehrer ist tot. Bis jetzt habe ich noch nicht geweint. Nur heute in den kurzen Moment mit Anna im Telefon fing ich an plötzlich zu weinen. Sie sagte mir, dass sie auch noch nicht geweint hat. Wir müssen uns sehen, um zu weinen. Ende Mai sollen wir zusammen in Berlin richtig weinen. Und beim Weinen über Michel sprechen. Über Michel sprechen anstatt mit ihm zu sprechen. 

Worte können nicht ausdrücken wie ich fühle – Schweigen auch nicht.

Bevor die Reisegruppe in Taiwan eintraf, bevor mein Vater sein Cognac mit den Teefreunde aus Europa „Ganbei“ machte, erlitt er einen kurzen Schlaganfall. Es war in der weltlichen Zeit nur 15 Sekunde. In meiner Zeit war es die Ewigkeit. Wir dachten, das war der Tod und das wars.

Keine Zeit Abschied zu nehmen. Keine Zeit, alles Gute zu wünschen. Er hatte keine Zeit, keine Möglichkeit uns etwas zu sagen. Wir hatten keine Zeit und keine Chance ihm etwas zu sagen. Er erreicht einiges in seinem Leben, was nichts mitgenommen werden könnte! Er kam mit einem nackten Körper und würde genau so gehen mit einem nackten Bauch. 

Wozu Reichtum und Glanz? Vor dem Tod sind wir alle gleich. Niemand nimmt beim Tod etwas mit. Wenn das Herz nicht gelebt werden kann, bringt das ein bisschen Geld und Ruhm nichts weiter. Das Herz, das uns mit anderen Menschen verbindet, leidet, wenn wir uns zu viel biegen müssen. Manchmal sind wir so verbogen, dass wir es selbst nicht mehr merken.

Nach dem Erwachen ass mein Vater weiter an seine Papaya, als ob es nichts passiert wäre. Zum Krankenhaus verweigerte er, zum Arzt geht er nicht. Meine Familie fühlte sich verzweifelt. Ich sagte meinem Vater, dass er viele gute Lebensversicherungen abgeschlossen hat und viele Immobilien als Sicherheit hatte. Wir, die Hinterbliebenen wären gut versorgt. Uns würde es auch gut gehen ohne ihn. Aber er muss für sich selbst schauen, wenn er uns länger sehen will. Mein Vater war sprachlos über meine Direkheit. Kannst Du für ihn leiden? Kannst Du für ihn zum Arzt gehen? Kannst Du für ihn sterben? Er muss selbst gut leben wollen.

In diesen kurzen 15 Sekunden verstand ich, nicht zu schweigen. Die unausgesprochenen Worte würde mein Grab zu schwer machen, dass ich keine Ruhe fände. Das Herz ist bereits tot, aber die Worte haften noch in Steinen und suchen nach dem Licht. Die ungeweinten Tränen können im Grab eine Überschwemmung verursachen. Worte kann mein Gefühl nicht ausdrücken, schweigen leider auch nicht!