Der Orchideen-Kult und Charen IV

John Laroche: „Es gibt bestimmte Orchideen, die einem bestimmten Insekt auf das Genaueste ähneln. So wird das Insekt von der Blume angezogen, sein Doppelgänger, sein Seelenverwandter. Und es wünscht sich nichts sehnlicher als mit ihr Liebe zu machen. Nachdem das Insekt davongeflogen ist, entdeckt es eine weitere seelenverwandte Blume und macht Liebe mit ihr und befruchtet sie damit zugleich. Und weder die Blume noch das Insekt werden je die Tragweite ihres Liebesaktes begreifen. Wie könnten sie auch ahnen, dass diese Welt nur durch ihren kleinen Tanz existiert? Aber so ist es. Indem sie tun, wofür sie auserkoren wurden, geschieht etwas großartiges und prächtiges. So gesehen, zeigen sie uns wie man leben sollte. Dass das einzige Barometer von Bedeutung in unserem Herzen sitzt. Dass man sich, wenn man seine Blume entdeckt hat, von nichts und niemandem abbringen lassen soll.“

Diese Orchideen warten nur auf bestimmte Insekten. Nur ein bestimmtes. Je nach Länge des Rüssels von Falter, die sie anziehen wollen, entwickeln sich eine bestimmte Sorte von Orchideen die genau dazu passende Länge der Tasche von Blütennektar. Genau so. Nicht länger, nicht kürzer. Es hört sich genau so an, wie Laroche – der Orchidee-Dieb behauptet, es sind wie eine Seelenverwandtschaft. Und sie zeigen sogar wie man leben sollte!

Diese Art von Seelenverwandtschaft kann natürlich von Menschen, die sich an materielle Vorteile durch Beziehungen orientieren, nicht verstanden werden. Weshalb sollte man die Einsamkeit aushalten, nur auf dieses Wesen zu warten?

Genau diese Eigenschaft von Orchideen berühren die chinesischen Seelen, vor allem die Literaten und Intellektuellen. Sie fühlten sich angezogen von der Aufrichtigkeit dieses Pflanzen und von der Kompromisslosigkeit der Orchideen-Seele. Es wurde immer erzählt, dass sich Menschen mit großer Vision von Orchideen angezogen fühlen. Weil diese Blumen diese Seele verstehen, weil sie Seelenverwandt sind. Deswegen pflegen bewusst bis heute viele chinesische Charen (Teemenschen) und visionäre Menschen Orchideen, um ihr Ausdauer zu kultivieren, Demut zu üben und um ihren Anfängergeist zu pflegen. Die Erscheinung Orchideens gleicht eine Botschaft, „Verwirkliche Dich! Lebe rein und aufrichtig.“ So bedeuten auch Teatoys mit Orchideen Muster!

Ich finde den passenden Ausdruck nicht, wie man auf Deutsch, dieses Gedanke wiedergibt – ch möchte so nah wie möglich zu mir selbst sein, um mich zu verwirklichen. Um das Tiefste in mir, in dieser Welt entfalten lassen zu können! Damit dieses Gedanke erinnert werden kann, suche ich einen Platz in meinem Leben und in meinem Alltag, um es aufzuheben. Teatoy ist ein guter Ort. Ein Ort des Nicht-Vergessens. Und Gongfu Cha ist ein Praxis des Erinnerns: ich möchte meine Werte bis zum Ende meines Lebens leben.

Ist es nicht eine Illusion, an diese Eigenschaft des Orchideen zu glauben? Ist es nicht lächerlich zu glauben, dass Blumen eine Seele hat? Ist es nicht eine schöne Projektion, was die alten Chinesen mit ihren Blumen machten?

Ja, es ist eine Projektion, eine sehr schöne. Für mich ist es sogar eine Art von mystischer Partizipation! Dank dieser mystischen Partizipation roch ich Poesie in der Luft, ahne das Flattern der Schmetterlinge und höre die Schritte aus der Zukunft.

Ich hoffe, Du kannst die Poesie mitnehmen.

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