Archiv für den Tag 09/03/2015

Hobby

Jemand sagte mir, dass es immer Junge in Shui Tang zu finden sind.
Das stimmt. Aber es hat mit Shui Tang oder mit mir nichts zu tun. Sondern mit der Erziehung hiesiger Gesellschaft.
Ein Junger bekommt Raum in dieser Gesellschaft. Er wurde beigebracht, seine Hobbys nachzugehen und kreativ zu sein. Hingegen sind Mädchen sozial abhängig. Mädchen definieren starker mit der Umgebung und ihrer autoritären Personen.
Ich sagte oft zu Serafino, dass er immer seine Eltern fragen muss, bevor er zu mir kommt. Er erwidert mich mit einer klaren Antwort: „Es ist meine Sache. Das können sie nicht einmischen.“
12jährig! So klar.
Einmal fragte ein Kunde am Teetisch, ob Tee ein Hobby sei.
Serafino antwortet mit einer Klarheit: „Hobby macht man, wenn man Zeit hat. Merke Ihr nicht, dass ich mit Tee ernst meine. Ich komme hier um zu lernen!“
Die Erwachsenen waren kurz ruhig. Weiss das Kind schon von dem Begriff „Weg“?
„Serafino, Du bist noch ein Kind. Du weiss gar nicht, wovon Du sprichst.“ ich versuche ihn zu dämpfen.
„Menglin, Du sagst immer, dass ich mein Kind bin. Das stimmt, mein Körper ist noch ein Kind. Aber meine Seele ist älter als Du weiss!“
Wir waren alle auf einmal sprachlos.
Weiss er wirklich, was er sagt?
Oder hat er nur Sätze von Youtube zitiert?
Einmal sprach ein älterer Arzt mit Tim, weil er von seinen Aussage über Sad Boys überrascht war. Später sagte Tim zu mir.
„Ihr nehmt uns viel zu ernst. Wir sind eigentlich recht oberflächig.“
Was für eine Klarheit? Ich schüttelte meinen Kopf.
Wissen diese Kinder oder Teenager dass sie noch den natürlich Zugang zu ihrem Selbst haben?
Oder ist alles bloss meine Projektion?
Manchmal zweifele ich auch über das, was ich diesen jungen Menschen gebe.
Verstehen sie es vielleicht zu intellektuell? Oder?
Es war am Dienstag.
Wasser tropften auf den Teetisch.
Serafino griff das Teetuch und wollte wegwischen.
Ich hörte die sanfte Stimme von Tim.
„Serafino, schaue Mal. Du nimmst das Tuch und streifte den Tisch immer in die Richtung zu dir. So und So. Jawohl!“
Meine Träne füllten meine Augen. Mein Herz lachte.
Ich weiß. Das ist tolle Arbeit mit meinen Tee-Setzlingen in Shui Tang.

Horizont erweitern

Horizont erweitern

Tee und Kaffee sind für mich nicht voneinander zu trennen.Ich kannte Shem nicht, finde ihn sofort als meiesgleichen. Er versteht Geschmack, er versteht den Zauber von Duft und er versteht das Versetzen vom Horizont.
Am vergangenen Dienstag hat er uns versprochen, mit Kaffee zu verzaubern. Wir waren da und Tim war sogar viertel nach drei schon da. Er wartete, wartete. Warten auf den Kaffee-Mann.
Zuerst war der Fruchtige aus Salvador. Die Beeren tanzten auf der Zunge. Auf einmal dachte ich, es sei Hongyu! Hongyu, ein Schwarztee aus Bergen Taiwans. Er heisst Honyu, weil er nach knackigem Apfel duftet und seine feine Spuren von Pfefferminz klopft auf der Zunge.
Serafino sass dort und schaute das Kaffeespiel mit Skepsis zu.
Er behauptet, er sei Italiener. Ein Italiener trinkt nur Expresso. Solche dunkle Brühe, ein Power-Spritze ohne jegliche Poesie von geschmacklichen Differenzen. Aber wenn man es gerne hat, hat man eben gerne. Wozu Diskussion?
Tim trank die feine Tasse und sagte zu dem jüngeren Serafino, „Serafino, Du kannst auch Deinen Horizont erweitern. Probiere doch Mal.“

Der klaren Aethiopien zeigt uns seine Präsenz. Shem sagte, er sei sehr sauber, sehr klar. Ja, ein Hauch von Jasmin wie in der Nacht. Aber seine Präsenz ist so stark. Mein Körper erfreute über seine Kraft und atmete laut. Meine Augen werden klarer und Rücken gerade. Ich lachte innerlich. Das ist der Mengku Pu Er bei Kaffee?

Horizont erweitern. Es geschah nicht nur bei einem Kind aus Italien. Das geschieht hoffentlich täglich auf dem Teetisch.
Uns wurde von Shem mit einem grossartigen Geschenk bereichert. Kaffee und Tee, zwei Getränke bilden ein unbekanntes Feld. Für manche unvereinbar, für manche ein Abenteuer. Das Feld zu betreten ist Versetzen des Horizont garantiert.