Tee und Kaffee sind für mich nicht voneinander zu trennen.Ich kannte Shem nicht, finde ihn sofort als meiesgleichen. Er versteht Geschmack, er versteht den Zauber von Duft und er versteht das Versetzen vom Horizont.
Am vergangenen Dienstag hat er uns versprochen, mit Kaffee zu verzaubern. Wir waren da und Tim war sogar viertel nach drei schon da. Er wartete, wartete. Warten auf den Kaffee-Mann.
Zuerst war der Fruchtige aus Salvador. Die Beeren tanzten auf der Zunge. Auf einmal dachte ich, es sei Hongyu! Hongyu, ein Schwarztee aus Bergen Taiwans. Er heisst Honyu, weil er nach knackigem Apfel duftet und seine feine Spuren von Pfefferminz klopft auf der Zunge.
Serafino sass dort und schaute das Kaffeespiel mit Skepsis zu.
Er behauptet, er sei Italiener. Ein Italiener trinkt nur Expresso. Solche dunkle Brühe, ein Power-Spritze ohne jegliche Poesie von geschmacklichen Differenzen. Aber wenn man es gerne hat, hat man eben gerne. Wozu Diskussion?
Tim trank die feine Tasse und sagte zu dem jüngeren Serafino, „Serafino, Du kannst auch Deinen Horizont erweitern. Probiere doch Mal.“
Der klaren Aethiopien zeigt uns seine Präsenz. Shem sagte, er sei sehr sauber, sehr klar. Ja, ein Hauch von Jasmin wie in der Nacht. Aber seine Präsenz ist so stark. Mein Körper erfreute über seine Kraft und atmete laut. Meine Augen werden klarer und Rücken gerade. Ich lachte innerlich. Das ist der Mengku Pu Er bei Kaffee?
Horizont erweitern. Es geschah nicht nur bei einem Kind aus Italien. Das geschieht hoffentlich täglich auf dem Teetisch.
Uns wurde von Shem mit einem grossartigen Geschenk bereichert. Kaffee und Tee, zwei Getränke bilden ein unbekanntes Feld. Für manche unvereinbar, für manche ein Abenteuer. Das Feld zu betreten ist Versetzen des Horizont garantiert.