Es ist das zweite Male in diesem Monat, dass man mich um Unterricht der chinesischen Kultur bat. Ich sollte durch solche Gespräche und Stunde entgelt werden. Ich fühle mich nicht qualifiziert genug für solche Angelegenheit und weise auf die Universität hin. Nein, dort kann man nur die Kultur für den Kopf lernen, aber nicht fürs Leben. Recht überrascht und ich sagte, dass man sich an diesem Teetisch freundschaftlich annähren kann und darüber so unterhalten kann. Mein Gegenüber hat gelacht und sagte, dass er mich nicht als Freundin haben will, sondern als Lehrerin.
Lehrerin.
Ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit meinem Zen-Lehrer Michel. Jedesmal wenn ich das Dojo eintrat, drehte er sich gegen mich um. Drei Jahre lang. Er hat mich einfach nicht beachtet. Geht man wohin, weil man beachtet wird? Ich weiss es nicht und es war mir vollkommen egal. Ich erinnere mich an meinen ersten Schlag von Gyosaku, das man im Dojo von älteren Schüler erhält. Gyosaku wird in amerikanischen Zentradition vermieden, weil ein Schlag zu sehr an Strafe und Gewalt erinnert. Kann man besser mit Gewalt umgehen, weil man mit ihm nicht mehr konfrontieren muss? Ich weiss es nicht. Ich war ein Kind, das oft Schläger erhielt und ganz normale Schaden mit mir trägt wie meine europäischen Mitmenschen. Schläger sind mir nicht fremd und nicht zu fürchten. Ich melde mich oft für Gyosaku, lass mich gerne auf meinen Schulter schlagen. Manchmal ist ein Schlag bloss ein Schlag. Manchmal ist es ein Schlag ins Gesicht und ich werde wach!
Ich war bereit für den Schlag. Der Schlag auf meinen Schulter ist oft der einzige Klang in dem stillen Raum, eine einzige Ton zwischen den Wände, was sich Generation zu Generation nie unterscheidet. Manchmal fühle ich mich durch diesen Klang so verbunden mit all den Patriachen, die mir diese Lehre weiter geben.
Viele Leute kritisieren die harte Zen- und Teeschulung, dass man Schüler hart tadelt. Manche bezeichnen es als Psycho-Spiele. Gyosaku zu geben und zu empfangen erhalten in dieser Auslegung eine Färbung von Unterdrückung und Blockade.
Für mich bedeutet Gyosaku weder gut noch schlecht. Vielmehr beschäftigt mich mit der Frage: „Bist Du bereit?“ Was bedeutet Schüler, was ist ein Lehrer?
In Rasa bin ich Jack begegnet, ein brillianter Tee-Lehrer aus Kyoto. Von ihm hat die Mystik des Tees mir ein Tor geöffnet. Dafür bin ich sehr dankbar. Dass er sich bemüht, einen vereinfachten Teeweg für hiesigen Menschen zu experimentieren, hat mich jedoch sehr zum Nachdenken bewegt. Als ich daran war, Unterricht zu nehmen, bat ich ihm:
„Ich will kein Lob. Ich will Kritik. Hier bitte ich um Unterweisung.“
Eine Einladung von Kritik, ist für mich eine Bitte für Teeunterricht. Ich bin bereit, mit mir selbst auseinanderzusetzen und den Tee als Spiegel zu betrachten. Schone mich nicht, auch ich bin in der Lage etwas zu lernen. Der Weg muss nicht einfach und vereinfacht werden. Ich bin bereit.
Eine Tradition und eine Kultur kann nur aufgrund eine Einladung vermittelt werden. Niemanden können wir erzwingen, etwas aufzunehmen. Wenn der Gegenüber bereit ist, die Tür zu öffnen, kann das Reichtumg beschenkt werden. Der Geist des Tees geht über Generation zu Generation, von Menschen zu Menschen, die bereit sind, machmal für ihn das Leben aufzuopfern – wie Meisters es taten. Der Weg war und ist nie geradeaus.
Bist Du bereit?