Als wir in Menghai in dem letzten Tag waren, tranken wir zusammen in einer großen Runde den außergewöhnlichen Pasha Varietät aus Lao Ban Zhang.
Der Herr Hu, der Initiator dieser Produktion ist, fragte meine Gruppe, wie sie die Tagen in Yunnan finden. Jemand, für Chinese ein Fremde aus Europa, sagte es ganz ehrlich und direkt, dass der Klimawandel und die Ausbeutung von den Teepflanzen ihm sehr traurig machten. Weil man den schwachen Zustand der Teepflanzen in der Natur beobachten konnte.
Ich übersetzte es so wie es gefragt wurde. Für mich war diese Frage freundlich und der Chinese sich als Gastgeber fühlte. Die Antwort übersetzte ich auch so wie es geantwortet wurde, weil ich es als ehrlich empfand und nicht als Kritik verstand.
Die Ausbeutung an den Teepflanzen ist nicht verursacht von einer Person, sondern von einer Teegemeinschaft, die billig und mehr haben wollen.
Herr Hu schwieg kurz und sagte knapp, dass er uns eine schöne Rückreise wünschte.
Ich weiß nicht, wie die anderen seine Antwort aufgenommen haben. Yu hätte es nicht sehr viel anders reagiert. Ich hätte sicher auf eine Diskussion eingegangen, weil ich gerne rede. Weil ich auch gewöhnt bin, mit Menschen in Shui Tang zu besprechen, auszusprechen und abzusprechen.
Für mich war Herr Hu und Yu verständnisvolle Teehändler, verständnisvoll, weil sie Tee und Teegeschäft ganzheitlich betrachten.
Warum ging er nicht auf einen Austauch oder eine Diskussion ein?
Hört er nicht gerne, fremde Kritik an Yunnan?
Höre ich gerne Kritik an Shui Tang, an meine Person oder an Taiwan? Ofen gestanden, es tut im ersten Moment weh. Habe ich Verständnis für Schweizer, die oft kritische Worte von mir an seinem Land hören? Ja, ich habe Verständnis. Es sind allerdings zwei Dinge: 1. zu gestehen, dass man sich mit etwas identifiziert und Schmerzen damit spürt. Das schafft eine kollektive Bindung und eine Klarheit über sich selbst; 2. zu respektieren, dass der andere ein Fremdverständnis bringt und ein Basis zu finden, miteinander zu sprechen oder nicht. Ohne persönlich anzugreifen oder auf dem Fremden zu projizieren. Das nennen wir Demokratie.
Warum sagte Herr Hu nichts? Mich hat man später gefragt, ob er beleidigt war. In meinem Verständnis war er nicht. Er denkt genau so, er hat genau das Gleiche gesehen, er wusste genau das Problem. Der Fremde hat die Tatsache angesprochen.
In Taiwan zitieren die Medien gerne von ausländischen Beobachtern, wie schlecht unsere Gesellschaft ist. In China muss die Gesellschaft häufig Kritik von ausländischen Medien anhören, wie sie besser machen sollen mit Umweltschutz, mit Menschenrechte und so weiter. Jede Gesellschaft hat seine eigene Geschichte. Taiwan war kolonialisiert und hat viel Probleme mit eigener Identität und Selbstbewusstsein. In Taiwan ist man stets selbstkritisch oder selbst beleidigend. Man geht mit Fremdverständnis aufgrund der Geschichte unterschiedlich um.
Ich weiß nicht, warum Herr Hu nicht auf einen Austausch einging. Ob er Rucksack von seiner Gesellschaft auf seinen Rück trägt, weiß ich nicht. Aber diese Antwort eines Fremden hat ins Schwarze getroffen.
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