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Mein Stil beim Unterricht von Gong Fu Cha

Ich gebe zu, dass ich nicht ein guter Lehrer bin. 

Eigentlich wollte ich nie einen Lehrer spielen.

Die Leute die Tee lernen wollen, haben mich dazu gemacht. Ich kann nicht mehr zurück. Ich kann nur weiter lernen, indem ich anderen lehre. Ist es eine gute Vorraussetzung? Ich kann es nicht beantworten. 

Eins kann ich sagen, ich bin mit Herzen dabei und wurd immer bewusster, was für eine symbolische Kommunikation Gong Fu Cha sein kann! Darüber werde ich schreiben – noch nicht jetzt.

Weil ich Cha No Yu gelernt habe, versuche ich ein Experiment zu gestalten. Das heisst nicht, dass Cha No Yu schlecht ist. Umgekehrt! Für mich, es gibt nichts besseres als das! Aber eine andere Art von Teespielen können auch geben! 

In Cha No Yu werden Abläufe genau definiert. Man lernt zuerst die Abfolge, die seit Hundertenjahren praktiziert werden. Es ist alles perfekt! Man muss nur sich aneignen. Irgendwann entdeckt man, dass jeder Mensch unterschiedliche Rhythmus hat und unterschiedene Herzensprache spricht. Somit hat eine Übung unterschiedliche Gesichter! Das ist so wunderbar!

In Gong Fu Cha ist es umgekehrt. Man hat keinen Halt, so wie man geboren ist, so wie wir uns zu einem Individum entwickeln müssen. Wir lernen im Lauf des Lebens durch Fehler und Experiment, um ICH zu verstehen, um ICH zu verorten. Das Ich wird immer wieder neu erfunden und verortet werden – manchmal mit Gaiwan, manchmal mit Porzellen-Teekanne und am liebsten vielleicht mit Jadekanne! 

Ich möchte jeden Menschen bei Gong Fu Cha die Chance geben, zu erleben, was haltlos bedeutet, ins kalten Wasser springen heisst und wie wir mühlsam das Zentrum von ICH gefunden haben! Das Halt muss von jedem selbst gefunden werden. Das macht alles so bewusst und stark! Wir wissen, wo unser Zentrum ist und niemand schafft dann es weg zu ziehen!! Deswegen ist es manchmal so, als ob es keine Faden gibt. Man weiss nicht, was man machen soll. Dies ist eine wichtige Erfahrung, auf das Interllekt zu verzichten und die Intuition einen Raum zu geben.

Ich bin eine sehr schlechte Lehrerin für Leute, die einen klaren Regel brauchen. Die Leute, die eine Vorführung und Definition von Handlungen brauchen, haben eigentlich genug in der Gesellschaft. Im Tee, hoffe ich, etwas anders zu zeigen!

Der Regenmacher

Wenn es nicht regnete, rannten Menschen zu dem Regenmacher des Stamms oder im Dorf. Sie baten dem Regenmacher mit seinem Regentanz die Willen der Götter zu beeinflüssen. Solche Rituale gibt es in jeder Kultur. 

Eine befreundete Therapeutin erzählte mir von einem Bericht ihrer fernöstlichen Kollegin. Sie arbeitet mit dem weissen westlichen Menschen und zugleich mit den asiatischen Klienten. Sie berichtete von einem Unterschied zwischen dem West und dem Ost. Im Osten sei das Vertrauen an das, dass es gut ist so wie es ist, da. Die fernöstlichen Klienten betrachten dem Therapeuten wie der Regenmacher, der eine neue Ordnung wieder herstellt, während sie einfach vertrauen. Sie vertrauen in das, dass was geschieht, gut ist.

Es war paar ruhige Tage. Solche Tagen kann man ruhig betrachten oder nervös werden. J-S kam zu Besuch und fragte mich, ob es mich nervt, dass es solche Tage im Sommer immer gibt. Ich antwortete ihm, „Weiss Du, ich verhalte mich wie der Regenmacher.“ Er wurde neugierig. Regenmacher? Kannst Du Goldregen machen? Ja, klar. Wie denn?

„Ich würde mich kein Gedanke machen wie draussen ist, sondern nur auf mich selbst konzentrieren. Ich zentriere mich indem ich mir paar Frage stelle: Kann ich Menschen noch zuhören? Kann ich mein Herz noch zuhören? Bin ich noch einstimmig mit meinem Tun? Wenn ja, dann übergebe ich das Geschehen dem Kosmos – er sollte es entscheiden, wann es regnet. Und das, was geschieht, nehme ich dankend an.“

„Und wenn es nicht regenet?“

„Dann regnet es eben nicht. Warum sollte ich an mir selbst zweifeln?“ Ich lächelte, „aber es regnet meistens wieder, nur mit Verschiebung zwischen unerem Wünschdatum und dem tatsächlichen Tag!“

Mir erzählen viele Menschen über den Stausee ihres Lebens. Meiste von ihnen sind nicht glücklich und voller Zweifel. Das Verknüpfen von materiallem Erfolg und Selbstwertgefühl ist so stark, dass man alles anderen übersieht. Wenn die Anerkennung nicht von aussen kommt, ist es um so wichtiger von innen an sich selbst zu glauben. Dort liegt die Quelle der Kraft. Das Selbstmitleid und Selbstzweifel bringen uns nur auf einem negativen Spiral. Somit ist der Stausee im Leben noch voller. Der Regen oder der materiale Erfolg sollen unser Zentrum nicht ins Schwanken bringen. Umgekehrt ist es die beste Zeit an sich zu arbeiten, wenn der Regen nicht kommt.

Nachdem J-S gegangen ist, erlebte ich paar spannende Tage. Schweirige Kundschaft aus Hongkong, die ich eigentlich lieber rausschmeissen wollte – auch wenn es nicht regnet, belebte die Kasse wie ein Goldregen. Die Kundin sagte, dass ich stolz sein sollte, weil sie so lange in meinem Laden verweilte. Die meisten Teesorten in Shui Tang hat sie in Hongkong und in Shanghai oder in Beking noch nie gehört. Sie wollte unbedingt mit mir ein Selfies machen…

Es ist ein Glück, wenn es regnet. Aber es ist nicht wegen der Arbeit von Regenmacher. Der Regenmacher macht nicht unbedingt Regen, aber Frieden in der Seele. Dieser Frieden ist wertvoller als der Regen. Und jeder ist der eigene Regenmacher.

In Shui Tang, immer wieder anders.

Am Samstag ass ich mit Familie von Cordula zusammen. Wir unterhielten uns über alles – fast.

Auch über das Weltbild der heutigen Zeit – eine Sonne-Anbetung. Es muss immer gut gelaunt, immer effizient und immer berechenbar. Aber eigentlich ist die Realität anders. Wir, als Frauen verstehen es besser. So gut wie Chinese, die den Mond betonnen. Der Mond nimmt zu und ab, so wie das Leben, so wie die Menschen und so wie der Alltag in einem Teehaus.

In Shui Tang ist es immer wieder anders.

Teefreund J. schrieb mir nach seinem Besuch:

„Liebe Menglin, danke, dass ich ein paar Schätze degustieren durfte, immer wieder etwas besonderes im Shui Tang vorbei zukommen.

Die Zeit ist wieder viel zu schnell verflogen, bin gerade noch rechtzeitig (mit 3h Verspätung) in Grenoble angekommen.

Es ist nicht schwierig einen guten von einem schlechten Tee zu unterscheiden, aber dann doch recht schwer es zu beschreiben, gar in Details zu gehen.

Da fehlt mir die Erfahrung und die Erinnerung an verschiedenen Geschmäcker, da gehört sehr viel Übung dazu. Und akademisch mag ich an das Thema nicht angehen und zu Hause die Unterschiede der Tees zu notieren und einzuordnen. 

Ein Tee-Seminar mit direkten Vergleichsmöglichkeiten würde mir mal wieder guttun. Eine richtig exotische Welt bei Dir, Qualität spielt auf eine Rolle, der Preis keine mehr. In meiner Umgebung muss es nur billig sein, muss wohl mein Umfeld wechseln. Manchmal habe ich den Eindruck die Leute würden auch Abfall mit Geschmack kaufen weil es billiger als das echte Produkt, solange es nur irgendwie schmeckt.

Schön wie die Serafino und Tim schöne Dinge zu schätzten und respektieren wissen, die Tee-Reise hat ja richtig beeindruckt. Manche Dinge erlebt man nur wenn man mit den richtigen Leuten an richtigen Ort kommt. Das ist wohl alleine, ohne Sprache und Leute zu kennen nicht möglich.

In Japan habe ich das mit ein paar Tee-Freundinnen erlebt, wir sind in den Teegärten in den noch von Hand gepflückt wird und auch bei Töpfern gewesen, die ich ohne Sprach- und mangels Kontakten nicht erreicht hätte. Es wurde natürlich trotzdem sehr viel japanisch gesprochen, aber für ein für mich einmaliges Erlebnis hat es gereicht.
Bis zum nächsten Mal im Shui Tang.“

Es hat sich so ergeben: wir tranken gute Tees, dann kam Tim mit guten Kaffee. Dann tranken wir noch die guten Kaffees und Serafino ging Piadina kaufen! Es wir jedes Mal anders. Ich kann nicht versprechen, nichts. Auch ich bin immer wieder anders, hoffentlich!