Der Orchideen-Kult und Charen (Teemensch) III

Fortsetzung zu vorherigen Beiträgen über den chinesischen Orchideen-Kult.

Dieser Orchidee gewinnt in diesem Jahr den besten Preis in Japan in seiner Gattung. Als ich dieses Bild bekam, dachte ich nur an das Gedicht von Hu, Lancheng: “ Suiyue Jing Hao, Xianshi Anwen.“ Nicht von den Wellen mitgerissen werden, nur mit Dir die Zeit in Ruhe und Gelassenheit zu erleben und zu erfahren. Als er die Schriftstellerin Zhang, Airin heiratete, versprach er ihr mit diesen Sätzen. Es war eine unsichere und prikäre Zeit, als Japan China in 30er Jahren angreifte. Möge die Zeit in Ruhe und Gelassenheit mit Dir zu verbringen- es war das grösste Liebesversprechen eines Dichters.

Die Ausstrahlung dieses Orchidee ist wie der Wunsch nach einem gelassenen zufriedenen Raum, die Zeit mit eigenem Rhythmus zu erfahren und die Welt aus eigenem Perspektive gestalten zu wollen. Nicht um Zentrum des Geschehens, sondern in der Peripherie des Wirbelsturms.

Das ist auch die Botschaft von Orchideen-Kult.

Im Oolongseminar am 3.3. fragte mich jemand, warum man in der chinesischen Kultur nicht von Kirschblüten spricht. Es gibt einige Gründe und sie hängen mit der Ping-Dan -Ästhetik zusammen.

Schauen wir die Pfirsichblüten an:

Die Blüten wachsen an Zweigen und blühen differenziert. NICHT in Gruppen. Sie blühen eine nach der anderen. Klar und differenziert.

 

Sehr ähnliche wie bei Pflaumenblüten!

Pflaumenblüte blühen auch nicht in Gruppen. Meistens eher schwach und leise. Sie fallen nicht so leicht, wenn es windet.

Hingegen blühen Kirschblüten stark und in Gruppen und fallen recht rasch ab, wenn es windet.

Aprikose-Blüten blühen ähnlich wie Kirschblüten – in Gruppe, stark und fallen recht schnell ab. Die fallenden Blüten mögen die Sentimentalität hervorrufen und und erzeugen viele Emotionen und Dichtungen. Genau aus diesem Grund bewegen sie auf der Ebene der zyklischen Zeit, wo unser Gemüt von Trauer und Glück hin und her verschoben werden kann. Hingegen bewegt sich die Ping-Dan-Ästhetik auf der Ebene von Wu-Xin (Mushin – Ohne Anhaftung, ohne Illusion) – die Zeit der Ewigkeit: wir pflegen unser Herz wie das klare stille Wasser, egal wie es da draußen windet und regnet. Eine Haltung, die an sich zu arbeiten versucht. Es ist ein Link zu dem Gedicht von Hu, Lancheng: Sueyue Jinghao – die Zeit in Ruhe und Gelassenheit zu erleben.

Außerdem schätzten die alten chinesischen Intellektuellen die Haltung von Nicht-Gefallen-Wollen. Die Blumen, die allein für sich selbst blühen, zu der Menschen sich annähern müssen, werden hoch geehrt. Die hängenden Blüten, die zu einem fallen, wurden weniger gepriesen. Sicher sind solche Beschreibungen eine Projektion der alten Chinesen. Sie widerspiegeln jedoch einem Habitus, wie man sich in dieser Welt bewegen und auftreten sollte! Seine Eigenschaften fasse ich hier kurz zusammen: klare und differenzierte Sprache; am besten unabhängig und suche nicht absichtlich nach der Anerkennung und das ruhige gelassene Leben neben dem Zentrum von den gesellschaftlichen Ereignissen zu führen.

Ein Gedanke zu „Der Orchideen-Kult und Charen (Teemensch) III

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