Der Tee voll im Trend

Dass Tee voll im Trend ist, muss nicht eine wissenschaftliche Studie bestätigen. Man braucht nur die Blog-Landschaft zu beobachten.

 

Dass Tee voll im Trend ist, ist ebenfalls keine Neuigkeit. Als Tee in Europa ankam, war er bereits ein Trend – zuerst vom Hof hofiert, dann salonfähig und später ein Volksgetränk. Das geschieht mit jedem Ding, dessen Popularität immer von Oben nach Unten durchsetzt.

 

Was hat aber das Phänomen „Tee voll im Trend“ der Kultur Tees gebracht? Tee wurde populär, wurde Gesprächsstoff und Schauobjekt der Gesellschaft. Aber finden Teeliebhaber auch den Zugang zu ihm, zu seiner Geschichte oder sogar zu seiner Wurzel? Oder ist es alles nicht so wichtig für Teetrinker hier? Man nimmt das, was er braucht? Man mischt das, was ihm recht ist.

 

Ich bin immer wieder enttäuscht von Veranstaltung über Tee, Berichte von Tee und Vorträge des Tees. Es geht immer um die Ziehzeit, Aufbewahrungsmethode, Folklore (z. B. Teegeschichte) und wie gesund der grüne Tee sein kann. Man geht immer davon aus, dass Teetrinker in Europa stets der Anfänger ist, der nichts von Tee weiß! Wenn man immer seinen Leser und sein Publikum als 1. Klasse-Schüler betrachtet, kommt man nie weiter. Es geht nicht mehr um Ziehzeit, Aufbewahrungsmethode und Gesundheitsaspekt. Für mich wäre es einen bedeutenden Schritt mit Menschen auszutauschen – “ wie findest Du diesen Tee?“.

Mit diesem Motiv schreibe ich dieses Blog, mit Teefreunde über „TEE-ERFAHRUNGEN“ zu sprechen. Es gibt keine Standard Ziehzeit! Entschuldigung für diese Bemerkung. Man muss die richtige Ziehzeit für sich selbst finden! Wie groß ist die Teekanne? Wie viel Teeblätter nimmst Du? Hast Du gerne leicht herb oder lieber mild?

 

Wir sind keine Massen! Wir sind Individuem! Auch wenn unsere Erziehung, Gesellschaft und Medien uns zur mitlaufenden angepassten intuitionslosen Massen zwingen wollen, innehaben wir immer noch diese wirkliche Freiheit – ich bin ein Individuum, das weiß, dass ich meinen Geschmack entwickeln kann und haben kann.

 

Um den eigenen Geschmack zu entwickeln, lernen wir zuerst Tee zu verstehen, so wie er ist. Was ist ein Oolong? Wie muss oder soll er schmecken? Was für Variante gäbe es bei Oolong? Wie entwickelt sich momentan der Oolong? Fühle ich mich einig mit dieser Entwicklung?

Warum sagen Teetrinker und Teeliebhaber nicht Nein zu Medien, die uns immer noch mit Folklore, simple Anweisungen und Hören-Sagen von Tee futtern wollen? Wir wollen mehr, mehr als nur von der Geschichte oder Ziehzeit wissen, sondern auch „Was ist Tee“.

Tee voll im Trend. Die Welle kommen und gehen. Was bleibt?

Zen-Meister Bovay erzählte mir von dem Ergebnis der Medienspektakel 2005, als Dalai Lama in die Schweiz zu Besuch kam. Er wurde oft von Journalisten angerufen und für ein Interview angefragt. Das Zentrum war voll von rege „Zen-Touristen“. Es sind aber fast keine geblieben. Die ernsten Suchenden waren unter diesem regen Zulauf nicht zu finden.

Also was bedeutet Tee voll im Trend?

In zehn Jahren werden wohl weiter die chinesischen Märchen und Diskussionen über die Ziehzeit und den gesunden Grüntee verkauft. Und der Tee wird in Medien immer noch voll im Trend sein!

2 Gedanken zu „Der Tee voll im Trend

  1. Suzanne

    Das „Phänomen Trend“ ist wohl so alt wie die Menschheit selbst – wahrscheinlich sogar älter. Wir sind Herdentiere, die vom Imitieren lernen… „richtig“ ist das, was die Herde vorgibt, und was mit ihr übereinstimmt. Früher oft eine Voraussetzung fürs Überleben…

    Es ist schwer, diesem Phänomen entgegenzuwirken. Ich habe lange gegen Modetrends gelebt als Teenie (ok, das war in den 80ern, kein Wunder bei den scheußlichen Klamotten… ;)) – aber das war auch irgendwie künstlich. Jetzt habe ich lieber meinen eigenen Stil – weder für noch gegen den „Trend“. Er ist mir einfach egal. Ich nehme, was mir persönlich gefällt. Und dabei nervt mich der Trend gehörig: wenn das, was ich schön finde, aus der Mode ist, und ich es nirgends kaufen kann. Zum Glück gibts second Hand – und ebay 😉 und lange gehegte und gepflegte Klamotten“vorräte“, die bei Umzügen extrem ins Gewicht fallen… 🙂

    Beim Tee ist es schwieriger. Man muss viel darüber lernen, viel ausprobieren. Leider bedeutet es „trial and error“ – viele errors! Da erscheint es manchmal leichter, nur zu befolgen, was ein (echter oder vermeintlicher) Teemeister sagt: Wassertemperatur, Ziehdauer, Menge. Dadurch vermeiden wir vielleicht Fehler – aber sicher auch das eigene Denken und Schmecken. Dennoch: genauso habe ich angefangen, im Tee.
    Der Trend als solcher hatte damit nicht so viel zu tun – er hat das Finden nur viel leichter gemacht (wie gesagt, hier sind jetzt fast an jeder Ecke „Kung Fu Cha Läden“).
    Zu Anfang dachte ich sogar, jeder Tee hat eine „feste“ Ziehdauer… die man nicht abändern sollte. Das ist wirklich Quark – aber als totaler Anfänger ist man so: man sucht nach Regeln – um Fehler zu vermeiden. Und Fehler sind beim Tee wirklich schade: es schmeckt nicht, und teuer war es auch noch…

    So bleiben viele Anfänger in dieser ersten Etappe stecken. Wie Du sagst, Menglin – es ist sehr schade, dass nur die „1. Klasse“ gelehrt wird, und dass es danach nicht wirklich weitergeht. Aber dazu würde es Geduld brauchen – das Gegenteil des Trends!

    Ich fürchte, gegen Trends angehen zu wollen, ist wie gegen Windmühlen zu kämpfen… es ist zu tief in uns verankert. Aber es heisst ja nicht, dass man gar nichts tun kann. Dieser Blog ist ein gutes Beispiel dafür! Insofern: gut, dass Bloggen auch im Trend ist :))

    Eben habe ich wieder den schönen gelben Tee getrunken (den Yunan Huang Ya). Es war der dritte Aufguss (noch von heute morgen übrig), und ich habe ihn zu lange ziehen lassen (für meinen Geschmack war er etwas zu bitter geworden). Tja: trial and error! Aber es war trotzdem eine interessante Erfahrung – es kommen ganz andere Geschmacksnoten heraus, nicht mehr lieblich, sondern herb und sehr reich im Geschmack. Fast ein bisschen „sirup-artig“ (nicht der Geschmack, sondern das Gefühl, wenn man ihn trinkt).

    Eine schöne Tee-Erfahrung!

    Liebe Grüße, Suzanne

    Like

    Antwort
  2. Juerg

    Hallo Menglin,

    Du hast Recht. Die Frage nach dem Trend beim Tee sollten wir in Zukunft nur noch so beantworten: wir wollen mehr dazulernen, ihn besser verstehen!

    Denn persönlich finde ich, das Geniale beim Teetrinken ist die enorme Abwechslung.

    Nettee Grüsse,
    Jürg

    Like

    Antwort

Hinterlasse eine Antwort zu Juerg Antwort abbrechen