Vielen Leute beneiden mich, weil sie dachten, dass ich immer das tue, was ich gerne tue.
Das ist eine reine Illusion. Meine Schweizer Freunde glauben häufig nicht, was ich von mir erlebten Diskriminierung und Frustration erzähle. Für sie ist ihre Welt in Ordnung. Natürlich ist die Schweiz eine ganz tolle Nation. Aber nicht immer heil für einen Ausländer.
Man muss häufig eine Menge zurückstecken. Das Schlimmste ist immer, wenn eigene Schweizer Freunde es nicht versteht, weil sie nie damit Probleme haben. So würde ich immer zu hören bekomme, als ob ich das Problem sei.
Da unser Pöstler für paar Monate krank geschrieben ist, bekommt Shui Tang einen neuen. Seit dem funktioniert alles nicht mehr. Wir warten vergeblich paar Wochen auf Pakete, nur weil die Pakete immer zu falscher Zeit geliefert sind. Die Pakete kommen immer um 8:30, während Shui Tang erst um 11 Uhr offen wie alle meine Nachbaren! Anders als in Deutschland bekommt man nicht gleich eine Benachrichtigung im Briefkasten, sondern paar Tage später einen Brief. Es verzögert den Ablauf! Auch wenn ich den neuen Herr bitte, es bringt nicht. Soll ich tatsächlich mit Schokolade oder Geld kommen um meine Bitte nachzuhelfen?
Bin ich noch in der Schweiz?
Heute entschied ich mich selbst zur Post zu gehen und die drei seit Wochen ausstehenden Pakete abzuholen.
Am Schalter wurde ich belehrt, dass man in der Schweiz immer so macht.
Ich weiss, ich sollte nicht zu viel erwarten. Ich bin nur eine unbedeutende Person. Die Tränen kamen beinah runter. Hilflos und verzweifelt. Mir wurde es klar, dass ich eigentlich sehr schwach bin.
Dann zahlte ich Rechnungen mit Postcard für Shui Tang ein.
„Sie zahlen für eine GmbH ein. Gehören Ihnen diese GmbH?“
„Ja. es sieht so aus, nicht wahr?“ Diese Frage bracht mir eine Menge Wut.
„Ich muss Ihren Handelsregisterauszug sehen.“
„Wie Bitte?“ Für eine GmbH einzahlen muss ich einen Handelsregisterauszug dabei haben? Ich spürte nicht mehr Ohnmacht in mir, sondern Wut.
Mit einer ganz kalten Stimme, antwortete ich, „Sind Sie sicher, dass Sie es sehen muss?“ Aus welchen Recht?
Sie schwieg. Dann plötzlich ganz höflich, „Frau Chou, darf ich Ihre Ausweis noch einmal sehen?“
Auf dem Rückweg mit den schweren Paketen war ich voller Emotionen. Das ist nicht das erste Mal, dass es so etwas passiert, aber es wird auch nicht das letzte Mal. Die Situtation für den anders Aussehenden wird mit der aktuellen Entwicklung immer schwieriger.
Der Täter und der Opfer sind immer im Spiegelbild. Was ist das Wichtigste daraus zu lernen, aus diesem Spiegelbild auszusteigen?
Noch einmal in Ruhe mit dem neuen Pöstler sprechen, notfalls mit Hilfe von Schokoladen etc?
Ja, schlimm. Ich war lange mit einer Afroamerikanerin zusammen, die auch manchmal wie eine Idiotin behandelt wurde (hat aber ihren PhD und ist vielleicht die klügste Person, die ich kenne).Ob ich das noch erleben werde, dass Hautfarbe nicht mehr zählt…?
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