Janacek bezeichnet die Botschaft zu seiner Komposition „Auf verwachsenem Pfade“ als eine Art der Artikulation einer Verzweifelung, die er mit Wörter nicht wiedergeben konnte. Angefangen mit einer Erzählung von einem gemeinsamen Abend mit herzlichen Gespräch und fliessenden Atmophäre
Archiv für den Tag 05/03/2012
Auf verwachsenem Pfade
Ich bin nicht ein tapferer Mensch, eigentlich ein Cremeschnittchen. Das ist der Grund weshalb ich nicht nach Yunnan gehe und die Teebergen besuchen. Ich stelle mir in meinem Kopf voller Horror von kreisenden Insekten, beissenden Tieren und hinterlistigen Homo sapiens vor. Also ich gehe lieber mit Janacek in seine schönen poetischen Komposition auf verwachsenem Pfade!
Eine Erinnerung aus meinem vierten Lebensjahr: Sie schreien: Feuer! Es war in der Nacht, im Sommer. Im Bettzeug trug man uns zum Abhang des Tierparks. Mein erschrockenes Weinen über den Feuerbrand verhängt noch heute meine Gedanken. Und die Tonart cis-moll meiner Komposition ‚Auf verwachsenem Pfade‘ ist der Widerhall dieses Geschehens. Die innere Welt des Erlebens schirmt den Komponisten gegen den nackten Naturalismus des Schaffens.
So schrieb Janacek über die Komposition. Heute würden wir vielleicht sagen, dass er sich damit therapierte. Es ist auch einr Art von Gespräch, das man mit sich selbst führt, um das innere Ich Schicht für Schicht tiefer begegnen kann – und wir tun es im Tee nicht anders.
Drei Degustationen führte ich durch die Bergen von Pu Ers Landschaften, einmal allein, zwei Male mit anderen Menschen. Oft sind die wiederholten Versuche, was mich jedesmal überraschen, wie unterschiedlich die Tees in der Wiederholung zu mir sprechen.
Im Januar machte ich eine kleine Runde mit den Muster nachdem sie frisch eintrafen. Die Namen von den Dörfer und Bergen werden Bezeichnungen von den Pu Er Tees, z.B. Dingwan, das ist ein Name vom Dorf und der Tee aus diesem Dorf trägt dann diesen Name. Als ich Dingwan im Januar allein trank, fiel mir nur den Begriff von Nymphe – was für einen anmutigen geschmeidigen Tee! Und der Nannuo Shan, so prächtig, herb und widerstandfähig, wie ein Gentleman aus dem Roman vom letzten Jahrhundert. Das Durchqueren der Landschaft scheint so einladend wie der Ruf „Kommt mit uns!“