Archiv für den Tag 31/03/2009

Qilan aus dem Fruehling von Mingjian

qilan

Kristine hatte den Wuensch, als wir in Berlin das Oolongseminar hatte, einen speziellen Seminar fuer Saison-Charakter des Tees zu lernen. Ich nehme diesen Wuensch ernst und moechte gerne dafuer vorbereiten.

Mein Lehrer roestete gerade heute den frisch fertiggestellten Qilan und zeigte mir, zwei Qilan von winter 2008 und Fruehling 2009.

In Qilan 2008 erkenne ich sofort die Person meines Lehrers. Aufguss oelig, faccettenreich, schmeidig. Die Suesse unaufdringlich und nachhaltig. Der Duft praesent und zurueckhaltend. Ein Meisterwerk! Ein gut und einfacher Tee unter seinen persoenlichen Einleitung. Schoen pfefferminz, floral, fruchtig gegen Ende. Eine Pflanzen, der aus der warme langsam zurueck zur Kaelte zurueckziehen muss. Sein Wesen, zurueckhaltend, distanziert und er laesst nur der Duft selbstbewusst fuer sich selbst darstellen.

„Weiss Du, die Pflanzen auf Formosa wissen sehr gut was Sommer und Winter bedeuten. Wenn der Nordwind weht, blaesst er die Feuchtigkeit des Wassers ab. Die Pflanzen muessen sich schutzen. Der Teebauer freut sicht, weil der Wind ein grosser Helfer ist fuer einen grossartigen Tee!“ Der Wind berueht dem Gesicht eine alternde Frau. Der Wind blaesst die Haut der zurueckziehenden Blaetter. Die Blaetter weden ledrig, rauh, wie die Gesichter der Pflueckerinnen im Nordwind.

Der Fruehlingstee ist von einem anderen Wesen. Der Fruehlingswind ist warm, startbereit – Start fuer einen neuen Anfang, fuer einen neuen Zyklus, fuer eine neue Unternehmung. Gut oder schlecht, spielt keine Rolle, Der Fruehling verlangt weitere Schritte in der Natur und auf der Erde. Nur der Mensch sit traege, denn er hat Gedaechtnis.. Er kann seine Schmerzen in der vergangenheit nciht vergessen und traut sich nicht vor einem Fruehling. Wie ein Wolken, der nicht weiss, wohin. Der Fruehling kommt, die Pflanzen waechst. Von der Kaelte zur Waerme wechselt die Erinnerung der Wurzel. Die Wurzel fangen an, Nahrung zu saugen. Er will wachsen! Die Wolken kommen, der Regen bleibt. Alles wird wechselhaft. Teepflanzen freuen sich, waehrend der Teebauer furchtet. Wie schafft ein Teemaker einen grossartigen Tee unter einer wechselhaften unklaren Bedingung?

„Menglin, Du sollst nun Buddha oder Jesus beten, wenn die Gruppe in zwei Wochen nach Mingjian gehen wollen, um Tee zu machen.‘ lachten die Leute im Teezimmer. Ein guter Fruehlingstee in einer unklaren Wetterlage muss tataechlich mit Hilfe der uebernaturlichen Kraft geschehen! Ja, ich bete sicher fleissig.

Der Fruehlingsqilan, schwer zu fassen, in Worte. Floral, lebendig und in Entwicklung. Der Fruehlingsbriss schmeckt im Aufguss wie ein Hauch der zarten Beruehrung. „Was fuer einen zarten sanften Tee?“ ich spuerte im Tiefen eine leise Seufz. Wie eine Hand, die Dein Haar auf Dein Hemd unauffaellig wegnimmt, Deine Haut mit einem Blick vorbei streift, Deine Schuhe mit dem leichten Rand eines Rockes unbeabsichtigt beruehrt. Scheinbar oder konkret. Tatsaechlich oder unwirklich. „Willst Du diesen Tee noch weiter roesten?“ „Nein, es ist gut so, oder?“ „Ja, es ist gut so.“

Foto:

links Qilan Winter 2008; Qilan 2009 Fruehling

Teatoys zu roesten

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So roestet mein Lehrer seinen hochwertigen Tee im Winter. So ein Furo (Wind-Ofen) dient gleichzeitig als Heizquelle.

Unten werden Holzkohle angefeuert und im gluehenden Zustand setzt man das Bambuskorb auf dem Feuer. Ich habe ihn gefragt, ist es nicht besser mit Computer zu steuern? Er sagte, Computer kann die Qualitaet des Tee leider nicht unterscheiden. Wenn die Substanz des Tees stimmt, dann ist die Roestung kein geheimnis mehr, behauptet er. Er liess den Tee uebers Feuer uebernachten und meinte, dass es so wie es ist gut ist. Computerprogramm ersetzt nicht seine Urteilsvermoegen und seine innere Uhr.

Natuerlich ist es alles anders als er sagte. Er lacht ueber meine Ernsthaftigkeit, diese Geheimnisse unbedingt zu erfahren. „Menglin, Du bsit nicht dafuer gemacht! Schaue doch Deine Haende an, Deine Haende kann nicht Mal Feuer anzuenden!“ Ich schaute meine Haende an. Er hat recht.

Teatoys zu roesten

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Es war sehr heiss, als ich in Bangkok ankam. Ueber 30 Grad und strahlende Sonne. Als das Flugzeug in Taipei landete, reiselte der Regen und es war grau. 13 Grad.

Ich hatte sehr wenig an, denn ich dachte, ich sei daheim. Der Winter sei sehr lang, wechselhaft und kalt. Weil es kalt war, hatte mein Lehrer viel Moeglichkeiten, Tee zu roesten.

Verschiedenene Tees, Hochlandoolong, Buddhas Hand und Lishan wurden unter seiner Hand geroestet! Niemand dufte diesen Tee probiert, weil er fuer mich und Teereise-Freunde reserviert hat, sagte Onkel Chong. Nicht einmal der Fondmanager Chen…

Ich ass Ananas, gluecklich und gierig. Es gab eine ganze Menge Dinge zum essen, weil sie wussten, ein Hungeriger kommt nach Hause. Eine Tochter der Formosa. Meine Mutter sagte, Toechter seien Raeuber.

Was fuer Tee trinken wir heute? Mein Lehrer ging ins Hinterzimmer.

Ein wunderschoener Bi Luochun aus dem Baum Bai Maohou in Pinglin. Geschmeidig, sanft und oelig. Ein Tee, der atmet, der lebt und spricht.

Ein herrlicher Buddhas Hand aus Pinglin. Ich schmeckte ein Cocktail der subtropischen Fruechte! Intensive vielschichtige fruchtige Duefte entfalteten sich unaufdringlich auf meine Zunge und in meine Kehle. Oelig und smooth like silk. Wie waere es dieser Tee zum Lagern? Ein glueckliches Seufz! Er schaute zu mir, „Menglin, Du bist zu sentimental.“ Das bin ich nicht, das ist Dein Tee. Das bist Du.

Ein auf Holzkohle geroesteter Lishan! Wie denn? Er hat alle seine Kapazitaet von  Lishan Winter 2008 geroestet. 18 Kgs, ausnahmenslos. Was fuer eine Kapitalbindung, seufzte ich wieder. Die Leichtigkeit des Formosa Berges schwingte im Aufguss. Tiefsinnig und zugleich federleicht. Ohne Schwermuth, aber voller Ernsthaftigkeit. Elegant und aufrichtig. Ich schmecke noch leichte schokoladige Roestnote. Dieser Tee braucht noch ein wenig Ruhe, bevor er richtig gejubelt wird. Was bedeutet eine Sucht? Sucht hat untershciedlichste Form, nicht wahr? Sucht ist jedenfalls eine Abhaengigkeit, die eigentlich aus Mangel des Innernen entsteht. Dann gestehe ich zu meinem Mangel. Ich bin gerne suechtig, suechtig nach diesem Tee, nein, eigentlich nach der Beruehrung dieses Tees!

Ich bin sicher, Teefreunde aus Deutschland und der Schweiz werden hier ihre Teeerlebnisse neu beschreiben.