Ich komme aus einer kolonialisierten Insel und habe in ehemaliger kolonialen Macht studiert.
Eine meiner Magisterprüfungen handelte sich um eine Thema:
„Reiseberichte über China in der deutschen Literatur.“ In dieser 4-stündigen Klausur habe ich die beste Note trotz meinen Grammatik-Fehler erhalten…
Es war eine andere Zeit meines Lebens, als ich noch auf der Identitätsuche war. In diesem Studium habe ich verstanden, wie und warum die hiesigen Menschen mich und meine Herkunft so wahrnehmen. Irgendwann wurde ich bewusst, dass auch ich den postkolonialen Blick nicht vermeiden kann und ihn selbst verinnerlicht habt!
Jeden Tag werde ich in Shui Tang mit diesem Blick konsumiert.
Jedesmal wenn ich nach Asien gehe, betrachte ich mit einem distanzierten Blick und oft sehr kritisch.
Immer wieder wenn ich eine Tasse Tee aufbereite, suche ich einen Punkt, um alles um mich noch einmal zu reflektieren.
Weil die hiesigen Menschen, die mich kennen, mich nicht mehr als ein reiner Exot betrachen, reden sie auch so mit mir, wie mit einem von ihnen. Oft ist es sehr unreflektiert, was kulturelle Ueberheblichkeit angeht. Ich schweige meistens. Es ist nicht mein Problem für dieses Nicht-Reflektieren zu verantworten. Ich rege mich auch nicht auf, weil es nicht mein Problem ist, dass die anderen Menschen unbewusst durch ihr Leben gehen.
Ich erinnere mich an die immer kehrenden Szene in Bergen Yunnans. Die Pflückerinnen lächelten schüchtern, aber sehr entschlossen – sie wollten nicht fotografiert werden!! Sie wollte nicht. Sie sprang aus dem Baum runter und rannte weg. Meine Gruppe reagierten wie Bienen und Flieger auf sie und blitzen und blitzen.
Ich schaute zu. Ohne Emotion und sagte auch gar nichts. Wozu? Das Mädchen wusste sich zu wehren. Wir sind alle bloss nur Menschen. Wenn ich Europäer wäre, wäre ich ncht anders als mit diesen Blick durch die Welt zu gehen…
Zufällig gestern Nacht entdeckte ich diesen interessanten Beitrag:
http://www.teetalk.de/topic/1229-reiseberichte-darjeeling-und-nepal/?p=13260
Teeforum interessiert mich nie. Ich bin ja kein Teefreak. Aber dieser Teebegeisterter Paul schrieb ein Thema an, was in mir Resonanz fand: Tee, Kolonialismus und Reise…
Das ist der Grund, weshalb ich meine Reiseeindrücke anders thematisiert und warum ich Texte über Tee anders schreibe – stets mit Reflexion. Mehr als über 20 Jahre lebe ich zwischen dem Osten und dem Westen. Es ist klar, dass ich die belden Blicke in mir habe – den kolonialen und den kolonialisierten… Ohne Reflexion wäre mein Leben ein Brei – ein Schlammschlacht! Wer könnte sich von diesem Schlacht entziehen in so einer vernetzten kommerziellen Welt?