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Kein Titel

Unsere Intuition spürt oft auf, dass unser Leben einen Wandel durchziehen muss. Oft fehlt es uns schwer, die Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen, und den Wandel tatsächlich zuzulassen.

Es gibt eine Frau in unserem Leben, die von Anfang an, mit uns emotional in Verbundenheit steht. Egal wie wir versuchen, uns von ihr zu distanzieren und von ihr zu entnabeln, sind wir mit ihr für immer verbunden. Diese Frau heißt die Mutter. Die Mutter tut alles für ihr Kind und sieht oft das Kind als die Erweiterung ihres Lebens.

Meine Eltern sind heute abgereist. Eigentlich wollten sie länger bleiben, aber mein Vater hat den Rückflug verändert, denn er sich stets durch das Nutzen und die Leistung definiert. Hier in der Schweiz fühlt er sich nutzlos und überflüssig. Er jammerte jeden Tag, dass er nutzlos in Shui Tang saß, langweilige Dinge wie Tee abpacken, Teepackungen zählen und im Sofa schlagen tätigen musste.

Meine Mutter kümmerte sich nur um das Essen. Sie beschwerte sich nicht. Sie putzte meine Küche, meinen Boden und meinen Kühlschrank. Sie waschte ganz leise das Geschirr und bewahrte das abgewaschene Geschirr in der Spülmaschine auf. Als ich das seltene Phänomen entdeckte, sagte sie, sie wollte mich nicht bei der Arbeit stören. Darum sortierte sie das Geschirr in der Spülmaschine. Sie praktizierte ihre Buddhas Lehre und sagte mir stets, was ich mit meiner Umwelt und mit Tee besser machen sollte. Oft geraten diese Ratschläger quer in meinem Kopf und meine emotionale Abweisung brachte sie zum Schweigen. Sie wollte, nur das Beste für mich. Aber ich bin nicht in der Lage es anzunehmen. Ich bin kein Kind mehr und will nicht, dass meine Mutter mir sagte, was ich hätte tun sollen.

Aber ich bin doch ein Kind. Zuerst plagte mich ihre Einreise zur den Einweihung von Shui Tang. Als sie ankamen, war ich nur gestresst. Als sie doch gar nicht in Shui Tang erschien, fühlte ich mich erst richtig als ein verlassenes Kind. Sie dachte, sie ließen mich in Ruhe. Meine Ambivalenz war mir nicht bewusst. Einerseits war es ein riesiger Stress, wenn die Eltern kommen. Andererseits bin ich für immer ein Kind und es ist schön, wieder ein Kind zu sein. Ein Kind, das das Leben nicht allein tragen muss, das bei jemandem richtig ausweinen darf und das wieder kindisch sein kann, ist für immer in jedem Herzen. Ich beobachtete meine innere Ambivalenz und Emotionen, konnte aber nicht darüber hinweg, ein Schritt weiter gehen. Ich sah, Gefühle kommen und gehen, Emotion aufgewühlt und abgekühlt wurde, aber einen Ausweg war nicht in der Sicht.

Meine Eltern waren oft sprachlos und hilflos in diesen Tagen. Mein Vater läuft seit einiger Zeit nicht mehr gut. Ihm fehlt oft die richtige Balance im Körper. Seine Hand trägt kein schweres Gepäck mehr. Aber sein Kopf und Körper hören nicht auf, mich beschützen zu wollen. Aber er ist hinfällig. Er wusste, dass er mir nicht mehr so helfen kann, wie er es wollte. Auch wenn er es will, schafft der Körper und die Distanz nicht mehr. Diese Ohnmacht konnte er nicht akzeptieren und die Situation wurde oft emotional belastet. Wir schwiegen, denn wir nicht wussten, wie anzufangen zu reden.

Als er heute ins Auto einstieg, sagte er mir den einzigen Satz zum Abschied, „Du muss auf Dich selbst schauen. Wir können Dir nicht mehr helfen.“ Er schaute mich nicht mehr an. Es war gut so.

Ich musste mich nach diesem Abschied sammeln. Meine Eltern sind abgereist mit einem Gefühl der Ohnmacht. Eine fremde Tochter in einem fremden Land. Er sagte mir in Frankfurt, wie hätte er sich damals freuen können, als ich mich vor 16 Jahren entschied nach Europa zu gehen. Wie hätte er sich damals vorstellen können, wie die Dinge ihren Lauf nehmen? Er wünschte, ich wäre zu Hause geblieben. Und ein ganz normales Leben geführt.

Im ICE sassen wir zu Dritt zusammen. Sie schliefen ganz geruht im Sessel. Süß und entspannt. Ich musste plötzlich aufstehen, zur WC zu gehen. Meine Tränen tropfen wie Wasserfalls in den Becken.

Nach vielen vielen Stunden schrieb ich ein SMS an meinen Vater. Ich schrieb ihm, dass ich ihn sehr liebe. Hoffentlich ist es nicht zu spät.

Ein Supertag!

Ein Supertag!

Mein Geburtstag hat wunderbar angefangen!

Bevor ich aufgestanden bin, klingelte bereits das Handy. SMS, eins nach dem anderen! Dann erhielt ich ein wunderschönes Mail von Andy aus Erfurt, ob er nichts von diesem Tag wusste. Seine liebe Worte taten mir sehr gut und das schöne Dokument von ihm wird mir eine zeitlang auf meinen Weg begleiten!

Eigentlich habe ich keine Zeit, keine Musse und keine Lust, etwas für eine Fest zu machen. Aber Miriam sagte mir, ich sollte es unbedingt, gerade, weil es eine anstrengende Zeit ist! 

Ganz spontan rief ich Freunde an und schrieb paar Mails. Alles kamen! Alle!

Die Vase war natürlich wie immer ein Problem für mich. Andere Freunde wußte von meinem Makel und brachte mir Orchideen! Drei schöne weißen Orchideen bekamen ich von drei verschiedenen lieben Freunde! Duftende Rosen, großen Sonnenblumen für das Sonnenkind und riesen Parardiesvögel… Ich kann mit geschenkten Blumen nicht umgehen. Wer sagt, dass Frauen immer gerne Blumen haben? Lieber Champagne!

Ohne Carola wäre alles nicht möglich. Sie kaufte für mich ein und streichte das schöne Partybrot. 5 Flaschen Champus haben wir weggetrunken. Ich hätte noch mehr geschafft.

Die Passanten spazierten neugierig vorbei, auch der neugierige Russe. Ich wollte ihm ein Glas Champagne. Roman fragte einfach, ob er eine Tasse Tee haben konnte. Ein verwirrter Gast, der einfach plötzlich da ist. Sehr lustig. Er schrieb mir sofort seine Adresse, weil er unbedingt bei der Einweihung sein möchte – die Teilnahme von diesem Fest wird leider per Einladungskarte organisiert. Er bewunderte meine schlechte Kalligraphie und meldete sich bereits für einen Kurs, der noch gar nicht gibt. Seine Handschrift war wunderschön, bereits ein Meister eigentlich… Sehr kurios.

Dann kamen eine englische Familie, ein altes japanisches Ehrpaar… Was für eine Fest, ja, mein Geburstag!

Den schönen Abend wurde wunderbar beendet, ich bekam noch einen Anruf aus Irland! Dieser Anruf hat mich riesig gefreut!

Ich danke alle, allen lieben Freunde! Ohne Euch wäre mein Leben ohne Farbe, mein Tee ohne Duft! Mein inneres Feuer, es brennt, lichtvoll.

Das Leben zu leben wie in letztem Moment

Gestern bekam ich eine traurige Nachricht von dem plötzlichen Tod eines guten Freundes. Vor einer Woche traffen wir erst wieder zum Kaffee und wir sprachen über das Leben und die Abhängigkeit des Daseins. Nun hat er uns verlassen, im Ferien Unfall, Tod.

Mit Erika musste ich telefonieren, mit jemandem musste ich sprechen. Sie erzählte mir, dass Michel ihr einmal sagte: wenn er auf Reise geht, räumt er seine Wohnung immer so auf, als ob er nie mehr zurück kommt. Man müsste Menschen immer so behandeln, als ob man sie zum letzten Mal sehen würde!

Eigentlich muss man sich selbst auch so behandeln, als ob man morgen sterben würde… Was habe ich noch nicht gesagt, gestan und geschimpft?

Die Häufung der Tode in meinem Freundeskreis und das Zusehen der eigenen Hinfälligkeit bringen mich noch näher zum Tee. Teezusammenkunft ist immer im Hier und Jetzt. Einmalig und nie wiederholbar. Nun erlebe ich es nicht nur im Wechselspiel der intellektuellen Worte, sondern durch meine eigene Haut.

Shui Tang ist ein Projekt, wie Teezusammenkunft im Hier und Jetzt, nicht wiederholsam und einmalig. Ich weiß, dass ich viel Angst und Zweifel habe – sie werde mich wohl das Leben lang begleiten. Aber ohne den Weg zum Shui Tang wäre ich nicht ich und mein Leben ohne Duft.

Paul und meine Schuhe

Paul und meine Schuhe

Isis konnte den Mord von Osiris nicht einfach hinnehmen und suchte das Leichen ihres Gattes im Nils. Sie beschloss sein zerlegtes Leichenstücke zusammen zu nähen, weil sie glaubte, dass der zusammengesetzte vollständige Körper die Göttern berühren würde und das Leben ihres Gattes wieder erweckt werden könnte. Sie glaubte, den Körper zu bewahren, um gegen die Zeit aufzuhalten und vor dem Tod zu schützen. Osiris wurde tatsächlich wieder aufgeweckt und wurde der Gott der toten Welt. Durch den Tod des Körpers entdeckten die alten Ägypter die Bedeutung der Ewigkeit des Körpers!

Durch die Gegensätze werden Wahrheiten plötzlich klar. Durch die Ewigkeit des Todes entsteht die Hinfälligkeit des schönen Körpers. Durch das Aufbewahren des vergänglichen substanzlosen Körper wird dem Tod ein Zeitgefühl verliehen. Irgendwann hat der Tod auch ein Ende… Eigentlich möchten Menschen mit dieser Vorstellung nur eins ausdrücken, weil wir Körper besitzen, können wir fühlen, sehen und schmecken, obwohl diese Empfindung vergänglich ist, ist es schöner als das göttliche Dasein. Denn selbst Engel können nicht riechen, tasten und schmecken. Auch wenn der Tod uns immer wieder einholt, haben wir viel erlebt und gelebt. Weil wir Körper haben, können wir das Leben erkünden. Wir können mit anderen Menschen austauschen mit Sprechen, Anfassen, sehen und riechen. Der Körper wird zum Speicher der Erinnerungen. Erinnerungen von Begegnungen und Liebe.

Ein Körper ohne Erinnerung der Berührungen und Schmerzen ist fast wie eine Wüste. Eine Wüste ohne Leben.

Ich sah das Sarg von Ulla immer tiefer in die Erde gesenkt. Der Priester predigte für das jüngste Gericht und Wiederauferstehung. Der Körper wird so lang aufbewahrt, bis der Tag der Gerechtigkeit sich nährt. Meine salzige Tränen tropften immer tiefer in die Erde. Die Pflanzen würden diese Flüssigkeit gar nicht vertragen. Der ältere Herr neben mir, fing an, mit mir zu plaudern. Er ist der Onkel Ullas. Zuerst plauderten wir über Ulla. Wir seufzten und seuftzten. Dann fragte er mich plötzlich wie ich die Schweizer fand, als er meine leichte schweizer Akzent entdeckte. Seine Frage brachte uns beide zu lachen. Unser Lachen rief die bösen Blicke der Anwesenden hervor. Wir sollten anständig sein und uns entfernen, wenn wir nicht mehr in der Trauerstimme bleiben könnten! Wir haben sie gestört. Unser Lachen störte tatsächlich die Todeszeremonie, denn wir waren am Leben. 

Ulla hätte mit uns gelacht. Denn sie liebte das Leben. Ich weinte um die Verlust ihres Daseins, aber nicht um ihren Tod. Sie hat wirklich ihr Leben genossen und gut gelebt. Sie hat alles ausprobiert und waren unternehmenslustig. Sie war in Dubei, als sie ihre Liebe folgte. Sie war in der zauberhaften Welt des Tees gereist, als sie ihr Leben verändern wollte anstatt nur zu Hause zu sitzen. Was gab es denn dabei zu trauern?

Der Körper ist voller Erinnerung der Liebe, das gesamte Speicher der Sinne. Liebe, die nur in Hirnzellen abspielt, ist eine Illusion. Ullas Körper war und ist die Erinnerungen unserer Freundschaft, unserer Begegnungen und unserer Berührungen mit Tee. Es war keine Illusion.

Gestern morgen erwischte ich das seltsame Moment mit dem Kater Andreas. Paul ist fetisch auf Schuhen. Morgen früh wollte er in mein Zimmer eindringen. Ich sprach mit ihm mental, dass ich nicht gestört werden wollte und er mich respektieren sollte. Als ich aufwachte, sah ich ihn auf meine Schuhe, voller Sehnsucht.

Dieser Kater wußte, die Nähe der Erinnerung eines Körpers zu suchen. Meine Schuhe sind das Speicher meiner Weges und meiner Liebe. Meine Schuhe sind Erweiterung meines Körpers. Wenn der Körper noch Sehnsucht hat, wenn der Körper noch weiß, wo die Sehnsucht hinführt, wird es wohl ein kleines Samen gesät, um auf einen prächtigen Baum zu hoffen… 

Der Tod

Meine Teefreundin Ulla ist in der Nacht am Donnerstag gestorben.

Schön, elegant und lieb war sie. So bleibt sie auch in meiner Erinnerung.

Sie würde so gerne mit nach Taiwan gehen. Sie glaubte an die Reise mit mir nach Taiwan, die ihr Leben neuen Impuls geben könnte. Sie glaubte an die chineische Medizin, die ihre Krankheit unterstützen könnte. Sie glaubte an unsere Freundschaft, die über Tee entstanden ist, eine Wende der Krankheit verschaffen könnte. Alles blieb in der Hoffnung. Alles geschieht in höheren Wille.

Ich war sehr betroffen, als ich die Nachricht erhielt. Innerhalb einem Monat erfuhr ich zwei Tode von Menschen, die mir sehr nah standen. Was bleibt eigentlich als das Wesentliche im Leben? Wie lange kann man schweigen, bis man alles ins Grab mitnimmt? Wie lange muss man noch vor eigenem Angst fliehen, bis der Tod uns endlich scheidet?

Ich rief Andrea an, sie kennt Ulla. Ich werde morgen bei ihrer Beerdigung sein, den Zwischen-Abschied von ihr zu nehmen, irgendwann werden wir uns wieder umarmen irgendwo im Paradies. Danach möchte ich mit Andrea eine Flasche Sekt aufmachen. Zu feiern, dass wir leben und verweigern, etwas zu verpassen!

Worte

Meine Großmutter bereitete sich für ihren Tod seit sie sechzig wurde. Sie kaufte immer wieder neue Seidebluse und getrickte Schuhe. Immer wieder erzählte sie meiner Mutter, wie sie bei der ersten Todesfeier angezogen werden sollte und wie sie gerne bei der letzten Feier – Beisetzung aussehen wollte.

Sie war eine launisch emotionale Person, die das Leben der anderen erschwerte – sicher beabsichtigte sie es nicht. Je nach ihrer Laune wurde der Hochblutdruck meiner Mutter unterschiedlich gemessen. Als junges Mädchen sah ich, wie meine Großmutter und Tante schwer gegen ihre eigene Emotion zu kämpfen hatten und anderen Menschen zum Opfer machten. Ich schwöre einmal, dass ich nicht das Spielball werden will – von meiner eigenen Emotion.

Man wird trotzdem Spielball von eigenem Konstrukt und von der eigenen Emotion, vor allem wenn man verweigert, eigene Innenwelt zu beobachten – eigene Reaktion zu hinterfragen und zu zweifeln. Wie viele Menschen können denn ihre Gefühle benenen? Wenn das Herz spürt, dass es zwischen Menschen etwas nicht stimmt. Vielleicht stimmt etwas nicht mit uns, vielleicht mit andren, man spürt bloss eine Negativität, die ausgelebt werden muss. Dann entsteht Konflikte. Anstatt die Dinge zu benennen, direkt auszusprechen und anzusprechen, werden Konflikte emotional ausgetragen. Das sind Beziehungskriege oder wahre Kriege.

Manchmal ist es die Brutalität des Nicht-Benennen-Könnens so brutal, wenn jemand stirbt. Der Tod bringt alles zum schweigen.

Mein Zenlehrer ist tot. Bis jetzt habe ich noch nicht geweint. Nur heute in den kurzen Moment mit Anna im Telefon fing ich an plötzlich zu weinen. Sie sagte mir, dass sie auch noch nicht geweint hat. Wir müssen uns sehen, um zu weinen. Ende Mai sollen wir zusammen in Berlin richtig weinen. Und beim Weinen über Michel sprechen. Über Michel sprechen anstatt mit ihm zu sprechen. 

Worte können nicht ausdrücken wie ich fühle – Schweigen auch nicht.

Bevor die Reisegruppe in Taiwan eintraf, bevor mein Vater sein Cognac mit den Teefreunde aus Europa „Ganbei“ machte, erlitt er einen kurzen Schlaganfall. Es war in der weltlichen Zeit nur 15 Sekunde. In meiner Zeit war es die Ewigkeit. Wir dachten, das war der Tod und das wars.

Keine Zeit Abschied zu nehmen. Keine Zeit, alles Gute zu wünschen. Er hatte keine Zeit, keine Möglichkeit uns etwas zu sagen. Wir hatten keine Zeit und keine Chance ihm etwas zu sagen. Er erreicht einiges in seinem Leben, was nichts mitgenommen werden könnte! Er kam mit einem nackten Körper und würde genau so gehen mit einem nackten Bauch. 

Wozu Reichtum und Glanz? Vor dem Tod sind wir alle gleich. Niemand nimmt beim Tod etwas mit. Wenn das Herz nicht gelebt werden kann, bringt das ein bisschen Geld und Ruhm nichts weiter. Das Herz, das uns mit anderen Menschen verbindet, leidet, wenn wir uns zu viel biegen müssen. Manchmal sind wir so verbogen, dass wir es selbst nicht mehr merken.

Nach dem Erwachen ass mein Vater weiter an seine Papaya, als ob es nichts passiert wäre. Zum Krankenhaus verweigerte er, zum Arzt geht er nicht. Meine Familie fühlte sich verzweifelt. Ich sagte meinem Vater, dass er viele gute Lebensversicherungen abgeschlossen hat und viele Immobilien als Sicherheit hatte. Wir, die Hinterbliebenen wären gut versorgt. Uns würde es auch gut gehen ohne ihn. Aber er muss für sich selbst schauen, wenn er uns länger sehen will. Mein Vater war sprachlos über meine Direkheit. Kannst Du für ihn leiden? Kannst Du für ihn zum Arzt gehen? Kannst Du für ihn sterben? Er muss selbst gut leben wollen.

In diesen kurzen 15 Sekunden verstand ich, nicht zu schweigen. Die unausgesprochenen Worte würde mein Grab zu schwer machen, dass ich keine Ruhe fände. Das Herz ist bereits tot, aber die Worte haften noch in Steinen und suchen nach dem Licht. Die ungeweinten Tränen können im Grab eine Überschwemmung verursachen. Worte kann mein Gefühl nicht ausdrücken, schweigen leider auch nicht!

Wilde Formosa Lilie

Als wir gemeinsam auf der Teereise waren, sahen wir oft in den Bergen die wilde Formosa Lilien. Die wilde Lilien wachsen am Berghang, auf dem nährstoffarmen Boden und fielen uns überhaupt nicht auf, wenn ich nicht ein Wild-Formosa-Lilien-Komplex hätten, hätte ich den mitreisenden Teefreunde gar nichts davon erwähnt!

Es war einmal eine Studentenbewegung auf Insel Formosa und diese Bewegung setzte die Insel in die Bewegung. Die erwünschte und schwer ersehnte Demokratie wurde durch die Proteste und Schreien langsam sichtbarer. Damals auf dem großen Platz in Taipei wurde eine wilde Lilie aufgestellt. Die kleine unauffällige Lilie, blüht ohne Bewunderung und Pflege, am Berghang, im Schatten und im Schweigen. Wild, hartnäckig und zäh. Der Geist des Formosas wurde mit dem Wesen des wilden Lilie gleichgesetzt. Diese Studentenbewegung hiess, „Wilde Lilie“.

„Wilde Lilie erlebt auch seinen Frühling“, es war ein beliebtes Lied von dem Rock-Musiker Luo Dayou in Taiwan. 

„Alles war wie ein Traum. Unsere kurze Begegnung war wie der Frühlingsbrise… Auch wenn Du die prächtige verführerische Narzissen im Wasser liebst, vergesse nicht, dass auch die einsame unauffällige wilde Lilie auch seinen Frühling erleben wird…“

In Blankenberge kamen viele Taiwanese zusammen, aus Taiwan, aus Deutschland, aus Italien und aus ganzen Europa. Sie bezahlen ihre Reise selbst, nur um ein zweitägiges Event in dieser kleinen Küstestadt am Nordsee teilzunehmen, nur damit der so genannte Taiwan-Tag unternehmenslustig, bunt und fröhlich werden konnten.

Die kleine einsame Stadt, wenn die Touristen die Küsten vergessen würden, würde diese Stadt farblos und grau. Das Tanz und Gesang von dem „Eingeborenen“ aus tiefen Bergen Taiwans war fast wie der erste Sonnenstrahl in diesen grauen Tagen, bevor der Frühling länger verweilt und wechselhaft bleibt. Diese fremde Truppe belebte die Stadt, heiterte die Menschen auf und war das Publikumsmagnet. Bunt, powerful und fröhlich!

Nur waren die Tänzer nicht wirklich die Eingeborenen. Die wirklichen Eingeborenen hätten die Chance nie, diese Reise zu unternehmen. Sie leben im tifen der Bergen, was nicht Unglück verspricht. Glück hat nicht zwangsläufig mit dem Wohlstand und Erfolge zu tun. Sie sind vernachlässig, vernachlässig von der Mehrheit der Insel. Sie werden plakativ demonstriert und gezeigt, wenn „Taiwan!“ hervorzuheben ist- sie sind die Vorzeiger-Objekte des Taiwans. Was ist denn eigentlich Taiwan?

Mein Landesleute sind sehr freundlich, sehr gastfreundlich und flexibel. Dies erlebten alle Mitreisend. Sie sind neugierig und freundlich gegenüber Fremde, vor allem den Weissen. Sie haben das Gefühl, dass sie sich Mühe geben müssen, denn die politische Lage ihres Landes so prikär aussieht. Der Nachbar China sieht bedrohlich aus. Die Frage ist, erzeugen die Freundlichkeit und Großzügigkeit die politische Sympathie beim „Fremden“, vor allem den weissen „Fremden“?

Es gab Haufen Geschenke in unserem Stand in Blankenberge, um zu verschenken oder für ein kleines Erlös zu verkaufen. Maler Peng, Mingtong zahlte seine Reise, brachte seine Materialien mit und spendierte das Erlös für die Organisation in Blankenberge. Was macht einen Maler aus Taiwan an, so eine Reise selbst zu finanzieren, um zu arbeiten? Er erfuhr, dass ich in der Schweiz lebe. Er schenkte mir ein Fächer, was er malte. „Weiss Du, was das bedeutet?“ Er deutete auf das Muster. Ich schüttelte meinen Kopf. Es sind chinesische Worte. „Der Heimweg.“ „Heimweg?“ ich spürte eine leichte pflaumige Geschmack, säurig und salzig in meinem Mund. „Der Heimweg, der sich kreisen, zu einem Kreis. Alles kehrt sich zum Urpsrung und alles geht weiter. Endlos. Dein Heimweg ist der Weg in die Ewigkeit.“ Wenn ich den Heimweg finde, finde ich auch den Schlüssel zur Ewigkeit, zur Quelle des Lebens? Mein Heimweg.

Ich hütete vorsichtige das Fächer. So frech wie ich bin, verlangte nach einem anderen Fächer mit Muster von Lotus (Foto siehe die letzte Post). Er verstand nicht, wozu Lotus, Es sind bloss kischiges Muster, nicht wahr? Ich gab ihm eine Tasse QIlan Mingjian. Er seufzte, „Ach, das Gefühl wie daheim zu sein…“ Er wiederholte es und ich wußte nicht, etwas zu sagen. Der Heimweg beginnt im Tee?

Gegen 12 Uhr kamen immer mehr Leute zurück zum Stand. Meine Arbeit wurde langsam zu Ende und ich packte meine Sache. Alle packten die Sache. Es gab noch sehr viele wilde Lilie, bunt, fröhlich und zwart gefaltet. Mir wurden ein buntes Strauss der Lilie geschenkt, als sie erfuhren, dass es ein Teehaus in Zürich eröffnet wird. Ich beschenkte keine besondere Aufmerksamkeit auf die zarten bunten Lilie… Ich war fixiert auf andere Dinge, z.B. das getrockenete aromatische Scheinefleisch aus Keelung…

Ein freundliches altes Gesicht lächelte mir an und ich gab ihm ebenfalls eine Tasse Tee. Diesmal Alishan Jinxuan. Man sagte mir, dass er der Star im Stand von Gestern war. Er ist der Origami-Meister, Tänzer und Bergsteiger. Die zwarten bunten Lilien waren von diesem Mann mit rauhen Gesicht und großen Händen!? Sprachlos starrte ich ihn an! Meine Welt brach einwenig zusammen. Ich habe relative kleine Hände mit schmalen Finger, leider sehr linkisch und ungeschickt. Aber wie kann die zarten Lilien aus diesen Händen stammen?

Er lächelte. Als ob er mein Schweigen gelesen hätte, fing er an, kleines Papier zu falten. Er hing leicht seinen Kopf, konzentrierte auf seine große Finger. Seine Atmung war ruhig und tief. Entspannt, schnell und kontinuiertlich faltete er viele kleine Papier zu einem Dreieck. Aus vielen vielen kleinen Dreieck entstand ein Schwann. Ein wunderschöner eleganter Vögel aus vielen vielen Dreieck. Seine unauffällige konzentrierte Bewegung des Faltens, sein Schweigen und seine Sorgfalt bewegte mich und meine Tränen liefen fast aus dem Lid der Augen.

„Für Dich, mein Fräulein,“ er gab mir noch einmal ein buntes wilden Formosa Lilien-Strauss. (foto siehe Post von letzen Beitrag) Der Frühling war da. “ Dein Laden kann die Lilien gut gebrauchen nicht wahr? Sie brauchen kein Wasser, keine Pflege. Sie werden Deinen Laden schmücken.“ Ich hütete die Lilien, die Fächer und viele viele Liebe dieser fremden Leute aus meinem Land. Langsam ging ich auf dem Heimweg. Mein Heimweg in die Fremde, die inzwischen meine Leute werden. 

Es gibt eine gemeinsame Sprache in dieser Welt. Es kann Tee sein. Es kann Lilie sein. Menschen sprechen gerne durch die Blume. Tee verbindet Menschen. Nur den Heimweg muss man kennen, damit man in die weite Welt gehen und wieder zurückkehren kann. Damit man weiss, was das Gefühl wie Zuhause zu sein ist und das Gefühl unter den Fremden sein könnte.

Das Teehaus Shuitang wird ein Heim werden. Ein Ort für eine Ansammlung von Menschen, die sich dort zu Hause fühlen. Auch die wilde Formosa Lilie.

Benjamin

Benjamin

Das kleine Benjamin lernte ich heute in Blankenberge kennen. Niemand wusste, woher er kommt, wohin er geht.

Seltemes Kind, seltsame Eltern. Er war allein auf diesen großen turbelenten Platz am den ruhigen Sonntagsmorgen. Er kam immer wieder zu dem Teestand. Immer wieder. Was hat das kleine Kind eigentlich hingezogen? Er trank den Qilan Formosa Oolong. Er hätte ihn so gerne. Er blieb bei dem Stand, auch wenn er sich körperlich entfernte.

Was hat ihn denn eigentlich angezogen? Das hätte ich so gerne gewusst. Leider sprach er nur Französisch und ich nur Chinesisch.

Hast Du auch im Tee und in der Bewegung um Tee etwas für Dich – wie für mich entdeckt? Das hätte ich ihn so gerne gefragt.

Teefreude

Es wurde windig und kalt. Ich fuehlte mich krank und muede. Leider hatte ich zu viel zu tun, um sich krank zu fuehlen. Es wurde Degustation von dem neuen Gruenteeernte aus China von Luo geplant. Er wartet dringend auf das Test-Erlebnis. Eigentlich waere er gerne dabei gewesen.

Als ich in das Buero eintraf, wurde ich ausgelacht, weil ich mich wie einen Wintermann kleidete. Pig gab mir sofort einen warmen Tee, der mein Herz sofort waermte. Es gibt zum Glueck einen Ort in dieser Welt, wo man selbst sein kann – ich bin so dankbar. Bei meinem Lehrer in seinem Buero gibt es nicht social lifing und unnoetige Unterhaltung. Man spricht, wenn man sprechen will. Ansonsten liest man Zeitung, trinkt Tee oder sitzt einfach dort. Man ist einfach zusammen. Nie gezwungen fuehlt man sich. Klare Aussprache und klare Absprache. Ich gehore eben so solchen einfachen Menschen, die gerne selbst sein moechten, anstatt Jemand zu sein. Mich kann man nicht zwingen, etwas zu tun, wenn es fuer mich nicht stimmt. Wenn die Dinge wichtig sind, wuerde ich alles einsetzen, damit es klappt.

Mir ging es sofort besser. Sie merkten nicht das kranke Ego hinter meinem Jacke. Wir degustierten 12 verschiedenen chinesischen Gruentee, meistens hochwertig und rar. 1,5 Gramm nahmen wir und liessen die Tees stehen. Da mein Lehrer noch Gaeste hatten, warteten wir mindestens 30 Minuten lang. Bevor er kommt, wuerde niemand die Tasse anruehen.

Bald kam der Meister. Er degustierte sehr sorgfaeltig. Er wusste, jemand, der eine wahre Teeseele hat, der auf der anderen politischen Kontinent lebt, auf seine Kommentare wartet. Mein Lehrer lobt oft Luo, „Ein toller Schueler, eine wahre Teeseele!“ Leider trennt das Ozean zwischen einem Meister und einem Schueler. Ich bin der Bruecke. Luo ruft mich sehr oft an. Oft, nicht immer wegen Geschaeft, sondern wegen dem Gefuehl der Naehe an jemanden zu sein, vom den man sich verstanden fuehlt. Pig hat die Degustation genau gefilmt und er versprach mir, das Datei zu schicken, damit ich hier veroeffentlichen kann.

Der Meister schaute die Tees an und fing sofort, die Anzeichen der Aufguesse zu deuten. Wie weiss er denn alles – diese Frage, stelle ich mir andauernd. Die meisten Gruentee sind nicht genuegend erhitzt! „Wieso?“ “ Menglin, versuche, nicht sentimental zu sein, versuche, nur anhand den Phaenomenen zu interpretieren! Wenn Du Tee einkauftst, darfst Du nicht von Deiner Sentimentalitaet beeinflusst werden! Dies muss Du Mr. Luo sagen! auch beim Tee machen, darf er nicht an dies oder an jenes denken. Nur an eins, was fuer einen Tee sollte und kann aus dieser Pflueckgut werden.“ Er unterrichtete uns, wie wir anhand der Farbe und Pflueckgut den ersten Eindruck lesen, wie wir die Differenz zwischen den Geschmack und dem Duft interpretieren. Manchmal hat ein Tee gutes Body, aber der Prozess war falsch. Manchmal eine gute Produktion, aber ein schlechtes Body…

Das stimmt, dass man mit jedem oder allein nach Taiwan zum Tee fahren kann. Das stimmt, dass man mit jedam in einen Teegarten gehen kann. Das stimmt, dass man ueberall Tee kaufen kann. Eins wusste ich, dass es ein Gipfel hinter einem Gipfel steht. Teegarten zeigt einem, so viel wie man beobachten kann. Der Teefreund nimmt das, was er kann. Fuer usnere Reisegruppe hat mein Lehrer viel viel vorbereitet und wartet auf diejenigen, die etwas mitnehmen koennen!