Archiv der Kategorie: Pu Er und gelagerter Tee

Klare Schönheit

Es fing plötzlich an in Zürich Nord zu regnen.
Als ich zu Fuss zu Stadelhofen lief, war es trocken, als ob die Altstadt Zürich emotional total vertrocknet wäre.
Und der Regen schlägt natürlich dort nieder, wo Leben da ist – eben bei Balkan-Getto Zürichs.

Viele Mitreisende haben You, in seiner sympathischen Art und natürlichen Erscheinung kennen gelernt. Ehrlich gesagt, ich kann mit ihm nicht sehr gut umgehen, weil er nicht viel von sich preisgibt. Wenn ich solche Menschen treffe, werde ich provokativ. Es ist reizvoll, jemanden aus dem Haus zu jaggen. Trotzdem kommt er scheinbar mit mir klar und beglückt mich immer wieder mit Ueberraschungen. Letze Woche bekam ich ein Paket und sah viele viele schöne Pu Er Muster. Ich wusste wieder nicht, wie ich damit anfangen soll. Er sagte, er möchte mir einen Ueberblick verhelfen, die Teelandschaft in Yunnen näher zu bringen – „Hoffentlich kommst Du einmal mit.“ Und die halbe Fladen von Bangwei 邦崴 – sie ist mir sofort aufgefallen. „Was ist das?“ „Eine seltene Fladen aus dem 2. ältesten Tee-Baum in Bangwei.“ „Wie alt ist er?“ „Angeblich über Tausendjahre alt.“
Bangwei, ein Dorf nähe zu Burma, ist heiss bekannt durch den Teebaum-König, der nun von einer alten Dame besitzt und 24 Stunde bewacht wird. Diese alten Teebäume aus Bangwei sollte Beweis liefern für den Wandlungsprozess der wilden Teebäume zum kultivierten Baum.
You schrieb mir, dass dieser Tee klar auffallend duftet – Qing Yang. „Klar auffallend?“ Ich widersprach ihm, „Er ist eine klare Schönheit! So dezent und subtil. In seiner leise Präsenz spüre ich die Qualität eines alten Baumes!“ In dem ersten Aufguss fällt mir das leichte metalische und fast nach Meer schmeckende Aroma auf. Ich bevorzuge weitere Aufgüsse. Das späte Echo, das langsam aus dem Kehle in den Mund verbreitende Süsse und Parfüm fesselten meine Wahrnehmung. Ich hätte doch wissen sollen, dass sich Tee aus einem alten Baum anders offenbart als die gewöhnlichen Garten-Pu Er Tee, der vielleicht in ungeübten Gaumen sogar besser stärker auffällt!
Dass diese leise Präsenz missverstanden werden kann, widerspiegelt unsere Gesellschaft. Wer kann sich heute nur noch auf das Wesentlich konzentrieren, ohne manchmal verwirrt von dem Geschrei aus der Gasse?
Doch! Gute Dinge sprechen für sich selbst.
Ich kenne Romeo seit einer geraumten Zeit. Er ist ein leiser Unterstützer von Shui Tang. Er besucht mich immer wieder und bringt die Tees überall hin. Er bezeichnet sich als Teekurier. Hinter seiner cowboy-Erscheinung verbirgt ein grosses Herz für Tee! Aber Romeo hat sehr Mühe sich ruhig zu halten. Er muss sich ständig bewegen. Als wir am vergangenen Dienstag diesen Banwei 2011 tranken, war er auf einmal ruhig. Richtig ruhig.
Bei dieser klaren Schönheit, in diesem selten klaren schönen Moment werden Worte überflüssig.
Das ist der Tee, den ich bei einem Regentag wie in heutigen Abend allein trinken würde. Das All-ein-Sein würdigt diesen Tee, so dass er in seinem ganzen Wesen verstanden und berauscht werden kann.
Romeo und ich sassen ganz ruhig in Shui Tang. Es war ein wunderschönes Moment, dass zwei Teefreunde das Zwischen-den-Tee wortlos austauschen können.

Später erzählte mir You, dass es nur 4 Fladen in diesem Jahr gab. Er bekam eins. Mir gab er die Hälfte.
Ich werde ihn hier im Europa weiter verteilen.

Abraxas

On the way.
Auf den Weg treffen Menschen, die ein Zeichen an Stirn tragen. Es mag sein, dass die anderen diese Menschen als komisch oder verrückt halten. Vielleicht haben die anderen Recht, denn sie wollen ihre Energie dort einsetzen, um ihre Ueberzeugungen durchzusetzen. Aber die Menschen, die das Zeichen tragen, möchten eine Klarheit für selbst finden und die höhere Wille manifestieren lassen anstatt die eigene. So formuliert Herman Hesse in Demian über „das Zeichen“.
Und Abraxas ist der Gott, der zugleich Engel und Satan ist. Er vereint alles – gut und böse. Er verlässt Menschen, die zu „sauber“ sind…
Viele Leute bezeichnen Shui Tang als ein Oase. Ich mag diese Bezeichnung nicht. Es hört sich so an, als ob es eine Welt und eine Gegenwelt gibt.
Ist es draussen zu laut – dann sucht man die Ruhe. Gehören nicht Lärm und Ruhe zusammen?
Im Moment tauchen ich ganz tief in die Welt der alten chinesischen Kalligraphie. Kalligrahpie ist für viele Menschen heute eine Gegenwelt. Sie lernen es sehr fleissig und machen Ausstellung. Ich schreibe meine Briefe immer noch mit Pinsel. Nicht weil ich es gut kann, sondern weil es für mich eine Lebenshaltung ist anstatt eine Kunst.
In den hoch verehrten und überlieferten Texten von alten Chinesen lese ich Briefwechsel zwischen Freunde. In jenem kriegerischen Zeit des 5. Jahrhunderten war ein Gruss mehr als ein Gruss im Facebook, ein Besuch anders als ein Besuch per Auto. In diesen Texten schrieben die Menschen, wie sie aneinander denken. „Ich wollte Dich besuchen gehen. Kurz bevor ich Dein Dorf erreichte, erreichte mein Freude auf dem höhen Punkt. Ich kehrte um…“ „Als Du kamst, war ich nicht da. Ich schicke Dir nun ein Lächeln.“
Ich lese Menschen, Menschlichkeit. Ich spüre Freude und Schmerzen durch die Striche und Kurven. Weil wir alle Menschen sind, können wir nur mit Turbelenz der Welt mit einer inneren Haltung umgehen – Menschlichkeit leben.

Der Weg nach Hause führt uns zum unseren eigentlichen Geburt des Mensch-Seins. Unsere Mütter haben uns einmal geboren, aber uns selbst zu gebären müssen wir selbst tun.
Mich interessieren viele Dinge zum Glück nicht mehr. Nur der Weg nach Hause, der Abraxas nicht verdammt, der mich nicht mehr von mir trennt, bleibt.
Und auf diesen Weg treffe ich Menschen, die dieses Zeichen an Stirn tragen. Möglicherweise lieben wir ein Getränk Namens Tee!
Im Moment führt mich der Weg in den tiefen Wald von alten Teebäume in Yunnan. In dem intensiven, harzigen und vielschichtigen Geschmack von den alten Bäume (Gushu 古樹) begegne ich Abraxas. Er sitzt zwischen den Blätter und Zweigen und singt.
Kennst Du die Komposition „Bilder der Ausstellung“? Ich höre BABA-YAGA!

Erinnerung des Körpers

Erinnerung des Körpers

Samstag morgen, nebelfrei. Ein Vater mit einem sehr jungen Sohn kamen zu Shui Tang. Sie sprachen Spanisch, diskret und ruhig. Das Kind wollte den kostbaren Lackbecher von Meister Liao Shengwen anschauen. Ich liess es ihn bewundern, dachte aber dabei, dass es nicht verkauft wird – wer würde solche Kostbarkeit für ein kleines Kind ausgeben? Zur meinen Überraschung ging der Becher mit dem jungen Liebhaber nach Hause. Sein Vater erklärte mir, dass sie eine Teekultur zu Hause pflegen und es ist nun so weit, dass das Kind mit seiner anfängt. Ich war in jenem Moment gerührt von der Liebe des Vaters. Mit Freude zeigte ich dem Kind, wie man mit einem Anfängergeit, den Becher anfasst und pflegt. Das Geld spielt dabei keine Rolle, aber das Herz. Das Geld kann manchmal einen behindern, einen Becher nicht als ein Becher zu sehen, sondern als ein Freund. Dieser junge kleine Teeliebhaber fasste nach meiner Anweisung den ersten Teebecher seines Lebens. Wird er sich immer daran erinnern? An dieses Moment?

You erzählte mir von einem Wald in der Nähe von Jingmai. Die Fläche so gross wie endlos. Ein Wald voller alten und sehr alten Teebäumen. Zwischen diesen Teebäumen wachsen Orchideen und Farn. „Kommst Du einmal mit, zu sehen, wie klein wir sind.“ Eine Körpererinnerung, die wir als Kind haben, wie wir diese Welt anschauen, die wir während reich und berühmt werden verlieren. Ich will nicht dahin gehen, sagte ich. Ich will diese Bäume so alt werden können wie sie sein sollen. 2007 – ein Superjahr für die Pu Er Tee-Spekulanten! Die Preise von Pu Er wurden getrieben zur einen zerstörerischen Höhe. Damals wurden viele, sehr viele, alte – sehr alte Teebäume gefällt, nur um die Blätter bequemer und schneller zu pflücken! Und die zwei tausendjährigen Teebäume, die einst iauf der Erde in Jingmai-Berg standen, wurden nach Kunming zur Schau gestellt. Sie staben an Verlust der Körpererinnerung! Sie starben mitten des grössten Shows ihres Lebens!
Als ich Jingmai 1999 trank, erinnerte es mich an Bunnahabhain (peated). Das Gefühl mitten in einem sehr alten Tempel zu sein – der harzige Wind in einem vermoosten und schattigen Garten. Eine Erinnerung, die mich an Respekt und Einklang mit allen erinnert. Egal wie turbulent und irreführend unsere Zeit wird, glaube ich an die Liebe zu unserem wahren Selbst. Es ist möglich, es so zu leben, wie wir es sind. Es ist eine Körpererinnerung vielleicht auf die Kindheit zurückzuführen, wie wir unbeschwert den ersten Anblick zur Welt blickten.
Anja und ihre Familie waren zu Besuch. Das Kind tanzte, lachte und drehte in dem Raum. Als sie müde wurde, lag sie neben ihrem Vater und streichelte seine Haare. Beim Zuschauen wußte ich, dass Anja es irgendwann vergessen wird. Aber ihr Körper vergisst es nicht. Die Erinnerung wird gespeichert und irgendwann wach gerufen, wenn es so weit ist.

Alte Blätter aus Yiwu

Als ein junger Mensch wollte ich immer weg. Weg von meinem Zuhause. Das heißt nicht, dass ich mein Heimat nicht liebe. Ich wollte bloss weg. Das heißt, dass ich mit dem Ich in dem Spiegel sehr unglücklich war.
Später merkte ich, dass ich nicht nur weg von Zuhause rennen wollte. Ich renne auch vor Unangenehmigkeit, vor Problemen und vor mir selbst.
Nun bin ich in Shuitang gelandet. Ich wurde ein Haustier. Weg rennen geht nicht mehr. Ich will nicht mehr vor mir weg rennen.
Das Leben wurde nun einfacher.

Ich besuchte Zhou Yu. Am einen kalten Tag.
Das Haus Wistaria war angenehm besetzt. Ich brachte ihn die Matcha-Praline. Er konnte nicht bis nach Hause warten. Wie ein Kind öffente er das Schachtel und schluckte das ganze Stück. „Ach, schön!“ er seufzte. Wir verabredeten uns zur eine Degustation.

Für mich ist er ein Tee-Philosoph aus der alten Schule – genau vor dieser alten Schule wollte ich nach Europa fliehen.
Wir vergleichen zwei alt gelagerten Tees – einer aus einer Blend von 60er und 70er Jahren und einer aus der 60er Jahren. Er sagte in seinem Haus degustiert man immer 4g in einer kleinen Gaiwan und 6g in einer kleinen Yixing Kanne.
Die Farbe des Tees verraten uns sehr schnell seine Herkunft. Ist er ein Blend!
Der Blend war sanft und intensiv. Die Intensivität des Aufgusses offenbarte mir der Sandelholzduft aus feuchtem und dichtem Wald! das Holz ist noch nicht ganz trocken. Sehr intensiv, aber nicht so rein, so frei, um zu schweben. Die zarten 70er PuEr verleiht ihn Spuren der Leichtigkeit und der reifen Blätter der einfachen 60er Pu Er bildet einen soliden Körper. Ich roh die Lichtung in dichten Laubbäumen. Der Geruch der Sonne nach dem tropischen Regenguss. Ich erinnere mich an meine Kindheitstage auf dem Land. Unter dem Pamelo-Bäume meiner Großmutter sammelte ich die Laubblätter und kleine Holzstücke, um mein Zuhause zu bauen.

Der andere Tee… nur aus alten reifen Blätter. Zhou Yu sagte, „Weiß Du, so einen einfachen Tee machte der Teebauer für sich selbst.“ So alt. Die Blätter waren so alt, dass man sie nicht wollte. So alt, dass die Teebauer selbst trank. Er kaufte diesen Tee damals im Esstrich eines alten Restaurant in Hongkong. Ihn hat seine Einfachheit nicht gestört.
Aber in der Jugend der alten Blätter aus Yiwu hat für ihn etwas gefehlt. So mischte er ihn mit den zarten Blätter von späteren Jahrgang um ihn aufzupeppen. Ist er durch diese Mischung bereichert?

Wir schüttelten unseren Kopf. Dieser reinen Aufguss aus nur reinen alten Blätter von Yiwu-Bauer ist so einfach und rein geblieben. Sein Wesen öffnete sich sofort, aber Schicht für Schicht, ein Wort nach dem anderen. Er hat keine Eile, er hat keine Zeit – nein, er hat kein Zeitgefühl, weil er ein Teebauer ist. Er erzählte beständig, die Aufgüsse sind reich, ein Aufguss nach dem anderen. Die Erzählungen reichen von puren eleganten Sandelholz, zu vegitalen Feinheit und der duftende Erdetöne. „Menglin, er kann so rein und einfach schön, weil er aus einer reinen Natur stammte. Ach, es war eine andere Zeit!“ er fuhr fort, „das ist das, was wir in der chinesischen Kultur von Zeit und Raum sprechen!“ Endlos und undefiniert. Ein Tee in dieser Art kann Dich zu einer anderen Zeit tragen und versetzen. Was bedeutet schon die Zeit und der Raum? Tee selbst ist Zeit und Raum zugleich.
Die Zeit hat die einfachen alten Blätter aus Yiwu zu einer Schönheit verwandelt. Er ist treu zu sich selbst geblieben. Was ist denn das, was die Zeit überdauert?
Vor was bin ich aus dieser Kultur geflohen?

Zhou Yu erzählte mir, dass er wohl im Sommer im Westeuropa sein wird. Ich rate ihn nach Zürich zu kommen. Ich sollte frisch umgezogen sein und er kann so lange aufhalten wie er will. Ich bat ihn einen Vortrag in Shuitang zu halten. Ein Vortrag nicht nur über Pu Er und Tee. Ich werde der Übersetzer sein, auch wenn es bestimmt nicht einfach wird!

Fotos von Wuliangshan in Yunnan China

Fotos von Wuliangshan in Yunnan China

Heute bekam ich viele schöne Fotos von You. Ich bat ihm mir paar Fotos von Wuliangshan und Mengla, wo ich so schöne Pu Er Tees erhalten habe.
Die wunderbare Fotos zeigen uns, wie die wilde Landschaft dort aussieht und wir können uns ungefähr vorstellen, wie der Teebaum dort wachsen! Teebaum, nicht Teebusch…
Wuliangshan von You schmeckt harzig und gleichzeitig wunderschön nach Blumenwiese! Der langer Abgang, der den ganzen Mund parfümiert, macht den Tee unverwechselbar!

Ich weiß, viele Leute würde mich fragen, ob ich nicht so eine Reise mit You organisieren würde, die wilde Landschaft zu bestaunen! Ehrlich gesagt, ich staune und bewundere gerne aus meinem Monitor. Ich bin ein Stadtmädel und es bleibt so!
Wuliangshan

Ein Streifzug durch die Pu Er-Landschaft

Carola wollte unbedingt eine Pu Er Schulung haben. Immer mehr Leute kommen zu Shui Tang und verlangt nach diesem Tee. Sie, als eine perfakte Löwin, ist gewöhnt immer nur das Beste zu geben und zu machen. auf ihre Bitte haben wir heute Abend eine Pu Er Schulung durchgeführt.

Jeanine kam im August, als Shui Tang nach der Sommerpause wieder eröffnet wurde. Eine Gruppe von Teebesessenen waren da. Sie fragte mich so direkt, dass sie gerne bei mir Tee lernen und arbeiten möchte. Ich verstand es als ein Wink aus dem Kosmos und sagte ihr, „warum nicht? Komme einfach doch einmal vorbei.“ Ich dachte mir, dass diese junge Frau es nicht ganz ernst meinte. Doch sie kam sofort nach paar Tagen. Ein gutes Zeichen. Sie kam, sehr vorsichtig, sehr bewußt. Sie fragte mich jedesmal, bevor sie etwas anfasste. Sie berüht die Dinge, wenn ich es zustimme. Ich beobachte, wie wir langsam aneinander gewöhnen und voran tasten. Zwei verschiedene Menschen mit zwei Geschichten fingen langsam miteinander anzuvertrauen. Fein und geschmeidig. Sie hatte wirklich „keine Ahnung“ von Tee. Sie trank am liebstens komische Teefladen, was sie irgendwo in Brüssel oder Paris kaufte. Es war sehr angenem für mich, ein weißes Blatt in eine farbige Welt des Tees einzuführen. Sie sollte selbst ihre Farbe finden und Stricke trauen – mit einer Haltung von Offenheit und Demut! Was wollte sie bei mir lernen? Wahrscheinlich meine Haltung gegenüber Tee – Demut. Tee spricht für sich selbst. Wir lernen Tee zuzuhören anstatt über sie zu sprechen.
Jeanine entdeckte in Shui Tang den Matcha und Pu Er. Sie sagte mir heute, „Ja, viele Tee würde ich heute nicht mehr trinken. Die drei Monate haben so viel verändert!“ Ein Weg, der kein Rückflugticket hat…
Für die lieben Leute, die Shui Tang tragen, mache ich gerne die Einführungen. Wir degustieren heute zuerst das offezielle Programm des Pu Ers von Shuitang:
Pu Er Grenztee 1990, Pu Er Simao 1999, Pu Er Tuocha Xiaguan 1999, Pu Er Nanuo 2006, Pu Er Yiwu 2008 und eine künstlich nachfermentierte von Dayi 2002.
Wir merkten sofort bei 2008, wie dieser Tee fein, ruhig und sanft schmeckt. Ich schmunzelte, „Ja, wie der Mensch You.“ Matsu You, der Produzent, ist eben so wie dieser Tee – ruhig und stets bei sich selbst. Ein tiefes Wasser. Wir merkten auch, wie der Gartentee von Xiaguan 1999 eine ganz andere Sprache spricht wie der Simao wilde Sammlung 1999. Der Gartentee ist eleganter und klarer, während der wilde Sammlung charaktervoll und kräftig zur Sprache kommt. Wir merkten anhand der Blätter von Simao 1999, wie sie uns verraten, dass die Zeit zwischen der Ernte und Produktion einfach zu lang liegt und der Tee entsprechend ausweichende Note bekommt.

„Wie merkst Du, dass der Tee ein Problem hat?“ „Wenn man immer einen guten Referententee trinkt und versteht, dann werden die „richtigen“ Aromen und Geschmäcke im Körper gespeichert. Dann melden diese Information sich zu Wort, wenn der Körper merkt, dass es dort etwas nicht stimmt.“ Es ist unglaublich wichtig, einen guten Tee, der „richtig“ gemacht ist, zu trinken und im Körper zu speichern. So lernt der Körper die Gerüche und Geschmäcke kennen, antsatt nur intellektuell zu imaginieren!!
Das geschieht ganz automatisch, dass man das Horizont unbewußt und bewußt erweitert, Dinge wahrzunehmen, ohne anzufassen.
Dann führten wir noch eine Runde Pu Er von offenen Blätter durch. „Brücke zur Vergangenheit 1979“, Yiwu 2010, Yiwu Mengla 2010, Taihe 2005. Alle waren beeindruckt von der feinen fruchtigen Noten von You´s Produktion 2010. Sehr schön gelungen! Der Brücke zur Vergangenheit, der eigentlich ein gestreckte Pu Er ist, missfiellen den Anwesenden, leider. Denn er gegenüber dem anderen Fladen von 1979 von Xiao Haungyin kann einfach seine „Falschheit“ als ein gestreckter Pu Er nicht verstecken!
Tee lügt nicht!

Wir lernten noch die feinen Unterschieden zwischen paar Anbaugebieten. Der Wuliangshan 2010 ist einfach ein herrlicher Tee, der mit einem leicht harzigen und ruchtigen Note uns unvergesslich macht! Ich sagte heute zu Fabio, dass es immer ein Bild bei diesem Tee in mir aufkommt: ein schönes Mädchen spaziert durch eine wilde üppige Landschaft zwischen Wasserfall, Felsen und ururalten Bäumen! Das süsse und die Schönheit des Mädchen begleitet von der starken natürlichen Landschaft!
Jeanine möchte in 10 Jahren ihr Teehaus in Australia eröffnen. Sie will bei mir alles lernen, nicht nur von Tee (wir hatten heute auch eine kleine Keramik-Stunde von Song-Dynastie). Ich bin glücklich, jemanden dabei helfen zu können, ihren Weg zu gehen! Es ist nicht ein Traum, sondern ein langer Weg! Auf diesen Weg braucht man viele aufrichtige Freunde und Demut, dass man weiß, was man vieles nicht weiß. Caleb, ihr Gatte, sagte zu mir, dass ihr Geschmack sich komplett verändert hat, seit sie jetzt nur „gute Tees“ trinken. Das kann man nicht wollen. Das geschieht einfach so.

Der Brücke zur Vergangenheit

Ich musste diesen Text zuerst schreiben, denn seine Worte mich nicht in Ruhe lassen.
Er kam zu Shui Tang, um den Brücke zur Vergangenheit zu kaufen. Ein Tee, der nicht im Programm von Shui Tang steht – wie viele andere tatsächliche Raritäten. Warum nicht? Ich weiß auch nicht. Nicht jede Sache hat einen Grund.

Monate vergehen, Tage häufen sich an,
wie ein trunkener Traum –
Ein alter Mann seufzt. Ryokan (Japan, 1758-1831)

Er kommt immer extra angereist. Ich bereite ihn immer extra seine Tees zu. Seine Tees – es sind erlesene gelagerte Pu Ers, die meistens in dem Schrank verschlossen bleiben. Warum bereitest Du immer für ihn solche Seltenheiten zu? „Weil wir uns gerne haben.“ er schmunzelte zu dem jungen Mann am Tisch. Weil er diesen Tee über alles schätzt.

Ich fragte ihn, weshalb er so beladen war und was für Last er sich herum trug. Er blickte zu Joseph und wollte diese neue Bekanntschaft nicht zu sehr mit Vergangenheit belasten. „Ach, ich will unsere schöne Momente jetzt nicht belasten.“

Schöne Momente und die belastete Vergangenheit… Wer kennt es nicht? Wer hat keine belastende Vergangenheit? Der belastete Gegenwart kann jeder Zeit zu einem schweren Rücksack werden, wenn – der Brücke zu uns selbst nicht gefunden wird.

„Weiß Du, ich wollte den bösen Geist einfangen.“ Er will den bösen Geist im Griff haben, um die schwere Vergangenheit endlich zu entlasten. Er glaubt, dass es jemanden gibt, die Verantwortung für die schwere Vergangenheit trägt – der böse Geist. Er ging mutig zu seinem Elternhaus am See. Das einstige vertraute Haus ist heute eine Sammlungen von liegenden Schachtel, vergessenen Dingen und häufenden Staub. Pflanzen verschliessen die Fassaden, Wildnis herrschte das Horizont. Die fremden Herrscher hatten sich zerstritten nachdem sie das Haus erwarb. Ruhlos und verlassen. Er suchte, suchte und suchte die Spuren der Vergangenheit. Er sammelte, häufte und packte all das, was er glaubte, wo der böse Geist ist! „Weiß Du, dieses Praxis ist einfacher als Psychoanalyse! Nützlicher als Psycho-Therapie!“ Ein Psychoanalytiker müsste wissen, wenn er es sagt.

„Weiß Du, ich habe ein Heucher-Thil (eine Puppe).“ Ich nickte. Ich kenne meine Heucherlei. Ich wollte Menschen gefallen und auf den bequemsten Weg gehen. Ich merkte, wie ich meine Stimmte veränderte, wenn ich mit meinen Eltern telefonierte. Ich weiß, wie ich meine Gesichtsauszüge wechselte, wenn ich bestimmte Menschen begegnete. Ich weiß, wie ich meine Zuneigung inszenierte, wenn ich etwas nicht wirklich absagen konnte… Heucherisch war ich. Vielleicht immer wieder ein wenig… Der lange Weg zu wahrem selbst! Er glaubte aber, dass eine klar definierte Puppe die Heucherlei heilt. Er wurde geheilt. Er schickte zum Beispiel diese Puppe zur Einladung, die er nicht wirklich absagen konnte. Er, als der Akteur, will nicht mehr heuchern.

Ähnlich wie eine Heucher-Thil sollte ein böse Geist endlich gefangen werden, der für die schwere Vergangenheit verantwortlich ist. Seine Erzählung war ruhig, lustig. Mein Herz wurde mehrfach gerüttelt. Wir tranken am Tisch den Brücke zur Vergangenheit – Yingu, ein Tee aus Wistaria Haus, Yunan 1989.

Wie schmeckt die Vergangenheit? Ich weiß es nicht. Mein Speichel sprudelte, meine Augen feuchteten. Der Brücke zur Vergangenheit, war auf der Zunge so sanft und geschmeidig. Es gleitete. Mut haben, auf dem Brücke zu gehen, die Last der Vergangenheit zu sehen, um loszulassen. Der Tee roch ein bisschen nach Blätter auf dem Waldboden. Die erdige Note war zuerst präsent, nahm sehr schnell ab. Die Lichtung durch die Blätter kam in dem dritten Aufguss. Der Geschmack wurde immer leichter, klarer und ruhiger. Ich sah die nackten roten Backsteinen unser altes Hauses, wo wir seit 7 Generation wohnten und abgerissen wurde. Die Luft war voller Staub. Wenn das Licht einmal durch das dunkle Fenster schien, sah ich wie Staub tanzte. Meine kindliche Hand versuchte sie zu fangen und scheiterte… Er sah die drehende Klingel der Haustür und die schöne Stübe, wo er als Kind als riesig emfand. Und Jeannie? Was sah sie?
Wir waren auf unseren Brücke zur Vergangenheit.
Der junge alte Mann seufzte.