Archiv für den Tag 30/09/2016

Wie lerne ich Tee?

Irgendwie landet oft ein Teeliebhaber irgendwann in Shui Tang. Sei es durch sinnvolle Zufälle oder durch Hören und Sagen.

Viele Tee-interessierte kommen mit vielen Fragen und Kommentare. Man muss wirklich fit sein im Tee, um hier zuarbeiten.

Ich war nicht fit. Meine Nase lief und meine Augen waren müde. Der junge Herr aus Italien, extra angemeldet und eingereist, hielt bereits Fragebogen und Degu-Notiz vor sich. Wurde ich geprüft? Ich lachte in den Teeschiff und fand es richtig absurd, aber zugleich berührt.

„Die Welt des Tees ist riesig. Ich weiss nicht, wie ich anfangen sollte.“

„Ich weiss auch nicht.“

„Wenn ich in China und in Japan bin, bin ich immer so glücklich, weil ich dort guten Tee trinken kann. Aber wenn ich im Europa bin, bin ich immer frustriert.“

„Es tut mir leid.“

Oft sagen viele Menschen zu mir, dass sie sich sehr wohl im Asien fühlen. Sie haben möglicherweise eine chinesische Seele. Aber ich kann ganz sicher sagen, in mir lebt eine europäische Seele.

„Vermissen Sie Taiwan, wenn Sie hier sind? Vermissen Sie Europa, wenn Sie in Taiwan sind?“

„Nö.“ Ich doch nicht. Ich bin aus Taiwan als eine junge Frau „geflohen“. Und wenn ich jetzt in Taiwan bin, genieße ich die Auszeit als ein sichtbarer Fremde und Auszeit als Haustier vom Shui Tang. Ich bin nicht mehr diese junge Frau, die nicht wusste, wie man das eigene Leben eigenhändig gestalten sollte. Ich bin auch nicht mehr dieser Fremde, der sich nicht helfen kann.

Was hat solche Frage mit Tee zu tun? Was hat die Degu-Notiz mit Tee Verstehen zu tun?

Am Ende unseres Gesprächs wollte der junge Herrn paar Teesorten kaufen. Er kaufte unsystematisch – in meinem Augen. Ich malte ihm ein Plan:

Also Tee zu verstehen kann man mit weißen, gelben, grünen, Oolong, Hongcha, Pu Er anfangen.

Da ich spezialisiert mit Oolong und Pu Er bin, nehmen ich die beiden Teesorten als Beispiel:

Oolong verstehen kann man mit Varietäten beginnen: 1. Traditionelle Sorte (Tie Guanyin, Qingxin, Buddhas Hand, Shui Xian, Da Hongpao, Rougui, Wuyi, Qilan, Huang Jin Gui, Meizhan, Da Man Zhong, Qingxin Dapang etc.) und 2. Moderne Sorten (Jinxuan, Cuiyu, Sijichun etc.).

Dann nimmt man die Varietät Tie Guanyin als Pfad, weil der Tee einem wahrscheinlich ganz besonders gut gefällt. Dann geht man mit Anbaugebieten vor. Es gibt China -Anxi und Taiwan-Muzha und Hochland. Dann geht man automatisch tiefer in die Herstellungsmethode wie Oxidation, Fälschung und Röstung. Am Ende landet man bei der Lagerung als Faktor.

Man sieht, es geht immer weiter, tiefer und ganzheitlicher. Zeit, Raum und der Mensch bilden zusammen zu drei wichtigen Achsel. Die Degu und Wissens-Notiz hilft nur bedingt (ABER sie helfen). Man schreibt Notiz um es später wegzuwerfen. Was wirklich hilft ist Probieren, Vergleichen und Beobachten. Zwar introvertiert anstatt extrovertiert. Tee trinken um zu sprechen ist vorläufig lustig. Weil man immer die Aussage prüfen kann.

Bei Pu Er wurde ich mit zwei Kategorien anfangen: Sheng und Shou. Bei Sheng und Shou gibt es gleichzeitig drei Kategorien: Gushu, Huangshan und Taidi. Bei Sheng-Gushu (oder Taidi oder Huangshan) geht man weiter mit Kennenlernen vom Anbaugebieten. Hier wird man konfrontiert mit anderen Faktoren wie Lagerung, Sonne-Trocknung und Fälschung. Bei Shou kommt noch das Faktor Fermentationsgrad dazu.

Meine Besucher waren so glück und gingen mit Lächeln aus Shui Tang.

Ich atmete aus. Irgendwie war ich auch sehr glücklich! Mein Herz war berührt.

Ein Teegespräch mit Teefreunden ist oft anregend und lustig. Ich bevorzuge manchmal einen seltenen Tee mit Teefreunden zu teilen, mit den ich nicht sprechen muss. Die Worte stören oft.

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