Geduld ist mir stets ein Fremdwort. Eigentlich wäre ich gleich wieder gegangen, als ich diese lange unpraktische Schlange sah. Wenn die Empfehlung dieser Kaffeerösterei nicht von einem guten Keffeeröster wie der Stefan wäre, hätte ich bloß auf meine Ungeduld reagiert. Reaktionen auf die Emotion, die aus der gewöhnten Konditionierung entsteht, wie der unübersichtlichen Schlamm im Geist funktioniert, führt uns oft blind durchs Leben und öfter an die Wand. Geduld abzuwarten bis der Schlamm sich wieder setzt bedeutet für mich eine Aktion selbst herauszufordern. Was ist, wenn der Schlamm sich setzt?
Ich schaute den jungen Mädels zu, wie sie den Kaffee-Zubereitung wie die Fließbandarbeit fertigten. Die praktische schicke italienische Kaffeemaschine machte ihr Job ohne Schwankung und Beschwerden. Ich bestellte eine Tasse Hochlandskaffee aus Tansania und dachte gleich an eine dunkle Brühe, die mich bald enttäuschte. Ach, wozu landete ich denn hier? Kaffee-Trinken kann man einfach nur in Taiwan bei George. Hier in Europa versteht man Kaffee nur als dunkle Brühe, die immer so schmecken muss – aus der Maschine von Hamburg bis Sizilien. Kaffee wird nur verstanden als nüchternes Wachmittel. Ein Mittel gegen Erotik und Muße, was Menschen fern zur Arbeit hält – Arbeit, die gemacht werden muss anstatt gemacht werden möchte.
Die flinken Mädchen brachten eine Tasse an die Theke. Ich musste dort lange auf meinen Kaffee warten – alles, was hier geschah, nennt man SpezialitätenShop, Erlebnis-Gastronomie! Hier sollte man einen Einblick in die einstige alte Welt des Kaffeehandels vermitteln bekommen. Dort sollte man einen Überblick über erlesenen Kaffee aus ganzer Welt erhalten kann. Ein Ort des kollektiven Gedächtnisses und ein Ort der kulinarischen Bildung. Eine Bildung auf höchstem Niveau.
Manche Kunden standen absichtlich in der falschen Schlange und hofften, schneller bedient zu werden. Ich hatte keine Lust über die zu lästern. Wenn ich könnte, würde ich ebenfalls mit Tricks anwenden, um schneller die dunkle heiße Brühe zu bekommen. Irgendwann bekam ich meine Tasse. An der Theke musste ich schon entscheiden, ob ich Milch nehmen wollte. Ich spürte im Herzen wieder einen Stich der Schmerzen. Es war kein Ort für Kaffeeliebhaber! Wenn Milch in meinem Kaffee sank, wurde mein Kaffee einfach nur eine trinkbare Brühe. Wenn ein Kaffeeliebhaber Wahl hätte, würde er zuerst keine Milch nehmen. Wenn der Kaffee gekostet wurde, dann kann der Kaffeeliebhaber machen wie er es gerne hätte.
Ich vermisse eine gute Kaffeebildung in Europa, auch wenn das Getränk massenhaft konsumiert wird. Das bedeutet schon die Zahlen der Popularität? Gar nichts. Die Tasse von Speicherstadt war erstaunlich gut. Geschmeidig und vielschichtig. Erstaunlich schnell floss die Flüssigkeit in meine Kehle und eine Zufriedenheit spürte ich in den ganzen Körper. Was für ein Glück! Wenn man eine gute Tasse Kaffee bekommt! Wenn diese Rösterei doch schafft, einen guten Kaffee zu kreieren, warum sind sie zufrieden mit einem gewöhnlichen Kaffeebetrieb, das vielleicht nur Geld wirft? Wer sollte sich um die breiten Massen der Kaffeetrinker kümmern?
Ich vermisse George.
Der Besuch von Georges Kaffeehaus gehört nun in meinem Reiseplan für die Reise von Teeclub. Eine gute Kaffeebildung hilft dem Verständnis des Tees – ich bin davon überzeugt.
Als ich zum ersten bei George war, wurde ich mit 10 minutige Vorstellung über das Verständnis des Kaffees eingeleitet. Kaffee sei Fruchtsaft von einer tropischen Frucht. Samen aus dieser Frucht werden fermentiert, geschält, getrocknet und geröstet. Nach der Röstung wird diese Samen gemahlen und gebrüht. Dieser Saft schmeckt selbstverständlich fruchtig säuerlich und zeigen uns unterschiedliche Facetten wegen unterschiedlichen Herstellung und unterschiedlichen Anbaugebieten. Ähnlich wie beim Tee. Dann wurde ich aufgeklärt, dass es im Haus ein Milch-Verbot gibt, weil Milch die Verkostung von Kaffee behindert. Ich bewunderte sein Bildungsangebot in diesem kleinen Cafe in Taipei und empfing die Liebe von Hausherrn zum Kaffee. Sein Kaffee ist per Hand gebrüht. Diese Hand ist menschlich, erzeugt aber stets stabilen Aufguss. Mich wurde empfohlen, den Kaffee so lang zu trinken wie möglich. Denn der gute Kaffee entfaltet sich erst richtig durch die Zeit. In warm, in kalt und am Anfang und am Ende kann man die Nuance verschiedene Stationen feststellen – wie im Leben.
Man kann mit George über sein Verstännis von Rösten streiten. Ich war nicht für seinen Stil, aber sehr beeindruckt von seiner Überzeugung, eine Kaffebildung in dem hektischen urbanschen Labyrinth anzubieten. Sein Mut ist einzigartig wie sein Cafe in der Welt.
Was ist der kulinarische Genuss? Bei George erlebt man DIE KULTUR!
Als ich in Yu-Yuan in Hamburg allein saß und Alexandera und Thomas begegnete, meinten die beiden Bäckermeister, dass sie eigentlich in diesem mehrfach berichteten Teehaus von einer Bildungsstätte für Tee suchten – TEEKULTUR anstatt Chinoserie. Ein Ort für den kulturellen Austausch, kulinarisch und sinnlich, anstatt ein Betriebstätte für ein Getränk – das haben wir genug in unseren Städten.
Kaffeerösterei Speicherstadt
Kehrwieder 5 D 20457 Hamburg